Schneidig?

MichaG

Mitglied
Meine Mutter, Jahrgang 1935, sie erinnerte immer "schneidige" Männer. Das waren die damaligen Ritterkreuzträger, die Kriegshelden, die sehr "edlen" Soldaten, mit deren Fotos sie in ihren Kinderjahren aufgewachsen war.
Der Begriff "schneidig" war auch in ihren älteren Jahren immer noch präsent. Typen mit markanten Gesichtszügen, "harte" Gesichter, und immer blond und blauäugig.

Die Dame war fasziniert von diesen Typen. Es hat mich nicht nur einmal verwundert, wie sehr ihre Kinderjahre in den 1930er Jahren ihr Denken und ihre Ansichten geformt hatten, ein Beispielfoto im Dateianhang.

Micha
Nach der deutschen Kapitultion flohen Mutter und Tochter aus dem damaligen Sudetenland, die deutschen "Helden" hatten sich bereits abgesetzt.
Von einem deutschen Heldentum war nichts mehr übrig, nur noch Angst, Mord und Horror...
 

Anhänge

  • SS Standarte.jpg
    SS Standarte.jpg
    39,4 KB · Aufrufe: 21
Zuletzt bearbeitet:
Meine Mutter, Jahrgang 1935, sie erinnerte immer "schneidige" Männer. Das waren die damaligen Ritterkreuzträger, die Kriegshelden, die sehr "edlen" Soldaten, mit deren Fotos sie in ihren Kinderjahren aufgewachsen war.
Der Begriff "schneidig" war auch in ihren älteren Jahren immer noch präsent. Typen mit markanten Gesichtszügen, "harte" Gesichter, und immer blond und blauäugig.

Die Dame war fasziniert von diesen Typen. Es hat mich nicht nur einmal verwundert, wie sehr ihre Kinderjahre in den 1930er Jahren ihr Denken und ihre Ansichten geformt hatten, ein Beispielfoto im Dateianhang.

Micha
Nach der deutschen Kapitultion flohen Mutter und Tochter aus dem damaligen Sudetenland, die deutschen "Helden" hatten sich bereits abgesetzt.
Von einem deutschen Heldentum war nichts mehr übrig, nur noch Angst, Mord und Horror...

Der ältere Bruder von meinem Opa hat das Ritterkreuz als Feldwebel bekommen, weil er eine Höhe eroberte und mehrere T 34 abschoss.

Mit dem RK war eine Pension verbunden, und er hat mit dem Geld seine Hochzeit ausgerichtet. Von dem Gelage sprach man noch nach Jahren.
Zwei Finger der rechten Hand, zwei erfrorene Zehen und ein Granatsplitter waren der Preis. Mein Großonkel bekam vom Bürgermeister eine Sau geschenkt, und bei Feuerwehrfesten trug er immer das Halseisen. Er war ein 150%iger und auch seine Blessuren konnten ihn nicht von der Überzeugung bringen, dass NS eine gute Sache, die schlecht ausgeführt war.

Das Ritterkreuz hatte ein enormes Renommee, wie viele Soldaten krepiert sind, nur weil der Kommandeur "Halsschmerzen" hatte, wird keiner je erfahren. Den meisten kleinen Leutnants oder Hauptleuten, die das Halseisen bekamen, hat das RK kein Glück gebracht. Vorgesetzte sahen in RK-Trägern nicht den zufälligen "Helden", der in verzweifelter Situation über sich hinauswuchs, sondern den schneidigen Krieger, den man für jedes Himmelsfahrtskommando einsetzten konnte. Diese Himmelsfahrtskommandos haben viele, allzu viele RK-Träger nicht überlebt.
 
Moin Scorpio,

einige von uns erinnernen diese Geschichten, berichtet von unseren Großmüttern und Müttern, die auch schon lange nicht mehr sind.
Aber man trägt all das mit sich herum, das Symbol des Hakenkreuzes. Das ist wie eingebrannt, tief innen drin.

Als junger Mann trug ich Schulterklappen der SS auf meiner Lederjacke, der "Totenkopf" war genau mein Ding, als ein "Biker" und "Rocker" trug man so etwas, es gehörte dazu. Viele Biker schmückten sich mit genau diesen Symbolen.

Der Jahrtausendfilm "Easy Rider" aus dem Jahr 1969 änderte all das ,oder löste eine neue Aufsässigkeit erneut aus, wir haben diese Jahre erlebt und gelebt, das waren unsere frühen Jahre.

Micha
* Ich halte heute Abstand von diesen Symbolen, ich kann das Zeug nicht mehr ertragen, all das bereitet mir reale köperliche Schmerzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Vater verehrte besonders Ernst Jünger, weil der den Orden Pour le mérite erhalten hatte. Als Jugendlicher dachte ich immer, das sei ein französischer Orden, wie der Name nahelegt, so dass ein deutscher Offizier vom Erzfeind par excellence geehrt wurde. À la bonne heure!
(Erst später erfuhr ich, dass das ein deutscher Orden ist. Ob mein Vater das gewusst hat? Ich kann ihn nicht mehr fragen.)
 
Ich habe einmal den Begriff "Nussknackervisage" für solche Typen in einem anderen Forum gelesen.

Das trifft es wohl recht gut, ein Freund besaß in den frühen 1970er Jahren ein ganzes Fotoalbum voll mit damaligen Ritterkreuzträgern. Das waren so stücka 200 Fotos der damaligen Helden. Als wir das Album meiner Mutter damals zeigten, da kam die alte Dame ins Schwärmen, über die so sehr "schneidigen" Kerle. Ihre Faszination war immer noch vorhanden, sie war geprägt durch diese Typen.

Sie hat das in späteren Jahren hoffentlich überwunden, aber wenn ich an ihre Faszination für die Arbeit und die Fotos einer Leni Riefenstahl denke, dann war das Überwinden doch wohl eher weniger der Fall.
Kinderjahre prägen, womit man aufwächst, das ist wie eingebrannt...

Es tut mir leid für meine Mutter, aber sie ruht in Frieden, das weiß ich.

Micha
 
Zurück
Oben