Eine andere Frage in dem Zusammenhang:
Wie standen denn die Chancen für einen Separatfrieden mit Italien?
Man hätte z.B. den südlichen Teil Südtirols mit überwiegend italienisch-sprachiger Bevölkerung anbieten können...
Ohne es militärisch besiegt zu haben, da würde ich
@Turgot zustimmen, standen die wahrscheinlich nicht besonders gut.
Wie Turgot schon ausführt war den Italienern am Ende kurz vor dem italienishcen Kriegseintritt von Österreichischer Seite her das Trentino angeboten worden.
Wobei man hier fairerweise dazu sagen muss, dass Wien nicht beereit war es vor dem Ende der Feindseeligkeiten abzutreten, was in Rom widerrum zu der Befürchtung führte, dass man sich nach in Wien möglicherweise nicht mehr daran halten wollen würde.
Inzwischen hatten die Entennte-Mächte Italien im Vertrag von London 1915 nicht nur das Trentino, sondern ganz Südtirol bis zum Brenner, dazu das Isonzo-Tal, ganz Istrien mit Triest und einen Teil Dalmatiens zugesprochen, ein italienisches Protektorat über Albanien und eine Beteiligung an der künftigen Konkursmasse des Osmanischen Reiches im Südwesten der kleinasiatischen Küste gehörten ebenfalls zu den Versprechungen, die der italienischen Seite gemacht wurden.
Ein Friedensabkommen, dass den Italienern das Trentino angeboten hätte, wäre nicht mehr gewesen, als Italien hätte bekommen, wenn es sich von Anfang an neutral verhalten hätte.
Hierzu muss man sagen, das es dazu auch eine relativ breite inneritalienische Debatte gab, da der Einflussreiche Ex-Ministerpräsident Giovannni Giolitti vor dem italienischen Kriegseintritt dem Kurs Neutral zu bleiben und sich dafür von Österreich-Ungarn mit Kompensationen abfinden zu lassen, das Wort geredet hatte, während sein Nachfolger Antonio Salandra und Außenminister Sidney Sonnino nur Möglichkeiten für wirkliche Zugewinne für Italien sahen, wenn sie das Land an der Seite der Entente in den Krieg steuerten.
Das Problem mit Giolittis Position war seinerzeit, dass sich die Habsburgermonarchie sehr lange dagegenn sträubte Italien irgendetwas brauchbares annzubieten, womit Giolittis Neutralitätskurs kontrkarriert war, während die Entente-Mächte begannnen sich mit Versprechungen hinsichtlich Territorien betreffend Österreich-Ungarns und des Osmanischen Reiches gegenseitig zu überbieten.
Die Regierung Salandra widerrum war bis Sommer 1916 im Amt und hätte nachdem sie das Land mit ihrenn Eroberungswünschen in den Krieg gesteuert hatte, keinen Verständigungsfrieden auf Basis dessen, was möglicherweise auch Giolittis Neutralitätskurs erreicht hätte schließen können, ohne damit politischen Suizid zu begehen, denn damit hätte sie eingeräumt den Krieg gegen Österreich-Ungarn wegen nichts und wieder nichts herbeigeführt und das Blut der eigenen Landsleute völlig umsonst vergossen zu haben.
Auch die folgenden Regierungen hätten unter einem vergleichbaren Druck gestanden, nachdem man das Abgebot Neutralität für das Trentino ausgschlagen und den Krieg angefangen hatte, musste der Gewinn für Italien, wenn es sich in einen Separatfrieden einlassen sollte jedenfalls größer sein, als das.
Das aber konnte Österreich-Ungarn kaum leisten.
Nachdem es für Wien schon schmerzhaft war die Abtretung des mehrheeitlich italienischen Trentino anzubieten, hätte es sich kaum bereit finden können von sich aus auch noch das deutschsprachige Südtirol oben drauf zu legen, zumal dagegen innerhalb Österreich-Ungarns auch sofort die Deutschnationalen auf die Barrikaden gegangen wären, die deutschsprachigen Sozialdemokraten wahrscheinlich auch, sämtliche konservativen Verfechter des Kaisereichs, die strikt gegen jedes territoriale Zugständnis waren ohnehin.
Insofern Triest der wichtigste Handelshafen der Donaumonarchie war und wenigsten sie Österreichische Reichshälfte auch nur über Triest und Istrien Zugang zum Mittlmeer hatte (die Exklave Dalmatien mal außen vor), konnte Wien aus handelspolitische Gründen der Abtretung von ganz Istrien mit Triest in keinem Fall zustimmen ohne die Abwicklung eines großen Teils seines eigenen Außenhandels vom Wohlwollen Italiens oder von der Fortsetzung des Verhältnisses zu Ungarn auf unbestimmte Zeit abhängig zu machen.
Abretungen an der Kroatischen Küste wären wahrscheinlich auf immensen Widerstand im Budapester Parlament gestoßen, dass hier hätte zustimmen müssen und insofern sich Ungarns Ministerpräsident Tisza lange gegen den Krieg gesträubt und versucht hatte zu bremsen, wäre entspreched großer Widerstand zu erwarten gewesen, wenn Wien versucht hätte das Ende des Krieges den man in Ungarn nicht so recht gewollt hatte, mit ungarischem Territorium zu erkaufen.
In Dalmatien hätte Wien vielleicht Zugeständnisse machen können, aber keinsfalls im südlichen Teil, weil der wegen des Kriegshafens Cattaro/Kotor strategisch wichtig für die K.u.K.-Monarchie war.
Osmanisches Territorium, dass der Vertrag von London versprach, bzw. eine Einflusszone in der Konkursmasse eines aufzuteilenden osmanischen Reiches konnte Wien ebenfalls nicht zusagen.
Allenfalls konnte es sich bereit erklären ein italienischs Protektorat über Albanien anzuerkennen, was Italien aber erst etwas genutzt hätte, wenn auch die anderen Mächte das anerkannt hätten und da hätte sich die Entente absehbar geweigert um Italien das Ausscheerenn aus dem Bündnis schwerer zu machen.
Insofern sehe ich da für einen Kompromissfrieden keinen Spielraum.
Italiens Politiker brauchten für einen Kompromiss mehr Gewinn als das Trentino, Wien konnte aber nicht viel mehr anbieten allenfalls Korrekturen der Greze im Isonzotal und vielleicht ein oder zwei Stützpunkte für Italien im Norden Dalmatiens hätten noch angehen können.
So gesehen war die Einzige Möglichkeit Italien wirklich aus dem Krieg zu bekommen sehr wahrscheinlich es militärisch auszuschalten, wozu leediglich das Abknappsen des Venneto aber nicht ausgereicht hätte.
Mit einem militärischen Stoß in die Po-Ebene in das Herz der italienischen Industrie hätte das möglicherweise anders ausgesehen, aber das hätte eine größer angelegte Kampagne als die Süditrol-Offensive erfordert.