Thälmann - seine Rolle in der Weimarer Republik und sein Gedenken in der BRD

Er hatte keine Chance in den Widerstand zu gehen
Er hatte die Chance vor der Machtübernahme der Nazis Widerstand gegen die Machtansprüche der NS-Bewegung zu leisten.

Tat er aber nicht. In dem er sich der Zusammenarbeit mit den Sozialdemoraten und andren demokratischen Parteien kategorisch entzog und auch daran mitwirkte die KPD auf diese Linie festzulegen, entzog er jeder Chance auf eine breit aufgestellte politische Zusammenarbeit gegen die Nazis (=Widerstand gegen die NS-Bewegung) jede Grundlage.

Thälmann ist nich durch seine Haft von vorn herein daran gehindert worden gegen die Nazis zu arbeiten. Als einflussreicher Berufspolitiker hatte er die Möglichkeit schon vor 1933 und hat daran grandios versagt.
 
Er hatte die Chance vor der Machtübernahme der Nazis Widerstand gegen die Machtansprüche der NS-Bewegung zu leisten.

Tat er aber nicht. In dem er sich der Zusammenarbeit mit den Sozialdemoraten und andren demokratischen Parteien kategorisch entzog und auch daran mitwirkte die KPD auf diese Linie festzulegen, entzog er jeder Chance auf eine breit aufgestellte politische Zusammenarbeit gegen die Nazis (=Widerstand gegen die NS-Bewegung) jede Grundlage.

Thälmann ist nich durch seine Haft von vorn herein daran gehindert worden gegen die Nazis zu arbeiten. Als einflussreicher Berufspolitiker hatte er die Möglichkeit schon vor 1933 und hat daran grandios versagt.

Ja natürlich hätte er als Politiker sich gegen die Machtansprüche stellen können, es war der KPD und ihm wichtiger gegen die SPD zu kämpfen, die sie als den grösseren Feind ansahen.
Ja als einflussreicher Politiker hätte er sich gegen das NS-Regime stellen können, hier stand ihm wohl seine eigene Ideologie im Weg. Die Möglichkeit sich schon vor 1933 gegen das NS-Regime zu stellen, da haben auch andere grandios versagt.
 
Dass es Unsinn ist, ihn zum Widerstandskämpfer zu stilisieren, sollte aus ganz Platten Gründen der Unterbringung (Haft 1933-44) auf der Hand liegen - ihn zum Steigbügelhalter des NS-Regimes zu dämonisieren, scheint mir aber ebenfalls nicht wirklich angemessen.

Ich sehe nicht, wo ich Thälmann zum Steigbügelhalter des NS-Regimes stilisiert hätte.
Das mag anderen, im Besonderen den Herren Hindenburg, Hugenberg etc. etc. vorbehalten sein.

Aber Thälmanns Verhalten hat zur Schaffung der Voraussetzungen dafür beigetragen, insofern wird man ihn als einen (unfreiwilligen) Wegbereiter betrachten können, auch wenn letztendlich andere dieses Regime aufgebaut und in den Sattel gesetzt haben.

Ihn nur deswegen nicht als "Widerstandskämpfer" betrachten zu wollen, weil er in Haft saß, insinuiert für mich Raum zu lassen für Haltungen, die ihm dies zuzusprechen und seinen fehlenden tatsächlichen Widerstand mit der Haft und seiner Verhinderung gewissermaßen zu entschuldigen suchen (ohne dir eine solche Haltung unterstellen zu wollen).

Das wird aber Thälmanns Handeln in der Weimarer Republik nicht gerecht.
Damals verwendete er mehr Energie darauf die demokratischen Gegner der Nazis zu bekämpfen als die Nazis selbst.
 
Ihn nur deswegen nicht als "Widerstandskämpfer" betrachten zu wollen, weil er in Haft saß,
das wäre ja auch Unsinn. Und ich sehe nirgendwo Beiträge in dieser Diskussion, die in diese Richtung zielen - hingegen sehe ich einige Beiträge, die partout den inhaftierten Thälmann am Widerstand der Zeit 1933-45 irgendwie messen, und das halte ich für unangebracht.

Thälmann samt einigen seiner Angehörigen wurde zum Opfer des NS-Regimes. Was die Geschichtsklitterung der DDR mit seinem Nachleben angestellt hat, ändert an den Fakten exakt gar nichts.

