WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Es ist absolut glaubhaft. Und die meisten Darstellungen von beispielsweise Fischer, Hillgruber, Hildebrandt, Wehler und auch Clark betonen die tiefe Kluft zwischen der militätrischen und der politischen Betrachtung.
Und der Schlüssel für das Verständnis liegt in der semi-absolutistischen Regierungsform des DR, wie Ritter es bezeichnet, in Kombination mit dem spezifischen deutschen bzw. preußischen Militarismus.
Und ist bereits in seinen Auswirkungen der Überbetonung offensiver, präventiver Kriegsführungen auch schon dargestellt worden.

Tja, mit dem Glauben ist das so eine Sache. Wenn ich meinen Kunden erzähle, "Ich glaube ...", erhalte ich als Antwort "Dann denken Sie doch bitte noch einmal über die Sache nach und melden sie sich wieder, wenn sie etwas wissen." Das es zwei parallele Hierarchien im Dt. Reich gab, ist weder ein Beweis für die Friedensliebe der einen noch für die Kriegslüsternheit der anderen Seite.

Das Autoritäten-Zitat nach dem Motto "aber Alle sagen doch" ist zunächst nur ein schönes argumentatives Stilmittel, das durch Ritters "semi-absolutistische" Regierungsform irgendwie entkräftet wird und ist wohl seiner Vorliebe für Bethmann Hollweg geschuldet. Seinen Ansichten über KW II stimmte nicht einmal W. Churchill zu, s. [1].

Seit 1890 waren die Verhältnisse bzgl. eines Kriegsfalls zwischen Politik und Militär geregelt: Der Generalstab hatte angefragt und nicht nur ein OK sondern sogar die Zusage der Unterstützung durch die Diplomatie von von Holstein erhalten. Moltke war damit zufrieden und hat seine Hausaufgaben gemacht - der Rest nicht. Wenn der Regierung etwas an einer Mitsprache gelegen hätte, hätte sie aktiv werden müssen und nicht Moltke - fast 25 Jahren sollten dazu wohl ausreichen.

Es gab in der relevanten Periode nach den Balkankriegen, nach 1911, keine systematische Abstimmung und Reinterpretation der Planungen von Schlieffen.

Die Balkankriege fanden 1912 und 1913 statt, 1911 war der "Panthersprung" nach Marokko. [Ironie an]Übrigens ein besonders anschauliches Beispiel für die Dominanz des deutschen Militärs.[Ironie aus]

Schlieffen hat 1912 in einer Denkschrift seine ursprüngliche Ansicht "macht mir den rechten Flügel stark" abgeschwächt und dem Aspekt der Abwehr eines französischen Angriffs mehr Bedeutung beigemessen. Er lag damit auf der Linie Moltkes, der diese Modifikation bereits vorweggenommen hatte - und dafür später hart kritisiert wurde. Also im Generalstab gab es durchaus "Reinterpretationen".

Die "Risikostrategie" von Bethmann- Hollweg & Ritzler an der Peripherie im südöstlichen Europa und dem Versuch, die Russen in 1914 durch "Bluff" vom Krieg abzuhalten und die "Entente" dadurch zu sprengen, hätte, und darauf weist Hillgruber explizit hin, die Konzentration der Armee im Osten erfordert, um der Politik als Instrument zu sekundieren.

Zwei Historiker - Drei Meinungen. Eine begründete Widerlegung der Überlegungen des Generalstabs zur Heeresaufstellung ergibt sich daraus nicht.

Das Militär folgte diesen politischen Vorstellungen nicht. Konnte es wahrscheinlich auch gar nicht, weil es die politische Strategie vermutlich gar nicht kannte oder nicht verstanden hatte.
Und nicht zuletzt wie oben schon deutlich gemacht, das Militär war nicht bereit, den politischen Prämissen zu folgen!

