Warum 1938 keine Gegenwehr der Tschechen?

Bdaian,
Finnland hatte aber auch ganz andere Geographische Gegebenheiten .
Die Rote Armee muste durch kaum erschlossene Wildniss die sich für einen asymetrischen Krieg eignete .
 
Bdaian,
Finnland hatte aber auch ganz andere Geographische Gegebenheiten .
Die Rote Armee muste durch kaum erschlossene Wildniss die sich für einen asymetrischen Krieg eignete .

Das war nur ein Teil der Front. Der Isthmus von Karelien war auch damals schon erschlossen. Und die Finnen hatten eine sehr kleine Armee mit kaum moderner Ausrüstung.
 
Meiner Meinung nach hätte sich die Tschechoslowakei mit vernünftigen Chancen gegen das DR zur Wehr setzen können, zumindest so lange es noch den Festungsgürtel hatte. Wie oben erwähnt war die Armee groß, gut ausgebildet und hatte die modernste Ausstattung Europas.
Sehe ich ähnlich, zumal die Geographie der Tschechoslowakei für einen Verteidigungskrieg nicht ungünstig ist. Die Wehrmacht hätte sich bei entschlossener Gegenwehr mit Sicherheit so manchen Zahn ausgebrochen.
 
Sehe ich ähnlich, zumal die Geographie der Tschechoslowakei für einen Verteidigungskrieg nicht ungünstig ist. Die Wehrmacht hätte sich bei entschlossener Gegenwehr mit Sicherheit so manchen Zahn ausgebrochen.

Rurik,

so wie ich es verstehe hatte die Tschechoslowakei durch den Anschluss der Sudetengebiete (Münchener Verträge ohne Teilnahme der Tschechoslowakei) wesentliche Teile ihrer Verteidungslinie eingebüßt.
Die zwei anderen angrenzenden Staaten, Polen und Ungarn, waren gebietslüstern, und Russland, welches im Falle des Beistands polnische Souveränität verletzen musste, konnte man ohnehin nicht trauen.
Frankreich und UK hatten gerade ihren Unwillen zur Solidarität in herabwürdigender Weise demonstriert.

Die Tschechoslowakei war mattgesetzt und konnte allenfalls auf ein Remis in Form eines Patts spielen.
 
Sehe ich ähnlich, zumal die Geographie der Tschechoslowakei für einen Verteidigungskrieg nicht ungünstig ist. Die Wehrmacht hätte sich bei entschlossener Gegenwehr mit Sicherheit so manchen Zahn ausgebrochen.

Der Faden ist zwar schon alt und ich weiß nicht, ob bei den noch aktiven Teilnehmern noch ein Interesse an der Disussion dieses Themas besteht, aber die Vorstellung, dass die Tschechoslowakei vor dem Münchner Abkommen noch gute Aussichten gehabt hätte sich einem deutschen Angriff zu erwehren, halte ich für deutlich zu optimistisch (aus Prager Sicht).

- Auf dem Papier hatte die Tschechoslowakei zwar eine, für einen Staat dieser Größe, recht eindrucksvolle Armee und gut ausgerüstete Armee, dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass ungfähr ein Viertel dieser Armee aus sudetendeutschen Kadern bestand, deren Zuverälssigkeit sehr fraglich erscheinen musste, hätte man ihnen zugemutet auf die Deutschen zu schießen, denen sie sich eigentlich zugehörig fühlten.

Im Kriegsfall hätte die Tschechoslowakei entweder auf die Mobilisierung der deutschsprachigen Soldaten verzichten können, dann wäre aber die Schlagkraft der tschechoslowakischen Armee deutlich geringer gewesen, oder aber man hätte von tschechoslowakischer Seite permanent das Risiko tragen müssen, dass die deutschen Kader meutern und sich den Invasoren anschließen und auf diese Weise für eine Durchlöcherung der Verteidigung sorgen würden.

- Auf die Loyalität der Bevölkerung in den überwiegend deutschsprachigen Grenzgebieten hätte Prag ebenfalls nicht rechnen können, da wäre die Wahrscheinlichkeit von Sabotageakten und direkter Kollaboration mit den Deutschen wahrscheinlich relativ hoch gewesen.

Vor disem Hintergrund dürfte sich auch der reale militärische Wert der Befestigungen im Sudetengebiet stark relativieren. Sie mögen als Objekte der Abschreckung bis zu einem gewissen Grad einen politischen Wert gehabt haben und insofern einen militärischen, als dass Invasoren sich Gedanken darüber machen mussten, wie sie das überwinden könnten, allerdings hätte man sich von tschechoslowakischer Seite kaum sicher darauf rechnen können, bei möglicherweise feindseliger Bevölkerung und fraglicher Loyalität der Truppen im Konfliktfall kaum darauf rechnen können, dass nicht irgendwo auf der gesammten Länge des Walls Verrat stattfinden würde, der den Angreifern die Tore öffnet und damit die Verteidigungslinie mindestens abschnittsweise unnütz macht.

- Und dann wäre da auch noch das Problem Ungarn.

