Texas-Deutsch (stirbt aus)

El Quijote

Moderator
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Texasdeutsch und Pennsylvania Dutch sind deutsche Dialekte.

Texasdeutsch ist ein Mischdialekt mit Merkmalen aus verschiedenen in den deutschsprachigen Gebieten vorkommen Dialekten, was sich auch idiolektmäßig stark bemerkbar macht*, natürlich stark durch Anglizismen angereichert und gekennzeichnet durch eine Entrundung der Vorderzungenvokale (ü > i, ö > e).

Texasdeutsch wird heute kaum noch gesprochen, wird durch die spanisch-englische Diglossie stark verdrängt und wird auch kaum noch an jüngere Generationen weitergegeben, sprich die Sprecher sind im Durchschnitt bereits im fortgeschrittenen Rentenalter, dass sich das Texasdeutsche in naher Zukunft erledigt, ist nur eine Frage der Biologie. Allerdings, so Hans Boas, ein deutscher Sprachwissenschaftler der Universität Austin, hat Corona diesen Prozess beschleunigt. Vor der Pandemie hatte er noch vor der Pandemie ca. drei Interviews wöchentlich, heute eines alle paar Wochen.

*Sprich: es gibt zwar gemeinsame Dialektmerkmale des Texasdeutschen, aber manche über den Teich gebrachte Dialektmerkmale kommen nur bei Einzelpersonen vor, haben sich nicht durchmischt.
 
Die fast verschwundene Sprachinsel texasdeutsch scheint nicht zusätzlich identitätsstiftend an spezielle Religiosität (irgendwo zwischen Wiedertäufern, Freikirchen, Sekten gelagert) gebunden zu sein wie das (ursprünglich bayerische) "hutterisch".
 
Die zwei Weltkriege haben vielen deutschen Sprachinseln in USA den Garaus gemacht. Wenn nicht verboten, so war es jedenfalls verpönt, in Kriegszeiten deutsch zu sprechen. Heutzutage sind die Amerikaner sehr interessiert an ihrer Herkunft, es gibt Bierfeste, Folklore usw., aber die Sprache ist bis auf Ausnahmen als tägliche Sprache verschwunden. Zu Texas German gibt es Sprachbeispiele auf einer großen Videoplattform. Wer als deutscher Tourist in Texas ist, sollte sich Fredericksburg nicht entgehen lassen. Dort erfährt man einiges über die deutschen Einwanderer und es gibt noch deutsche Straßennamen.
 
ja, die Videoplattform präsentiert jene 'allerletzten aktiven Sprachnutzer' des Texasdeutschen, hatte ich vor 2,3 Jahren dort entdeckt & damit erstmalig davon gehört.
 
Die fast verschwundene Sprachinsel texasdeutsch scheint nicht zusätzlich identitätsstiftend an spezielle Religiosität (irgendwo zwischen Wiedertäufern, Freikirchen, Sekten gelagert) gebunden zu sein wie das (ursprünglich bayerische) "hutterisch".
Mennoniten sprechen meist Niederdeutsch. Ich sprach letzhin mit einem Russlanddeutschen Mitarbeiter von uns; ich dachte immer, der spräche auch Niederdeutsch, weil die meisten Russlanddeutschen bei uns im Betrieb (wenn sie nicht Russisch sprechen) einen erkennbaren niederdeutschen Einschlag haben (ich spreche von meist in Kasachstan geborenen, nicht von denen, die bereits in Dtld. geboren sind). Aber er verklickerte mir, nein, er habe von seiner Großmutter und seinem Vater hochdeutsch gelernt, sie seien eine katholische Familie und die ganzen Mennoniten würden doch kein richtiges Deutsch sprechen habe sein Vater immer gemeint.
 
Die fast verschwundene Sprachinsel texasdeutsch scheint nicht zusätzlich identitätsstiftend an spezielle Religiosität (irgendwo zwischen Wiedertäufern, Freikirchen, Sekten gelagert) gebunden zu sein wie das (ursprünglich bayerische) "hutterisch".
Mennoniten sprechen meist Niederdeutsch. Ich sprach letzhin mit einem Russlanddeutschen Mitarbeiter von uns; ich dachte immer, der spräche auch Niederdeutsch, weil die meisten Russlanddeutschen bei uns im Betrieb (wenn sie nicht Russisch sprechen) einen erkennbaren niederdeutschen Einschlag haben (ich spreche von meist in Kasachstan geborenen, nicht von denen, die bereits in Dtld. geboren sind). Aber er verklickerte mir, nein, er habe von seiner Großmutter und seinem Vater hochdeutsch gelernt, sie seien eine katholische Familie und die ganzen Mennoniten würden doch kein richtiges Deutsch sprechen habe sein Vater immer gemeint.
Wer als deutscher Tourist in Texas ist, sollte sich Fredericksburg nicht entgehen lassen. Dort erfährt man einiges über die deutschen Einwanderer und es gibt noch deutsche Straßennamen.
Wenn man mal in New York ist, empfiehlt sich der Besuch von Ellis Island. Und vielleicht vorher das Erlernen der Quadratschrift, denn dann kann man als Deutscher auch die vielen jiddischen Dokumente gut entziffern (selbiges gilt für die jüdischen Museen in Prag, vieles, was dort an Büchern ausgestellt ist, ist jiddisch und somit - wenn man die Schrift lesen kann - verständlich).
 
