Hallo das ist mein erster Beitrag hier.
Sollte man so alte Themen überhaupt ausgraben, oder lieber ein neues auf machen?
Nun jedenfalls möchte ich hier das Buch: Das Königreich Benin von Leonhard Harding empfehlen.
Das Buch geht auf die Geschichte, Kultur und Wirtschaft Benins ein, welches im heutigen Nigeria im Bundesstaat Edostate lag (ung liegt). Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Staat Benin.
Zeitraum um 1200-1898 und darüber hinaus (bis heute Existent wenn auch nicht mehr als autonomer Staat).
Leonhard Harding greift hier viel auf Mündliche Überlieferungen zurück, die bis in die Gegenwart, am Königshof weiter gegeben wurden.
Sehr interessant sind vor allem die Kultur, die Verwaltung und die Mystik. Es wird ein verständliches Gesellschaftsbild mit den verschiedenen Beamten (unterschiedlichen Chiefs unter anderem) und weiterem vorgestellt.
Der Oba (König) ist auch sehr interessant. Der Oba ist Garant für den Fortbestand des Staates, er ist (dem Glauben nach) Göttlicher Natur und darf nicht alt werden. Denn das würde seiner Göttlichkeit wiedersprechen. Jeder Oba wurde, falls er ein bestimmtes Alter erreichte, ermordet (bzw. nahm sich selbst das Leben).Dem Volksglauben nach, ging die gesamte Macht und Weisheit des verstorbenen Obas auf seinen Nachfolger über. Der Oba wurde auch nicht als verstorben angesehen, das ginge ja nicht, sondern als entrückt. Zu den Ahnen (oder im Christentum später, ins Paradies) entschwunden, aufgestiegen.
Die Übernahme des Christentums, sicherte dem Oba nicht nur seine Unabhänigkeit von den Europähern, sondern erweiterte interessanter weise seine Macht, dem traditionellen Glauben nach. Denn nun beherrschte er zusätzlich die „Zauber der Weissen“. Der Oba wurde von einem gewissen Zeitpunkt an nicht unbedingt ein Nachkomme, des verstorbenen Herrschers, sondern wurde von einem Gremium von Chiefs gewählt. Zumindest theoretisch. Auch wenn sie teilweise grossen Einfluss gelten machen konnten.
Unverheiratete und Sklaven durften sich nicht bekleiden, waren also nackt. Ausser sie hatten vom Oba eine Sonderbewilligung dafür. Sklaven wurden voneinander unterschieden und anderst behandelt. Dies hing von der Herkunft und der Art der Versklavung ab. Es gab Einheimische Sklaven, die sich eine Schuld zu kommen lassen hatten. Sie wurden am meisten „geschont“. Dann folgen Sklaven anderer Völker.
Hier ist auch der Verwaltungsapparat genauer zu betrachten. Das Königreich von Benin hat zwar viele Kriege geführt und Länder erobert, sie haben aber ihre Kultur den Besiegten nicht aufgezwungen. Oft liessen sie den besiegten ihre Autonomie in grossem Masse. Es stand nun zwar meistens ein Chief von Benin an der Spitze, aber ansonsten ging das Leben wie gehabt weiter. Die eroberten Gebiete waren zu Tributzahlungen und der stellung von Hilfstruppen verpflichtet.
Sehr interessant ist auch eine Drei Jährige „Republick“ um 1500 (das genaue Datum müsste ich raus suchen.). Es war eine Zeit von Wirren und das Volk erhob sich. Was ein unvorstellbarer Affront gegen die Göttliche Macht des Obas darstellte. Leider ist aus dieser Zeit nicht viel überliefert und absichtlich sogar nur schlechtes. Den der Oba wurde zwar besiegt und 3 Jahre herrschte das Volk selbst, doch gab es in der ganzen Zeit kämpfe mit Royalisten. Diese setzten sich schliesslich doch durch und ein neuer Oba bestieg den Thron.
Es sind auch einige Kriegszüge im Buch beschrieben. Jedoch wird über das Militärwesen nichts gesagt. Hier geht es mehr um den Aufbau des Staates und die damit einhergehenden Entwicklungen. Zentren mit mehr Autonomie Einbildung von alten Feinden (die jedoch alle Edos waren) etc.
Ab 1500 wurde Portugal der wichtigste Handelspartner und Verbündete Benins. Es war damals das mächtigste Königreich der Region. Interessant ist, dass wie in Europa manchmal Afrikanische Köpfe auf Wappen und Gebäuden (natürlich nicht korrekt) wiedergegeben wurden. Wurde in Benin bei einigen Adeligen das gleiche mir portugiesischen Köpfen getan. Um die eigene Macht zu demonstrieren, man habe Beziehungen über das Meer hinaus.
Hauptexportartikel waren Pfeffer, Elfenbein und Stoffe, aber natürlich auch bald Sklaven.
Die Armbrust und Disziplin machte die Truppen Benins zu dem wohl gefürchtetsten Heer der Region. Die Armbrustbolzen waren vergiftet. Was eine grausame Wirkung entfalten haben muss. Mit der Aufhebung des Verbotes vom Verkauf von Musketen an nicht Christen, erlangte Benin auch seine ersten Gewehre. Sie bildeten einen ständigen und stetig Wachsenden Anteil am Heer.
Einige Male kämpfen die Portugiesen mit den Truppen Benins gegen nördlichere Feinde.
Die Kunst Benins wurde vor allem durch ihre Bronzetafeln berühmt. Als einige in Europa gezeigt wurden, glaubte man dort nicht, dass diese von Schwarzafrikanern gefertigt hätten werden können. Was natürlich Nonsens ist.
http://www.hamillgallery.com/BENIN/BeninPlaques/BeninPlaques.html
http://www.hamillgallery.com/BENIN/BeninLeopards/BeninLeopards.html
Ich habe einmal zwei Links eingefügt, die Bronzearbeiten aus Bein zeigen.
Beigelegt ist auch eine CD die einige Quellen nennt. Darunter unter anderem Berichte von Zeitgenossen, vor allem Europäern, wie z.B. Händlern, Kapitänen oder Missionaren, die in Benin waren. Auch Verträge mit Europäischen Mächten. Berichte der Kolonialmacht England (ursprünglich war die Kolonisation Benins nicht vorgesehen gewesen). Sowie die erste Darstellung der Geschichte Benins, von Chief Egharevba. Schlussendlich noch Stellungnahmen vom heutigen Oba von Benin und modernen Forschungsergebnissen.
Ich gebe zu das die CD habe ich mir bisher noch nie angehört. Da ich lieber die Bücher selber lese. Aber vielleicht sollte ich das einmal nachholen.
Bilder hat es nur wenige, aber ich denke es ist ok.
Was jedoch schade ist das Buch hat bei mir auch einige Fragen aufgeworfen und nicht beantwortet. Wenn man schon diese Vorzüglichen Quellen hat, sollte man sie doch auch nutzen. So wurde beispielsweise der Grund für die vorgeschriebene Nacktheit unverheiratet nicht erläutert.
Jetzt ist es doch später geworden als Gedacht und auch etwas mehr, darum lass ich es einmal so stehen. Ich hoffe das ist ein halbwegs gelungener Start ins Forum.
Edt: Jetzt sehe ich gerade, dass es vielleicht doch besser in dieses Tehma gepasst hätte:
Das vorkoloniale Afrika: Sprachen und Strukturen ?