Das wird aber Thälmanns Handeln in der Weimarer Republik nicht gerecht.
Damals verwendete er mehr Energie darauf die demokratischen Gegner der Nazis zu bekämpfen als die Nazis selbst.
hatte Thälmann seine Wähler ausgetrickst, z.B. "Jungs, wir werden das Nazi-Gesocks aus dem Parlament und aus der Politik beseitigen, werden es in die marginalste Minderheit manövrieren, wenn ihr mich wählt" und dann nach der Wahl "Ätschibätschi, Wahlversprechen: wer fällt denn auf sowas rein? Jetzt bin ich dran und jetzt räumen wir mit den Sozen auf, hähä!" oder kann es sein, dass seine Wähler ihn aus anderen Gründen gewählt hatten?
Der Thälmann hatte es auf demokratischem Weg, gewählt zum Reichstagsabgeordneten gebracht - das ist ein blankes Faktum. Der Thälmann hatte es zu diesem Mandat als Vertreter der KPD gebracht - auch so ein Faktum. Der Thälmann ist mit genügend Stimmen auf diesen Posten gewählt worden für das, was er in der damaligen Politarena gesagt und getan hatte, nicht für das, was er laut heutiger Besserwisser hätte sagen und tun sollen - auch das ist nichts anderes als ein blankes Faktum!
Das mag man aus heutiger Sicht für falsch halten, nun, dieses Urteil trifft dann alles, was ihn gewählt hat. Und ganz offenbar war er nicht der einzige Politiker, der andere Baustellen für vordringlicher oder wichtiger hielt und für solche Ansichten --- gewählt wurde.
Frage: gab es denn eine prominente sozialdemokratische oder sozialistische Stimme, die auf hoher politischer ebene was zu sagen hatte, welche aufrief "Genossen, Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, lasset uns unsere Differenzen vorübergehend beseitigen und erst mal gemeinsam gegen die Hitlerleute und ihre Konsortien demokratisch zu Felde ziehen - hinterher machen wir dann unser Differenzen untereinander aus"? Und wenn ja: warum erhielt so eine Stimme der Vernunft keine überwältigende Mehrheit?
 
- ihn zum Steigbügelhalter des NS-Regimes zu dämonisieren, scheint mir aber ebenfalls nicht wirklich angemessen.
Vielleicht, wenn man mal Steigbügelhalter und dämonisieren wegnimmt und einfach sich die Fakten anschaut, die KP hat sich einer Zusammenarbeit mit der SPD gesperrt, einen von der SPD für den Fall der Machtergreifung geplanten Generalstreik nicht gestützt, hat zuvor, obwohl selbst chancenlos einen eigenen Kandidaten für die Reichspräsidentenwahl - eben Thälmann - aufgestellt und somit zunächst einen Reichspräsidenten Marx aktiv verhindert und später dafür gesorgt, dass die demokratischen Parteien einen Reichspräsidentenkandidaten Hindenburg unterstützten, weil der alte Monarchist das kleinere Übel gegenüber Hitler war.

Warum hat die KPD Thälmann, obwohl chancenlos aufgestellt?
In der stalinistischen Interpretation des historischen Materialismus hat man versucht, die Revolution zur erzwingen, indem man reaktionäre anstatt demokratische Kräfte an die Macht brachte, weil man der irrigen Meinung war, dass es eine gewaltsamen Revolution bedürfe (und eben nicht, wie die damals ja auch noch marxistische SPD über demokratische Reformen den Sozialismus erreichen wollte). Das Problem dabei war aber, dass das eben die stalin'sche Interpretation des historischen Materialismus war und nicht die marx' und engelsche Interpretation (bitte marx'sche von marxistische unterscheiden) des HistoMat. Ich habe nicht das Gefühl, dass nach der marxschen und engelschen Interpretation des HistoMat sich die Geschichte verkürzen, die laut HistoMat notwendige Revolution erzwingen ließ.
Es gibt und gab von orthodoxen Leninisten und Stalinisten die These, dass man sozialen Reformen nicht zustimmen dürfe, weil man damit die Revolution letztlich verhindere. Kommunisten vom Schlage eines Thälmann unterstützten daher soziale Reformen nicht, weil sie diese nicht als kleinen Schritt auf dem Weg zum Ziel sahen, sondern als Hindernis zum eigentlichen Ziel.
Der Faschismus/Nationalsozialismus wurde damals von Anhängern der Kommunistischen Parteien als das letzte Aufbäumen des Kapitalismus gegen die laut HistoMat (dem man eine naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeit unterstellte) interpretiert. Als Stalin und Hitler dann 1939 miteinander verhandelten, hofften dieselben Leute darauf, dass dies (es gab ja nicht nur den heute berühmten Geheimvertrag zwischen H. und S., sondern auch die öffentlich bekannten Verträge) auch nur ein Schritt in Richtung der ersehnten Revolution sei (andere waren natürlich auch enttäuscht, dass die vermeintliche Lichtgestalt Stalin plötzlich ganz dicke mit dem "Führer" war).

Ergo: die KPD hatte kein Interesse an einem demokratischen Reichspräsidenten, schon gar nicht an einem sozialdemokratischen.
 
Warum hat die KPD Thälmann, obwohl chancenlos aufgestellt?
Ich kann nicht glauben, dass diese Frage ernstgemeint ist. Warum? Weil auch heutzutage Parteien eigene Kandidaten z.B. für Bundespräsidentenamt aufstellen, die auch keine Chance haben, gewählt zu werden. Würdest du auch denen unterstellen, dass sie das mit dem Hintergedanken tun zu verhindern, dass jemand anderer gewinnt?
 
Weil auch heutzutage Parteien eigene Kandidaten z.B. für Bundespräsidentenamt aufstellen, die auch keine Chance haben, gewählt zu werden.
Der Unterschied zwischen dem damaligen Reichspräsidenten mit realer politischer Machtfülle und dem heutigen Frühstücksdirektor ist dir aber bewusst?

Wenn heutige Parteien chancenlose Kandidaten aufstellen ist das nicht mehr als Proflierung und Wichtigtuerei, weil im Prinzip herzlich egal ist wer es am Ende wird, da der Bundespräsident im tagespolitischen Alltag realiter ohnehin kaum stattfindet und nicht als Zentrum politischer Machtfülle aggiert.
Beim damaligen Reichspräsidenten ging es um ein Amt dessen Inhaber immerhin das Recht hatte nach seiem eigenen Gutdünken den Kanzler zu ernennen und mit der Regierungsbildung zu beauftragen, Kanzler und Regierung zu entlassen und das Parlament aufzulösen und Neuwahlen anzuordnen.
Die Vorstellung, dass die KPD bei Wahlen, die dieses Amt betrafen bei ihrem Handeln keine machtpolitischen Hintergedanken hatte, ist schon sehr gewagt, ebenso wie der Vergleich mit den heutigen Wahlen des Bundespräsidenten.
 
Weil auch heutzutage Parteien eigene Kandidaten z.B. für Bundespräsidentenamt aufstellen, die auch keine Chance haben, gewählt zu werden. Würdest du auch denen unterstellen, dass sie das mit dem Hintergedanken tun zu verhindern, dass jemand anderer gewinnt?

Die Vorstellung, dass die KPD bei Wahlen, die dieses Amt betrafen bei ihrem Handeln keine machtpolitischen Hintergedanken hatte, ist schon sehr gewagt, ebenso wie der Vergleich mit den heutigen Wahlen des Bundespräsidenten.
Richtig. Um das aber noch mal zu verdeutlichen: In der Weimarer Republik wählte das Volk den Reichspräsidenten (Ebert war noch durch die Nationalversammlung gewählt worden, weil zu diesem Zeitpunkt das endgültige Prozedere der Reichspräsidentenwahlnoch nicht abschließend festgelegt war, am 6. Februar 1919 trat die NV erstmals zusammen, am 10. Februar 1919 hatte die NV die gesetzliche Grundlage für die Reichspräsidentenwahl geschaffen, am 11. Februar wurde Ebert gewählt, in den folgenden Monaten wurde die Verfassung geschrieben und schließlich am 31. Juli beschlossen).
In der Bundesrepublik wählt die Bundesversammlung den Bundespräsidenten. Die Bundesversammlung besteht aus den Mitgliedern des Bundestags, welche gedoppelt werden durch von den Landesparlamenten entsandte Wahlleute. Dies können, müssen aber nicht Mitglieder der Landesparlamente sein, theoretisch kann jeder passiv wählbare Bürger in die Bundesversammlung entsandt werden.
Sprich: wenn die Linkspartei 2009 einen Peter Sodann als Kandidaten entsendet, dann weiß der, dass er nicht gewählt werden wird, mag das aber als eine Form der Ehrung für sein nicht nur schauspielerisches Lebenswerk verstehen.
Wenn sich 1925/32 ein Thälmann zur Wahl stellt, weiß der, dass er keine Chance hat und dem, da es sich um keine verhältniswahlrechtliche Parlamentswahl, sondern um eine mehrheitswahlrechtliche Personenwahl handelt, mutmaßlich ihm näher stehenden Kandidaten wichtige Stimmen klaut, weil auf diesen eben nicht 50+x % der Stimmen entfallen, sondern nur 45,x Stimmen, wohingegen der ideologisch fernerstehende Kandidat 48,x Stimmen erhält, während ein Thälmann mit abgeschlagenen 6,x Stimmen sich ins Fäustchen lacht, dass er einen demokratischen Kandidaten verhindert hat.

Thälmann selbst erklärte die dahinterstehende Strategie bei anderer Gelegenheit mal so:

„Gerade recht, wenn die Nazis siegen! Dann kommt der Umsturz, und nach dem Umsturz kommen wir!“
 
hatte Thälmann seine Wähler ausgetrickst, z.B. "Jungs, wir werden das Nazi-Gesocks aus dem Parlament und aus der Politik beseitigen, werden es in die marginalste Minderheit manövrieren, wenn ihr mich wählt" und dann nach der Wahl "Ätschibätschi, Wahlversprechen: wer fällt denn auf sowas rein? Jetzt bin ich dran und jetzt räumen wir mit den Sozen auf, hähä!" oder kann es sein, dass seine Wähler ihn aus anderen Gründen gewählt hatten?

Ich war immer der Meinung, dass ein Großteil der KPD-Wähler die KPD wählte, weil die ihnen die soziale Revolution versprach und nicht den Weg für eine rechtsextreme Diktatur zu bereiten.

@El Quijote hatte bereits auf die sehr verdrehte Lesart des historischen Materialismus in der Moskauer Interpretation hingewiesen. Diese Interpretation mag vielleicht in der Parteispitze der KPD, verbreitet gewesen sein, ob allerdings die Wählerschaft bereit war an die hirnakrobatische Verrenkung, dass eine reaktionäre bis rechtsextreme Herrschaft notwendig wäre um die soziale Revolution zu ermöglichen, zu glauben, dass wäre durchaus zu diskutieren, sehe ich nämlich als nicht unbedingt gegeben an.

Die Wählerschaft der KPD war mit dem politischen Ziel einer sozialistischen Gesellschaft d'accord. Das heißt nicht, dass das automatisch auch auf die Wege zutrifft, die Teile der Parteispitze bevorzugten um diesem Ziel näher zu kommen.

