Hallo,
interessanter Thread.
Um nochmal auf die Treverer zurückzukommen, für meinen Kleinraum gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben über das genaue Siedlungsgebiet. Kein Wunder, immerhin ist der Teil des Hunsrücks, der zum Regierungsbezirk Koblenz gehört, seit 1945 kaum noch in Bezug auf Kelten erforscht worden.
In einem Gespräch mit einem Grabungsleiter meinte dieser, die Treverer lebten, unter anderem, im ganzen Hunsrück. Eben dort hätten sie sich aber auch mit benachbarten germanischen Stämmen vermischt. Man lebte eben meistens friedlich miteinander.
Nun habe ich von der Geschichte der Germanen keine Ahnung und weiss auch nicht, welchen Zeitrahmen der Archäologe im Kopf hatte, sein Forschungsschwerpunkt liegt im Übergang von keltischer zu keltisch-römischer Kultur.
Schwierig finde ich es, von "Völkern" zu reden, gar ethnische Unterschiede festzustellen, gerade wenn es um die Kelten geht. Meiner Ansicht nach waren die Kelten ein bunter Haufen, ein reiner Kulturkreis, nicht entstanden durch räumliche Ausbreitung eines Volkes, sondern durch gegenseitigen Austausch von Kultur und Sprache. Triebfeder war wohl der Verdienst durch Handel, begünstigt wurde das Ganze dadurch, dass die kulturellen Unterschiede in ganz Europa so gross nicht waren.
Rieckhoff bezeichnet den Hunsrück zur Zeit der Kelten als ein friedliche Gegend, ich persönlich gehe von einer Bevölkerungskontinuität seit der Erstbesiedlung aus.
Nimmt man an, dass der Hunsrück in der Jungsteinzeit besiedelt wurde, was ich für meinen Kleinraum nicht belegen kann, und die Leute an ihrem Wohnort blieben, mag ich sagen, es gab eine Kontinuität durch die Eisenzeit. Da gibt es ein Gräberfeld, das von ca. 800 v.Chr. bis ca. 450 bis v.Chr. belegt wurde und eines, das anschliessend über ca. 400 Jahre reicht, voneinander nur einige hundert Meter entfernt. Das Eine wurde um 1900 ergraben, das Andere in den 1930er Jahren. Leider sind viele Funde inzwischen nicht mehr vorhanden und leider hat sich danach auch kaum noch Jemand um die Befunde gekümmert. Möglicherweise handelt es sich tatsächlich um zwei Gräberfelder zweier verschiedenen Familien, vielleicht aber auch nicht und es hat sich nur der Ritus verändert. Keltisch-römische Gräber liegen wieder einige hundert Meter entfernt.
Die hiesige Wissenschaft definiert als Hauptorte der Treverer den Titelberg in Luxemburg und den Martberg an der Mosel (Trier ist eine römische Gründung). Zum Martberg haben wir eine vorgeschichtliche Hauptverkehrsstrasse, von meinem Schlafzimmer aus kann ich ihn sogar sehen. Der Martberg wird leider nur erforscht in Bezug auf das Oppidum in spätkeltischer Zeit, steinzeitliche Gruben finden, am Rande bemerkt, wohl kaum ihren Weg zur Veröffentlichung.
Caesar hat die Treverer als Stamm benannt, die Griechen nannten ein entferntes Volk "Keltoi", meines Erachtens einfach aufgesetzte Begriffe, damals schon Erklärungsversuche.
Die hiesigen Kelten, reden wir ruhig weiter von Treverern, waren bekannt für ihre Pferdezucht und ihre Reitkünste. Das unterscheidet sie durchaus von anderen Kelten im westlichen Raum, Reiterkrieger sind sonst eher im keltischen Osten zu finden. Selbst in den älteren Gräbern finden sich Pferdegeschirre, Wagenfunde gibt es erst später, bis auf eine Ausnahme im Kleinraum vierrädrig. Reiterkrieger waren auch die vermuteten Vorfahren der Kelten bzw. der Indoeuropäer.
Haben die Treverer nun ein altes Erbe besser gepflegt als andere Nachkommen oder sind sie doch später erst nachgewandert? Wenn, muss das IMHO vor der Eisenzeit passiert sein.
Alles recht verworren.
Nichtmal Caesar konnte sich auf die Treverer verlassen ;-)
Gruss
gabel
interessanter Thread.
