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Durch diesen Kunstgriff konnte erfolgreicher Imperialismus zum Gradmesser eines erfolgreichen Nationalismus für das Bürgertum (als gebildeter Träger der Ideale des Nationalismus!) hochstilisiert werden. Quasi Imperialismus als Ausdruck eines gelungenen Nationalismus und als gemeinsame Aufgabe für Bürgertum und traditionelle Aristokratie. [...]
Vielleicht nur mal als Denkanstoß, aber eine chronologische Betrachtung der Entwicklung im 19. Jahrhundert verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen Kolonialismus und Nationalismus.
So sind schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts gefestigte Nationen, schnell in der Lage, ihrer kolonialen Bestrebungen weltweit auszudehnen. Ohne eine entsprechende Handels- und Kriegsflotte war dies kaum machbar, daher steht wohl auch kaum außer Frage, warum Großbritannien im 19. Jahrhundert so erfolgreich war.
Um sich aber dieser Seemacht mächtig zu werden, bedarf es enormer wirtschaftlicher und industrieller Größe, nicht zuletzt mit der Einführung der Dampfschifffahrt ab den 1840iger Jahren. Die und die Eisenbahn zu Land, ermöglichte das "Schrumpfen von Entfernungen" zu fernen Ländern und gab dem Kolonialismus die technische Voraussetzung.
Mit der Zeit der Einigungskriege noch gespalteter Nationen (1860-70), deren Bestreben dem Nationalismus geschuldet war, wurden auch hier Nationen geboren, die nun durch die Stärkung der Nation in der Lage waren, dem kolonialen Beispiel Großbritanniens und Frankreichs zu folgen, so z.B. Japan, USA, Italien oder Deutschland.
Von daher sollte der Begriff Nationalismus nicht isoliert auf die Nation beschränkt werden, sondern das durch den Nationalismus entstandene neue Gesellschaftsgefüge (egal ob Monarchie und/oder Parlamentarismus) gab nun die Möglichkeit frei, die wirtschaftliche Größe zu zentrieren und damit auch den Export und den Import zu verstärken, was wiederum zum Schritt führte, sich über neue Märkte vergrößern zu müssen/wollen und dies führte über den Weg des Kolonialismus, im Grunde ist das der Imperialismus des 19. Jahrhunderts; und ich füge noch den Navalismus hinzu, der die Globalisierung in dieser schnellen Art ermöglichte.
Nationalismus und Kolonialismus im 19. Jahrhundert gehören also Zusammen und stehen in direkter Wechselwirkung.