je weiter weg , desto steiler wird die ballistische Kurve des Geschosses .Je steiler der Einfallswinkel auf den senkrechten Gürtelpanzer ist desto ungünstiger für die Granate .
Fliegt sie nur weniger Meter weiter trifft sie statt des senkrechten Gürtelpanzers den waagerechten Deckpanzer .
Das ist grundsätzlich richtig, aber nur auf dem Papier relevant, weil die ballistische Kurve von den konkreten Gefechtsbedingungen abhängt.
Dazu ein Beispiel (aus WK II, um Deine "steilen" Winkel
überhaupt aufgreifen zu können'): British 16”/45 gun, 16”, 2375-lb shell with 2090-lb body weight; maximum range is 40,000 yards: (40,6cm-Geschütze der Nelson und Rodney, APC) – Angaben in 100 Yds.
Durchschlag Lage Deckspanzerung bei 300 hYds bis 400 hYds in 20-Schritten:
67 mm (300 hYds) /84/113/148/173/193 mm (400 hYds)
Durchschlag Gürtelpanzer bei 200 hYds bis 300 hYds in 20-Schritten:
196 (200 hYds)/183/178/169/160/144 (300 hYds)
(Werte nach Nathan Okun).
Es bringt nichts, sich auf
steile Winkel jenseits 300 hm einzustellen und sich von der Wirkung auf Deckspanzerung beeindrucken zu lassen: dort ist die Trefferwahrscheinlichkeit nämlich vernachlässigbar gering, und Du triffst nichts bis 1945. Bei 300hm ist kein Treffer bis 1945 im Artilleriekampf überliefert. Der Aufprallwinkel beträgt theoretisch auf diese Entfernung "nur" 33- 34° (ohne Rollen des Ziels), größere Werte sind also vernachlässigbar.
Selbst auf diese Entfernung (300hm) wären ca. 100mm Deckspanzer kaum zu durchschlagen, wenn zuvor eine Panzerdicke von >30mm zu Decapping führt (Werte für 1922-1945, im WK I sind solche Gefechtsentfernungen mangels Steuerung und mangels Rohrerhöhung unvorstellbar). Wir können gerne die Betrachtungen für Horizontalpanzerungen im WK I und Haupt-Gefechtsentfernungen 100-180hm erweitern, im Ergebnis bringt das im Vergleich derselben Schiffsklassen kein anderes Ergebnis (Gefechte Schlachtschiff-Kreuzer etc. ausgeblendet).
Der Unterschied bei (partiellem) Durchschlag des Gürtelpanzers oder (selbst vollständigem) Durchschlag der Deckspanzerung hinter dem Gürtelpanzer ist bzgl. Explosionswirkung
identisch: eben Explosion der BC der Granate.
Idealerweise führen Verzögerung sowie Decapping durch die Panzerung die Explosion im unmittelbar dahinter liegenden Raum herbei. Die primäre Sprengkraft der APC-Geschosse ist im übrigen durchaus überschaubar, etwa 23kg TNT für die BC der 40,6cm von Nelson, bei den QEs im Ersten Weltkrieg 20.5kg Shellite bis 27.4kg Lyddite, bei den deutschen 30,5cm rund 13kg für den Sprengsatz. - wenn nichts Explosives gelagert wird, sollte eine 1inch- bzw. 25mm Panzerung die Explosion kapseln, nebst einem Teil der Splitterwirkung. - Anschauliche Beispiele sind die Explosionen im Gefechtstürmen nach Durchschlag der dicken Panzerung, bei der interne Splitterschotts etc. die Wirkung sehr beschränken, sofern es nicht zu Sekundärexplosionen kommt.
Zur Frage “einige Meter weiter“. Die Frage läßt sich so überhaupt nicht stellen, weil von der Gefechtsentfernung abhängig:
- Bei geringen Entfernungen ist die horizontale Deckspanzerung
überhaupt nicht zu durchschlagen, wenn der Treffer hinter die Gürtelpanzerung schlägt.
- Dagegen steigt die Gefahr des Durchschusses des Gürtelpanzers – beides ist also keineswegs austauschbar
- Lagenwinkel und „Rollen“ sind dabei nicht berücksichtigt
- Die „treffbare“ Objekthöhe ist zu beachten, die ist nämlich recht gering (zB ca4 Meter pro 10 Meter Objekthöhe bei 300hm Gefechtsentfernung)
- Gefährlich auf Hauptkampfentfernung ist somit nicht etwa das Überschießen der Gürtelpanzerung, sondern das
Unterschießen durch Abflachung des Aufprallwinkels im Wasser, für Entfernungen etwa 30-50 Meter vor dem Schiff.
P.S. Holland wollte "ran", weil für Entfernungen <250hm und somit für alle möglichen Gefechtsentfernungen das Durchschießen der Deckspanzerung der BS mit der 38,1 cm unmöglich war und die geringere Entfernung bei ca. 100 bis 120 hm das Durchschießen des Gürtelpanzers möglich machen würde (theoretische Überlegung, praktisch gestaltete sich auch das schwierig, siehe das Endgefecht mit Rodney, aber auch die übrigen Treffer von POW mit Schäden auf BS, wenn schwächere Teile getroffen werden - insbesondere Wassereinbrüche)