- Mit SU und Deutschland standen sich zwei gegensätzliche Diktaturen gegenüber (evtl. Hoffnung auf gegenseitige Vernichtung?)
Die Entwicklungen seit Mitte der 20er-Jahre - Appeasement - haben unterschiedliche Ursachen, aufdie differenzierbaren, unterschiedlich weit gehenden Zielsetzungen hat Gandolf schon hingewiesen.
zu den Ursachen:
oben wird ein wichtiger Aspekt erwähnt, der vor allem von den britischen Konservativen getragen wurde: ein Vordringen des sowjetischen Bolschewismus in Mitteleuropa. Diese Beschwichtigungspolitik ist insbesondere vor dem dt.-brit. Flottenvertrag 1935 spürbar. Dafür nahm man auch Konflikte mit Frankreich in Kauf.
Wesentlich für die Zeitdauer bis Mitte der 30er ist auch der "Schuldkomplex" des Versailler Vertrages, der in den ersten Jahren bis 1935 eine dominierende Rolle einnahm. Auch die Machtübernahme der Nationalsozialisten als Sieg über die demokratischen Parteien wurde in diese Schublade einsortiert. Folge: das Anstreben eines Arrangements, die zu betreibende Korrektur von Versailles.
In der britischen Presse lassen sich dann nach 1933 zunehmend Sorgen ablesen, wie weit Hitler gehen würde. Andererseits wurden hier in den ersten Jahren ernsthafte Überlegungen angestellt, ob Hitler ein "Gemäßigter" oder eine Marionette anderer NS-Führer bzw. konservativer Kreise darstellt. In GB sehr präsente Themen wie die Judenverfolgung, Nürnberger Gesetze, Blu- und Boden-Reden und der Kirchenkonflikt sorgten recht schnell Ende 1935 für einen rapiden Ansehensverlust, nachdem man sich noch 1933 Hoffnungen auf eine "Einigung" gemacht hatte.
Holzweißig, Das Deutschlandbild der britischen Presse im Jahre 1935 - ein Beitrag zur Grundlegung der englischen Appeasementpolitik.
Dabei ist anzufügen, dass auch bezüglich dieser Betrachtungsweise heftig gestritten wurde, von Seiten der "Alarmisten" wurde die Lage nach der Machtergreifung kritisch eingeschätzt und eine Situation wie vor dem Weltkrieg prophezeit. Die Meinungsbildung derjenigen, die ein Zugehen auf deutsche Forderungen befürworteten, läßt sich vielleicht an folgendem Times-Artikel anschaulich darstellen (im Kontext von Stresa-Wiederbewaffnung und Verurteilung durch den Völkerbund in Genf):
"Hitlerism is largely a revolt agaist Versailles; and until this fundamentally truth is taken fully into account there will be no real peace in Europe." (18.4.1935). Entsprechend euphorisch wurde dann die Hitler-Rede vom 21.5.1935 aufgenommen, was die Prognose zu bestätigen schien, die Nationalsozialisten würden in Europa und im eigenem Land an Gefährlichkeit und Aggressivität verlieren, wenn man nur geeignete Konzessionen mache und sie nicht weiterhin "vor den Kopf stoße", wie es angeblich der Völkerbund getan habe. Hitler solle für ein kollektives Sicherheitssystem in Europa gewonnen werden, unter Einschluß eines "Luft-Locarno" und ohne das hierbei ein Ostpakt mangels britischer Interessen störend wirken würde.