Lieber Luziv,
ich befürchte, wir argumentieren momentan (noch) ein bisschen aneinander vorbei. Ich entschuldige mich erstmal für die Anführungszeichen, die waren übertrieben. Natürlich hast du recht, das goidelisch zur q-keltischen Sprachgruppe gehört, das stelle ich nicht in Frage. Und auf der Basis der Sprachwissenschaften lassen sich - vor allem bei Personennamen, Topographischen Bezeichungen und Ortsnamen - äusserst interessante Theorien aufstellen, die zu teilweise interessanten Ergebnissen führen. Nur damit das zwischen uns klar ist.
Aber: "Daher habe ich gemeint, man müßte die Gleichsetzung von Latene = Keltisch etwas relativieren". Genau hier haben wir ein Problem: Die Gleichsetzung von Latene und Keltisch ist für die Archäologie seit dem Kongress von Bologna im 19. Jahrhundert festgelegt. Da gibt es keinen Weg, das irgendwie "aufzuschnüren".
Man wird nicht umhin kommen, die keltische Kultur der Frühzeit (bis etwa 50v. Chr./ 1 v. Chr.) getrennt von den zeitlich entfernten der britischen Inseln und Irland zu betrachten, einfach weil sich sehr viele Kulturäusserungen ändern, während die Sprache traditionell bleibt.
Das heisst, in der Sprache ändert sich wenig/nichts, kulturell haben wir es aber mit einer ganz anderen Gesellschaft zu tun. Nur mal überzeichnet, ganz so krass ist es in der Realität nicht.
Und zu deiner Frage: "Wann kamen deiner Ansicht nach keltisch sprechende Menschen nach Irland".
Ich bin eigentlich der Überzeugung, dass bereits die frühesten Siedler Irlands mit der keltischen Kultur zumindest gut vertraut waren, ich gehe auch davon aus, dass es hier bereits früh Menschen gab, die die keltische Sprache beherrschten. Zu der spekulativen Frage, wann genau die keltische Sprache UND Kultur zum beherrschenden Faktor auf den Inseln wird, äussere ich mich nur ungern.
Es ist meines Erachtens nur logisch gedacht, dass es mit dem Ende der Latenekultur auf dem Festland zu einer Abwanderung von Kulturaspekten auf die Inseln kommen müsste, irgendwo müssen die ganzen Kelten ja auch hin sein, die als "erste Europäer" in Frankreich, Deutschland, Böhmen oder wo auch immer sassen.
Wie wir nun aber den zeitlichen Abstand zur Ogham-Schrift überbrücken sollen (die meiner Erinnerung nach doch bereits im 3. Jahrhundert belegt ist, oder?), das kann ich nicht sagen. Noch ein Grund mehr, die beiden Themen zu trennen.