Eine objektiven, wertfreien Begriff von Imperialismus gibt es nicht.
Na ja, es gibt zumindestens den bei Historikern üblichen, wie ihn Amicus formuliert hat. Und den scheint auch der Lehrer zu verwenden, der im Eingangsbeitrag das englische Empire als Maßstab empfiehlt.
Es gibt natürlich andere Positionen dazu, die kann man auch gerne hier diskutieren.
Aber ich finde es nicht sehr fair, hier einem Schüler eine - vorsichtig gesagt - ungewöhnliche und umstrittene Sichtweise zu empfehlen, ohne ihm zu sagen, aus welcher Ecke das kommt.
Damit kann er in der Schule ziemlich böse auf die Schnauze fallen.
diese globalisierungskritische Organisation als "klassisch links-außen" zu charakterisieren, ist verwegen.
Habe ich auch nicht gemacht. Diese Formulierung bezog sich klar nur auf den angegebenen Text.
Attac ist m. E. eine eher chaotische Gruppe mit einem Sammelsurium von unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen Positionen. Eine Gesamtcharakterisierung ist daher ohnehin fraglich.
> Und: Was will R.A. damit sagen, dass eine "linke Sichtweise"
> "rechts-außen" Anhänger findet?
Ich will damit sagen, daß eben diese klassisch-linken Thesen vom US-Imperialismus auch rechts-außen immer mehr Anhänger finden.
Was in diesem Kontext nur bedeutet: Aufpassen, was einem bei der Internet-Recherche so über den Weg läuft.
Man kann Texte, die recht ähnlich klingen und argumentieren wie der von Attac, reichlich im Netz finden. Und sollte man die dann ohne weitere Quellenprüfung fröhlich als Belege im Vortrag präsentieren, dann wird der Lehrer vielleicht auch etwas merkwürdig reagieren, wenn diese Seiten sich dann als solche aus dem NPD-Umfeld herausstellen.
Nochmal: Dies ist hier kein Uni-Seminar, sondern wir wollen einem Schüler für sein Referat helfen.
Die Behauptung, den USA fehle schlicht der Vorsatz, sich ein Imperium zu erobern, sie seien nach wie vor "isolationistisch", macht mich (fast) fassungslos.
Na dann ist es ja gut, daß ich das mal angesprochen habe - vielleicht führt das Lernerfolgen.
Ich habe übrigens NICHT gesagt, die USA seien nach wie vor isolationistisch - natürlich ist ihre Außenpolitik seit 1945 das Gegenteil davon.
Aber diese Außenpolitik muß eben immer wieder gegen eine skeptische Öffentlichkeit durchgesetzt werden, die im Grund lieber ihre Ruhe hätte und die weltweiten Ärgernisse ignorieren möchte.
Das ist ein fundamentaler Gegensatz zur Mentalität, von der der klassische Imperialismus der europäischen Kolonialmächte getragen wurde.
R.A. spricht von von einer "üblichen" Sichtweise der Dinge.
Ja. Siehe oben.
Es gibt auch in den historischen Wissenschaften so etwas wie eine herrschende Meinung und Minderheitspositionen.
Die eine muß nicht wahrer sein als die anderen, dafür hat man Fachdiskussionen, die die Wissenschaft weiterbringen.
Aber man sollte wenigstens wissen, was das übliche ist (das ist nämlich auch das, was in den Schulbüchern steht). Und es ist schon recht lächerlich, hier nun das Oval Office als Urheber zu vermuten.