Worauf stützt sich diese Einschätzung der intellektuellen Fähigkeiten des Militärs und seiner Bereitschaft etwas zu tun bzw. nicht zu tun konkret?

Und an diesem Punkt, und darauf weisen eine Reihe von Autoren hin, wurde Clausewitz in seinem grundsätzlichen Verständnis von Politik und Militär vom preußischen Militär von den Beinen auf den Kopf gestellt.

Konkrete Belege stehen immer noch aus. Außer Hypothesen bisher nichts gewesen.

In diesem Sinne schreibt Ritter "....kaiserlichen Deutschland: während hier überhaupt keine förmlichen Beratungen zwischen politischen und militärischen Stellen ....(S. 89) stattfanden, erfolgte dieses in den westlichen Demokratien.

Die französischen und englischen Politiker waren näher am Ball - waren sie deshalb friedfertig?

Auf jeden Fall standen die französischen Politiker militärischen Anliegen wohl offener gegenüber als ihre deutschen Kollegen. Während Frankreich fleißig die Zahl der ausgebildeten Soldaten erhöhte und schließlich Dtschl. relativ und absolut überholte, durfte sich der deutsche Kriegsminister schon bei der Heeresaufstockung 1890 vorhalten lassen, dass man der Wirtschaft zu viele Arbeitskräfte entziehe: Mehr Soldaten bedeutet weniger Arbeiter, Abgeordneter Richter[2]

Und fährt auf S. 100/101 fort, die präkere Situation des Reichskanzlers zu beschreiben, der, so Ritter explizit, die Planung des Generalstabs durch zivile Stellen nicht hat kontrollieren lassen können!

Der Dienstweg führte über den Kaiser und sollte dem Kanzler bekannt gewesen sein. An der Uni verbittet sich der Fachbereich Philosophie auch die Einmischung des Fachbereiches Physik in seine Kompetenzen.

Und Ritter läßt Bethmann-Hollweg direkt zur Wort kommen: " An der Aufstellung des Feldzugsplanes ist die politische Leitung nicht beteiligt gewesen. ....Überhaupt ist während meiner ganzen Amtstätigkeit keine Art von Kriegsrat abgehalten worden, bei dem sich die Politik in das militärische Für- und Wider eingemischt hätte". (S. 101).

"Direkt zu Wort" - 35 Jahre nach seinem Tod?

Ritter zitiert aus Bethmann Hollwegs "Betrachtungen zum Weltkriege" von 1919.
War als Quelle des "Kriegsrats" in der Mitte von [3] schon kommuniziert.

Aber gelohnt hat sich die Diskussion letztlich, wurde ich durch sie doch auf [4] aufmerksam.

[1] War der letzte deutsche Kaiser ein Kriegstreiber? - Nachrichten - DIE WELT
[2] http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt3_k8_bsb00018664_00183.html
[3] http://www.geschichtsforum.de/700375-post515.html
[4] Hans Ehlert, Michael Epkenhans, Gerhard P. Groß (Hrsg.): Der Schlieffenplan. Analysen und Dokumente. Paderborn 2006. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher
 
Es gab enstprechende Militär-Eisenbahnbehörden. ...

Danke für den Hinweis.

In der Verordnung, betreffend die Militär-Transport-Ordnung für Eisenbahnen
ist explizit die Mitwirkung des Reichskanzlers und ihm unterstellter Behörden vorgesehen:

§2
Der Reichskanzler ist ermächtigt, die in dieser Ordnung enthaltenen technischen Vorschriften nach Bedarf zu ergänzen und abzuändern, sofern dadurch keine grundsätzlichen Abweichungen herbeigeführt werden.
§13 Reichs-Eisenbahn-Amt
§14 Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung
1. Das Reichs-Postamt tritt zur Sicherstellung des Postbetriebs auf den Eisenbahnen für den Kriegsfall schon im Frieden mit dem preußischen Chef des Generalstabs der Armee durch einen von ihm zu bestellenden Vertreter in Benehmen.
sowie der
§15 Eisenbahnverwaltungen
 
durfte sich der deutsche Kriegsminister schon bei der Heeresaufstockung 1890 vorhalten lassen, dass man der Wirtschaft zu viele Arbeitskräfte entziehe: Mehr Soldaten bedeutet weniger Arbeiter, Abgeordneter Richter
Wobei diese Aussage nur zeigt, dass die Art der Ausbildung für ein Wehrpflichtigenheer nicht mehr dem Bedürfnis entsprach. Es wäre schon viel gewonnen worden, wenn bei einer gleichen Zahl von Wehrpflichtigen die Dauer gesenkt und dafür die Wehrgerechtigkeit erhöht worden wäre. Allerdings hätten dazu schon 1890 mehr Reserveoffiziere ausgebildet werden müssen und das hätte den Anteil des Adels am Offizierskorps gesenkt.

Das Konzept der Einjährig-Freiwilligen war ein guter Ansatz für solche Reservisten, es wäre also eine Umsetzung nicht schwierig geworden.
 
Merkst du den Widerspruch?

Großbritannien benötigte für seine Bevölkerung den Vorwand. Im Übirgen gab es keine vertragliche Abmachung, die Großbritannien zum Kriegseintritt auf Seiten Frankreich verpflichtet hätte. Gegenüber Belgien gab es aber sehr wohl eine Verpflichtung.

Es gabe in Deutschland nicht nur taube Ohren! Es waren, wie dir sicher bekannt ist, Tirpitz und Wilhelm II., die das Angebot als unzureichend einstuften.

Das deutschen Verhalten hatte mit der Aufgabe der Splendid Isolation nun rein gar nichts zu tun. Großbritannien war schlicht überfordertet sein imperialen und kolonialen Interessen noch über auf der Welt gleichzeitig wahrzunehmen und durch zu setzten. Es bnötigte dringend Entlastung und die hat man gesucht und in Japan 1902, Frankreich 1904 und Russland 1907 gefunden. Den USA hat bereitwilig das Feld überlassen.

Eine Aufzählung, die etwas unter Einseitigkeit leidet. Wie wäre es mit dem Verhalten von Poincare, denn der Herr hat dem Zaren ja auch quasi einen Blankoscheck ausgestellt und die Russen angefeuert. Und Sir Edward Grey hätte nur klipp und klar sagen müssen, und zwar für jeden Protagonisten der Julikrise unmissverständlich, das Großbritannien nicht in einem Krieg wegen der Ermorderung von Franz Ferdinand und schon gar nicht wegen Serbien in einen Krieg eintreten wird. Das hätte die Gemüter abgekühlt.



Großbritannien hat sich mit dem Deutschen Reich vor dem Weltkrieg in den allermeisten strittigen Punkten bereits geeinigt und zwar durch ganz erhebliches entgegenkommen der Deutschen, nicht der Briten. Das Flottenrüsten war kein großes Thema mehr; man vermied das Thema und verschob es auf einen späteren Zeitpunkt. Aber mit seinem Partner Russland gab es immer wieder gewaltige Probleme, insbesondere in persien, denn das Zarenreich trat mit zunehmender Aufrüstung durch Frankreich und der damit gestiegenen Kriegsfähigkeit, die übrigens gnadenlos überschätzt worden war, immer aggressiver auf; insbesondere gegenüber Österreich-Ungarn auf dem Balkan. Dabei hatte man Wien auf dem Balkan mit Abschluß des 2.Balkankrieges schon restlos in die Ecke gedrängt, ganz ähnlich wie das Deutsche Reich. Das sahen die Staatsmänner Großbritanniens durchaus, aber das war den Herren nur von untergeordenter Bedeutung.


Da der Jammerthread möglicherweise entsorgt wurde, ich habe ihn nicht ausfindig machen können, möchte ich hier meinen Meinung äußern.

