Gewissermaßen waren die USA schon von Anfang an "Feinde" der Sowjet-Union.
Du hast recht, wenn man die ideologische Seite anschaut. Was die Intervention betrifft, so gab es Unterschiede [1]:
Die intervenierenden Mächte sympathisierten mit den "Weißen", hatten aber eigentlich keinen richtigen Plan. Vor allem die USA waren in erster Linie daran interessiert, dass Rußland überhaupt regiert wurde, egal von wem; das entsprach auch Wilsons grundsätzlicher Überzeugung zum Selbstbestimmungsrecht der Völker. Ein vitales Interesse der USA bestand nur insofern, als man verhindern wollte, dass die Japaner in Fernost zu stark wurden; sobald das nicht mehr in Rede stand, zog man sich zurück.
Die Hauptlast der Intenvention trug, mit weitem Abstand, Großbritannien. Zwar hielt Lloyd George ebenfalls nichts davon, sich sehr tief zu engagieren; er tat es aus innenpolitischen Gründen, nämlich unter dem Druck der Tories und ihres Wortführers Churchill, der ein fanatischer Antikommunist war.
Natürlich kam der Antikommunismus erst im Kalten Krieg zu vollen Blüte, aber er war schon vorher vorhanden.
Aus amerikanischer Sicht folgte auf den militärischen Sieg 1918 zum einen die politische Ernüchterung, zum anderen die Notwendigkeit, zur Friedenswirtschaft zurückzukehren, was mit allerlei Problemen verbunden war: Arbeitslosigkeit, Preissteigerungen usw. [2] Es kam zu 1919 zu Massenstreiks, in denen sich auch eine länger aufgestaute Wut über die sozialen Mißstände entlud, unter denen die Arbeiterschaft litt.
Die Regierung Wilson schlug sich in dieser Situation auf die Seite des Kapitals. Der reaktionäre Justizminister Palmer verfolgte dabei erfolgreich die Strategie, die "ohnehin traditionell gewerkschaftsfeindliche öffentliche Meinung gegen die Streikenden" zu mobilisieren und der Bevölkerung unter Bezug auf sozialistische Strömungen in der Arbeiterschaft "eine linksradikale Steuerung der Streiks zu suggerieren, die in Wirklichkeit ausgesprochene Arbeitskämpfe waren".
Insoweit wurde schon das vorweggenommen, was eine Generation später geschah: "Eine Reihe von Bombenattentaten und anderen Gewalttaten wohl anarchistischen Ursprungs bewirkte schließlich eine Art Umsturzpsychose, den sog.
Red Scare. Er führte zu einer großen Verfolgungswelle gegen verdächtige, meist fremdländische und angeblich kommunistische Elemente unter der Leitung Palmers - daher 'Palmer Raids, 'Palmer-Razzien' genannt - mit willkürlichen Haussuchungen, Verhaftungen, Untersuchungen und Deportationen."
Das bedeutete zugleich das Ende des Einflusses sozialistischer Parteien in den USA, die allerdings schon während des Krieges politisch drangsaliert wurden.
[1] Richard Pipes, Die Russische Revolution, Bd. 3, S. 110 ff.
[2] Erich Angermann, Die Vereinigten Staaten von Amerika, S. 75 ff.