Hänsel schrieb:
In der heutigen Schulliteratur kommen die Kreuzzüge meiner Meinung nach viel zu kurz..sie werden nur am Rande erwähnt, nach dem Motto " ...da war doch mal was so mit Krieg im heiligen Land ..."
Nur durch die aktuellen Probleme der westlichen Welt mit dem Islam wurden die Kreuzzüge wieder aktuell.
Das hat auch seine Gründe. Jede Menge Gründe. Fangen wir bei unserem Schulsystem mal an:
-Geschichte ist nicht mehr eines der wichtigsten Fächer. Es steht in der Wertung in den meisten Bundesländern auf einer Stufe mit Geographie, weit unter Deutsch, Mathe, Englisch.. Daraus ergibt sich natürlich, dass es eine Unmenge an Informationen gibt, welche nicht würdig verarbeitet werden. Das beginnt schon in der Antike. Also wird ausgewählt und extrem gesiebt.
-Wissensvermittlung und Darstellung: Wie bringt man ein sensibles Thema wie etwa einen Kampf der Kulturen, als die man die Kreuzzüge darstellen könnte, den Kindern nahe (meistens dürfte es sich um eine 7. oder 8. Klasse handeln)? Gerade in unserer Bildungsdefizitgesellschaft, was sich als Begrifflichkeit auch auf die Lehrer bezieht,wird dies manchmal zu einem Problem.
Untenstehend liest man schon einige extreme Aussagen, vielleicht aufgrund ihres Ausschnittscharakters so extrem. Aber würde man dies so den Schülern vermitteln kann dies böse folgen haben. Gerade in einer Zeit, in der die Religion stellenweise wieder an Kraft gewinnt.
-Der Inhalt gerade dieses Kapitels. Wie man auch an der hier entstandenen Diskussion sieht, gibt es nicht nur einige wenige Meinungen zu diesem Unternehmen. Spricht man von Kreuzzügen grenzt man damit 400 Jahre Feldzugsgeschichte ein, weit über 50 Aktionen. Die wenigsten haben es in die Numerische Abfolge und dem Titel Kreuzzüge geschafft. Also, was soll man wie stark in den Unterricht einbringen? Wie viel Stunden soll man allein dafür veranschlagen und vor allem, welche Untersuchungen sollen die Behörden als Ausgang für ihr Schulwissen nehmen? Denn gerade mit den Auswirkungen im Heiligen Land liegen manche Historiker doch recht weit auseinander.
Welche Themen schneidet man dafür zurück?
Ein Beispiel. Barbarossa und sein Tod: Nimmt man auf dieses Thema auch nur eine halbe Stunde, die es durchaus verdiente, und addiert dazu noch die Streitigkeiten Richard und Philipp/Leopold und seine Haft bei Heinrich kommt man mit einer Doppelstunde nur für diesen Blick auf die Führer des 3. Kreuzzuges kaum aus. Will man dann noch etwas Kultur einstreuen, wie das Rolandslied oder Nathan der Weise hat man fast sämtliche Zeit für die Kreuzzüge verbraucht. Und, wie viel Bedeutung hatte dies? Und wenn man schon dabei ist, muß man ja einen Ausflug in die englische Geschichte machen (Thronursupation).
Erklärt man dann noch Waffentechnik der Zeit ist es ganz aus, dann hinkt man dem Lehrplan (ich hasse diesen Begriff) hinterher, und hat die anderen Kreuzzüge, die Motive und Ziele noch kein Stück erklärt.
Ich hoffe jetzt wird etwas weniger auf unsere Schulen eingehackt. Wer nach mehr Bildung ruft muß auch härtere Bildungssysteme herbeisehnen. Ganztagsschulen oder mehr Schuljahre und/ oder weniger Ferien etwa. Dir als Schüler dürfte kaum eine der Alternativen gelegen sein, langfristig kommen wir wohl nicht drum rum.
An die anderen gewandt würde ich sagen, mit Wertungen sollte hier etwas vorsichtiger umgegangen werden.
Das Blutbad von Jerusalem fand hier keine Würdigung, oder etwa der blinder Fanatismus "Gott wird die seinen Erkennen!" entgegen der reinen Habgier mancher Lehnsherren. Auch die angesprochene "Schließung Jerusalems" als Grund für den Kreuzzug erläutert nicht den Plan Gregor VII zu einem ersten Kreuzzug, der dann dank Ablenkung nicht stattfand.
Oder die mangelnde Duldung des "Beschützers des Heiligen Grabes" Gottfried von Bouillon durch den Patriarchen von Jerusalem.
Also das Themengebiet Kreuzzüge ist ein so weit gefächertes und durch seine vielschichtige Politik und seine vermischte Kultur so Komplex, dass Wertungen und Analysen extrem schwer ausfallen, und wer einen Blick in die Welt der Wissenschaft wirft, wird über eine Vielzahl an Diskussionen stolpern.