Für den obigen Beitrag gab es einen Roten mit der sparsamen Begründung "einseitig".

Es wäre sicher gut gewesen, mir dann hier in diesem Thread argumentativ zu widersprechen. Davon einmal abgesehen, enthält mein beitrag nichts anders als historische Fakten, die die einseitige geratene Darstellung von @Papa Leo ergänzt. Dafür auf Rot zu drücken, ist doch etwas einfach.
 
Noch etwas Zum Kriegsrat vom 08.12.1912.
Aus der Nichtteilnahme Bethmanns darf aber nicht geschlossen werden, das dieser uninformiert geblieben wäre. Noch am 08.Dezember wurde Bethmann persönlich durch Admiral Müller informiert.

Auch die Denkschrift Goltz-Paschas "Betrachtungen über die politische Lage Europas nach dem Zusammenbruch der türkischen Herschaft", vom 17.November 1912 gelangte zur Kenntnisnahme Bethmanns. (1) Bethmann hat sich dann auch persönlich mit von der Goltz just eben an dem berühmt berüchtigten 08.Dezember eingehend über dessen Denkschrift unterhalten. (2)



(1) Schulte, Vor dem Kriegsausbruch 1914

(2) Krethlow, Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz Pascha
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch etwas Zum Kriegsrat vom 08.12.1912.
Aus der Nichtteilnahme Bethmanns darf aber nicht geschlossen werden, das dieser uninformiert geblieben wäre. Noch am 08.Dezember wurde Bethmann persönlich durch Admiral Müller informiert.

Es ist nicht primär die Frage, ob er informiert worden ist, sondern dass sich die Beziehung zwischen König/Kaiser, Militär und Reichskanzler aufgrund einer zunehmenden Militarisierung der Politik von 1866 bis 1918 zunehmend verändert hat. Und mit der "Entmachtung" des Kaisers durch Hindenburg und Ludendorff in 1918 seinen Endpunkt fand und in die "Novemberrevolution" überging. Ein Verhalten des Militärs, das für Bismarck völlig undenkbar war.

War ein Bismarck noch in der Lage, einem Moltke bis 1866 bei militärischen Aspekten noch Paroli zu bieten, so wurde er in 1870/71 zunehmend von militärischen Aspekten durch Moltke ausgeschlossen.

Und dieses war die bedenkliche Konsequenz aus der Militarisierung, die in Anlehnung an die Clausewitz-Rezeption sowohl von Wallach (Das Dogma der Vernichtungsschlacht, S. 284ff) und bei Heuser (Reading Clausewitz, S. 60), in enger Anlehnung an Craig (The Politics of the Prussian Army, S. 215ff) kritisiert wird. Wie auch schon dargestellt!

In der extremen Form findet man dann das militärische Verständnis von Außenpolitik bei Ludendorff, der die Politiker im wesentlichen als die ansieht, die das "verspielen", was die Militärs erobert haben.

Und in diesem Selbstverständnis kommt die vollkommene Verselbständigung des Militärs gegenüber der Poltik, auch in der Konzeption der Rolle des "Totalen Kriegs" deutlich zum Ausdruck.

Und in dieser Sichtweise eines auf die Spitze getriebenen Militarismus im DR kommt die komplette Ignoranz gegenüber den Vorstellungen von Clausewitz am deutlichsten zum Ausdruck.

Das Militär ist das verlängert Instrument der Politik und hat dieser zu dienen und nicht andersherum!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist nicht primär die Frage, ob er informiert worden ist, sondern dass sich die Beziehung zwischen König/Kaiser, Militär und Reichskanzler aufgrund einer zunehmenden Militarisierung der Politik von 1866 bis 1918 zunehmend verändert hat. Und mit der "Entmachtung" des Kaisers durch Hindenburg und Ludendorff in 1918 seinen Endpunkt fand und in die "Novemberrevolution" überging. Ein Verhalten des Militärs, das für Bismarck völlig undenkbar war.

