Das kommt natürlich sehr auf die Zeit an. Ein stehendes, zentralisiertes Landesheer gab es erst zum Ende der 18. Dyn.
1. Zwischenzeit:
Stationierung von Divisionen an wichtigen Zentren unter der Leitung des Gaufürsten.
Mittleres Reich:
Leitung beim Ortsleiter
(HqA Hw.t) und Bürgermeister
(HA.tj-a).
Frühes Neues Reich (18./19. Dyn.):
- Ruhige innenpolitische Lage in der Thutmosidenzeit.
- Landessicherheit zentral geregelt.
- Städte nur noch Verwaltungseinheiten und Kultzentren, ohne militärische Garnision oder Selbstverteidigungsanlage.
- Einheit von Stadt- und Militärorganisation zu Beginn der 18. Dynastie fast völlig verschwunden.
Erst in der 18. Dynastie wurde ein stehendes Heer und Berufsoldatentum notwendig, weil die neue Kavallerie eine Fortführung des alten Systems nicht erlaubte.
Der Höhepunkt ist dann die 19. Dynastie, in der Ägypten de facto ein Militärstaat ist. Die Leitung hat der
jm.j-rA mša wr (General); die Unterabteilungen werden von
jm.jw-rA mša (Heerführern) geleitet.
Während die Prinzen in früheren Zeiten eher eine Apanage im Verwaltungsbereich innehatten, tun sie sich in der 19. Dynastie militärisch hervor. Sie stehen ein bißchen außerhalb der Hierarchie zwischen König und General. Die tragen Titel wie
jm.j-rA mša wr n hm=f
(z. B. Amenherchepeschef)
-
jm.j-r3-mšc-Titel:
- bis 18. Dynastie: Leiter selbständiger Divisionen (dezentral)
- ab 18. Dynastie: direktes Abhängigkeitsverhältnis zum Herrscher (zentral)
- Der Titelträger ist direkt der Amtsgewalt des Königs unterstellt.
–
jm.j-r3 mšc n nb-t3.wj: Heerführer des Herrn der beiden Länder; von Amenophis iii. bis 20. Dyn.
–
jm.j-r3 mšc n nsw: Heerführer des Königs; nach der 18. Dyn. nur noch bei Haremhab und General Suti unter Ramses ii. mit dem Epitheton wr. Wegen der unterschiedlichen Beleglage dürfen die beiden Titel nicht einfach gleichgesetzt werden.
Die Interpretation wird durch die zivilen Titel gestärkt:
wb3-nsw, wHmw-nsw, sš-nsw n ša.t
Für das Neue Reich haben diese Titel die Konotation einer Ausbildung höheren Grades, während sie im Alten Reich nur ein direktes Dienstverhältnis zum König ausdrückten, was bei
n nb-tA.wj noch für das Neue Reich anzunehmen ist. Mit nsw gebildete Titel bilden eine feste Einheit, auch wenn die Erweiterung aus Platz- oder Kontextgründen entfällt und eine einwandfreie Identifikation des Titelträgers dennoch möglich ist.
Zur Organisation des Militärs in der 19. Dyn.:
Stehendes Heer (bei Bedarf werden Truppen aus dem Verwaltungsbereich ausgehoben).
Bereich 1: Infanterie (inkl. Marine)
Marine Unterabteilung der Bodentruppen. Marine und Infanterie waren gleich strukturiert. Aufteilung in sA.w (Divisionen) und Xnj.t (Schiffseinheiten), angeführt von den niedrigsten Offziersrängen wie:
– Hrj.w pD*.t ‹Kommandant der Bogentruppen›,
– TAj.w srj.t ‹Standartenträger›.
Bereich 2: Kavallerie (Streitwagentruppen)
Der professionelle Einsatz der Streitwagen führt zu Beginn des Neuen Reichs zum Berufssoldatentum mit neuen Titeln:
– jm.j-rA ssm.wt ‹Marschall› (Paramessu, später Ramses i.)
– jdnw (n Hm=f) n tj n.t-Htrj ‹Feldmarschall›
– Hrj jHw ‹Stallmeister›
– k*n (tpj) n Hm=f ‹königlicher Streitwagenfahrer/-kämpfer› (Sethi).
Anmerkung: Die Bezeichnung "Marschall" ist in unserer Geschichte vom Mittelalter bis heute zahlreichen Wandlungen unterworfen.
Grüße, Ani