Die Denkschrift – oder der Entwurf einer Denkschrift - von Schlieffen ist überschrieben mit „Der Krieg gegen Frankreich“. Russland wird nicht erwähnt, es gibt keine Operationen gegen Russland, es wird nicht ein Soldat nach Ostpreussen geschickt. Siehe #1
Ich nehme an, das sind Zitate, da Du in #1 angegeben hast, die Denkschrift nicht gelesen zu haben.
Die Denkschrift trägt die Überschrift "Krieg gegen Frankreich" und beeinhaltet einen "Feldzug gegen Frankreich", siehe Satz 1: "In einem Kriege gegen Deutschland wird sich Frankreich,
besonders solange es auf eine wirksame Unterstützung Rußlands nicht rechnen kann, voraussichtlich zunächst auf die Verteidigung beschränken."
Dass Rußland nicht erwähnt wird, ist demnach falsch.
Rußland steckt "im Szenario" durchaus drin, wie sich auch aus Schlieffens nachträglichem Vermerk von 1912 und dem Bezug zum Dreibund ergibt.
Quellen - auch Schlieffens Memo - sollte man dann im Kontext lesen. Dazu ist die Einleitung von Ritter empfehlenswert, insbesondere Schlieffens "Bruch" mit dem Moltkeschen (d.Ä.) Schwerpunkt, der sich 1891 inhaltlich vollzogen hatte (wie an der entsetzten Kritik Moltkes vor seinem Tode sichtbar wird). 1893 gab Schlieffen zu verstehen, dass die Offensive über den Narew als Idee aufgegeben sei, zuvor hatte er sich auch in der Denkschrift im August 1892 für die
Hauptoffensive im Westen entschieden. Schlieffen "ohne Schlieffen 1891-1905" zu lesen, verzerrt den fokussierten Charakter der Denkschrift 1905 über die zügige Entscheidungsschlacht im Westen, Ritter, S. 36.
Golo Mann spricht von einem Feldzugsplan gegen Franreich und gegen Russland.
Er hat demnach recht. Dabei geht es nicht darum, dass die Schlieffen-Idee zunächst den Westfeldzug präzisierte und die (nur theoretisch folgende, ggf. wegen Friedensschluß im Westen dann überflüssige) folgende Kampagne im Osten operativ ausblendete.