Was ich Tacitus' Annalen entnommen habe: Im Sommer 14 beendete Germanicus eine Meuterei in Neuss. Dann begab er sich mit 12 000 Legionssoldaten, 26 Kohorten der Bundesgenossen und 8 Reiterschwadronen auf einer Schiffsbrücke auf die andere Rheinseite. Von dort aus ging es zuert durch den Caesischen Wald auf der von Tiberius begonnenen Bahn, dann durch weitere relativ unbekannte Waldgebiete weiter zu den Marsern. Er brachte die Marser unabhängig von Geschlecht und Alter um, und verwüstete ein Gebiet von 50 Meilen. Auf dem Rückweg lauertem ihm Brukterer, Tubanten und Usipeter in einem Waldgebiet auf, er konnte sie aber in freies Gelände zurückdrängen und besiegen. Danach führte er die Legionen ins Winterquartier.
Im Jahr 15 ging es über den Taunus und die Eder zu den Chatten, wo er deren Hauptstadt Mattium verwüstete, während die Chatten selber in die Wälder geflüchtet waren. Im Frühjahr wohl, weil danach ja noch das Treffen mit Caecina an der Ems stattfand, darauf folgend der Besuch des Saltus Teutoburgiensis.
Im Jahr 14 fand also der Vernichtungsfeldzug gegen die Marser statt, im Jahr 15 ein ein wenig verunglückter Feldzug gegen die Chatten. Was habe ich hier chronologisch verwechselt?
Okay, ich dachte, wir reden über den Feldzug 15. Der Feldzug 14 ist wohl eher in zwei Kontexten zu sehen:
Kontext 1: Meuterei der Legionen, Ablenkung nach außen und Beschäftigung.
Kontext 2: Die angebliche Freude der Germanen über den Tod Augustus' der ihnen wohl, wie Tacitus insinuiert, Hoffnung auf einen Zusammenbruch der Römerherrschaft machte. Sie werden wohl tatsächlich eher die bürgerkriegsähnlichen Zustände unter den römischen Soldaten mitbekommen haben.
Wenn du nun auch den Feldzug 14 in deine Überlegungen einbeziehst, ist es allerdings noch weniger verständlich, warum du das Varusschlachtfeld im Sauerland suchst.
An eine chronologische Verwirrung dachte ich, weil mir nicht klar war, dass du den Feldzug 14 meintest. Denn 15 läuft der Angriff über den Taunus und die Eder gegen die Chatten auf Mattium und danach kommt es noch zu einem Gefecht mit den Marsern (die er ja angeblich 14 vernichtet haben soll, ganz so weit her kann es mit der Vernichtung nicht gewesen sein, wenn sie ihm ein Jahr später schon wieder ein Heer entgegen stellen können).
Wieso meinst du, der Feldzug gegen die Chatten sei ein wenig verunglückt? Tacitus behauptet ja, dass die Chatten sich entweder zerstreuten oder zu den Römern überliefen. Wenn er die Wahrheit berichtet, und das auch dafür gilt, dass Germanicus das chattische Gebiet durchqueren konnte, sich mit den Marsern noch ein Gefecht lieferte und dann wieder zurück marschierte, ohne dass irgendjemand ihn angriff - so wenigstens Tacitus - dann kann man das wohl kaum als einen ein wenig verunglückten Feldzug bezeichnen. Oder gibt es Widersprüche aus anderen Quellen, die ich hier übersehe? Textintern finde ich nur den Widerspruch von der Vernichtung der Marser 14 und dem Gefecht gegen die Marser im darauffolgenden Jahr. Man wird hier wohl annehmen müssen, dass 14 nur der westliche Teil der Marser wirklich betroffen war.
Ich denke was die Quellen definitiv sagen ist, dass er von der Ems kam und sich dann in der Nähe der äußeren Brukterer befand, also dort, wo das Stammesgebiet der Brukterer aufhörte. An der Ems muss das nicht unbedingt gewesen sein.
Es gibt einen Grund warum man den gefährlichen Weg über die Ems nimmt, wenn man bequemer über die Lippelinie irgendwo hin marschieren kann. Jemand der von Vetera nach Paderborn oder ins nördliche Sauerland möchte, nimmt nicht den Weg über die Ems, vor allem dann nicht, wenn er über diesen Weg gerade mal bis ins nördliche Münsterland kommt. Das ist unsinnig. Und das auch noch in zwei Jahren hintereinander trotz negativen Erfahrungen im ersten Jahr. Die Lippelinie war eine gut schiffbare und einigermaßen gut ausgebaute Verbindung.