Nochmals zu Wilhelm Tell. Die Sage um Wilhelm Tell wurde an die Orts- und Familiennamen der Innerschweiz angepasst, es gibt aber keine urkundlichen oder andere schriftliche Zeugnisse (Quellen) die eine existenz belegen. Ausser die Geschichten im weissen Buch von Sarnen, dass wurde aber erst 1470 geschrieben. Es gibt Überlieferungen aus Dänemark, Norwegen, Island und England die ebenfalls von einem Meisterschützen sprechen. Hauptquelle sind die sog. "Gesta Danorum" des Saxo Grammaticus aus dem 13. Jh. Zur Übertragung der Sage in das Alpengebiet sind mehrere Thesen diskutiert worden: durch einen am Konzil von Basel teilnehmenden Bischof aus dem Norden, durch wandernde Sänger oder Pilger, als uralte germ. Gemeinsage durch Kolonisten. Auch die Volkskunde hat anregende Erwägungen angestellt, die indessen in keiner Weise verifizierbar und somit für die hist. Argumentation unerheblich sind. Sie hat die Legende z.B. als sportl. Wettkampf gedeutet, als Spiel, als rituellen Straf-, Rache- oder Fehdebrauch, als Auferweckung einer Sagengestalt in einer sozialen Notlage - womit Tell eine Brauchtumsfigur wäre, vergleichbar der Walliser Mazze . Aus waffentechn. Perspektive ist anzumerken, dass nur ein Bogenschütze einen zweiten Pfeil rasch einlegen und abschiessen kann, während ein Armbrustschütze viel Zeit zum Spannen der Waffe braucht. Die Erzählung stammt also wohl aus der Zeit des Langbogens.