Darf ich Dir, Vamos, empfehlen: Benoist-Me´chin, J., Geschichte der Deutschen Militärmacht 1918-1946, in 10 Bänden, hier Bände 1-3, das Kaiserreich zerbricht, Jahre der Zwietracht und Auf dem Wege zur Macht, Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg und Hamburg 1965.
Hier finden sich, m.E. vorurteilsfrei geschildert, jede Menge Belege, auch für die Gewaltanwendung von Militär und Polizei sowie sog. Freikorps, Geheimbünden und Einzelpersonen.
Das ist keine gute Empfehlung und es verwundert, dass erneut eine Literaturempfehlung gegeben wird, die völlig antiquiert ist und den neueren Stand der Forschung nicht berücksichtigt. Der Erkenntnisstand aus den frühen 60er Jahren ist hoffnungslos veraltet und der Autor nicht unbedingt durch seine Neutralität gegenüber der deutschen Historie hervorgetreten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Benoist-M%C3%A9chin
Zumindest für das Verständnis der politischen Ziele von Rechts und von Links und ihrer politischen Strategie zur Durchsetzung spielt er keine Rolle in der aktuellen Historie.
Hilfreicher für die Positionen der radikalen Rechten sind die Literaturempfehlungen in folgendem Link, der neue Studien berücksicht.
http://www.geschichtsforum.de/f63/die-radikalisierung-der-rechten-der-weimarer-republik-52652/
Die paramilitärischen Organisationen nach 1918 der Linken haben bisher im Geschichts-Forum nur eine vergleichsweise geringe Beachtung gefunden. Da sei vor allem auch auf den Ruhraufstand der Linken als Reaktion auf den Kapp-Lüttwitz-Putsch (1920) verwiesen. Relevant wäre auch der Verweis auf die "Räterepubliken" im Anschluss an den Zusammenbruch des Kaiserreichs.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhraufstand
Und auf die paramilitärische Organisation der Linken sei kurz verwiesen
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold
https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserne_Front
https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Frontk%C3%A4mpferbund
Zum Verhältnis von Links und Rechts im Rahmen von „Saaalschlachten“ sei zudem auf die Schilderungen in den Tagebüchern von Goebbels verwiesen, die stellenweise in der Schilderung der Kämpfe eine gewisse Sympathie für den Gegner von Links zeigte, zumindest in der Anfangszeit, wenn er sich „anständig“ geprügelt hatte.
Was wohl auch gewisse vergleichbare Charakterzüge der politischen Schlägerbanden von Rechts und Links wahrscheinlich erscheinen läßt (vgl. die Studien zum autoritären Charakter auch aus der Zeit durch Horkheimer, Fromm, Adorno)
Aber auch eine historische Einordnung zur - eingeschränkten - Wirksamkeit der Destabilisierung durch den Straßenterror. Die relative Bedeutungslosigkeit der politischen Radikalität zwischen 1923 und 1929 ist zu betonen, um die integrierende Funktion der Weimarer Republik deutlich zu machen. Es waren nicht die "Schlägerbanden", die sie destabilsiert haben, sondern die konnten erst wirksam werden, als die wirtschaftlichen und die politischen Rahmenbedingungen destabilisiert waren.
Genannt seien nur die politischen Morde an Matthias Erzberger, Walther Rathenau oder Kurt Eisner.
Und diese feigen, oben genannten Morde durch die rechtsextreme Organisation Consul und die Deckung durch die Weimarer Justiz bewirkten zumindest temporär eine deutliche Steigerung des demokratischen Bewußtseins im Bereich der tragenden Parteien von Weimar (SPD, Zentrum DDP)
An diesem Punkt und vor dem Hintergrund der bisherigen Darstellung erklärt sich der Erfolg von Hitler im Zuge der Weltwirtschaftskrise aus dem Wunsch nach einem "starken" Mann. Ein Wunsch, der durch die politische Sozialisation im Kaiserreich und durch den "Ersatz-Kaiser" Hindenburg noch latent stabilisiert worden ist.
Die Schlägertrupps verstärkten vor allem das Gefühl der Unsicherheit zu einem Zeitpunkt als die Legitimität durch äußere Entwicklung beeinträchtigt war.
In seiner Studie zur "Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reichs" zeigt Fromm das Potential auf, das viele Wähler eine Lösung der durch den Kapitalismus verursachten Wirtschaftskrise wollten. Und die schlichteste und einfachste Antwort ist normalerweise der Ruf nach dem "Retter", dem "starken Mann" oder historisch nach dem "Führer". Der sich dann ja auch sehr militant und brutal aufgedrängt und inszeniert hatte (vgl. L. Herbst: Hitlers Charisma. Die Erfindung eines deutschen Messias).
Und das radikale Kräfte an Bedeutung gewannen, war auch kein "automatischer Prozess". Diese Entwicklung resultierte u.a. auch aus zwei Veränderungen moderner Gesellschaften:
- der Möglichkeit von Massenmedien gezielt politisch zu manipulieren, Und das erfolgte durch Hugenberg und seine Presse sehr intensiv im Sinne der radiaklen deutsch-nationalen Kräfte. Von denen auch Hitler und seine NSDAP profitieren konnten.
- der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft, die die traditionellen sozialen Kontrollen und Sicherheiten aufgehoben hatte und so das Individuum "schutzloser" machte gegenüber einer politisierten Gesellschaft und einer zunehmend "entfesselten" Wirtschaft und ihrer Krisen.
Und als genereller Einstieg in die "Weimarer Republik" sind folgende "Klassiker" und aktuelle Werke empfehlenswert:
Bracher, Karl Dietrich (1984): Die Auflösung der Weimarer Republik: Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. Düsseldorf: Droste Verlag.
Büttner, Ursula (2008): Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933. Leistung und Versagen in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Stuttgart: Klett-Cotta.
Erdmann, Karl Dietrich (1983): Die Weimarer Republik. München: dtv
Möller, Horst (2004): Die Weimarer Republik. Eine unvollendete Demokratie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag
Mommsen, Hans (2009): Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar. 1918-1933. Berlin: Ullstein.
Peukert, Detlev (1987): Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp