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Die Mongolen und Timuriden machten das doch nicht mit jeder Stadt, und Letztere waren nun einmal vorwiegend im Nahen Osten aktiv ...
Die Mongolen und Timuriden machten das doch nicht mit jeder Stadt, und Letztere waren nun einmal vorwiegend im Nahen Osten aktiv ...
Alles in allem wurden Timurs Kampagnen, die bei seinen Zeitgenossen ebenso berüchtigt wie gefürchtet waren, mit ungeheurer Grausamkeit, ja Bestialität geführt ...
(Monika Gronke, Geschichte Irans, München 2003/2006, S. 60, Beck Wissenschaftliche Reihe)
Eine kleine Randnotiz dazu:
Monika Gronke
Alles in allem wurden Timurs Kampagnen, die bei seinen Zeitgenossen ebenso berüchtigt wie gefürchtet waren, mit ungeheurer Grausamkeit, ja Bestialität geführt ...
Na das ist natürlich eine Referenz! Frau Gronke handelt Timur auf 1½ Seiten ohne Quellenangaben ab, behauptet dabei, dass vor sämtlichen rebellischen Städten Schädelpyramiden der Einwohner aufgetürmt wurden.
Das ist wirklich tiefschürfend und ausgewogen.
Welche andere Publikation mit anderer Aussage kannst du hier zitieren? Einmal abgesehen von Tante Wiki. Schaumal in deine Bibliothek!
Das besagt doch nur, dass Massaker und die Errichtung von Schädelpyramiden als Exzesse nach der Eroberung von Städten in diesem Kulturkreis nicht unüblich waren. (So wie eben, um auf mein voriges Beispiel zurückzukommen, die Assyrer öfters mal Bewohner eroberter Städte pfählten, wie keineswegs nur aus tendenziösen Berichten ihrer Feinde, sondern aus ihren eigenen Reliefs hervorgeht.) Allerdings häuften sich unter Timur solche drakonischen Maßnahmen außerordentlich.Das überzeugt aber nicht gerade. Die sehr ähnlichen Berichte aus Bagdad und dem Iran sprechen eher dafür, dass die Autoren die vorhandenen Erzählungen kannten - übrigens klingt die Eroberung von Tiflis durch die Choresmier auch nicht viel anders.
Dass es keine anderen Publikationen gibt erhöht nicht den Wert von Frau Gronkes unbelegten Aussagen.
Monika Gronke ist Professorin für Islamwissenschaften mit Schwerpunkt Iranistik an der Universität Köln. Aufgrund zahlreicher Publikationen zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients und der Herausgabe der Reihe "Documenta Iranica et Islamica" ist sie international als herausragende Spezialistin für islamische Geschichte rennomiert.
Wenn sie also in ihrer Publikation "Geschichte des Iran" sagt, "alles in allem wurden Timurs Kampagnen, die bei seinen Zeitgenossen ebenso berüchtigt wie gefürchtet waren, mit ungeheurer Grausamkeit, ja Bestialität geführt ...", so wird sie aus ihrer intimen historischen Kenntnis der Materie und ihrer Quellen sicher wissen, wovon sie spricht.
Wie gesagt, das von dir dazu zitierte Buch handelt Timur auf 1½ Seiten ab, was nicht für ein gründliches Befassen mit dem Thema spricht.
Monika Gronke hat noch ein bißchen mehr publiziert als nur diese kleine Geschichte Irans, auch zu timuridischen Themen. Sie ist zwar keine Timuridenforscherin im engeren Sinne, aber die Timuridenchroniken hat sie trotzdem gelesen und verarbeitet. Die sind übrigens auf persisch geschrieben und gehören zu den wichtigen historiografischen Werken für die iranische Geschichte.Sie mag Expertin für Iranistik und Islam sein. Macht sie das auch zur Expertin für Usbeken, Kasachen, Mongolen und Turkvölker?
Was sagt das über ihr Wissen über Timur aus? Sie zitiert doch offensichtlich nur iranischen Quellen ohne weitere Untersuchung der Materie.
Wie gesagt, das von dir dazu zitierte Buch handelt Timur auf 1½ Seiten ab, was nicht für ein gründliches Befassen mit dem Thema spricht.
Autoren, die sich mit Timur auskennen sind z.b. Beatrice Manz (ganz wichtig!), Maria Szuppe, Achmedov, Muminov, Salahetdinova, Shiro Ando, John Woods und viele andere. Allerdings schreiben/schrieben die halt auf Englisch, Französisch und Russisch.
Wie sehr unser Bild von Timur i Lenk durch die antitimuridischen Quellen beeinflusst ist, sieht man schon daran, dass wir ihn eigentlich unter seinem Spottnamen kennen Timurlenk oder Tamerlan - Timur der Lahme. So wurde er von seinen Gefolgsleuten nicht genannt sondern von seinen Feinden.
