Frage von Heinz :
Was wißt Ihr über den germ. Stamm der Chatten?
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Antwort von Mercy :
z. B. das:
Die Chatten siedelten an der Fulda und an der Eder und hatten mit Zustimmung der Römer das Land der Ubier in Besitz genommen, die ja ihrerseits von den Römern umgesiedelt worden waren.
Sie nahmen ebenfalls an der Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr. und am Bataveraufstand des Civilis 69/70 n. Chr. teil. Im Jahre 58 n. Chr. erlitten sie eine Niederlage gegen die Hermunduren bei einem innergermanischen Streit um einen Salzfluß, wahrscheinlich der Werra. Die Römer eroberten von den Chatten unter Domitian im Jahre 83 n. Chr. die Wetterau, wodurch sie dort den Limes aufbauen konnten. Im Jahre 162 fielen sie in Obergermanienein, 170 in die Provinz Belgien. Nach 203 wird ihr Name nicht mehr erwähnt, dafür jedoch im 7. Jahrhundert in ihrem ehemaligen Gebiet die Namen Hassii, Hessi, Hessones, heute Hessen, sodaß auf Grund der Lautverschiebung angenommen werden kann, daß die heutige hessische Bevölkerung direkt auf die Chatten und auch später auf die Franken zurückgeführt werden kann.
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Dankeschön von Heinz :
Danke für die ausführliche Auskunft. Da ich gebürtiger Kasseläner, wie auch Herr Eichel, bin, interesiert es mich, wie weit die Chatten nach Süden gewohnt haben. Bis zum Vogelsberg? Weil es bei uns in Hessen den Nord/Süd-Gegensatz gibt. Ich nehme an, dass die Frankfurter und Darmstädter Franken waren.
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Antwort von Heinz :
Nochmals die Frage, wie weit sind die Chatten nach Süden gekommen.
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Antwort von Heinz :
Ja, wie weit sind nun Die Chatten nach Südhessen gekommen.
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Antwort von Larissa :
Hilfe aus dem Lexikon des Mittelalters:
Die Hessen, erstmals um 738 als 'Hessi' in der Adresse eines in der Briefslg. des Bonifatius (ep. 43) überlieferten Schreibens Papst Gregors III. erwähnt, waren die Bewohner der Beckenlandschaften an unterer Eder, Schwalm und unterer Fulda, wo Bonifatius seit 721 missionierte und seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts der 'Hessengau' (pagus Hassorum, Hessorum) erscheint.
Diese Landschaft war das Kerngebiet des seit 11 v. Chr. wiederholt in antiken Quellen genenannten germanischen Stammes der Chatten. Als Germanicus 15 n. Chr. von Mainz aus einen Feldzug gegen diese unternahm, überschritt er die Eder (Adrana) und verbrannte den Hauptort des Stammes Mattium (bisherige Lokalisierung in dem spätlatènezeitlichen Oppidum der Altenburg bei Niedenstein [Schwalm-Eder-Krs.] wohl nicht mehr aufrechtzuerhalten; jedenfalls n. der Eder, der Name lebt im nahen Dorf Metze und im Bach Matzoff fort).
Auch archäologisch zeigten sich die Ebene von Fritzlar-Wabern und das Kasseler Becken als Kerngebiet der Chatten. So wurde bei Geismar (w. Fritzlar) eine seit ca. Chr. Geburt bis über das 8. Jahrhundert hinaus ununterbrochen bewohnte chatt. Großsiedlung mit bäuerlichen, aber auch handwerklichen Betrieben ausgegraben. Das besesonders nach Süden und Südwesten erheblich größere chatt. Stammesgebiet läßt sich im einzelnen noch nicht eindeutig festlegen.
Zumindest darf der nördliche Teil des heutigen Hessen zwischen den Ausläufern des Rothaargebirges im W bis ö. der Fulda sowie von der Diemel im N bis zur Wetterau und zu den Ausläufern des Vogelsbergs im S als chatt. Siedlungsland gelten. Im O grenzten die Chatten an die Hermunduren, denen sie 58 n. Chr. im Kampf um einen salzführenden Grenzfluß (thür. oder frk. Saale, Werra?) unterlagen.