...Pardon... wegen unzuverlässiger Performance (siehe entsprechenden Faden) hatte ich erstmal nur die zwei Links abgeschickt, was lange dauerte...

Dem "hutterischen" wird bayrische Herkunft attestiert. Die Hutterer sind wohl in Kanada zahlreicher als in den USA.

Vor über 40 Jahren war ich mal in Steinbach Steinbach (Manitoba) – Wikipedia was von deutschsprachigen Russlandmennoniten gegründet worden war - da liegt sprachlich das Plautdietsch – Wikipedia vor, kommt vom ostniederdeutschen.

zum auch, aber nicht nur von Mennoniten gesprochenen Pennsylvania Dutch (Deitsch):
Bevölkerung
Es waren zumeist Protestanten, insbesondere Mennoniten, Amische und Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeine. Die von ihnen besiedelte Region wird in Amerika als Pennsylvania Dutch Country bezeichnet.
Sprache Pennsylvania Dutch
ist eine hauptsächlich auf vorderpfälzisch/kurpfälzischenDialekten aufbauende Sprachvariante der deutschen Sprache in Nordamerika.
Pennsylvaniahochdeutsch
Das Pennsylvaniahochdeutsch stellt demgegenüber ein altertümliches Hochdeutsch auf der Grundlage des 18./19. Jahrhunderts dar, erweitert um Elemente und Strukturen des Pennsylvaniadeutschen und des amerikanischen Englisch. Diese Variante wird nur noch von rund 5000 Sprechern aktiv genutzt. Die meisten Sprecher kommen aus den Gruppen der Amischen alter Ordnung und der Mennoniten alter Ordnung und sind Funktionsträger in ihren Gemeinden (Bischöfe, Prediger und Diakone)
(aus den Wikipedia Artikeln zu Bevölkerung und Sprache)

Bei den solche altertümlichen deutschen Varianten sprechenden Mennoniten, Altamish, Hutterern dürfte die Kombination von religiöser und sprachlicher Gemeinschaft identitätsstiftend gewirkt haben und bis heute die Sprachinseln getragen haben (Traditionen usw)

Anders das Texasdeutsch – Wikipedia - da scheint nur die Weigerung der Einwanderer, englisch zu lernen, zu einer abgeschotteten Sprachinsel geführt zu haben: ich sehe da keine Hinweise auf eine spezielle Religionsgemeinschaft/Sekte/Freikirche etc. Das Verbot von Deutschunterricht während des Ersten Weltkriegs leitete dann das englische überfluten der Sprachinsel ein sozusagen ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir waren als deutsche wehrpflichtige Soldaten 1979 in Shilo/Manitoba stationiert, Panzerschiessen in der kanadischen Prärie.

Die nächste größere Stadt war die Stadt Brandon, wir waren dort oft unterwegs. Eines Tages sprach uns dort eine ältere Dame auf Plattdeutsch an.
Sie erkannte uns als Deutsche anhand unserer deutschen kleinen Fahne auf unseren Parkas.
Wir wurden in das Haus der Familie eingeladen, zu Kaffee und Kuchen. Der Ehemann sprach reinstes Saterländer Platt, das ich als Ammerländer nur schwer verstehen konnte, aber ich konnte mich rudimentär verständigen.

Das war ein sehr bewegendes Erlebnis, das Paar trafen wir mehrfach wieder während unserer Zeit dort, beide waren mehr als erfreut, sich in deutscher Sprache mit uns unterhalten zu können.
Es gab ähnliche Erfahrungen mit Deutschkanadiern damals, diese waren nicht immer erfreulich.
Ich erinnere eine nächtliche Taxifahrt mit einem Deutschkanadier, der als Besatzungsmitglied eines Bombers über Deutschland vor 1945 gekämpft hatte. Er sagte: "Wir warfen Bomben auf Berlin, auf unsere alte deutsche Heimat, ich habe die Nazis gehasst, ich habe Deutschland niemals wieder besucht!"

Ich saß neben dem Mann, er verweigerte ein Trinkgeld, und entließ uns wortlos aus seinem Taxi nach unserer Ankunft in Shilo.

Kanada, 1979


Micha
 
Nachtrag, als wir 1979 mit den Bundeswehr Bussen von dem Flughafen in Winnipeg nach Shilo transportiert wurden, da stand so mancher Kanadier am Strassenrand, und zeigte uns den "Deutschen Gruss".

Konnte man das den Menschen übelnehmen, ich denke nicht. Die ehemaligen Kriegsgegner im eigenen Land, die mit ihren Panzern die kanadische Prärie plattmachten.
Der deutsche Truppenübungsplatz Shilo existiert heute nicht mehr, es war eine merkwürdige Zeit dort, schwierig zu beschreiben...
Wohlgefühlt habe ich mich dort als Deutscher nicht, eher wie ein Fremdkörper. Andererseits wunderschöne Eindrücke von Land und Leuten, verbunden mit einigen sehr intensiven Kontakten. Wem wird so etwas schon zuteil in jungen Jahren.

Ich könnte noch heute ein Buch über diese vier Wochen schreiben, so sehr viel haben wir erlebt, aber das ist alles Schnee von gestern, das war einmal...

Micha
 
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