"Fetih 1453"
"Fetih 1453" (Regie: Faruk Aksoy) habe ich nur auf Türkisch mit deutschen Untertiteln gesehen. Da in den Untertiteln immer wieder Rechtschreibfehler waren wie "Kreuritter Herr" oder "das" statt "dass" und schlimmere, kann es gut sein, dass die Untertitel auch inhaltlich etwas schlampig gemacht waren. Darum mag es sein, da ich kein Türkisch verstehe, dass ich ein bisschen den Inhalt durcheinander gebracht habe.
Was mir an Ausstattung etc. aufgefallen ist, baue ich diesmal in die Inhaltsangabe ein.
Handlung:
Am Beginn des Films sieht man wie ein Mann im 7.Jh., der Mohammed getroffen hat (der natürlich im Bild nicht zu sehen ist, es ist ein türkischer Film), seinen Freunden offenbart, dass dieser den Fall von Konstantinopel im Zuge des Heiligen Krieges vorraussagte.
Dann ist man in der ersten Hälfte des 15. Jh.. Es wird kurz erklärt, warum die Türken eventuell zu Mehmed II. kein Vertrauen haben könnten. Sein Vater hatte ihn einmal an die Regierung gelassen, dann aber in einer gefährlichen Situation wieder abgesetzt und selber das Steuer übernommen. Ein guter Kumpel vom Sultan Mehmed II. heißt Hasan. Er läuft im Film durchweg in komischen Lederklamotten mit Nieten rum, ungefähr wie manche Mittelalterbands (sein italienischer Gegenspieler ist in einem ähnlichen ledernen "Dingsda" gewandet
, siehe:
Bilder zu Eroberung 1453 - der mit der schwarzen Klamotte ist Hasan). Eine Byzantinerin namens Era sieht man dann in einem Hafen, der Genua darstellen soll, wo sie sich einschifft, sie war als eine Art Vertreterin oder Handelsreisende (?) in Italien, um die Krähne ihres Adoptivvaters Urban an den Mann zu bringen. Am Kai verabschiedet sie sich von Giustiniani, einem italienischen Edelmann, der sie scheinbar heiraten möchte. Era ist scheinbar der Sexfaktor in dem Film, weil sie, wenn sie Frauengewänder trägt, immer einen riesen Ausschnitt hat. Die Schiffe in dem Film sind Galeonen, welche von den Segeln her eher nach spätem 18.Jh. ausschauen. Scheinbar gab es im 15. Jh. auch schon gefärbte Strähnchen, jedenfalls hat Giustiniani solche, trägt insgesamt irgendwie einen Ökodingsdalook (in Kriegszeiten hat er ja nur sein ärmelfreies Leibchen an).
Mehmed II. (Devrim Evin) sieht sich von Anfang an als den Auserwählten, Konstantinopel im Heiligen Krieg einzunehmen. Es gelingt ihm, die christlichen Reiche, auch die Byzantiner, mit einer Friedenspolitik hinters Licht zu führen. Kaiser Konstantin (R. Aktug) versucht aber mit Hilfe des Bruders des Sultans, der Orhan heißt und in den Händen der Byzantiner ist, eine Allianz aus unzufriedenen Türken und einem Fürsten zu schmieden. Hasan ist als türkischer Spion in Konstantinopel und erfährt durch eine weitere Spionin, welche zu so einer Art kaiserlichen Ballett mit leichtbekleideten Damen gehört (römische Dekadenz?), dass zwei Briefe an diesen Fürsten unterwegs sind. Natürlich schafft es Hasan (Ibrahim Cilikkol) einen der Briefe abzufangen und seinem Sultan zu bringen. Ziemlich rasch wird der verfeindete Fürst vom Sultan zum Frieden gezwungen, da der Fürst bereits im Angesicht des osmanischen Heeres klein beigibt.