Frage: gab es denn eine prominente sozialdemokratische oder sozialistische Stimme, die auf hoher politischer ebene was zu sagen hatte, welche aufrief "Genossen, Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, lasset uns unsere Differenzen vorübergehend beseitigen und erst mal gemeinsam gegen die Hitlerleute und ihre Konsortien demokratisch zu Felde ziehen - hinterher machen wir dann unser Differenzen untereinander aus"?

Auch dazu war eigentlich schon etwas gesagt worden:

Vielleicht, wenn man mal Steigbügelhalter und dämonisieren wegnimmt und einfach sich die Fakten anschaut, die KP hat sich einer Zusammenarbeit mit der SPD gesperrt, einen von der SPD für den Fall der Machtergreifung geplanten Generalstreik nicht gestützt

Es gab von Seiten der SPD durchaus die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Ein Generalstreik setzte auch die Kooperation der kommunistischen Gewerkschaften vorraus (übrigens 1920 in Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches hatte es einen solchen Erfolgreichen Generalstreik unter Kooperation der drei damaligen Arbeiterparteien und ihrer Gewerkschaften auf der Plattform des ADGB, auf dieser Basis gegeben).

Ob auch das Zentrum bereit gewesen wäre direkt mit den Kommunisten zusammen zu arbeiten, ist eine andere Frage, die sich, weil es den Versuch einer gemeinsamen Front gegen Hitler nicht gab, ohne weiteres nicht beantworten lässt.

In jedem Fall hätte es aber zu einem Zweckbündnis mit der SPD als Kristallisationskern kommen können, hätte die KPD sich nicht gesperrt.
Die Zusammenarbeit zwischen SPD und Zentrum im Rahmen der "Reichsbanners" war vorhanden und eingespielt, wäre eine Zusammenarbeit zwischen der SPD und der KPD vor allem auf der Ebene der Gewerkschaften möglich geworden, hätte man eine Art von "Volksfront" mit dem begrenzten Ziel Hitler zu verhindern gehabt, auch wenn KPD und Zentrumsleute sich möglicherweise nicht gegenseitig die Hand gereicht hätten.
Das wäre allerdings zu substituieren gewesen, wenn beide die SPD als Vermittlerin der Zusammenarbeit akzeptiert und mindestens mit dieser eng zusammengearbeitet hätten.
Hätte man sich darauf einigen können, wäre sehr wahrscheinlich auch eine (zeitweise) parlamentarische Zusammenarbeit wiederrum mit der SPD in Vermittlerrolle denkbar gewesen.

Hier war es schon eindeutig die KPD-Führung die von Zusammenarbeit nichts wissen wollte, jedenfalls was das Verhältniss zu den Sozialdemokraten betrifft, nicht umgekehrt.
 
Diese Interpretation mag vielleicht in der Parteispitze der KPD, verbreitet gewesen sein, ob allerdings die Wählerschaft bereit war an die hirnakrobatische Verrenkung, dass eine reaktionäre bis rechtsextreme Herrschaft notwendig wäre um die soziale Revolution zu ermöglichen, zu glauben, dass wäre durchaus zu diskutieren, sehe ich nämlich als nicht unbedingt gegeben an.
Was der einzelne Wähler dachte, wird wohl nur aus schwer zugänglichen Egodokumenten zu ermitteln sein.

Die Zusammenarbeit zwischen SPD und Zentrum im Rahmen der "Reichsbanners" war vorhanden und eingespielt, wäre eine Zusammenarbeit zwischen der SPD und der KPD vor allem auf der Ebene der Gewerkschaften möglich geworden, hätte man eine Art von "Volksfront" mit dem begrenzten Ziel Hitler zu verhindern gehabt, auch wenn KPD und Zentrumsleute sich möglicherweise nicht gegenseitig die Hand gereicht hätten.
Thälmann wollte die SPD auch hier treffen. Er, der selber Gewerkschaftsfunktionär war, behauptete, die freien Gewerkschaften seien kein Instrument der Arbeiter und Arbeitnehmer mehr, sondern eines der Unterdrücker und wollte Gewerkschaften unter dem Dach der KPD schaffen. So gesehen versagte er auch auf der Gewerkschaftsebene eine Zusammenarbeit mit der SPD.

Es scheint allerdings so, dass Thälmann, nachdem er 1931 in Berlin mit den Nazis gemeinsame Sache machte*, 1932 begriff, dass es vielleicht doch ein Fehler war sich gegen die Nazis nicht zusammenzuschließen, es gibt da Äußerungen in Richtung SPD, die man als Abkehr seines bis dato antisozialdemokratischen Kurses verstehen kann. Nur hatte er seine Partei jahrelang gegen die SPD eingeschworen, sie als Sozialfaschisten gebrandmarkt, so dass der Chor der KPD, der der SPD entgegenhallte doch etwas vielstimmig, sprich uneindeutig war...


