Streitwagen & co
Hi,
also erstens, Zebras und Onagers sind nicht übel gelaunt, sondern sehr empfindlich was es schwierig macht sie sinnvoll einzusetzen, aber es gibt durchaus Beispiele von gezähmten Zebras, sowohl vor dem Wagen als auch als Reittier. Aber die sind äußerst selten. Zebras sind einfach zu schreckhaft, extrem kitzlig, sehr abwehrbereit und daher eine Gefahr für Leib und Leben.
Es heisst das das Caspian Horse wohl der ersten planvoll gezüchteten Rasse wohl am nächsten kommt und daher weitaus älter als der Araber ist. Es ist der Vorfahre des Marwari-Pferdes aus Indien, des Achal-Tekkiner und des Arabers.
Ein Caspian Horse wird als jener berühmte Bucephalus anhand von Darstellungen identifiziert das Alexander der Große nutzte (aber das war sicherlich etwas größer). Alexanders Zeit war ca. 300 v. Ch.
Das Caspian Horse ist ein Pferd, genauer gesagt ein Miniaturpferd. Es wurde seit Jahrtausenden um den südlichen Teil des kaspischen Meeres herum gezüchtet und hat inbesondere in den letzten 50 Jahren erheblich durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in Iran, Irak, Pakistan, Tschechenien usw. gelitten, fast wäre es ausgerottet. Erst als eine Amerikanerin Louise Firouz dieses winzige Pferd im norden Irans entdeckte und die letzten Caspian Horse einsammelte und wieder zu züchten begann, interessierten sich Genetiker auch für domestizierte Haustiere. Inzwischen identifiziert man es als das in der Antike genutzte Pferd des Orients, das dort auch mehrfach erwähnt wird. Troja ist z.b. eine "Pferdestadt" gewesen aber auch andere.
Das Caspian Horse hat eine Größe von 103 bis 125 und ist offenbar die Miniaturversion des größeren Pferdes das im antiken Orient genutzt wurde. Es ist sehr feingliedrig wie ein Mini-Araber.
Das Marwari-Pferd ist jene Rasse die in der Rigveda praktisch neben dem Rind als häufigstes Tier genannt wird. Die Rigveda ist um etwa 300 bis 600 v. Chr. niedergeschrieben worden, geht aber auf orale Traditionen zurück die bis in die Zeit der Veden reicht, also mind. 1500 v. Chr. Erzählt wird darin auch von Streitwagen die von einem Wagenlenker und von einem Krieger besetzt wurden. Diese Streitwagen hatten wohl anfangs 4 Räder, d.h. sie waren relativ schwer.
Die Inder haben eine recht lange Pferdezucht-Tradition wobei sie ganz erheblich wert legen auf Mut, auf Ausdauer und auf Härte, also alles was einen Araber auszeichnet.
Um mal ein Beispiel zu geben, die Pferde wurden ausgebildet um Elefanten anzugreifen.
Aber da sie kleiner als Elefanten sind, wurden sie trainiert um sich direkt vor dem wütendem Elefanten aufzurichten, damit der Reiter die (relativ kurze) Lanze ins Herz des Elefanten stoßen konnte.
Das ein Pferd einen derartigen Koloss angreift ist absolut unwarscheinlich, d.h. der Mut dieser Pferde ist unglaublich, ebenso wie ihre sprichwörtliche Treue. Einige dieser Pferde wurden mit Gold aufgewogen und die Mogule die davon besonders viel hatten, waren nicht geizig.
Marwari-Pferde sind durchaus in der Lage mit einem Araber mitzuhalten, sie entsprechen jedoch nicht dem europäischem Bild eines Idealpferdes. Den Engländern waren sie zu dürr und da sie gelegentlich etwas kuhhässig stehen, haben die Engländer schlicht und einfach ihre Pferde importiert und damit das Ansehen und den Bestand an den Rand der Ausrottung gebracht.