Nun hat Mehmed seinen Vorwand, um Konstantinopel anzugreifen und weist eine erhöhte Forderung "Alimente" (wie es im Untertitel hieß) für seinen Bruder zurück. In Konstantinopel selber herrscht Unzufriedenheit, weil sich der Kaiser gezwungen sieht, sich lieber den "Lateinern" zu unterstellen, damit er militärische Hilfe gegen die Türken bekommt, als standhaft in der religiösen Frage unterzugehen. Für ein Versprechen, dass Katholiken und Orthodoxe gemeinsam in der Hagia Sophia einen Gottesdienst feiern, schicken die Italiener auf Zutun des Papstes ein Kontingent Bogenschützen, welches hier im Film statt der für Genua bspw. charakteristischen Armbrüste mit türkischen Kmpositbögen ausgerüstet sind.
Urban möchte in Konstantinopel immernoch seine Krähne loswerden. Weil er aber von den Häschern des bösen Kaisers (der guckt auch schon immer so böse!
) dazu gezwungen werden soll, stattdessen die Kanonen für die Verteidigung der Stadt zu gießen, wird er von Hasan gerettet und zum Sultan gebracht. Era hilft als Junge verkleidet, wobei die Verkleidung ähm etwas sehr durchschaubar ist, beim Gießen der Riesenkanone. Hasan macht sich an Era ran, die praktischerweise eigentlich Muslime ist, auch wenn Urban Christ ist. Giustiniani, der das irgendwann beobachtet, ist deswegen natürlich extra sauer. Statt der 60 Ochsen packen es ein paar, offenbar ziemlich starke Tiere das Riesengeschütz des Urban zur Belagerung heran zu ziehen.
Endlich beginnt die Belagerung. Zur besseren Übersicht (?) tragen die Türken alle rote Uniformen bis auf die Protagonisten natürlich, die vor allem Unmengen an Schnüren an ihren Klamotten haben. Die Byzantiner sind, wie es sich für die Bösewichte gehört, durchweg in Schwarz oder Grau gewandet, die genuesischen Bogenschützen bis auf ihre Anführer auch. Sie tragen eine Art Uniform mit Nasalhelmen (wie übrigens auch Kreuzritter in einer kurzen Rückblende, die zur Zeit der Schlacht auf dem Amselfeld von 1448 spielt) und sowas wie eine Rüstung, welche aber bei vielen Türken nach Plastik aussieht.
Kaiser Konstantin hält in einer Rennbahn eine dolle Blut- und Eisenrede. Zumindest in dem Moment sind scheinbar die Byzantiner mächtig motiviert. Als ein übliches Stilmittel seit "Herr der Ringe" haben beide Seiten unabsehbare Massen an Kämpfern, die einheitlich ausgerüstet scheinen und bunt durcheinander wuseln, also nicht in irgendwelchen Einheiten unterteilt zu sein scheinen. Dass die Byzantiner mit nichtmal 10.000 Mann extrem unterlegen sind, wird freilich unterschlagen, sieht auf jeden Fall rein optisch nicht so aus. Bei der Belagerung haben die Türken prima Taktiken. Beispielsweise reiten sie mit ihrer Kavallerie gegen die Mauern an und die Reiter schaffen es lange offenbar schwere Lanzen die Mauer hochzuwerfen, die mindestens 30 m hoch erscheint um damit die Byzantiner zu durchbohren, welche sich malerisch über die Zinnen lehnen und überhaupt kaum Deckung suchen. Praktischerweise gibt es auch keinen Graben vor den Mauern (!). Es gibt aber noch eine ganze Reihe von solchen Aktionen wobei sämtliche Gesetze der Physik und Logik in Münchhausen-Manier außer Kraft gesetzt werden. Die Belagerung zieht sich abgesehen von einer gewissen Schaffenskrise des Sultans so dahin, relativ blutig metzeln sich die Gegner nieder und kurzzeitig hofft Konstantin, dass die Ungarn rechtzeitig mit Verstärkungen eintreffen, da diese nach der Thronbesteigung eines neuen Königs sich nicht mehr an das Friedensversprechen mit den Türken gebunden fühlen und einen Krieg mit den Türken beginnen wollen.