Zuletzt wird der Stamm der Chatten Anfang des 3. Jh. eindeutig bezeugt. Die Siedlung von Geismar und andere archäolog. Fundplätze, ebenso die zahlreichen Ortsnamen der ältesten, vorfränkischen Schicht belegen die fortdauernde Besiedlung der n. Beckenlandschaften der Westhess. Senke durch die Völkerwanderungszeit in das FrühMA hinein, bis zum Einsetzen der schriftl. Überlieferung nun für die Hessen.
Dieser Befund stützt die seit langem von der Forschung vertretene Meinung, daß die Hessen aus den Chatten in ihrem Kerngebiet hervorgegangen sind, zumal auch der Name Hessen nach allg. Ansicht sprachlich den der Chatten fortsetzt.
Literatur:
K.E. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, 1972
Hessen im FrühMA. Archäologie und Kunst, hg. H. Roth - E. Wamers, 1984
Das Werden Hessens, hg. W. Heinemeyer (Veröff. der Hist. Komm. für Nassau 50), 1986 [Beitr. G. Mildenberger, H. Roth, K. Heinemeyer, W. Heinemeyer, P. Moraw; Lit.].
weitere Seiten zum Siedlungsgebiet der Chatten:
Hausarbeit: Die sicherheitspolitischen Ursachen des Limesbaus am Beispiel der Wetteraustrecke (http://www.uni-mainz.de/~meyec012/porta/hausarb/wetter.html)
Theodor Mommsen: Römische Geschichte (Achtes Buch)
Länder und Leute von Caesar bis Diocletian
(http://www.gutenberg2000.de/mommsen/roemisch/Druckversion_roem08.htm)
Grüße, Larissa
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Dankeschön von Heinz :
Liebe Larissa,
vielen Dank für die ausführliche Aufklärung. Da ich gebürtiger Kasseläner bin, war ich daran sehr interessiert.
Was wißt Ihr über den germ. Stamm der Chatten?
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Antwort von Mercy :
z. B. das:
Die Chatten siedelten an der Fulda und an der Eder und hatten mit Zustimmung der Römer das Land der Ubier in Besitz genommen, die ja ihrerseits von den Römern umgesiedelt worden waren.
Sie nahmen ebenfalls an der Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr. und am Bataveraufstand des Civilis 69/70 n. Chr. teil. Im Jahre 58 n. Chr. erlitten sie eine Niederlage gegen die Hermunduren bei einem innergermanischen Streit um einen Salzfluß, wahrscheinlich der Werra. Die Römer eroberten von den Chatten unter Domitian im Jahre 83 n. Chr. die Wetterau, wodurch sie dort den Limes aufbauen konnten. Im Jahre 162 fielen sie in Obergermanienein, 170 in die Provinz Belgien. Nach 203 wird ihr Name nicht mehr erwähnt, dafür jedoch im 7. Jahrhundert in ihrem ehemaligen Gebiet die Namen Hassii, Hessi, Hessones, heute Hessen, sodaß auf Grund der Lautverschiebung angenommen werden kann, daß die heutige hessische Bevölkerung direkt auf die Chatten und auch später auf die Franken zurückgeführt werden kann.
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Dankeschön von Heinz :
Danke für die ausführliche Auskunft. Da ich gebürtiger Kasseläner, wie auch Herr Eichel, bin, interesiert es mich, wie weit die Chatten nach Süden gewohnt haben. Bis zum Vogelsberg? Weil es bei uns in Hessen den Nord/Süd-Gegensatz gibt. Ich nehme an, dass die Frankfurter und Darmstädter Franken waren.
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Antwort von Heinz :
Nochmals die Frage, wie weit sind die Chatten nach Süden gekommen.
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Antwort von Heinz :
Ja, wie weit sind nun Die Chatten nach Südhessen gekommen.
