Hier die (schon etwas ältere) Quelle zu meinem vorangegangen Beitrag:
http://www.ghl-westmuensterland.de/module/dateidownload/beitraege_der_pollenanalyse.pdf
http://www.ghl-westmuensterland.de/module/dateidownload/beitraege_der_pollenanalyse.pdf
In fast alien Teilen Westfalens zeichnet sich in den Pollendiagrammen em Siedlungsmaximum in der Alteren Eisenzeit ab (Abb. 1 u. 4). Besonders deutlich fällt der starke Anstieg des Kleinen Sauerarnpfers auf, der als Pionierpflanze der leicht sauren, sandigen Widen bei Rodungen und einsetzenden Brachflächen massenhaft auftreten kann. Der Anteil der offenen und damit auch dolisch beeinfluBbaren Böden wird zudem durch eine parallel zur Rumex- Kurve verfaufende Staubkurve verdeudicht, die auf einer Quantifizierung der ins Moor eingewehten Staubpartikel beruht (K r a in in 1978). Im Getreidebau der Alteren Eisenzeit haben Weizen und in zunehmendem Maße auch Gerste eine wichtige Rolle gespielt. Im Übergang zur Jiingeren Eisenzeit und auch in der Römischen Kaiserzeit werden in den Diagrammen des nordwestlichen Westfalens die ersten Roggenpollen registriert. Es zeigt sich, daß der Roggenanbau im äuBersten Norden Westfalens (Hasegebiet) urn 300 Jahre früher beginnt als am Rande des Mittelgebirges (Schafberg) (K ramm 1978). (..)Verfolgen wir die Pollenspektren der Siedlungsarizeiger von der Eisenzeit aufwarts, so fällt in den meisten Diagrammen zwischen 100 und 450 n. C. eine deutliche Siedlungsdepression auf. (..) Dec Rückgang der Siedlungsanzeigerpollen stimrnt mit agrarstatistischen Berechnungen von Muller -Wille (1956) über den prozentualen Wirtschaftsflächenschwund überein. Danach müssen die Wirtschaftsflächen im Vergleich zur Alteren Eisenzeit auf 1/8 bis I /10 reduziert worden sein. (..) Offensichtlich scheint zunachst ein Nachlassen der Rodungstätigkeit oder Neukultivierung eingesetzt zu haben, während das essentielle Ackeriand, vermutlich die urspriinglichen Eschanlagen, nur unwesentlich im Bestand veringert wurde. (..)Mit der Sachsischen Besiedlung, verbunden mit einer allgemeinen Siedlungsneubelebung, endet die zentrale jungeisenzeitliche Depression. Im Gebiet urn Spelle, nördlich von Rheine, ist dieser deutliche Anstieg der Siedlungsanzeiger mit 475 n C. + 60 datiert vvorden und liegt damit um etwa 100 Jahre früher aIs in den übrigen Gebieten des westfälischen Flachlandes. Nachgewiesen werden in dieser Zeit Lein und Kornblurne neben den iiblichen Siedlungsanzeigern.
Die im Artikel enthaltenen Diagramme zeigen, dass der Siedlungrückgang z.T. schon während des ersten vorchristlichen Jahrhunderts begann, also nicht ausschließlich bzw. nur z.T. nur indirekt (Verlust der linksrheinischen Absatzmärkte) auf die Römer zurückzuführen ist. In der älteren Kaiserzeit kam es zu zeitweisen, moderaten Erholungen, bevor dann um 255 n.Chr. +/-60 die Siedlungsaktivität massiv und durchgehend auf neolithisches Niveau abfällt. Klimaverschlechterung, und damit einhergehend teilweiser Wechsel von Ackerbau zu Viehzucht, mag hier eine Rolle gespielt haben. Norddeutsche Pollendiagramme, auch solche von mittlerer Oder und Warthe, zeigen jedoch keinen auch nur annähernd so starken Besiedlungsückgang, teilweise sogar Siedlungsanstieg, in der gleichen Periode.
Im westlichen Harzvorland ist jedoch, lokal begrenzt, ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Bemerkenswert hier auch, dass anhand von Schwermetalleinträgen der Beginn der Blei- und Silberverhüttung auf das erste vorchristlliche Jahrhundert, d.h. vor Ankunft der Römer, jedoch nach Abzug der Kelten, datiert werden kann.
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Um denn wieder zum "saltus teutoburgiensis" zurückzukehren:
Mussten die Römer um Christi Geburt auf ihren Eroberungs-märschen ins rechtsrheinisches Gebiet Urwälder durchdringen, wie es die Berichte des Tacitus implizieren? Oder war diese Gegend bereits zur damaligen Zeit kultiviert?
Zur Lösung dieser Frage wurden längs der Lippeniederung Pollenprofile untersucht. Das Pollenprofil „Haus Ostendorf“ in der Nähe des damaligen Römerlagers Haltern belegt exemplarisch, dass das rechtsrheinische Gebiet schon lange vor dem Einmarsch der Römer in weiten Bereichen von den Germanen und Kelten kultiviert worden war. Es wechselten auf kurzer Distanz Weiden, Wiesen, Äcker und Wälder.
Die Pollenanalyse konnte mithin diese seit Jahren ungeklärte Frage eindeutig beantworten.