Bdaian
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Dass Elsaß-Lothringen als deutsches Kernland betrachtet wurde, ist aber kräftig an ideologischen Haaren herbeigezogen. Meines Wissens gab es nicht die geringsten Bestrebungen in E-L, "heim ins Reich" zu dürfen.
Weder in Frankreich noch in Deutschland hat man sich je besonders um das interessiert, was die Elsässer und Lothringer für Bestrebungen hatten.
Im nationalistisch aufgeheizten Deutschen Reich hat man jedoch diese beiden Gebiete als urdeutsch betrachtet, was sie ja eigentlich auch waren.
Auch die Begründungen zu 1815 sind hist. nicht zu halten. Beim ersten Pariser Frieden spielte E.-L. keine Rolle, erst nach den 100 Tagen wurde es durch Preußen und nur durch Preußen in den Verhandlungen zum 2. Pariser Frieden ins Gespräch gebracht, weil Preußen seine linksrheinischen Besitzungen bedroht sah. (von heim ins Reich war da noch keine Rede, ebenso wenig von Österreich, welches hist. betrachtet viel eher hätte davon reden können) Freilich konnte sich Preußen nicht durchsetzen, weniger der Bourbonen wegen, sondern dem internationalen Gleichgewicht und auch der Tatsache geschuldet, dass nur Napoleon, nicht aber Frankreich der Krieg erklärt worden war.
Bismarck wusste sicherlich, dass Frankreich den "natürlichen Grenzen" nachtrauerte, er musste aber auch wissen, dass Frankreich lange Jahrzehnte nach 1815 "Großmacht auf Bewährung" war und keine Chance zu Gebietserweiterungen bekam.
In der Summe bleibt wohl, dass die Begründung der Annexion nationalistisch ideologisch geführt wurde, damit ein zurück gar nicht möglich war, denn wie hätte man der eigenen Bevölkerung dies erkären wollen?
Hier ein Auszug aus dem Brief Bismarcks an den Botschafter in London, in dem er die Anexionsabsichten begründet:
"Wir stehen heute im Felde gegen den 12. oder 15. Überfall und Eroberungskrieg, den Frankreich seit 200 Jahren gegen Deutschland ausführt. 1814 und 1815 suchte man Bürgschaften gegen Wiederholung dieser Friedensstörungen in der schonenden Behandlung Frankreichs. Die Gefahr liegt aber in der unheilbaren Herrschsucht und Anmaßung, welche dem französischen Volkscharakter eigen ist und sich von jedem Herrscher des Landes zum Angriff auf friedliche Nachbarstaaten missbrauchen lässt. Gegen dieses Übel liegt unser Schutz nicht in dem unfruchtbaren Versuche, die Empfindlichkeit der Franzosen momentan abzuschwächen, sondern in der Gewinnung gut befestigter Grenzen für uns.
Wir müssen dem Druck ein Ende machen, den Frankreich seit zwei Jahrhunderten auf das ihm schutzlos preisgegebene Süddeutschland ausübt, und der ein wesentlicher Hebel für die Zerstörung der deutschen Verhältnisse geworden ist. Frankreich hat sich durch die konsequent fortgesetzte Aneignung deutschen Landes und aller natürlichen Schutzwehren desselben in den Stand gesetzt, zu jeder Zeit mit einer verhältnismäßig kleinen Armee in das Herz von Süddeutschland vorzudringen, ehe eine bereite Hilfe da sein kann. Seit Ludwig XIV., unter ihm, unter der Republik, unter dem ersten Kaiserreich haben sich diese Einfälle immer und immer wiederholt; und das Gefühl der Unsicherheit, welches sie zurückgelassen, und die Furcht vor einer Wiederholung dieses Schrecknisses zwingt die süddeutschen Staaten, den Blick stets auf Frankreich gerichtet zu halten. Wir können nicht immer auf eine außerordentliche Erhebung des Volkes rechnen und der Nation nicht ansinnen, stets das Opfer so starker Rüstung zu tragen. Wenn die Entwaffnungstheorie in England ehrliche Anhänger hat, so müssen dieselben wünschen, dass die nächsten Nachbarn Frankreichs gegen diesen alleinigen Friedensstörer Europas mehr als bisher gesichert werden. Dass in den Franzosen dadurch eine Bitterkeit geweckt werde, kann dagegen nicht in Betracht kommen. Diese Bitterkeit wird ganz in demselben Maße stattfinden, wenn sie ohne Landabtretung aus dem Kriege herauskommen. Wir haben Österreich, wesentlich aus jener Rücksicht, keine Gebietsabtretungen angesonnen, haben wir irgendeinen Dank davon gehabt? Schon unser Sieg bei Sadowa hat Bitterkeit in den Franzosen geweckt; wie viel mehr wird es unser Sieg über sie selbst tun! Rache für Metz, für Wörth wird auch ohne Landabtretung länger das Kriegsgeschrei bleiben als Revanche für Sadowa und Waterloo! Die einzig richtige Politik ist unter solchen Umständen, einen Feind, den man nicht zum aufrichtigen Freunde gewinnen kann, wenigstens etwas unschädlicher zu machen und uns mehr gegen ihn zu sichern, wozu nicht die Schleifung seiner uns bedrohenden Festungen, sondern nur die Abtretung einiger derselben genügt."