Galeotto schrieb:
Ich könnte mir vorstellen, dass die Prätorianer, als kaiserliche Garde, bei Paraden oder als Palastwache rote Helmbüsche trugen. Bei Soldaten, die sich im Einsatz befanden zweifle ich das aber an. Da ist es Effekthascherei im Film.
Rot bemalte Schilde halte ich aber für realistisch.
Zumindest die Centurionen, Tribune und natürlich der Legat trugen auch im Gefecht ihren Helmbusch. Nicht umsonst war die Verlustrate bei den Centurionen enorm hoch. Das war nicht nur der Tatsache geschuldet, dass diese ganz vorn mitkämpften, sondern auch, weil sie vom Gegner gut erkennbar waren. Der Helmbusch der Centurionen hatte vermutlich taktische Bedeutung (Orientierung für die Soldaten der Cenurie), weshalb auf diese "Zielscheibe" auch nicht verzichtet wurde.
Als aktiver Reenactor kann ich außerdem sagen, dass der Helmbusch eine Art Airbagfunktion gegen Schläge von oben hat. Ob das in der Antike beabsichtigt war, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Die Tribune und der Legat, die sich bei einer Schlacht für gewöhnlich weit hinter der Frontlinie aufhielten trugen ihren Helmschmuck schlicht als gut erkennbares Rangabzeichen. Bei deren Helmen war es zumeist auch gar nicht möglich, den Helmbusch abzunehmen.
Apvar schrieb:
Die Legionäre der Kaiserzeit hatten ihre Ausrüstung zu kaufen. ...
Das ist, soweit ich weiß, nicht ganz korrekt. Die Legionäre bekamen ihre Ausrüstung von der Legion gestellt, mussten diese aber mit einem Teil ihres Soldes abbezahlen. Natürlich wurde für die neuen Rekruten nicht jedes Mal eine neue Ausrüstung angefertigt, sondern es wurde auf bereits vorhandene zurückgegriffen (von gefallenen Kameraden, von Soldaten, die in den Ruhestand gegangen waren oder aufgrund von Verwundung/Erkrankung vorzeitig aus dem aktiven Dienst ausscheiden mussten).
Dass diese Ausrüstung nicht einheitlich war, versteht sich von selbst. So etwas wie Massenproduktion in heutigem Maßstab gab es damals noch nicht. Zudem gab es Ausrüstungsgegenstände, die bei guter Pflege mehrere Jahrzehnte halten konnten (besonders die Lorica hamata), wodurch verschiedene Generationen von Ausrüstungen innerhalb einer Centurie vorkamen. Sicherlich gab auch so mancher Veteran seine Ausrüstung, wenn er sie nicht an die Legion zurück verkaufte, seinem Sohn, wenn dieser sich entschied in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Kurz gesagt, es gab in der römischen Armee der Kaiserzeit eine starke Vereinheitlichung der Ausrüstung, aber keinesfalls eine Uniformierung.
Im Heer des Varus beispielsweise dürfte der eine oder andere Legionär noch mit einem alten Montefortino unterwegs gewesen sein, andere trugen bereits die neueren Helme des Weisenau- bzw. Haltern-Typs. Auch die mitgeführten Scuta dürften eine Mischung aus alten republikanischen und neueren kaiserzeitlichen Formen gewesen sein. Darüber hinaus trugen einige Legionäre bereits die neuen Loricae segmentatae während der größte Teil noch mit Loricae hamatae ausgerüstet war.
Valete, Lucius Sidonius Callidus