El Mercenario schrieb:
Aber war mit der Parteinahme der süddeutschen Staaten für Preußen nicht ein Krieg von ÖU vs Preußen ohnehin nicht mehr möglich. Dann hätte man doch Bayern z.B. auch den Krieg erklären müssen.
Das hat bei Beust seinen Überlegungen ganz offensichtlich keine große Rolle gespielt.
Europa stand jedenfalls in den ersten Tagen des August 1870 vor dem Abgrund eines großen Krieges, denn wenn Österreich-Ungarn tatsächlich in dem Krieg eingetreten wäre, hätte das einen Flächenbrand nach sich gezogen. Mit Russlands Neutralität wäre dann ebenfalls Feierabend gewesen und wer weiß wie die Briten reagiert hätten. So ein Krieg hätte sehr schnell sehr große Ausmaße annehmen können. Ich frage micht, ob sich Beust und Andràssy darüber klar waren?
Aber auch Gramont hat fleißig gezündelt. Er wollte ja bekanntermaßen Österreich-Ungarn aber auch Italien dazu veranlassen, auf Seiten Frankreichs in dem Krieg einzutreten und das obwohl ausgerechnet es Frankreich gewesen war, welches bislang die Unterschrift unter dem Vertrag verewigert hat. Das sollte jetzt alles in Lichtgeschwindigkeit nachgeholt werden. Er ging davon aus, wenn das Zarenreich auf Seiten Peussen in dem Krieg zieht, würde Preussen automatisch die Sache der Slawen vertreten, welche sich schlecht mit den Zielsetztungen der Germanen vertragen würde. Und zu guter letzt wollte auch Gramont die Türken mobilisieren.(1) Und das alles für das Prestige Frankreich und die Demütigung Preussens! Der Knackpunkt bei Gramonts Überlegungen dürfte die Haltung Englands gewesen sein.
Jedenfalls hat Bismarck von den militärischen Vorbereitungs Wiens Wind bekommen und sofort reagiert. Er hat den preussischen Geschäftsträger in London angewiesen, ob, wenn man eine Lokalisierung des Krieges wünsche, nicht entsprechend in Wien vorstellig werden könne. Paralell dazu wurde auch der russische Botschafter in London tätig. Der britischen Außenminister hat diese Bitten entsprochen.
Die Wende kam aber dann aber sehr schnell, als die preussischen Truppen nämlich bei Weißenburg die Frankreichs unter Ma Mahon am 04.August besiegten und diese Nachricht Wien am 05.August erreichte. Man wollte dort zunächst gar nicht glauben, das diese Information der Wahrheit entspricht, denn der Glaube an dem Sieg der französischen Waffen war sehr stark ausgeprägt. Nur hat man bei der Einschätzung wohl die letzten gewonnen Kriege Preussen unter dem Tish fallen lassen. Frankreich hatte Anfang Augsut gerade einmal 250.000 Mann an dem Rhein bringen können. Auf der anderen Seite standen aber 450.000 Soldaten.
Am 06.August erfolgte der preussische Sieg bei Wörth und Mac Mahons Rückzug nach Metz wurde anschließend erfolgreich verhindert.
Für Österreich-Ungarn ging es jetzt darum, sich möglichst schnell und elegant von der provokativen handeln zu verabschieden und dafür Sorge zu tragen, möglichst unbeschädigt davonzukommen. Entsprechend wurden die gescgäftsträger in den europäischen Hauptstädten instruiert. Italien agierte ganz ähnlich. Zar Alexander bekam, endlich, eine Antwort vom Ballhauplatz, das man selbstveständlich neutral bleiben werde und alle getroffenen Maßnahmen nur rein defensiven Charakter hätten.
(1) Gramont à La Tour `d Anvergne, Paris, le 23 juillet 1870. Orig., Dipl.Bd.29, S.174