Eine solche Sichtweise ist timuridische Propaganda.
Die Quellen berichten in ganz verschiedenen Regionen von Kriegsgräueln Timurs, die weit über das hinausgingen, was man zu jener Zeit ohnehin gewohnt war.
Bisher berufen wir uns immer auf antitimuridische Quellen, meine Frage danach, ob der archäologische Horizont einen eklatanten Bevölkerungsrückgang nahe legen würde, ist bisher keine zufrieden stellende Antwort gekommen. Bisher haben wir also de facto nichts, was der Wahrheit entsprechen muss. Wir wissen doch aus der Geschichte genau, dass man Gegner immer wieder zu Verbrechern gemacht hat, ja Sachverhalte geradezu umgekehrt hat, etwa wenn Usurpator Henry VII. die Streiter die auf Richards III. Seite in der Schlacht von Tewkesbury kämpften zu Hochverrätern machte, die man hinrichtete, indem er seine Krönung einfach um ein paar Tage vorverlegte. Wir vergessen zu leicht, dass die Historiographie eine an Interessen gebundene Quellengattung ist, bei der uns schon eine Interpretation der Ereignisse geliefert wird, die im Sinne des Schreibers ist. Und gerade deshalb sollten wir, wenn jemand in den Quellen mit einem Schimpfnamen belegt wird, drei Mal vorsichtig sein.Eine andere Sichtweise habe ich in noch keiner Publikation gefunden. Beinamen von Herrschern sind im übrigen eine normale Angelegenheit, sowohl positive als auch negative. Die Taten Timurs bleiben davon unberührt.
Was ist z. B. mit Gurgandsch? Die Stadt wurde von Timur zerstört und nur teilweise wieder aufgebaut. Zumindest dort müssten sich die Zerstörung und ein eklatanter Bevölkerungsverlust doch eigentlich nachweisen lassen.Bisher berufen wir uns immer auf antitimuridische Quellen, meine Frage danach, ob der archäologische Horizont einen eklatanten Bevölkerungsrückgang nahe legen würde, ist bisher keine zufrieden stellende Antwort gekommen. Bisher haben wir also de facto nichts, was der Wahrheit entsprechen muss.
Was ist z. B. mit Gurgandsch? Die Stadt wurde von Timur zerstört und nur teilweise wieder aufgebaut. Zumindest dort müssten sich die Zerstörung und ein eklatanter Bevölkerungsverlust doch eigentlich nachweisen lassen.
Im Übrigen haben diejenigen, die Timur für einen Gräueltäter halten, die Quellen als Beweis für sich. Somit ist es eigentlich die Aufgabe derjenigen, die meinen, dass das alles erfunden sei und Timur in Wahrheit harmlos oder gar ein Wohltäter gewesen sei, den Gegenbeweis zu führen, statt von den Quellenbasierten immer noch neue Beweise zu verlangen und zu argumentieren, wenn sie nicht zusätzlich zu den Quellen auch noch archäologische Funde vorweisen können, sei die Einstufung von Timur als Gräueltäter nicht haltbar.
Also: Gibt es z. B. irgendwelche archäologischen Beweise, dass angeblich von Timur zerstörte Städte in Wahrheit nicht zerstört wurden, sondern ohne jeglichen Verlust/Kontinuitätsbruch an Bausubstanz oder Bevölkerungsgröße weiterflorierten?
Gurgandsch wurde sowohl von Dschingis Khan als auch Timur zerstört. Ich vermute einmal, dass sich die UNESCO ein bisschen mit der Stadtgeschichte befasst haben wird: Kunya-Urgench - UNESCO World Heritage CentreGurgansch soll im Übrigen nicht von Timur sondern schon gut zwei Generationen zuvor von Dschingis Khan zerstört worden sein.
Tut er das? Eindeutige Beispiele?Aber auch hier bleibt wieder die Frage: Wie topisch ist das Ganze? Wir haben immer wieder Berichte davon, dass Städte erobert und zerstört wurden - und dennoch straft der archäologische Befund die Übertreibungen des literarischen Berichts häufig Lügen.
Ich gebe gerne zu, dass ich die einschlägigen Quellen nicht selbst gelesen habe. (Mein Interessensschwerpunkt liegt nun einmal eher in der Antike, und außerdem kann ich kein Arabisch oder Persisch, nur Latein und Altgriechisch, sodass ich zu antiken Quellen leichter Zugang habe.) Insofern muss ich Quellenzitate den Kundigen überlassen. Aber Turandokht hat schon erklärt, dass z. B. Monika Gronke, auf die sich Dieter stützt, die Originalquellen studiert hat.Quellenzitate? Bisher Fehlanzeige.
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