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Antwort von Larissa :
Hilfe aus dem Lexikon des Mittelalters:
Die Hessen, erstmals um 738 als 'Hessi' in der Adresse eines in der Briefslg. des Bonifatius (ep. 43) überlieferten Schreibens Papst Gregors III. erwähnt, waren die Bewohner der Beckenlandschaften an unterer Eder, Schwalm und unterer Fulda, wo Bonifatius seit 721 missionierte und seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts der 'Hessengau' (pagus Hassorum, Hessorum) erscheint.
Diese Landschaft war das Kerngebiet des seit 11 v. Chr. wiederholt in antiken Quellen genenannten germanischen Stammes der Chatten. Als Germanicus 15 n. Chr. von Mainz aus einen Feldzug gegen diese unternahm, überschritt er die Eder (Adrana) und verbrannte den Hauptort des Stammes Mattium (bisherige Lokalisierung in dem spätlatènezeitlichen Oppidum der Altenburg bei Niedenstein [Schwalm-Eder-Krs.] wohl nicht mehr aufrechtzuerhalten; jedenfalls n. der Eder, der Name lebt im nahen Dorf Metze und im Bach Matzoff fort).
Auch archäologisch zeigten sich die Ebene von Fritzlar-Wabern und das Kasseler Becken als Kerngebiet der Chatten. So wurde bei Geismar (w. Fritzlar) eine seit ca. Chr. Geburt bis über das 8. Jahrhundert hinaus ununterbrochen bewohnte chatt. Großsiedlung mit bäuerlichen, aber auch handwerklichen Betrieben ausgegraben. Das besesonders nach Süden und Südwesten erheblich größere chatt. Stammesgebiet läßt sich im einzelnen noch nicht eindeutig festlegen.
Zumindest darf der nördliche Teil des heutigen Hessen zwischen den Ausläufern des Rothaargebirges im W bis ö. der Fulda sowie von der Diemel im N bis zur Wetterau und zu den Ausläufern des Vogelsbergs im S als chatt. Siedlungsland gelten. Im O grenzten die Chatten an die Hermunduren, denen sie 58 n. Chr. im Kampf um einen salzführenden Grenzfluß (thür. oder frk. Saale, Werra?) unterlagen.
Zuletzt wird der Stamm der Chatten Anfang des 3. Jh. eindeutig bezeugt. Die Siedlung von Geismar und andere archäolog. Fundplätze, ebenso die zahlreichen Ortsnamen der ältesten, vorfränkischen Schicht belegen die fortdauernde Besiedlung der n. Beckenlandschaften der Westhess. Senke durch die Völkerwanderungszeit in das FrühMA hinein, bis zum Einsetzen der schriftl. Überlieferung nun für die Hessen.
Dieser Befund stützt die seit langem von der Forschung vertretene Meinung, daß die Hessen aus den Chatten in ihrem Kerngebiet hervorgegangen sind, zumal auch der Name Hessen nach allg. Ansicht sprachlich den der Chatten fortsetzt.
Literatur:
K.E. Demandt, Geschichte des Landes Hessen, 1972
Hessen im FrühMA. Archäologie und Kunst, hg. H. Roth - E. Wamers, 1984
Das Werden Hessens, hg. W. Heinemeyer (Veröff. der Hist. Komm. für Nassau 50), 1986 [Beitr. G. Mildenberger, H. Roth, K. Heinemeyer, W. Heinemeyer, P. Moraw; Lit.].
weitere Seiten zum Siedlungsgebiet der Chatten:
Hausarbeit: Die sicherheitspolitischen Ursachen des Limesbaus am Beispiel der Wetteraustrecke (http://www.uni-mainz.de/~meyec012/porta/hausarb/wetter.html)
Theodor Mommsen: Römische Geschichte (Achtes Buch)
Länder und Leute von Caesar bis Diocletian
(http://www.gutenberg2000.de/mommsen/roemisch/Druckversion_roem08.htm)
Grüße, Larissa
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Dankeschön von Heinz :
Liebe Larissa,
vielen Dank für die ausführliche Aufklärung. Da ich gebürtiger Kasseläner bin, war ich daran sehr interessiert.