Marwari-Pferde können zwischen 135 cm und 170 cm groß sein. Nach Veda-Tradition wurden sie auch auf Farben selektiert, d.h. sie sind durchaus sehr bunt, Ohren die nach innen gebogen sind und sie haben noch eine weitere Gangart den Revaal, das ist zwischen Galopp und Trab, eine Art tänzelnder Galopp ähnlich den peruanischen Paso Fino.
Marwari
Erst in den letzten Jahren wurde wieder verstärkt begonnen das Marwari-Pferd systematischer zu züchten. Das Problem dabei ist das sich die Züchter nicht auf einen Verband einigen können, sodas dieses Jahrtausende alte Pferd als Rasse nicht anerkannt (oder gar bekannt) ist. Und wie das so ist, sind nur Dinge anerkannt die auch auf Papier stehen. Da es keine einheitliche Zuchtlinie gibt, gibts eben auch keine anerkannte Marwari-Rasse.
Da die Araber ihre Tradition von den Indern haben, genauer gesagt von den Veden, ist das auch der Quell ihrer Pferdetradition. Richtig extrem wurde die Zucht bei den Mogulen.
Der Marwari und der Achal-Tekkiner sind damit abgesehen vom Caspian Horse warscheinlich die ältesten Rassen der Welt. In der ursprünglich indischen Sprache gab es noch kein Wort für Pferd oder besser gesagt, es war dasselbe Wort wie für den Yak.
Möglicherweise ist Indien der Erfinder des indoeuropäischen Wortes für Pferd, das es übrigens auch im Germanischem gab, bevor wir das römisch/griechische Wort entlehnten. Vermutlich nutzten Völker auf der anderen Seiten der Berge die Pferde als Lastenträger im Gebirge und dort wechselte man dann auf das Yak über weil das im Hochgebirge besser zurecht kommt. So wurde es tausende Jahre auf der Seidenstraße gehandhabt.
Die Arier wurden von den Indern als Pferdegesichtige beschrieben, weil sie so eine lange Nase hatten. Es gibt heute eifrige Diskussionen ob das Pferd bereits vor den Ariern in Indien existierte oder nicht, denn es gibt durchaus Darstellungen von Pferden die aber auch als Esel interpretiert werden können.
Die erste große Schlacht mit Pferden wird im Mahabharata beschrieben. Es gilt zumindestens in Asien als historisch, seitdem man in Dwaraka ein Siegel fand das im Epos beschrieben wurde. Die Schlacht fand wohl irgendwann im 2. Jahrtausend statt.
Und zum Thema Effektivität von Streitwagen. Generell eignen sich Streitwagen sehr gut um Soldaten zu verjagen, denn gewöhnlich flüchtet jeder Mensch auf dem ein Gespann zurennt, dabei ist es unerheblich ob die nur 1.20m gross sind oder 1.50m. Ein antikes Pferd dürfte etwa zwischen 300 und 500 kg gewogen haben, das rennt also ganz locker mal so nen 100 kg Mann um, selbst wenn der sich noch mit Schwert, Schild und Helm ausrüstet. Vor 600 kg Pferd flüchtet auch ein Goliath. Zudem ist es recht schwierig bis zum Fahrer durchzukommen, wenn man erst mal umgerannt wird. Und man muss auch bedenken das eine Peitsche durchaus als Waffe benutzt werden kann und ein geübter Peitschenschlag kann so treffsicher sein das er eine Kerze auslöschen kann oder sich um einen Hals schlingen kann. Wer da erstmal drin ist kommt nicht so schnell raus, schon garnicht wenn der Wagen rollt. Da Fernwaffen in der frühen Antike nur in Form von Bogen genutzt wurden und den muss man ja erstmal spannen und zielen, war so ein Streitwagen durchaus effektiv.
Wenn dann auch noch einer mit Lanze, Schwert oder auch Bogen obendrauf steht und zusticht, wird das für den Fußsoldaten sehr unangenehm.
