Auch Menschen der antike fühlten sich bestimmten Völkern zugehörig. Das besagen alle einschlägigen Quellen.
Ach ehrlich. Und da wären welche anzuführen und was besagen die denn?
Es ist also legitim zu fragen, aus welchem Stamm oder welchem Volk die Trojaner hervorgingen.
Sicher ist das legitim, zu fragen. Es ist aber nicht legitim "kulturelle" Kontinuitäten bei der Beantwortung zu unterstellen, die nicht vorhanden gewesen sind. Weil sie nicht vorhanden gewesen sind oder nicht nachweisbar.
Zur Problematik der Weiterleitung oder Transmission von "kulturellen Praktiken" vgl, die Beiträge in Roy Ellen,Stephen J. Lycett und Sarah E. Johns
https://books.google.de/books?id=JeXWAgAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=understanding+cultural+transmission&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=understanding%20cultural%20transmission&f=false
Bei den Griechen ist gemeinsame Identität belegt, bspw durch die gemeinsame Sprache inkl Abgrenzung zu den "Barbaren", die anders sprachen, oder durch die gemeinsamen Spiele.
Und woher weist Du, was diese "Identität" denn inhaltlich definiert hatte. Eine gemeinsame Sprache ist absolut kein ausreichendes Merkmal für eine "gemeinsame Identität. Wie Du schnell aus modernen Studien zu dem Thema erkennen kannst.
Was ist mit den ganzen anderen Spannungslinien, die quer zu dieser sprachlich - angeblich - vermittelten "Identität" stehen.
Die "Griechen" insgesamt, auch noch in ihren "Stämmen" oder "Clans" sind ein nicht unerheblicher sozial heterogener"Großverband". Die sozialen Konfliktlinien bestimmen somit auch die "Identität".
Und wie steht diese hierarchische oder gesellschaftliche Identität zur - vermuteten - ethnischen Identität.
Und wie verhält sich die "regionale Identität" der einzelnen Regionen, Stadtstaaten, und ihre massive Rivalität untereinander zu der - vermuteten ethnischen Identität. Die interessengesteuerten politischen Spannungen bestimmten lange die Bündnissysteme im antiken Griechenland.
Zu nennen wäre zudem der Unterschied zwischen der "Polis" und dem "Land", der auch einen Einfluß hat auf kulturelle Stile. Und wie ist da das Verhältnis.
Und so weiter. Dass die antiken Bewohner des späteren "Griechenland" in der Lage waren gegen äußere Bedrohungen partiell gemeinsam zu agieren verstellt den Blick auf die ebenfalls vorhandenen trennenden Merkmale.
Und deswegen ist es eine gewagte Konstruktion, wenn man für antike Gesellschaften den Begriff der "ethnischen Identität" anwendet. Damit werden relativ moderne Konstrukte auf Gesellschaften projiziert, bei denen wir absolut nicht sagen können, ob und wie weit das angemessen ist.