*auch im Parlament verhielten sich Kommunisten und Nazis destruktiv, störten Abläufe, lärmten, verhinderten die Umsetzung von Tagesordnungen. Die Kommunisten bezichtigten die Nazis allerdings als Nachmacher. Einmal brachten die Kommunisten Kindertrompeten mit in den Reichstag und störten damit die Sitzung, ein anderes Mal warf ein kommunistischer Abgeordneter mit einem Spucknapf, der eine Protokollanten traf (ich weiß nicht, wem er galt, dem Sitzungspräsidenten? Dem Redner?), will sagen, die Kommunisten verhielten sich im Reichstag teilweise wie eine Bande pubertierender Radaubrüder und die Nazis taten es ihnen nach.
 
Ich war immer der Meinung, dass ein Großteil der KPD-Wähler die KPD wählte, weil die ihnen die soziale Revolution versprach und nicht den Weg für eine rechtsextreme Diktatur zu bereiten.

@El Quijote hatte bereits auf die sehr verdrehte Lesart des historischen Materialismus in der Moskauer Interpretation hingewiesen. Diese Interpretation mag vielleicht in der Parteispitze der KPD, verbreitet gewesen sein, ob allerdings die Wählerschaft bereit war an die hirnakrobatische Verrenkung, dass eine reaktionäre bis rechtsextreme Herrschaft notwendig wäre um die soziale Revolution zu ermöglichen, zu glauben, dass wäre durchaus zu diskutieren, sehe ich nämlich als nicht unbedingt gegeben an.

Die Wählerschaft der KPD war mit dem politischen Ziel einer sozialistischen Gesellschaft d'accord. Das heißt nicht, dass das automatisch auch auf die Wege zutrifft, die Teile der Parteispitze bevorzugten um diesem Ziel näher zu kommen.
...das ist keine Antwort auf meine Frage, die du doch eigens zitiert hast...
Ich kann die Frage, falls sie zu kompliziert oder zu weitschweifig formuliert war, auch anders stellen: hatte Thälmann seine Wähler hinsichtlich seiner politischen Absichten getäuscht? Wussten die, die ihm ihre Stimme gaben, womöglich nicht, wen oder was sie da wählten?
Der letzte Absatz deiner Antwort macht mich ratlos... Wer sind die "Teile der Parteispitze"? Warum wählt die, wer mit ihnen nicht einverstanden ist?
Meiner Ansicht nach hatte Thälmann seine Wählerschaft nicht im unklaren über seine Haltungen und Absichten gelassen.

In jedem Fall hätte es aber zu einem Zweckbündnis mit der SPD als Kristallisationskern kommen können, hätte die KPD sich nicht gesperrt.
Die KPD hatte sich dem aber gesperrt. Hierbei interessiert mich zunächst nicht, dieses Faktum zu bewerten (das kann von heute aus betrachtet nur negativ bewertet werden), sondern eine ganz andere Feststellung: nichts deutet darauf hin, dass die Wähler der KP das nicht wussten. Sie liefen der Partei deswegen nicht scharenweise davon, was sie hätten tun müssen, wenn sie da von einem falschen Kurs überzeugt gewesen wären.
 
In der DDR wurde m.W. sehr viel und auch oft an die Opfer des NS-Regimes gedacht.
Dies erfolgte sehr unterschiedlich, in unterschiedlicher Art und Weise.
So z.B.:
  • Bücher,
  • Filme,
  • Gedenkveranstaltungen zu passenden Versammlungen,
  • Besuch von Gedenkstätten die durch Verbrechen des NS-Regime entstanden sind,
  • Namensgebung von Brigaden, Betrieben, Straßen u.ä.
  • Sonderbriefmarken,
  • usw.
Ich habe gerade vor mir liegen das Buch „Deutsches Vermächtnis“ – Anthologie eines Jahrhunderts.
Eine Lizenzausgabe des Verlag „Volk und Welt- Berlin“ von 1953.
Der Titel des Buches „BFDS“ (Bibliothek Fortschriftlicher Deutscher Schriftsteller).

Gegliedert in den Abschnitten:
  • – Vom Vormärz zum Sozialistengesetz,
  • – Krieg und Nachkrieg und
  • – Der Kampf gegen den Faschismus.
Im Teil III werden 31 Widerstandskämpfer genannt.

Darunter z.B. Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, Kurt Schumacher, Rudolf Breitscheid, Carl v. Ossietzky, Erich Knauf u.v.a.m.

Der Ernst Thälmann wird natürlich auch genannt. Bei den 31 Namen steht er an letzter Stelle nach Hermann Danz.

Nehmen wir mal als Beispiel Erich Knauf (1895 Meerane - 1944 hingerichtet Brandenburg/Havel):

U.a. Pressesprecher bei „Terra Film“. Bei Terra Film betreute er auch Heinz Rühmann. Er schrieb auch Schlagertexte wie z.B. „Heimat deine Sterne“. Für den Film „Feuerzangenbowle“ schrieb er das Lied „Der Frühling liebt das Flötenspiel“.

Was da alles mit E.T. in der Weimarer Zeit los war...
Sicher lief da auch bei ihm einiges „kreuz und quer“. War ja auch eine komplizierte Zeit.
1903 tritt er erstmal in die SPD ein. Er wird Mitglied des Zentralverbands der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands.
Und bereits 1906 legt die politische Polizei wegen seinen gewerkschaftlichen Aktivitäten und seines politischen Engagements eine Akte an.
 
