dekumatland
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Als Antijudaismus bezeichnet man die religiös geprägte Judenfeindschaft. Diese Wurzeln liegen in der vorchristlichen antiken Judenfeindschaft und in der Konkurrenz der christlichen Religion zu ihrer Mutterreligion dem Judentum.
Mit der Renaissance und der Aufklärung, als man ein säkulares Menschenbild entwarf, entwickelte sich auch die moderne Rassenkunde und damit die Basis für den modernen Antisemitismus.
Der Antisemitismus ist rassistisch geprägt und war eine Reaktion auf die Assimilation und den Eintritt der Juden ins bürgerliche Leben in Europa.
Die als "Rasse" definierten "Semiten" wurden zur Antithese der "Arier" stilisiert. Man kam weg von der religiös geprägten Judenfreindschaft, diese spielt natürlich eine Rolle im Antisemitismus.
Wenn wir das Umschlagen in der 2. Hälfte des 19. Jh. hin zum Antisemitismus betrachten und überlegen, dass dieser - trotz der neuen "scientizistischen" biologistischen usw. Anregungen - nicht aus dem Nichts entstanden sein kann: da findet man doch, teils satirisch, teils offen hasserfüllt die Gleichsetzung "Hochfinanz = Jude" (und dahinter dann, gleichsam als moralisierenden Fingerzeig, den Verweis auf das mittelalterliche kirchliche Zinsverbot - was freilich keinen nichtjüdischen Bankier, keine Fugger und keine Welser je am Zinsgeschäft hinderte...) Ich habe gelesen, dass dafür der Begriff "Mammonismus" verwendet wird.
parodistisch karikiert Wilhelm Busch diese Haltung (Hochfinanz = böse = jüdisch) in der Einleitung seiner frommen Helene (siehe auch im Thread mit den Kurorten, da hab ichs vollständig zitiert)
Was meinst Du: ist diese Gleichsetzung Schachern/Hochfinanz/Juden eine Art Spätform des Antijudaismus, eine Art Übergang oder schon antisemitisch?