Stratege Arminius und Hasenfuß Germanicus?

Ganz generell ist zu sagen, dass wir über Tacitus' Leben nicht allzu viel wissen; insbesondere nicht halb so viel, wie mitunter suggeriert wird. Die wichtigsten Quellen sind sein "Dialog über die Redner", "Agricola", Andeutungen in anderen Werken sowie Briefe von Plinius dem Jüngeren. Dazu kommen noch Inschriften, bei denen aber nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, ob sie sich tatsächlich auf den Schriftsteller Tacitus beziehen, und die wegen ihres fragmentarischen Erhaltungszustands viel Raum für Spekulationen lassen.

Auch meines Wissens gibt es keinen Beleg, dass er jemals in Germanien oder überhaupt nördlich der Alpen war. Dass er Statthalter einer der germanischen Provinzen gewesen sei oder unter seinem Schwiegervater in Britannien gedient habe, wie mitunter zu lesen ist, ist pure Spekulation, ebenso dass er in einer der gallischen Provinzen geboren sei.
 
War er ein Stubenhocker in Rom oder hat er die Länder selbst erkundet?
Ein Stubenhocker kann er nicht gewesen sein. Seine Karriere muss ihn zwangsläufig immer wieder in die Provinz geführt haben. Die Frage ist allerdings, ob in die für seine Werke relevanten, was Gegenstand vieler fruchtloser Spekulationen ist.

78 uZ war er - nach Arno Mauersberger - tribunus militum (Stabsoffizier einer Legion). Wieder nach Mauersberger war er von 90 uZ einige Zeit prätorischer Legionslegat.
Beides ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Nennt er Quellen?
Dass Tacitus irgendwann Militärtribun war, ist zu vermuten, da das am Beginn einer politischen Laufbahn nun mal üblich war, aber direkten Beleg gibt es meines Wissens keinen, und woher man wissen will, dass er ausgerechnet 78 Militärtribun war, ist für mich nicht nachvollziehbar. Am Beginn seiner "Historien" erwähnt er nur, dass er seine Karriere unter Vespasian begann, aber der regierte nicht nur 78.
Da Tacitus 88 Praetor war, ist natürlich anzunehmen, dass er danach eine Provinz verwaltet hat oder ein Kommando hatte, außerdem geht aus "Agricola" hervor, dass Tacitus und seine Frau bei dessen Tod 93 und auch in den letzten vier Jahren davor nicht bei ihm waren, aber Näheres ist meines Wissens über die Abwesenheit nicht bekannt. Theoretisch könnte er doch vermutlich auch als Proconsul eine sog. senatorische Provinz verwaltet haben.
 
Hallo Augusto, das ist so. Man nehme die Quellen zu jener Zeit und lernt daraus. Und am Ende doch nichts. Die Römer machten ihre Erfahrung hauptsächlich in der Wetterau. Kaiser Domitian annektierte das Land der Mattiaker so 85n.Chr. Davor gründete Caligula das Kastell Hofheim.
Die Mattiaker leisteten zuvor, außer imBataver-Aufstand, den Römern stets Hilfe im Kampf, mussten zuvor wie die Bataver keinerlei Abgaben errichten und dienten als Vorposten und Pufferzone für Rom an der Grenze zu den Chatten. Tacitus berichtet, dass ein Herr Rufus kein Silber dort finden konnte. D.h. dass Bild der Germanen, das Wissen über ihr Land erfuhren die Römer hauptsächlich aus diesem kleinen Fleck. Es konnte natürlich nicht so reich sein wie eine römische Provinz, weil sie in der Regel viel größer war. Domitian nannte sich bei seiner Annektierung auch gleich Germanicus, obwohl Mattiacius exakter gewesen wäre sowie Chattius noch akzeptabel wäre. Aber die Römer übertreiben nun mal gerne. Vor der Niederlage gegen Arminius gewannen sie viel Blei aus dem Sauerland. - Es ist schon unglaublich... Es sollte klar sein, dass die Römer für sich übertrieben und ihre Gegner untertrieben. Ich habe neulich eine schöne Liste gesehen: Germanicus konnte keine seiner selbsterstellten Punkte nach der Darlegung Tacitus erfüllen. Das ist der siegreiche Mann der Schlachten. Da ja Arminius laut Tacitus nie ein Krieg verlor hat ergo der Gewinner aller Schlachten den Krieg verloren.
 
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- Germanicus hatte keine Möglichkeit Caecina zu rechtzeitig Hilfe zu kommen und dürfte auch kaum gewußt haben das dieser Hilfe braucht. Zudem hätte er wahrscheinlich ein Verpflegungsproblem bekommen wenn er kehrt gemacht hätte.
- Caecina operierte zu diesem Zeitpunkt auch selbstständig und sein Heer war nur gerinfügig kleiner als das von Germanicus.
- Die Heer hatte man aus operativen und vermutlich auch aus logistischen Gründen aufgeteilt.
- Caecinas Heer konnte sich selbst freikämpfen. Germanicus wurde nicht gebraucht.

Wo bitte ist hier Feigheit oder Inkompetenz bei Germanicus zu erkennen?

Die "moderene" Kommunikationsmethode jener Zeit in Germanien waren Meldereiter..
In dem Zusammenhang gibt es einen aktuellen Bericht in der WELT: Archäologie-Schau: Roms Rache für die Varusschlacht - DIE WELT
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Zu dieser Zeit besaß Germanicus bereits das Imperium (Oberbefehl) am Rhein und rüstete sich zur Invasion. Die Auslöschung der Marser im Jahr 14 führte den Germanen vor Augen, wie Rom die Schmach der Varuskatastrophe zu tilgen gedachte. Mit acht Legionen samt Hilfstruppen, etwa 90.000 Mann, einem Drittel des römischen Feldheers, begann im Jahr darauf der Großangriff.

Erklärtes Ziel war die Vernichtung des Arminius und seiner Koalition. Zwar fiel mit Thusnelda die schwangere Frau des Arminius in die Hand der Römer, die auch zwei Legionsadler des Varus zurückgewinnen konnten. Aber ein durchschlagender Erfolg blieb aus.

Dafür stiegen die Verluste, zumal ein Truppentransport mit der Flotte in einer Katastrophe endete. An den "Langen Brücken" gerieten vier Legionen in einen Hinterhalt, bei dem der Tross und mehrere Tausend Mann verloren gingen. Der logistische Aufwand war enorm, der Gegner setzte auf Guerillataktik und entzog sich geschickt der überlegenen Kriegsmaschinerie Roms.

Bereits Ende 15 bewilligte Tiberius daher seinem Feldherrn einen Triumph in Rom, was gleichbedeutend mit der Aufforderung zur Rückkehr war. Doch diesmal widersetzte sich Germanicus. Er brannte vor Ehrgeiz, seinem programmatischen Namen Taten folgen zu lassen, und setzte alles auf eine Karte. Statt wie zuvor mit der Strategie der verbrannten Erde das Land zu befrieden, suchte er nun in zwei Feldschlachten die Entscheidung, vergeblich. Historiker schätzen, dass die Verluste des Germanicus so groß waren wie die aller vorangegangenen Feldzüge – einschließlich der des Varus.
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Vermutlich operierte Varus mit seinen Legionen zwischen Rhein und Weser. Germanicus und sein General Caecina durchzogen größere Gebiete. Eine ihrer Hauptbasen aber wird Haltern/Aliso gewesen sein. Die Frage ist, ob Caecina die Schlacht an den "Langen Brücken" bei Kalkriese schlug oder ob dort Varus sein Ende gefunden hat ...
 
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