Ergo: die KPD hatte kein Interesse an einem demokratischen Reichspräsidenten, schon gar nicht an einem sozialdemokratischen.
Schon klar. Deine Frage mag eine rhetorische gewesen sein, aber in der Antwort - und hier im zitierten Satz wieder - sagst du, Thälmann hätte mit seiner Kandidatur absichtlich einen sozialdemokratischen Reichspräsidenten verhindern wollen. Das ist wahr, aber dass er allein schuld daran war, dass Hindenburg gewählt wurde, was der Artikelschreiber Klaus Schröder sagte und ich monierte, ist eben nicht die ganze Wahrheit. Das war für mich der Grund, mich in diese Diskussion einzuschalten, denn andere Historiker - ich habe einen zitiert - urteilen fairer.

Im Übrigen war das mit der Wahl zum Bundespräsidenten nur ein Beispiel – völlig unnötig sich daran festzubeißen bzw. mir den Unterschied zur Reichspräsidentenwahl erklären zu wollen.
 
Deine Frage mag eine rhetorische gewesen sein, aber in der Antwort - und hier im zitierten Satz wieder - sagst du, Thälmann hätte mit seiner Kandidatur absichtlich einen sozialdemokratischen Reichspräsidenten verhindern wollen. Das ist wahr,
Das ist so natürlich nicht wahr (und das hat @El Quijote auch nicht so geschrieben), weil im zweiten Wahlgang ja gar kein Sozialdemokrat kandidierte.
aber dass er allein schuld daran war, dass Hindenburg gewählt wurde, was der Artikelschreiber Klaus Schröder sagte und ich monierte, ist eben nicht die ganze Wahrheit.
Da interpretierst Du imho zu viel in das von Schröder geschriebene hinein. Er schreibt, dass Thälmann durch seine Kandidatur einen Sieg von Marx verhinderte. Das schließt ja nicht aus, dass es noch andere gab, die durch ihr Handeln zum Sieg Hindenburgs beitrugen und dadurch eben auch Schuld waren. Er schreibt ja auch nur einen Satz zur Reichspräsidentenwahl.
 
Schon klar. Deine Frage mag eine rhetorische gewesen sein, aber in der Antwort - und hier im zitierten Satz wieder - sagst du, Thälmann hätte mit seiner Kandidatur absichtlich einen sozialdemokratischen Reichspräsidenten verhindern wollen. Das ist wahr, aber dass er allein schuld daran war, dass Hindenburg gewählt wurde, was der Artikelschreiber Klaus Schröder sagte und ich monierte, ist eben nicht die ganze Wahrheit.
Wenn ich mir diese Häufung unmotivierter Abers anschaue, habe ich den Eindruck, dass dir während des Schreibens das ein oder andere Licht aufgegangen ist. Das begrüße ich sehr.

Im Übrigen war das mit der Wahl zum Bundespräsidenten nur ein Beispiel – völlig unnötig sich daran festzubeißen bzw. mir den Unterschied zur Reichspräsidentenwahl erklären zu wollen.
Es hat sich offensichtlich bei Shinigami und mir der Eindruck eingeschlichen, dass die der Unterschied zwischen der Praxis der Reichspräsidentenwahl und der des Bundespräsidenten nicht klar war. Finde ich auch gar nicht schlimm, es gibt wesentlich wichtigere Dinge.

Was du allerdings ursprünglich an meinem Beitrag kritisiertest, war, dass du nicht glauben wolltest, dass der im Grunde chancenlose Thälmann sich zur Wahl stellte, weil er andere Ziele hatte, als Reichspräsident zu werden. Dabei war es genau das: Nickeligkeit* gegenüber den demokratischen Parteien und seinen ehemaligen sozialdemokratischen Genossen. Ich begrüße, dass du von diesem Ross offensichtlich abgestiegen bist.


Gleichwohl möchte ich natürlich nicht unterschlagen haben, dass auch die SPD bzw. in bestimmten Funktionen sitzende SPD-Politiker auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen haben, den Graben zwischen der MSPD und ihrer Abspaltung (denn die meisten Kommunisten kamen ja wohl aus der USPD) zu vertiefen. So mancher Polizeieinsatz unter der Ägide eines SPD-Mannes in der Funktion als Polizeipräsident war äußerst brutal und endete mit vielen verletzten oder getötenen Kommunisten oder unglücklicher Passanten. Auf der anderen Seite gab es natürlich seitens der KPD manche illegale, umstürzlerische Aktion, in dem vollen Bewusstsein und vielleicht auch Kalkül, dass die Staatsmacht da würde drauf reagieren müssen (und in diesen Rahmen auch manchen tödlich verletzten Polizisten).

*eigentlich ist dieser Begriff, der eher an ein Kleinkind in der Trotzphase oder an manche(n) Pubertierende(n) erinnert, viel zu harmlos, den auch von Thälmann gibt es Sätze über die Demokratie und ihre Institutionen, die Goebbels Ausführungen über die Demokratie vom 30. April 1928 frappierend ähneln.
 
