Folgenden Text fand ich ganz aufschlussreich. Sieh doch hier einmal herein. Falls du es interessant findest, lies einfach in dem angegebenen Buch weiter:
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NATIONALER SOZIALISMUS - GEMEINNUTZ VOR EIGENNUTZ ?
Anders als die Russische Revolution zerschlug die NS-Diktatur die vorgefundene Gesellschaft nicht und ge-staltete auch keine neue. Nach der Krise blühte der Privatkapitalismus wieder auf. Die Furcht vor abträglicher Veränderung war gebannt, da es, so ein Wirtschaftskapitän `heute Gott sei Dank einen Staat gibt, in den man nicht Sorge haben muss, dass in sechs Wochen andere Politik betrieben wird.´[Schmitt, Kurt (Generaldirektor der Allianz-Versicherung) auf einer Besprechung Hitlers mit Wirtschaftsführern am 29.5.33] Autoritäre Herr-im-Hause-Betriebsordnung, gezielter Terror, KdF-Sozialtechnik und `Volksgemeinschafts´- Propaganda hielten die ihrer Organisation und Rechte beraubten Werktätigen nieder.
Das Reich gab Großfirmen billig Aktien zurück, die es ihnen als Krisenstütze abgekauft hatte. An ihrer Reprivatisierung verdienten z.B. die Vereinigten Stahlwerke 33. Mill. RM. Die Konzentration nahm zu: 1939 besaßen 2,8% der Gesellschaften 70,9% des Kapitals. Risikioarme Staatskonjunktur mit Subventionen, Steuernachlässen, Absatz- und Preisgarantien. Beute aus `Arisierung´ und besetzte Länder sowie Lohnstopp sicherten anschwellende Profite...
Die Einkommen waren immer ungleicher verteilt. Von den 38 Mrd. RM Zuwachs der Privateinkünfte 1932 - 1939 flossen 16,5 Mrd. RM (43,3%) wenigen Besitzenden zu. 1938 ver-diente ein Prozent der Steuerzahler über 50.000 RM im Jahr und bezog damit 21 Prozent der Gesamteinkommen...
Die Lohnsumme kletterte zwar knapp über den Vorkrisenstand, ihr Anteil am Volkseinkommen aber sackte 1932 - 1939 von 60,3% auf 53,3% (1929: 59,5%). Nimmt man den Verdienst einzelner Arbeitnehmer unter die Lupe, erkennt man deutlich:
- Tariflöhne blieben trotz des Booms unter dem Krisentief, [der Tarifstundenlohn eines Industriearbeiters be-
trug z.B. 1929 0,96 RM und 1939 0,81 RM]
- Bruttostundenlöhne stiegen seit der Vollbeschäftigung, holten aber den Krisenverlust nicht auf,
- Wochenlöhne wuchsen vor allem wegen längerer Arbeitszeit und Überstunden,
- Bezüge im öffentlichen Dienst waren 1932 - 1940 um 20% gekürzt,
- Gehälter von Angestellten (darin Manager, Funktionäre) zogen stark an, [1929 im Monat 207,-RM und 1939 231,- RM]
- ausgezahlte Nettoverdienste lagen nach Steuer- und Sozialabzügen sowie `freiwilligen´Beiträgen und Spen-
den rund 20 Prozent unter den Bruttosätzen...
Das Innenministerium meldete Klagen über die Löhne, die `in einzelnen Industrien kaum die Unterstüt-zungssätze überstiegen, teilweise sogar dahinter zurückbleiben´...`Die Lohnstreitigkeiten´, 1935 noch selten, `waren meist durch das sofortige Eingreifen der Geheimen Staatspolizei in Zusammenarbeit mit dem Treu-händer der Arbeit und der Arbeitsfront rasch zu schlichten´. Einer der Treuhänder schrieb, gegen `in erschreckendem Maße noch rein klassenkämpferischen Geist´ habe er `des öfteren´ NSBO-Obleuten [NS-Betriebsorganisation/Ersatz für die ehem. gewählten gewerkschaftlichen Betriebsräte] `mit der Geheimen Staatspolizei drohen´ und sich `größtenteils für die Unternehmer einsetzen müssen´. Was Zahlen allein nicht sagen, steht als Alltagswirklichkeit in Berichten der... Gewerbeaufsichtsämter. Einige Beispiele von vielen:
Von ihrer `Schutzzeit vor der Niederkunft machen die Arbeiterinnen im allgemeinen wegen der damit verbundenen Verdiensteinbuße keinen Gebrauch´... Fabrikanten warfen sie vor, `nicht selten nutzten sie die Arbeitskraft der jugendlichen und Frauen in einer zuweilen an Ausbeutung grenzenden Weise aus.´ Um eine `übermäßige Behinderung der Betrieb zu vermeiden,´ meldete die Reichsgruppe Industrie bei einem Jugend-schutz-Entwurf `Bedenken´ an `gegen die Heraufsetzung des Schutzalters auf 18 Jahre, die Einrechnung der Berufsschulzeit in die tägliche bzw. Wochenarbeitszeit, die Höchstgrenze für Arbeitszeitverlängerung, die Ruhepausen´ usw. Das Gesetz war denn auch von vielen Ausnahmeregeln durchlöchert (z.B. 10-Stunden-Tag, 54-Stunden-Woche für 16jährige)...
