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Das sehe ich auch so. Was hätte früher der Vorteil an einer Scheinehe gewesen sein können?Der Begriff ist mir nur in Bezug auf die neuste Zeit - meist in Verbindung mit dem Ausländerrecht - untergekommen, wohl auch deshalb, weil ein Leben ohne Ehe oder eheähnliche Gemeinschaft heute problemlos möglich ist, was es ja erst die Voraussetzung schafft, eine Ehe vorzutäuschen.
Das sehe ich auch so. Was hätte früher der Vorteil an einer Scheinehe gewesen sein können?
Selbst die Eheschlüsse, wobei es dem Gatten nur darum ging, an das Vermögen der Dame zu kommen, würden wohl nicht unter die heutige Vorstellung der Scheinehe fallen.
Ja, das sollte aus meinem dritten Link herauslesbar sein.Eine Annullierung der Ehe wäre aber möglich gewesen oder?
Eine sehr spekulative Frage. Sicherlich sind Ehen im damaligen Frankreich eher regional zu verorten, wenn größere Entfernungen vorlagen - bei Adelsheiraten - z.B., dann wird man sich sicher kaum auf Hörensagen verlassen haben ... zudem ist nicht zu vernachlässigen, dass die katholische Kirche im Grund die "Meldestelle" war ... eine solche von dir vermutete Fälschung dürfte daher eine sehr große Ausnahme gewesen sein. Mit einem solchen Fall kann ich nicht dienen, zumal selbst dann eine Allgemeingültigkeit der Rechtsprechung nicht beschrieben wäre.Beispielsweise wenn sich herausstellen würde, dass die Papiere einer der Ehepartner gefälscht waren? Also eine betrügerische Absicht vorlag. Und wenn das möglich wäre, wie war dann das Verfahren? Speziell in Frankreich.
Das liegt sicherlich auch daran, dass man den Begriff Scheinehe nicht auf diese Zeit übertragen kann und dass im deutschen Sprachraum kaum sehr spezielle Themen franz. Geschichte zu erwarten sind.Die Wikipedia habe ich schon durchforstet, doch da finde ich nur, wie die obigen Links, nichts auf diese Zeit bezogen.
Im ersten Moment war ich geneigt, dem zuzustimmen. Aber da wird ein mMn handfester Grund für das Vorspiegeln einer legalen Ehe geliefert:Das sehe ich auch so. Was hätte früher der Vorteil an einer Scheinehe gewesen sein können?
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Das erleichtert zweifellos die Möglichkeit einer Vortäuschung, verringert aber auch die Notwendigkeit. In Zeiten, als "wilde Ehen" verpönt und uneheliche (wie sie damals hießen) Kinder benachteiligt waren, bestand durchaus ein Interesse, eine legale Ehe vorzutäuschen. Welche Chancen man hatte, damit durchzukommen, ist allerdings wieder eine ganz andere Frage - weil du damit recht hast:... wohl auch deshalb, weil ein Leben ohne Ehe oder eheähnliche Gemeinschaft heute problemlos möglich ist, was es ja erst die Voraussetzung schafft, eine Ehe vorzutäuschen.
Annullierungen waren möglich und sind in der katholischen Kirche immer noch die einzige Möglichkeit einer Auflösung der Ehe. Dabei wurde mit Argumenten immer wieder mal ähnlich flexibel wie bei Scheinehen umgegangen. Das bekannteste Beispiel dürfte Heinrich VIII. von England sein....
"Im Mittelalter waren in Westeuropa längst nicht alle Menschen in der Lage zu heiraten. Von dem jeweiligen Grund- oder Gutsbesitzer sowie von entsprechenden Stellen in der Stadt (Magistrat, Gilde, Zunft) wurde nur demjenigen die Ehe und Familiengründung gestattet, der auch in der Lage war, eine Familie zu unterhalten. Dadurch war mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Heirat ausgeschlossen. Aufgrund der damaligen vorherrschenden religiösen und ethischen Grundsätze bedeutete dies auch einen faktischen Ausschluss von der Möglichkeit, Kinder zu zeugen und eine Familie zu gründen."
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Aber warum sollte der Graf auf seine Rechte verzichten, jedoch die Pflichten erfüllen? Eine Scheinehe macht doch nur Sinn, wenn man dadurch einer anderen "Verpflichtung" entgehen will, oder aber tatsächlich in einer eheähnlichen Gemeinschaft lebt.Mir fiel zu dem Thema "Die Marquise von O." von Heinrich von Kleist ein.
Immerhin wird dort die Möglichkeit einer Art von Scheinehe aufgezeigt, die nur eingegangen werden soll um den gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden.
Zur Erklärung - nachdem der Vater Giuliettas Unschuld erkannt und ihr verziehen hat lässt er einen Ehevertrag aufsetzen in dem der russische Graf auf alle Rechte eines Ehemanns verzichtet aber alle Pflichten eingeht und Giulietta weiterhin bei ihren Eltern leben lässt.
Es scheint also für Herrn von Kleist durchaus im Rahmen des damals möglichen und plausiblen gewesen zu sein eine Scheinehe einzugehen um dem öffentlichen Stigma zu entgehen.
Ein weiterer Grund für eine Scheinehe wäre nur noch geplanter Betrug. Also eine angebeliche Ehe mit XY, um damit Zugang zu bestimmten Kreisen zu erhalten. Nur ist es fraglich, wie schnell der Betrug aufgedeckt würde.
1. Szenario klingt für mich eher nach einer Scheinehe als 2. Szenario. Ersteres halte ich für denkbarer.M.E. wären u.a. folgende Szenarien denkbar.
