Es waren einfach völlig unterschiedliche Ausgangslagen, ich sehe keinen Grund da zu moralisieren:Gerecht ist es jedenfalls nicht, was Polen widerfahren ist. Wie ich schon sagte, ist wohl irgendwie untergegangen, wussten Frankreich und Großbritannien 1939 sehr richtig und sehr berechtigt endlich und ganz genau was gegen den gemeinen, gefährlichen Diktator und größten Verbrecher aller Zeiten was zu tun ist. Das haben sie 1945 dann wohl irgendwie vergessen, denn Stalin war mit Hitler fast auf Augenhöhe und genauso gefährlich und gemein. Galten für Stalin andere Regeln, andere Grundsätze?
- Sie hatten Polen Garantien für den Fall einer deutschen Aggression gegenben.
- 1939 galt Frankreich als Deutschland militärisch mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen. Zumindest, was die Panzer anbelangte. Das hatte sich 1940 als Chimäre herausgestellt.
- ich sage es noch mal: Stalin, bei allen vom ihm begangenen Verbrechen - auch gegen die Polen (Katyn) - holte sich 1945 im Prinzip nur das Gebiet zurück, was ihm 1919 durch die Westalliierten zugesprochen worden war. Sollten die sich nach 25 Jahren nicht daran erinnern? An eine Linie, die den Namen eines britischen Außenministers trug?
- auch noch mal die Nachfrage: Selbst wenn Briten und Franzosen die Curzonlinie nicht mehr als Demarkationslinie gesehen hätten: Was hätten sie gegen die Realitäten des Jahres 1945 tun sollen? Hätten sie sich wirklich an der Elbe gegen die Sowjets aufstellen und diese bis nach Weißrussland und in die Ukraine zurückdrängen sollen? Mit den Deutschen im Rücken und nach wie vor laufenenden Krieg gegen Japan? Dass seine Eroberungen zäh verteidigte und erst nach dem Abwurf von zwei Atombomben, deren Wirkung im Juli noch nicht abzusehen war, sich zur Aufgabe gezwungen sah?
nicht.Was man dem einen Diktator vollkommen zu Recht verwehrt hatte, wurde dem andern konzediert. Erschreckend.
Das ist erstens ein anderes Thema und zweitens lässt sich aus der Rückschau leicht eine Fehleranalyse betreiben. Hinterher ist man immer schlauer.Die Folge des Nichteingreifens war doch letzten Endes, das Stalin in Osteuropa stalinistische Diktaturen etabliert hatte.
Stellen wir uns vor, die Briten und Franzosen hätten 1945, kaum war Dtld. besiegt, einen Krieg gegen die SU begonnen. Mit welchem Recht? Sie waren eben noch mit der SU verbündet gewesen. So etwas führt man gemeinhin unter dem Lemma Verrat. Und wofür? Britische und Französische Soldaten opfern für die Wiederherstellung der großpolnischen Gelüste des längst verstorbenen Marschall Piłsudski? (Weil Stalin ein Antiphath war, macht das Piłsudski ja um keinen Deut besser). Gegen einen Gegner vorgehen, der ohne Rücksicht auf die eigene Bevölkerung Massen mobilisieren konnte, wobei man selber jede militärische Operation zuhause vor den Familien der Soldaten rechtfertigen musste? Sorry, aber das ist doch alles völlig unrealistisch.
Und wie würden wir heute auf Briten und Franzosen schauen? Wir würden sie als Aggressoren wahrnehmen, welche die SU um ihre 1919 zugesicherte Westgrenze gebracht hätten.