Auch die Masse der Bauern lebte nicht so, wie es die Blut-und-Boden-Propaganda ausmalte. An der über-kommenen Besitzstruktur änderte sich wenig: 1939 gehörten den 56 Prozent Höfen unter 5 ha nur 13 Prozent der Fläche, den 0,6 Prozent Gütern über 100 ha dagegen 17 Prozent... Nach wie vor waren die ostelbischen Provinzen von Junker-Großgrundbesitz beherrscht und weite Gebiete Deutschlands mit Küm-merbetrieben übersetzt. Erst 1938/39 erlösten die Bauern auf dem Markt soviel wie zehn Jahre zuvor. Obwohl ihre Betriebsausgaben niedrig blieben, hinkte ihr Verdienst hinter der allgemeinen Entwicklung stets um 7 - 10 Prozent her... Oft überaltert, ungenügend ausgebildet, mussten sich die meisten Kleinbauern, ihre Frauen und Kinder auf untertechnisierten Höfen in überlangen Arbeitstagen abrackern....
Am schlechtesten schnitten Alte und Arbeitsunfähige ab. Ley [Leiter der DAF], `so ist Sozialismus letzten Endes kein Mitleid und keine Wohlfahrt für den einzelnen Menschen, sondern Sozialismus ist die Frage: Was nützt Deutschland?´ 1929 waren 5,8 Prozent des Volkes über 65 Jahre alt, 1939 schon 7,8 Prozent. Doch der öffentliche Sozialhaushalt magerte 1931 - 1937 von 8,1 auf 5,2 Mrd. RM ab und stieg bis 1939 nur auf 7,7 Mrd., während der von 4,4 auf 10,1 Mrd. aufgefüllte Juliusturm des Sozialversicherungsvermögens für die Rüstungskasse geleert wurde. Bis 1941 die Kürzungen der Krisenzeit ganz aufgehoben waren, blieben die meisten Renten unter dem Fürsorge-Richtsatz und unter dem Erwachsenenexistenzminimum, das die DAF bei niedrigst denkbarer Lebenshaltung mit 45,45 RM im Monat errechnete...
Für die meisten indes besserte sich der Lebensstandard, gemessen am Krisenelend - und daran maß man... Dem weder durch erhöhte Steuern noch Sammelbüchsen voll abgeschöpften Kaufkraftzu-wachs stand ein ungenügendes Konsumangebot gegenüber. Dennoch wurde bis Kriegsbeginn der Konsum kaum gelenkt... Während die Produktion gerade mit dem Bevölkerungswachstum Schritt hielt,... vervielfachte sich der Ausstoß solcher Waren, an denen das Regime politisch interessiert war, z.B. Jedermann-Radios [„Volks-empfänger“] und Autos (auch für späteren Zugriff durch die Wehrmacht). Natürlich aß man wieder mehr als im Krisenjahr 1932. Aber je mehr der Vierjahresplan Vorrang erhielt, desto karger war der Durchschnitts-tisch gedeckt...
Die DAF zog Bilanz: `Der Wunsch, für sich und seine Familie möglichst gute Lebensbedingungen zu errei-chen, steht in Millionen von Fällen im schärfsten Gegensatz zu den Erfordernissen der Staatspolitik... Der Führer spricht nicht von Lohn- und Preispolitik, sondern von Seele, Rasse, Blut, Boden und Vaterland... [Denn:] Die soziale Frage ist kein Problem der Tarifverträge, sondern ein Problem der Erziehung und Schu-lung. [Also:] Sozialismus ist eine Sache der ehre, der Anständigkeit und ordentlichen Gesinnung.´ Klassen-gegensätze waren nicht in Wirklichkeit aufzuheben, nur im Bewusstsein. Harmoniepropaganda vernebelte Konflikte... Handfestes bot die der DAF angeschlossene NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“: `Für die Sicherung des Arbeitsfriedens.´“
aus: Aleff, Eberhard (Hg.): Das Dritte Reich, Edition Zeitgeschehen, Hannover 191982, S.117-22 und an dieser Stelle weiter.
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