Um nochmal auf die Treverer zurückzukommen, für meinen Kleinraum gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben über das genaue Siedlungsgebiet. Kein Wunder, immerhin ist der Teil des Hunsrücks, der zum Regierungsbezirk Koblenz gehört, seit 1945 kaum noch in Bezug auf Kelten erforscht worden.
In einem Gespräch mit einem Grabungsleiter meinte dieser, die Treverer lebten, unter anderem, im ganzen Hunsrück. Eben dort hätten sie sich aber auch mit benachbarten germanischen Stämmen vermischt. Man lebte eben meistens friedlich miteinander.
Nun habe ich von der Geschichte der Germanen keine Ahnung und weiss auch nicht, welchen Zeitrahmen der Archäologe im Kopf hatte, sein Forschungsschwerpunkt liegt im Übergang von keltischer zu keltisch-römischer Kultur.
Schwierig finde ich es, von "Völkern" zu reden, gar ethnische Unterschiede festzustellen, gerade wenn es um die Kelten geht. Meiner Ansicht nach waren die Kelten ein bunter Haufen, ein reiner Kulturkreis, nicht entstanden durch räumliche Ausbreitung eines Volkes, sondern durch gegenseitigen Austausch von Kultur und Sprache. Triebfeder war wohl der Verdienst durch Handel, begünstigt wurde das Ganze dadurch, dass die kulturellen Unterschiede in ganz Europa so gross nicht waren.
Rieckhoff bezeichnet den Hunsrück zur Zeit der Kelten als ein friedliche Gegend, ich persönlich gehe von einer Bevölkerungskontinuität seit der Erstbesiedlung aus.
Nimmt man an, dass der Hunsrück in der Jungsteinzeit besiedelt wurde, was ich für meinen Kleinraum nicht belegen kann, und die Leute an ihrem Wohnort blieben, mag ich sagen, es gab eine Kontinuität durch die Eisenzeit. Da gibt es ein Gräberfeld, das von ca. 800 v.Chr. bis ca. 450 bis v.Chr. belegt wurde und eines, das anschliessend über ca. 400 Jahre reicht, voneinander nur einige hundert Meter entfernt. Das Eine wurde um 1900 ergraben, das Andere in den 1930er Jahren. Leider sind viele Funde inzwischen nicht mehr vorhanden und leider hat sich danach auch kaum noch Jemand um die Befunde gekümmert. Möglicherweise handelt es sich tatsächlich um zwei Gräberfelder zweier verschiedenen Familien, vielleicht aber auch nicht und es hat sich nur der Ritus verändert. Keltisch-römische Gräber liegen wieder einige hundert Meter entfernt.
Die hiesige Wissenschaft definiert als Hauptorte der Treverer den Titelberg in Luxemburg und den Martberg an der Mosel (Trier ist eine römische Gründung). Zum Martberg haben wir eine vorgeschichtliche Hauptverkehrsstrasse, von meinem Schlafzimmer aus kann ich ihn sogar sehen. Der Martberg wird leider nur erforscht in Bezug auf das Oppidum in spätkeltischer Zeit, steinzeitliche Gruben finden, am Rande bemerkt, wohl kaum ihren Weg zur Veröffentlichung.
Caesar hat die Treverer als Stamm benannt, die Griechen nannten ein entferntes Volk "Keltoi", meines Erachtens einfach aufgesetzte Begriffe, damals schon Erklärungsversuche.
Die hiesigen Kelten, reden wir ruhig weiter von Treverern, waren bekannt für ihre Pferdezucht und ihre Reitkünste. Das unterscheidet sie durchaus von anderen Kelten im westlichen Raum, Reiterkrieger sind sonst eher im keltischen Osten zu finden. Selbst in den älteren Gräbern finden sich Pferdegeschirre, Wagenfunde gibt es erst später, bis auf eine Ausnahme im Kleinraum vierrädrig. Reiterkrieger waren auch die vermuteten Vorfahren der Kelten bzw. der Indoeuropäer.
Haben die Treverer nun ein altes Erbe besser gepflegt als andere Nachkommen oder sind sie doch später erst nachgewandert? Wenn, muss das IMHO vor der Eisenzeit passiert sein.
Alles recht verworren.
Nichtmal Caesar konnte sich auf die Treverer verlassen ;-)
Gruss
gabel