Ja, die Nazis und die Kommunisten ähnelten sich sehr. Auch in dem Bemühen, die sogenannte Straße zu gewinnen: Die SA hatte 400.000 Mann, der Rote Frontkämpferbund 100.000. Aber der Frontkämpferbund wurde als gefährlicher für die Demokratie angesehen als die SA und wurde dauerhaft verboten, SA nur zeitweise. Entsprechend konnte SA weiter Terror verbreiten und Menschen einschüchtern – die Quittung dafür kam 1933.
 
Ja, die Nazis und die Kommunisten ähnelten sich sehr.
Nö, so kritisch ich das Handeln der KPD und Thälmanns sehe, da kann ich nicht zustimmen, die ähnelten sich nicht besonders, außer in dem Bestrebenen die Demokratie zu zerschlagen und das jeweils von ihnen preferierte politische System an deren Stelle zu setzen.

Vergleicht man diese beiden Bewegungen am Anfang der 1930er Jahre miteinander unterscheiden sie sich in den einzelnen politischen Zielen und auch der dahinterstehenden Strategie deutlich von einander.

Auch in dem Bemühen, die sogenannte Straße zu gewinnen
Politik auf die Straße zu bringen, war in einer Zeit, in der die modernen Massenmedien noch in den Kinderschuhen steckten, die Einzige Möglichkeit überhaupt Massenpolitik zu betreiben.
Fernsehen war noch nicht vorhanden, Radios waren in sehr begrenztem Maße vorhanden, der Zugang für politische Parteien zum Rundfunk sehr eingeschränt und kam erst in den letzten Jahren der Republik richtig auf.

Wo also sonst, wenn nicht auf der Straße, hätte Politik stattfinden sollen?

Die SA hatte 400.000 Mann, der Rote Frontkämpferbund 100.000.
Dann sollte man aber schon auch nicht versäumen die größte Paramilitärische Organisation der Weimarer Republik, das "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" mit zu nennen, wie auch den nicht ganz unwichtigen "Stahlhelm-Bund" als politischen Arm der DNVP.

Paramilitärische Verbände der einzelnen politischen Richtungen waren keine ausschließliche Spezialität der extremistischen Parteien.

Der Ursprung dieser Verbände liegt in den chaotischen Jahren am Ende des Ersten Weltkrieges, als durch die völlig chaotische in keiner Weise mehr geregelte Demobilmachung unzählige Waffen in die Hände der Zivilbevölkerung fielen und in den Kämpfen und Umsturzversuchen in den ersten Jahren der Weimarer Republik, die natürlich für alle Seiten einen Anreiz stellten, die Waffen, die der eigenen Gruppierung nach den Krieg zugefallen waren nicht wieder abzugeben, sondern für den Fall eines Umsturzversuches von anderer Seite aufzuheben um sich dagegen wehren zu können oder bei den extremistischen Gruppen eben um selbst welche zu betreiben, statt die Waffen abzuliefern, blieben.

Letztendlich wurde diese Tendenz durch die das Militär betreffenden Bestimmungen des Versailler Vertrags und die Reduktion des deuschen Heeres auf 100.000 Mann Reichswehr bei vorgeschriebener Organisation als Berufsarmee verstärkt.

Diese Armee, zumal ohne schwere Waffen, war nicht adäquat um das deutsche Staatsgebiet verteidigen zu können, während aber mit Polen und zunächst Frankreich offene Territorialfragen gab. Es gab durchaus in der polnischen Politik Personen, die Masuren, ganz Oberschlesien und einen Teil Ostpommerns und auch Danzig gern beim polnischen Staat gesehen hätten, so dass je nachdem, wie die politischen Verhältnisse in Polen sich in Zukunft gestalten würden, hier möglicherweise mit Auseinandersetzungen zu rechnen war, zumal es bewaffnete Zusammenstöße bereits im Vorfeld der Volksabstimmung in Oberschlesien gegeben hatte (siehe "schlesische Aufstände").

Im Westen war die Frage des Saargebiets ungeklärt, es gab zwar im Versailler Vertrag die Vereinbarung der Volksabstimmung 1935, ob sich die Franzosen daran aber auch halten würden, musste jedenfalls bis zu den Locarno-Verträgen zweifelhaft sein.
Gleichzeitig förderte die französische Besatzungsmacht in der Rheinzone relativ offen die Bestrebungen Rheinischer und Pfälzischer Separatisten mit dem Fernziel diese Gebiete abzutrennen und dort einen oder mehrere von Frankreich abhängige Pufferstaaten einzurichten.
Und dann war da 1923 natürlich noch die Ruhrbesetzung, bei der Franzosen und Belgier zeigten, dass sie unter Umständen durchaus bereit waren in Deutschland militärisch auch außerhalb der Rheinzone zu aggieren.
Die Probleme im Westen wurden mit den Locanro-Verträgen abgeräumt, im Osten schuf man durch die Annäherung an die Sowjetunion im Rahmen der Rapallo-Politik Abhilfe.

