Der Thread hat ja schon versteinerte Spinnweben xD
Jedenfalls:
Ja, es gab auch sowas wie weibliche Samurai.
Die Samurai waren ja quasi soetwas wie der Schwertadel des feudalen Europa, in Japan. Obwohl gemeinhin mit Samurai lediglich die "Krieger" männlichen Geschlechts in Verbindung gebracht werden, wird eigentlich die gesamte enge Familie eines Samurai als Samuraifamilie betrachtet. Die Kinder eines Samurai hatten die Möglichkeiten, in andere Samuraifamilien einzuheiraten, und die Jungen als Erwachsene dem Daimyo der Samuraifamilie als Vasallen, eben Samurai, zu dienen.
Und die Frauen der Samurai waren nunmal die Frauen der Samurai.
Um das näher zu erläutern:
Im feudalen Japan zu leben bedeutete Konflikte, Kriege, Intrigen und Tod. Die männlichen Personen einer Samuraifamilie waren oft über lange Perioden auf Feldzügen ihres Fürsten und ihr Tod war, aufgrund des Ehrenkodex, sehr Wahrscheinlich, oder besser: Ihre Rückkehr war stehts ungewiss.
Solange diese nun Unterwegs waren, war ausser den Frauen und Kindern und je nach größe des Clanbesitzes wenige Wachen, keine wehrfähigen Personen, mehr auf dem Clanbesitz zurückgeblieben. Die Frauen der Samurai mussten ihre Gemahle Zuhause vertreten. Das heisst sie mussten die Besitztümer verwalten, die Ernte einfahren, die zurückgebliebenen Bewohner regieren und das Hab und Gut der Familie gegen marodierende Banden, Banditen und desertierte Bewaffnete verteidigen.
Zu diesem Zwecke schulte ein Samurai i.d.R. seine Gemahlin und evtl. andere Frauen des Clans im Umgang mit der Naginata und m.U. auch mit den verschiedenen Schwertern. Und da sie mit der Zeit mit den Waffen vertraut waren, nutzten auch zunehmend Frauen diese in Schlachten an der Seite ihres Clans. Diese Krieger-Frauen ("Onna-bushi") sind zwar in der japanischen Geschichte kein üblicher Anblick auf den Schlachtfeldern, aber andererseits auch kein all zu seltener.
Oft waren es die Witwen von Samurai, die die Verpflichtung ihres Gemahls wahrnahmen oder die nach Vergeltung trachteten.
Einige der bekanntesten in der japanischen Geschichte sind unter anderem:
- Wakazakura und Kaede, Die Frauen der Sato Brüder Tadanobu und Tsugunobu, welche als Leibwächter an der Seite Minamoto Yoshitsune´s dienten und starben.
- Hangaku Gozen, bei der Verteidigung der Burg Torisaka (1201), welche an einem Ausfall teilnahm.
- Ihre Zeitgenössin: Tomoe Gozen, welche an der Seite von Kiso Yoshinaka kämpfte
- Sowie die als "Japanische Jean d´Arc" bezeichnete Tsuruhime, die Tochter des Hohepristers des Oyamazumi Schreines auf Omishima,
welche sich als Inkarnation des Schreingeistes verstehend, an der Verteidigung desselben gegen Ouchi Yoshitaka 1541 an dem Seegefecht der Inland-See teilnahm.
- Yamamoto Yaeko, welche die Garnison von Burg Aizu 1868 durch ihren Mut und ihr Geschick inspirierte.
Der Gedanke, dass diese Heldinnen, nicht die einzigen Frauen im Kampf waren liegt nahe. Und abgesehen von wirklichem Nahkampf darf wohl davon ausgegangen werden, dass die Frauen im Falle einer Belagerung aktiv mitgeholfen haben werden. Sei es nur zum verteilen von Pfeilen oder Lebensmittel und Wasser oder aktiv beim Schutz mit Bogen und Naginata oder auch wie die Frauen von Omori, des Ikko-Ikki-Clans, bei der Verteidigung ihrer Burg 1599, welche die Abwehanlagen der Burg bemannten, während ihre Männer den Nahkampf suchten.
Wenn man die japanische Geschichte betrachtet findet man die großen Rivalen, die großen Kriege, die großen Schlachten. Aber wieviele Frauen haben wohl, von der Geschichte unbeachtet, zur Waffe gegriffen, damit die Samurai nach einem Feldzug noch einen Besitz hatten um dort hin zurückzukehren?
Anmerkung: Ein Samurai der seinen Besitz nicht verteidigen konnte, verlor sein Gesicht, seine Ehre, selbst wenn er am anderen Ende Japans seinem Daimyo in die Schlacht folgte. Und Bushido kennt nur einen Weg diese Schande zu tilgen. Von daher war es auch ein wenig Eigennutz wenn man dafür sorgte, dass seine Frau im Stande war den Besitz zu verteidigen.
Auch wenn sie wohl nicht als richtige Samurai zu verstehen sind, so sind die Onna-bushi doch ein integraler Bestandteil der japanischen Geschichte und Folklore und haben ihren Anteil an der Geschichte des feudalen Japan oft im Hintergrund und gelegentlich an vorderster Front geleistet. Nicht minder tapfer als ihre Männer, Väter und Söhne. Fast wie Samurai.
Grüße
WW