1. Szenario
Der regierende Fürst hat eine Mätresse, aus dem Verhälnis geht ein Kind hervor, um das Kind nicht als leiblich anzuerkennen, bittet er (Befehl im Gewand der Bitte) einen Höfling oder einen Offizier die Frau zu heiraten, somit das Kind zu legitimieren und in den entsprechenden Adelsstand zu versetzen.
Das wäre dann auch kirchlisch korrekt.
2. Szenario
Ein reicher Bürger verheiratet seine Tochter mit einem, sagen wir mal, hochverschuldeten Adeligen, Ergebnis, Standeserhöhung der Tochter, auch nach erfolgter Scheidung, in protestantischen Ländern bräuchte es dafür, logischerweise, keinen päpstlichen Dispens.
Im ersten Szenario geht die Heirat vom Landesherren aus und ist somit per se o.k.; im zweiten Szenario müsste er Landesherr zustimmen. Kirchenrechtlich ist alles o.k., standesrechtlich zumindest nach dem Standesrecht des HRR zwar etwas anrüchig, aber auch o.k.
M.
Anders gefragt: Über welches Land sprechen wir da? In England z.B. ginge das nicht. Eben weil Hochzeiten öffentlich, also nicht nur in der Kirche bekannt waren. Man wußte dort ganz genau, Wer mit Wem verheiratet war. Und man konnte auch keinen Adelstitel erfinden, denn auch diese waren bekannt, nebst den Trägern, sogar welche "ausgesetzt" oder "ruhend" waren.So ähnlich wäre das Szenario, das mir da vorschwebt. Also, möglich wäre es schon gewesen, oder? Stellt sich die Frage, wie inszeniert man so etwas glaubhaft, eben weil die Kirche damals ja überall ihren Daumen drauf hatte.
In späteren Zeiten war es zumindest möglich, mit genügend Einfluss, Papiere umändern zu lassen für eine Ehe. Siehe Napoleon.
LG, Karin
Zu der Zeit bräuchten die Eheleute schon m.E. einen Dispens.Die Geschichte spielt in Frankreich 1761.
Klingt mir recht ausweglos.Das Szenario mal ganz grob: Beide Protagonisten brauchen Zugang zum Hof des Königs. Als Paar haben Sie bessere Chancen, wollen dieses Zweckbündnis aber wieder lösen, sobald die Aufgabe erledigt ist. Also ein Hintertürchen. Das suche ich jetzt.
Das ist nach der Definition keine Scheinehe. Was hier passierte, ist lediglich moralisch zu werten, da den gesellschaftlichen Normen entsprochen wurde. Wo aber ist der ausschließlich rechtliche Vorteil, auf den die Definition der Scheinehe abhebt?Mir fiel zu dem Thema "Die Marquise von O." von Heinrich von Kleist ein.
Immerhin wird dort die Möglichkeit einer Art von Scheinehe aufgezeigt, die nur eingegangen werden soll um den gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden.
Zur Erklärung - nachdem der Vater Giuliettas Unschuld erkannt und ihr verziehen hat lässt er einen Ehevertrag aufsetzen in dem der russische Graf auf alle Rechte eines Ehemanns verzichtet aber alle Pflichten eingeht und Giulietta weiterhin bei ihren Eltern leben lässt.
Es scheint also für Herrn von Kleist durchaus im Rahmen des damals möglichen und plausiblen gewesen zu sein eine Scheinehe einzugehen um dem öffentlichen Stigma zu entgehen.
Ein weiterer Grund für eine Scheinehe wäre nur noch geplanter Betrug. Also eine angebeliche Ehe mit XY, um damit Zugang zu bestimmten Kreisen zu erhalten. Nur ist es fraglich, wie schnell der Betrug aufgedeckt würde.
Ich wäre mit einem angenommenen Betrug sehr vorsichtig, denn die Kirchenbücher wurden m.W. sehr gewissenhaft geführt. Niemand sollte glauben, dass zu dieser Zeit keine exakte Nachweisführung betrieben wurde!So ähnlich wäre das Szenario, das mir da vorschwebt. Also, möglich wäre es schon gewesen, oder? Stellt sich die Frage, wie inszeniert man so etwas glaubhaft, eben weil die Kirche damals ja überall ihren Daumen drauf hatte.
In späteren Zeiten war es zumindest möglich, mit genügend Einfluss, Papiere umändern zu lassen für eine Ehe. Siehe Napoleon.
Aber warum sollte der Graf auf seine Rechte verzichten, jedoch die Pflichten erfüllen? Eine Scheinehe macht doch nur Sinn, wenn man dadurch einer anderen "Verpflichtung" entgehen will, oder aber tatsächlich in einer eheähnlichen Gemeinschaft lebt.
Zugang zum Hof erhalten sie doch nicht weil sie verheiratet sind! Zugang zum Hof erhalten sie durch ihren Status und/oder gute Verbindungen.Hm, gute Frage. Wenn einer der Partner protestantisch ist ... Das gäbe aber noch mehr Komplikationen. Bisher bin ich von Katholiken ausgegangen. Wohl gemerkt, wir reden hier von Fiktion. Aber die soll sich natürlich so dicht wie möglich an den damaligen Gegebenheiten halten.
Das Szenario mal ganz grob: Beide Protagonisten brauchen Zugang zum Hof des Königs. Als Paar haben Sie bessere Chancen, wollen dieses Zweckbündnis aber wieder lösen, sobald die Aufgabe erledigt ist. Also ein Hintertürchen. Das suche ich jetzt.
LG, Karin
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