Baumwolle gab es schon im 17. Jh. v.a. in Zusammenhang mit Leinen als Bachent. Bei uns im Südwesten lebten von der Bachent-Herstellung schon zahlreiche Leute. Aber Baumwolle nutzt ja für die Frage denkbar wenig.
Regulär hat man meistens eine Kriegsführung im Winter nicht in die Überlegungen mit einbezogen. Das heißt aber andererseits nicht, dass man nicht im Winter Krieg führte. Auch wenn es usus war im Herbst, teilweise schon Mitte Oktober in die Winterquartiere zu gehen, heißt das nicht, dass es eine Art unausgesprochenen Winterwaffenstillstand gegeben hätte. Wir finden immer wieder im 18. Jh. Schlachten im Schnee wie Mollwitz oder auch Leuthen, wobei der Feldzug entweder "ungewöhnlich lange fortgesetzt oder besonders früh wieder aufgenommen wurde. Außerdem kam es auch vor, dass man gezielt den Gegner in seinen Winterquartieren überrumpelte. Da die Armeen im 18. Jh. wegen des hohen Standes der Professionalisierung und den Schwierigkeiten der Versorgung meistens über eine größere Fläche während sie länger an einem Ort lagen verteilt wurden, war dann die Konzentrierung der Überraschten manchmal extrem schwierig.
Prinzipiell sah die Führung also keine Winterkleidung vor, was nicht heißt, dass Kommandeure vor Ort nicht für eine Besserung der Lage ihrer Soldaten sorgten und das betrifft genauso das Oberkommando wie die niederen Offizierschargen. Dass die Winterquartiere Erholung für die Soldaten hießen, ist allerdings auch ein Trugschluss. Dr. Oliver Heyn hat in seinem detailreichen Buch über die Sachsen-Hildburghäuser Militär deutlich gemacht, dass die Situation in den Lagern furchtbar sein konnte und durchaus zu hohen Ausfällen führte.
Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung berichten, dass man es in einer Uniform des späten 18.Jh./frühen 19. Jh. durchaus bei tieferen Temperaturen aushalten kann, wenn man sich denn bewegt. Man darf dabei nicht unterschätzen, dass die Kleidung aus Wolltuch war (mindestens eine Lage, teilweise auch durch ähnliches Material wie der Oberstoff gefüttert). Das Schlimme ist eher die Nacht, wenn es eiskalt wird und man mit der Kleidung versucht unter freiem Himmel zu schlafen. Da helfen dann auch viele Decken kaum etwas, zumal man diese ja garnich transportiert bekommt.
Watteau liefert eigentlich für den Spanischen Erbfolgekrieg einige schöne Beispiele wie Soldaten aussahen, die sich gegen die Unbilden der Natur schützen mussten. So auf dem Bild des Tores von Valenciennes von 1709:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Watteau._The_Portal_of_Valenciennes_(1709).jpg
Der Soldat ganz links trägt einen typischen Umhang. Allerdings waren diese Umhänge für den normalen Felddienst sehr unpraktisch. Noch in napoleonischer Zeit kam es vor, dass man einfach nur Mäntel für soviele Soldaten anschaffte wie man auf Wache schicken wollte. Der Rest konnte sich ja theoretisch im Bürgerquartier oder in der Kaserne aufwärmen.
Der eigentliche Feind für das Wohlergehen des Soldaten war aber auch m.E. nicht die schmucke Uniform oder die Vorliebe für schmucke Uniformen sondern die Einsparungen durch die militärische Führung.
Wie gewappnet war im 18. Jh. der Fußsoldat gegen das Wetter? Der Oberkörper war in der Zeit (1700-1720) bei den meisten Armeen durch einen langen Rock bedeckt, der bis zur Taille herab zugeknöpft werden konnte. Das Wolltuch schützte je nach Qualität des Tuches (sowohl Wolle als auch Verarbeitung sind da wichtig) gegen das Eindringen von Feuchtigkeit. Darunter hatten die Soldaten zumeist noch eine zweite Lage Wolle in Form einer Ärmelweste, deren Schöße bis auf die Kniee herab reichten. Die Beinkleider waren zumeist auch aus Wolltuch, mir sind aber auch manchmal schon Ausnahmen untergekommen. Zusätzlich schützte ja der Rock nochmal den oberen Teil der Beine vor Regen und Wind. Die Unterschenkel etc. waren entweder in Strümpfen mit Überstrümpfen, die wir noch in den 1730ern in französischen Quellen erwähnt finden, oder aber schon in Gamaschen (natürlich über den Strümpfen). Die Gamaschen waren im 18.Jh. bisweilen auch aus einer Art Wolle oder aus dem leichter zu reinigenden Leinen. Bisweilen gab es unterschiedliche Gamaschen für Winter und Sommer, was schon verdeutlicht, dass man die Witterung durchaus in die Überlegungen mit einbezog.
Ein wirklich kritischer Punkt bei der Bekleidung waren die Füße. Denn entgegen vieler schwachsinniger Erwähnungen in Filmen (wie bei dem "Maria Theresia"-Mehrteiler) war die Kombination Gamasche mit Schuhen der Standard der damaligen Armeen und diese Schuhe waren nicht besonders haltbar, davon abgesehen, dass auch bei intakten Schuhen leicht die Kälte hinein dringen kann. Aber ein Hauptproblem war, dass im Feldzug laufend die Schuhe auseinander fielen und was dann mit den Strümpfen und Gamaschen etc. passierte, kann man sich ja denken. Ein wesentlicher Teil der Logistik musste sich demnach auf den Nachschub an Schuhwerk beziehen.
@ Naresuan
Sehr guter Hinweis! Ja, lederne Hosen sind mir auch öfter schon untergekommen. Sind halt einfach super haltbar - was in Anbetracht der Strapazierung von allem Material ein wichtiger Aspekt gewesen sein muss.