Gil-galad
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@Gil-galad
Herzlichen Dank für die gemailten Scans!
Gern geschehen.
Die Hofgröße war, wie vermutet, relevant.
In dem Absatz zu "Abgaben und Dienstleistungen der hörigen Bauern" 1230-1239 stehen unter anderem Frondienste der Stedinger Bauern:
1. Arbeit auf dem Herrenhof, bis zu 4 Tagen die Woche
2. Sonderarbeit zur Saat- und Erntezeit
3. Stellung von Arbeitskräften und Gespannen zum Holzschlag, sowie beim Bau von Wegen und Brücken
Das hiess demnach, der Bauer selbst konnte in dieser Zeit (also gerade in der ersten Saat- und Erntezeit) seine eigenen Felder nicht oder nur ungenügend bestellen, da ihm Arbeitskräfte und Gespanne fehlten. Was dazu führte, dass er selbst erst später säte, also den besten Zeitpunkt verpasste (zu früh, oder zu spät), ähnlich war es bei der Ernte. Dazu hatte er noch die jährlichen Abgaben wie Feldzehnt, Blutzehnt, Grundzins, Kopfsteuer, und andere mehr zu leisten.
Die hohe Abgabenlast war einer der Gründe, warum die Agrarproduktion so lange auf dem Subsistenzniveau verharrte. Das Problem liegt vor allem darin, dass mit steigender Produktion die Abgabenlast ja auch steigt, zum einen, weil es sich um einen prozentuale Abgabe (Zehnt) handelt und zum anderen, weil sich die Steuern in guten Jahren erhöhten um am Gewinn zu partizipieren. Ein solches System ist extrem Innovationsfeindlich, deshalb wurden auch über Jahrhunderte kaum Fortschritte bei der landwirtschaftlichen Produktion gemacht.
Andere Gründe für die niedrige Produktion sind:
- Probleme bei der Lagerhaltung verderblicher Produkte
- Probleme die Ertragskraft des Bodens zu erhalten, da entsprechende Düngemittel unbekannt waren (Düngung mit Mist reicht nicht aus)
- keine Möglichkeiten die Produktion zu steigern, da die Fläche nicht vorhanden war. Zudem lag ein Teil der Ackerfläche immer brach - Zwei- bzw. Dreifelderwirtschaft
- das geringe Verhältnis von Aussaat zu Ertrag. Die Bauern erzielten nur etwa den doppelten Ertrag im Verhältnis zur Aussaat.
- klimatische Schwankungen, Unwetter, Kriege => externe, meist unkontrollierbare, Einflüsse