Im Falle eines deutschen Angriffs hätte die tschechoslowakische Armee um sich effektiv verteidigen zu können, ihre Kräfte an der Sudetenlinie konzentrieren müssen.
Das allerdings hätte vorausgesetzt die lange Grenze in der Slowakei gegen Ungarn weitgehend unbesetzt zu lassen.
Das man in Polen so kleinlich gewesen wäre wegen des doch recht begrenzten Teschener Gebiets mit Deutschland auch in einem Krieg, der auf die vollständige Zerstörung der Tschechoslowakei hinausgelaufen wäre (nicht nur auf Grennzkorrekturen), gemeinsame Sache zu machen, darf man sicherlich als eher unwahrscheinlich annehmen.
Die Ansprüche die Budapest nach der Abtretung der slowakischen Gebiete durch den Vertrag von Trianon erhob, waren aber wesentlich umfangreicher.
So lange offener Krieg nicht unmittelbar bevor stand, zeigte sich Budapest (zu Hitlers Missfallen) zwar eher reserviert dahingehend vollends auf Konfronatitionskurs mit Prag zu gehen - sicherlich durchaus auch in Sorge um die Haltung Jugoslawiens und Rumäniens, wegen sonstiger ungarischer Revisionswünsche (Siebenbürgen/Banat), wenn allerdings ein Abzug der militärischen Kräfte aus der Slowakei das Gebiet für Ungarn so zusagen auf den Präsentierteller gelegt hätte und die Besetzung dadurch ein militärischer Spaziergang geworden wäre, während Zusagen aus Berlin ein ungarisches Vorgehen zu decken möglicherwise geeignet gewesen wären, Belgrad und Bukarest vom Gedanken einer Intervention abzubringen, wäre sicherlich auch ein ungarisches Vorgehen gegen die Tschechoslowakei denkbar gewesen.


Bedenkt an diese Probleme, relativierern sich die Zahlen und die Positionen der Tschechoslowakei gegenüber Deutschland durchaus recht deutlich.

Man hätte von Seiten Prags veruchen können das Loyalitätsproblem mit den deutschsprachigen Kadern dadurch zu lösen, sie zur Bedeckung der slowakischen Gebiete zu verwenden, so dass sie nicht unmittlbar mit deutschen Angreifern in Kontakt gekommen wären, um einer möglichen Tendenz überzulaufen entgegen zu wirken.
Ob das besonders gut funktioniert hätte, wäre fraglich.

Oder man hätte die Einheiten stark ethnisch durchmischen müssen, um die deutschsprachigen Kader in Formationen die mehrheitlich aus tschechischen und slowakischen Kadern bestanden hätten "unterzustecken", so dass sich keine vorwiegend deutschsprachigen Formationen hätten Meutern und überlaufen können, allerdings hätte das mit großer Wahrscheinlichkeit wegen der Sprachbarrieren innerhalb mulitethnischer Einheiten zu anderen Problemen geführt.

Das "slowakische" Problem und damit die potentielle Front gegen Ungarn wäre man nur los geworden, wenn man mit Budapest irgendeinen Vergleich über die Teilung der slowakischen Gebiete gefunden hätte.
Dafür war aber ad hoc keine Zeit und wahrschheinlich wäre das bei den Slowaken und den Ukrainern in der tschechoslowakischen Armee auch nicht gut angekommen, wenn Prag versucht hätte slowakische Gebiete abzutreten um die Sudentengebiete für die Tschechoslowakei zu retten.


Wie ich das sehe, befand sich Prag, was das Militärische angeht 1938 unmittelbar vor dem "Münchner Abkommen" in einer wenig beneidenswerten Situation, in der Krieg wahrscheinlich keine in irgendeiner Weise erfolgsversprechende Option war.

Von dem her halte ich es für durchaus nachvollziehbar, dass man auf militärischen Widerstand mangels Erfolgsaussicht verzichtete.
 
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Die Frage ist auch, wer eine Gegenwehr hätte anordnen und organisieren sollen? Staatspräsident Hacha war ja am 14. März in Berlin, als man ihm unter der Drohung, Prag massiv zu bombardieren, die Zustimmung zur Besetzung (bzw. offiziell dem "Schutz") des Landes durch die Wehrmacht abverlangte. Zugleich fiel das Land nach der Unabhängigkeitserklärung der Slowakei am selben Tag bereits auseinander, und der deutsche Einmarsch begann schon am frühen Morgen des 15. März. Selbst wenn Hacha nicht bereit gewesen wäre, die Prager Regierung telefonisch zum Verzicht auf militärischen Widerstand zu bestimmen, hätte die Zeit für eine Mobilisierung der tschechischen Truppen wahrscheinlich nicht mehr gereicht, von einer effektiven Verteidigung des Landes ganz zu schweigen.
 
Das war allerdings erst später. Hier geht es primär um die Frage, ob sich die Tschechoslowakei 1938 militärisch wehren können hätte statt das "Münchner Abkommen" schlucken zu müssen.
 
Die Frage ist auch, wer eine Gegenwehr hätte anordnen und organisieren sollen? Staatspräsident Hacha war ja am 14. März in Berlin, als man ihm unter der Drohung, Prag massiv zu bombardieren, die Zustimmung zur Besetzung (bzw. offiziell dem "Schutz") des Landes durch die Wehrmacht abverlangte. Zugleich fiel das Land nach der Unabhängigkeitserklärung der Slowakei am selben Tag bereits auseinander, und der deutsche Einmarsch begann schon am frühen Morgen des 15. März. Selbst wenn Hacha nicht bereit gewesen wäre, die Prager Regierung telefonisch zum Verzicht auf militärischen Widerstand zu bestimmen, hätte die Zeit für eine Mobilisierung der tschechischen Truppen wahrscheinlich nicht mehr gereicht, von einer effektiven Verteidigung des Landes ganz zu schweigen.
Emil Hacha hatten Hitler und Göring mit ihrer Erpressung, anders kann man das ja nicht nennen, so zugesetzt, sie hatten ihn wie Hitler sagte "hachaisiert", dass der alte Herr einen Schwächeanfall erlitt und ärztliche Nothilfe benötigte,
Hitler und Göring befürchteten sogar kurzfristig, dass Hacha an einem Herzkasper stirbt- denn das war natürlich unerwünscht, denn Hacha wurde als "nützlicher Idiot" und Kolloborateur ja noch gebraucht.
 
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