Russland war 1914 nicht in der Lage, in den türkischen Meerengen eine Landung durchzuführen, um die Sicherung zu durchbrechen. Eine amphibische Landung in der Größenordnung von mehreren Korps (Armeestärke!), entfernt von den Basen, ähnlich Gallipoli, war unmöglich für die Schwarzmeerflotte.
Der Hinweis auf irgendwelche Möglichkeiten, ein oder zwei lumpige Brigaden direkt hinter einer Front oder irgendwo ein Kommandounternehmen anzulanden, liegt neben der Sache. Bei den Meerengen geht es nicht um taktische Unternehmen, sondern um eine Invasion.
Wer einen Fisch fangen kann, betreibt deswegen noch keine Walfangflotte.
EDIT: zu den russischen "Denkspielen":
In 1903 gab es dazu eine Planübung. Man veranschlagte, dass am Tag M+9 eine halbe Infanteriedivision und eine Viertel-Kavalleriedivision für die Einschiffung bereit wären. Eine Invasion war ab M+11 denkbar. Am Tag M+19 wären maximal 170.000 Mann verschifft (ohne das man dafür Transportkapazitäten berücksichtigte, aber der erforderliche Heeresumfang wird deutlich). Diesen Truppen, unabhängig von der Machbarkeit der Verschiffung und anschließenden Versorgung, würden bereits an M+16 drei Tage vorher insgesamt 215.000 Mann der osmanischen Armee gegenüberstehen, sämtlich Divisionen mit "redifs", also "1. Linie"
Die Unmöglichkeiten sind leicht erkennbar. In den Folgejahren beschäftigte man sich daher lieber mit einer lokalen, begrenzten Landung bei Trebizond bzw. im Rücken der Kaukasus-Front, da den Quartiermeistern bei dem Gigantismus der Bosporus-Landung die Haare zu Berge standen.* Eine Probe-Mobilisierung in Odessa 1911 -übrigens im Planspiel eine Teil-Mob - ergab völlig unzureichende Mob-Umfänge für Großaktionen.
Planspielchen wurden 1911/14 fortgesetzt, und der zusammenfassenden Würdigung vom Februar 1914 ist nichts hinzufügen, dass die Operation unmöglich sei (Admiral Rosin, Chef des Admiralstabes), dem sich die Lageberichte vom Bosporus über die osmanischen Befestigungen und Militärstärken anschlossen.
"On 8 February 1914, representatives of the Military and Naval Ministries met in the Foreign Ministry to consider the preparedness of the army and navy for undertaking landing operations. Although preparations were supposed to have been underway for more than thirty years, both the army and navy were still quite unprepared for such actions. As Minister for the Navy Ivan K. Grigorovich remarked, "in the present situation we could only carry out such an operation under very unsatisfactory conditions. The main problem is that we do not have anything like sufficient means of transport on the Black Sea." The condition of the army was even more diseoneerting. The shortfall in the "reserve stocks" of the Odessa military district ... The situation with ammununition stocks was also bad ...
Evgenii F. Podsoblyaev, The Russian Naval General Staff and the Evolution of Naval Policy,
1905-1914, JoMH 2002, S. 37-70.
*Marshall, Alexander Graham: Dar Al-Harb: the Russian general staff and the Asiatic frontier, 1860-1917, 2001.
Der Hinweis auf irgendwelche Möglichkeiten, ein oder zwei lumpige Brigaden direkt hinter einer Front oder irgendwo ein Kommandounternehmen anzulanden, liegt neben der Sache. Bei den Meerengen geht es nicht um taktische Unternehmen, sondern um eine Invasion.
Wer einen Fisch fangen kann, betreibt deswegen noch keine Walfangflotte.
EDIT: zu den russischen "Denkspielen":
In 1903 gab es dazu eine Planübung. Man veranschlagte, dass am Tag M+9 eine halbe Infanteriedivision und eine Viertel-Kavalleriedivision für die Einschiffung bereit wären. Eine Invasion war ab M+11 denkbar. Am Tag M+19 wären maximal 170.000 Mann verschifft (ohne das man dafür Transportkapazitäten berücksichtigte, aber der erforderliche Heeresumfang wird deutlich). Diesen Truppen, unabhängig von der Machbarkeit der Verschiffung und anschließenden Versorgung, würden bereits an M+16 drei Tage vorher insgesamt 215.000 Mann der osmanischen Armee gegenüberstehen, sämtlich Divisionen mit "redifs", also "1. Linie"
Die Unmöglichkeiten sind leicht erkennbar. In den Folgejahren beschäftigte man sich daher lieber mit einer lokalen, begrenzten Landung bei Trebizond bzw. im Rücken der Kaukasus-Front, da den Quartiermeistern bei dem Gigantismus der Bosporus-Landung die Haare zu Berge standen.* Eine Probe-Mobilisierung in Odessa 1911 -übrigens im Planspiel eine Teil-Mob - ergab völlig unzureichende Mob-Umfänge für Großaktionen.
Planspielchen wurden 1911/14 fortgesetzt, und der zusammenfassenden Würdigung vom Februar 1914 ist nichts hinzufügen, dass die Operation unmöglich sei (Admiral Rosin, Chef des Admiralstabes), dem sich die Lageberichte vom Bosporus über die osmanischen Befestigungen und Militärstärken anschlossen.
"On 8 February 1914, representatives of the Military and Naval Ministries met in the Foreign Ministry to consider the preparedness of the army and navy for undertaking landing operations. Although preparations were supposed to have been underway for more than thirty years, both the army and navy were still quite unprepared for such actions. As Minister for the Navy Ivan K. Grigorovich remarked, "in the present situation we could only carry out such an operation under very unsatisfactory conditions. The main problem is that we do not have anything like sufficient means of transport on the Black Sea." The condition of the army was even more diseoneerting. The shortfall in the "reserve stocks" of the Odessa military district ... The situation with ammununition stocks was also bad ...
Evgenii F. Podsoblyaev, The Russian Naval General Staff and the Evolution of Naval Policy,
1905-1914, JoMH 2002, S. 37-70.
*Marshall, Alexander Graham: Dar Al-Harb: the Russian general staff and the Asiatic frontier, 1860-1917, 2001.
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