Wehrpolitisch stand die Weimarer Republik in ihren ersten Jahren vor dem Problem, dass die militärischen Kräfte, die sie legal nach dem Versailler Vertrag besitzen durfte effektiv nicht zur Verteidigung des Landes hinrichten, während es in Ost und West offene Territoralkonflikte gab, die durchaus das Potential hatten in bewaffnete Konflikte umzuschlagen, selbst wenn sich Berlin nicht besonders provokant zeigte.
Also zog Berlin eben daraus die Konsequenz das nicht vorhandene militärische Potential durch Paramilitärisches zu ersetzen und den Aufbau von "Selbstschutzverbänden" und "Einwohnerwehren" zu Unterstützen, teilweise auch überzählige Waffenbestände die man nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrags Anfang 1920 nicht mehr haben durfte, an diese paramilitärischen Verbände zu übergeben um im Konfliktfall die Reguläre Armee durch die Mobilisation paramilitärischer Verbände ergänzen zu können.
Gegen die französische Armee hätte man damit nicht viel ausgerichtet, gegen potentille Versuche von polnischer Seite die Grenzziehung gewaltsam zu Gunsten Polens zu verändern hätte das allerdings ein veritables Hindernis darstellen können.

Blöderweise allerdings hatte die Regierung über diese "Einwohnerwehren" und "Selbstschutzverbände" relativ wenig Kontrolle und daraus rekrutierte sich im Laufe der Zeit zu einm nicht unerheblichen Teil das Potential der parteinahen paramilitärischen Verbände.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann die Frage, falls sie zu kompliziert oder zu weitschweifig formuliert war, auch anders stellen: hatte Thälmann seine Wähler hinsichtlich seiner politischen Absichten getäuscht? Wussten die, die ihm ihre Stimme gaben, womöglich nicht, wen oder was sie da wählten?
Ich halte die Frage nicht unbedingt für sinnvoll, weil sie auf die Unterstellung hinausläuft, dass die Wähler der KPD dise vor allem wegen der Linie der Parteispitze vor allem die Sozaildemokraten zu bekämpfen zur Grundlage ihrer Unterstützung der Partei gemacht hätten.

Wenn man das unterstellt, könnte man natürlich argumentieren, dass Thälmanns Möglichkeiten eine andere Linie durchhzusetzen eher gering gewesen wären (was das Auslassen des Versuchs nicht entschuldigen würde).

Nun würde ich dem Entgegenhalten, dass die KPD was ihr Wählerpotential angeht in der Weimarer Zeit relativ stabil war.
Die Sozialfaschismusthese taucht 1924 auf und braucht dann einige Zeit um in die K-Parteien in Europa einzusickern, da wo sie sich durchsetzte, geschah das zumeist in der 2. Hälftee der 1920er Jahre.

Im Mai 1924, also bevor das virulent wurde, hatte die KPD 12,6% der Stimmen erreicht (Ich nehme dises Wahleergebnis heraus, weil die Wahl noch ganz unter dem Eindurck des Krisenjahres 1923 stand).

Die verlor dann Ende 1924 realtiv deutlich deutlich (9%) was vor allem mit Abwanderungsverlusten zur SPD, die in dieser Zeit um 5,5% zulegt zu erklären ist, da zeigt sich bei der Wahl im Dezember 1924 die wirtschaftliche Erholung.
1928 (inzwischen war angefangen worden die Sozialfaschismusthese einzupitschen) bleibt sie ungefähr auf diesem Niveau (10,6%).

Danach mit dem Beginn der Wirtschaftskrise gehen die Zahlen hoch: 1930 13,1% (relativ nah am Wert von 1924 im Mai) im Juli 1932 14,6 und im Novembeer 16,9% der Stimmen.


Man wird im Endeffekt sagen können, dass das Potential der KPD in wirtschaftlich stabilen Zeiten um die 10% lag und in eher instabilen Zeiten eher um die 15%.

Relativ auffällig ist, dass die Ergebnisse in Zeiten in denen es die Sozialfaschismusthese noch nicht gab oder sie noch nicht besonders wirksam war (grob vor 1925) und danach nicht weit auseinanderliegen.

In wirtchaftlich stabiler Situation erreichte die KPD Ende 1924 vor der Sozialfaschismusthese 9% bei der Wahl 1928 als diese breits Wirkung entfaltete 10,6%.

In den Nachwehen der Krise von 1923 kam sie ohne Sozialfaschismusthese auf 12,6% in 1930 und 1932 (Juli), als die Sozialfaschismusthese griff 13,1 und 14,6%

Auch das sind relativ ähnliche Werte. Nur die Wahl vom Bovembeer 1932 reist Ergebnistechnisch mit 16,9% etwas aus, da alleridings die Sozialfaschismusthese hier schon längere Zeit Teil der Strategie der KPD war, wird man den Anstieg jedenfalls nicht im besonderen Maß darauf zurückführen können.

Ich würde sagen, wenn man sich das anschaut, dann waren die Wählerpotentiale der KPD in Zeiten vor und nach der Sozialfaschismusthese in etwa gleich (wenn man berücksichtigt welche Wahlen in Krisenzeiten und welche in stabilen Zeiten stattfanden).

Und das spricht für mich persönlich dafür, dass die Sozialfaschismusthese und die Marschroute vor allem gegen die SPD nichts war, was im Besonderen Wähler band.
Der Stratgiewechsel zur Sozialfaschismusthese hin hatte der KPD weder große Wählerpotentiale erschlossen, noch sie welche gekostet. Warum hätte das bei einem Strategiewechsel in die andere Richtung anders sein sollen?
 
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