Natürlich sind solche Kriegsstreitwagen im offenen Land durchaus besser aufgehoben als etwa im Sumpf oder in den Bergen, aber man kann mit einem Wagen schon einige sehr extreme Sachen machen. Davon mal abgesehen eignet sich ein Streitwagen hervorragend als Prestigeobjekt. Man kann ihn herrlich aufpeppen und die erhöhte Position suggeriert durchaus Macht. Also war er auch für Könige durchaus ein Mittel um Macht zu demonstrieren. Im Grab des Tutanchamun gab es auch einen Streitwagen, allerdings war der sehr leicht und damit sehr viel anfälliger. Das gleiche gilt für die Streitwagen des Collosseums. Auch da hat man Gewicht gespart um schneller zu werden, was zu erheblichen Unfällen führte.
Ein Pferd rennt zwischen 50 bis max. 68 km/h. Das schnellste Pferd auf 400m ist das Quarterhorse. Auf 1600m erreicht das engl. Vollblut eine Geschwindigkeit von etwa 60km mit Spitzenwerten im Endkampf.
In England gibts ein Dauerlauf Mensch gegen Pferd das beweist das ein Mensch auf 40 km durchaus schneller als ein Pferd im Gelände sein kann. Ich glaub sogar da hat ein Deutscher gewonnen.
Dschingis Khan hat als erster Reiterboten eingesetzt und die schafften es eine Nachricht von der Mongolei bis an die Donau in etwa 12-14 Tagen zu transportieren. Es heisst die haben pro Tag 100 km geschafft.
Daneben kann man als Bauer mit Pferden etwa doppelt so schnell pflügen als etwa mit einem Ochsengespann.
Pferde sind eigentlich recht verschwenderische Futterverwerter. Es gibt Theorien darüber das das Pferd ohne menschliche Zucht längst ausgestorben wäre, so wie es ja auch in Amerika passierte. Andersrum müssen einst Millionen wilde Pferde durch Asien gestreift sein.
Ob die Domestikation wirklich in der Botai-Kultur erfolgte ist keinesfalls gesichert. Bisher ist es nur die älteste Fundstelle an der sich Spuren domestizierter Pferde nachweisen lassen. Spuren im weiten Asien zu finden ist eher mit viel Glück verbunden, andersrum hat Asien in weiten Teilen ideale Bedingungen für die Konservierung solcher Spuren.
Zumindestens klingt es logisch das sich ein Hirte aus Bequemlichkeit irgendwann auf ein Pferd setzte.
Das Kelten wirklich ne Pferdeaffinität hatten bezweifle ich. Germanen haben ja auch die Alcis, die eindeutig Pferdegötter sind und zudem Odins Pferd Sleipnir und trotzdem würd ich sie nicht unbedingt als Reitervolk bezeichnen. Dürfte auch schwer sein sich nen Highlander-Kelten auf einem Dartmoor-Pony vorzustellen. Wären sie wirklich ein Reitervolk hätte sich diese Tradition sowohl in einer Pferderasse als auch in einer Reitkunst manifestiert. Zum Vergleich gibt es bei den Ungarn durchaus eine lange Reittradition und mit der Lipizzanerzucht auch ein Pferd dazu, ebenso wie bei den Deutschen mit ihrem Trakehner usw. oder den Polen mit den Klabstrubern. Es ist warscheinlicher das die Kelten ihre Pferdegöttin irgendwo als religiösen Kulturtransfer aufgegabelt haben so wie Lugh, Belos und Artus.
Insofern ist das eher "Keltengetümmel". Die werden eh total überbewertet,
nur weil sie mal durch ganz Osteuropa gezogen sind. (Logisch, schliesslich liegt das zwischen Westeuropa und dem Yamna-Horizont in der Ukraine oder wahlweise Anatolien).
Aber schaut man sich mal in der Welt um, so sind diese "Möchtegern-Kelten" quasi an jedem Krieg der letzten 1000 Jahre beteiligt und haben über 3 Kontinente die Urbevölkerung versklavt. Über dieses Erbe denken leider nur wenige Kelten nach.