Endlich schießt die Riesenkanone, nachdem Urban bei einem Unfall am Geschütz verwundet wurde, eine riesige Bresche in die Mauer. Praktischerweise liegen auch keine Schutthügel oder dergleichen an der Stelle und offenbar hat die Kraft des Geschützes zugenommen, weil es diesmal nicht nur ein Loch in die Mauer schießt, sondern sie gleich ganz zum Einsturz bringt. Jedenfalls tötet beim Angriff in dem zu erwartenden Duell, das sich ewig hinstreckt und durch die akrobatischen Einlagen (Menschen fliegen durch die Luft) der Kontrahenten gekennzeichnet ist (und mit der Zeit langweilig wird), Hasan den bösen Giustiniani. Nachdem die Byzantiner ihren besten Mann verloren haben, verlieren sie ihren Mut. Hasan darf Fahne schwingend wie der Heilige Sebastian von Pfeilen durchlöchert auf einem Fahnenturm endlich seinen Märtyrertod (denn davon ist ständig im Film die Rede) sterben, was Era mit ihren Adleraugen ganz prima aus einiger hundert Meter Entfernung und in Erwartung ihres Babys von Hasan (obwohl unverheiratet - nana!) erkennt und worüber sie sich als Heroin natürlich mächtig freut.
Am Ende wird der Leichnam des Kaisers Konstantin dem Sultan vorgeführt. In einer sentimentalen Szene trifft der Sultan die Zivilisten in der Hagia Sophia und verspricht ihnen, dass sie bei ihrem Glauben bleiben dürfen. Deswegen sind sie alle mächtig happy und dann ist alles nicht so schlimm, der liebe Sultan nimmt auch, wohl für das Pressefoto, ein Mädchen auf den Arm.
Für mich war auf die Dauer die Aneinanderreihung von mehr oder minder, eher minder, gelungenen PC-Animationen nervig. Besonders wenn die Figuren aus einer Kulisse in eine PC-Animation hinein schritten war das schon sehr lustig anzuschauen.
Für die meisten westlichen Zuschauer wird wohl die Schwarz-Weiß-Malerei und die deutliche Parteilichkeit des Filmes und die ganzen Wiederholungen des Wortes "Heiliger Krieg" eher eine Gänsehaut auf dem Rücken bereiten. Von den Aussagen des Filmes her, fühlte ich mich an patriotische Filme wie "Die Kreuzritter" (Polen, 1960) erinnert. Die Feindbilder sind ähnlich platt wie in "300" oder auch dem "Patriot" (2000). Hier die moralischen Guten, da die dekadenten und fiesen Bösen. Etwas schwer war es scheinbar für das Drehbuch der Eroberung Konstantinopels eine wirkliche Legitimation beizugeben, außer eben der Vorhersagung durch Mohammed. Die Ausstattung erinnerte an Sat.1-TV-Filme wie "Die Kreuzritter" (2001). Mit den türkischen Rüstungen etc. kenne ich mich freilich nicht aus. Bei den Christen v.a. in Italien wirkte alles jedenfalls die Bekleidung eher nach der einer Hippiekommue als nach der Kleidung um 1450.
Die Handlung ist ungefähr so einfach gestrickt wie bei "Königreich der Himmel", die Ausstattung mag ähnlich sein. Zu den Schauspielern kann ich nicht viel sagen, weil diese eigentlich nicht viel zu tun hatten, weil sie ohnehin vor allem Stereotypen bedienten. Mir ist keiner als schlecht oder besonders gut aufgefallen - sie haben ihren Job gemacht, wie man so sagt.
Von mir kriegt der Film 4 verschossene Pfeile (statt Armbrustbolzen
). Er war immerhin, das eine Duell ausgenommen, nicht langweilig.