War ein Bismarck noch in der Lage, einem Moltke bis 1866 bei militärischen Aspekten noch Paroli zu bieten, so wurde er in 1870/71 zunehmend von militärischen Aspekten durch Moltke ausgeschlossen.

Und dieses war die bedenkliche Konsequenz aus der Militarisierung, die in Anlehnung an die Clausewitz-Rezeption sowohl von Wallach (Das Dogma der Vernichtungsschlacht, S. 284ff) und bei Heuser (Reading Clausewitz, S. 60), in enger Anlehnung an Craig (The Politics of the Prussian Army, S. 215ff) kritisiert wird. Wie auch schon dargestellt!

Auch wenn es OT ist.

Zwischen Bismark und der militärischen Führung gab es permanent Konflikte. Sei es um die Militärgesetzte von 1874, 1880 oder 1886/87, die Anschaffung neuer Waffen oder die Forderung der Militärs nach der Führung eines Präventivkrieges. In den allermeisten Konfliktsituationen setzte sich Bismarck durch. So lange Bismarck Reichskanzler war, hat das Militär nicht die Macht späterer Zeiten gehabt.

Aber auch in den schweren Krisen wie beispielsweise 1905/06 oder 1908 hat das Militär nicht die Oberhand gehabt. Im Kriegsrat während der Marokkokrise Nummer 1 hat der Kriegsminister von Einem vor der Führung eines Krieges gewarnt und stieß auf offene Ohren. Bülow und Wilhelm wollten ebenfalls keinen Krieg und von Schlieffen gibt es meines Wissens nach keine gesicherte Aussage, das er die Führung eines Präventivkrieges gegen Frankreich gefordert hätte. In der bosnischen Annektionskrise waren es sogar die Diplomaten des Auswärtigen Amtes die bewußt das Risiko eines Krieges, gegen die Empfehlung der Militärs, in Kauf genommen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
[FONT=Verdana, sans-serif]
Es ist nicht primär die Frage, ob er informiert worden ist, sondern dass sich die Beziehung zwischen König/Kaiser, Militär und Reichskanzler aufgrund einer zunehmenden Militarisierung der Politik von 1866 bis 1918 zunehmend verändert hat. Und mit der "Entmachtung" des Kaisers durch Hindenburg und Ludendorff in 1918 seinen Endpunkt fand und in die "Novemberrevolution" überging. Ein Verhalten des Militärs, das für Bismarck völlig undenkbar war.
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]War ein Bismarck noch in der Lage, einem Moltke bis 1866 bei militärischen Aspekten noch Paroli zu bieten, so wurde er in 1870/71 zunehmend von militärischen Aspekten durch Moltke ausgeschlossen.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Und dieses war die bedenkliche Konsequenz aus der Militarisierung, die in Anlehnung an die Clausewitz-Rezeption sowohl von Wallach (Das Dogma der Vernichtungsschlacht, S. 284ff) und bei Heuser (Reading Clausewitz, S. 60), in enger Anlehnung an Craig (The Politics of the Prussian Army, S. 215ff) kritisiert wird. Wie auch schon dargestellt![/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Spricht Wallach nicht von einem Fehlen einer polititschen Konzeption, einem sich Fügen der Reichsleitung in die militärischen Pläne? Er sieht ein Problem darin, dass das Militär rein militäisch dachte, dass es den Politikern an jeder strategischen Ausbildung gemangelt habe, während die Militärexperten keinerlei Vorbildung auf politischem Gebiet besessen hätten.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][Ironie an]Wer hätte gedacht, dass Militärexperten in militärischen Kategorien? Das sie zumindest eine Ausbildung mitbringen? Wie unfair gegenüber Politikern, die gar nichts mitbrachten – außer einer Meinung.[Ironie aus][/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Interessant wird es, wenn Daniel Fischer [2, S. 105] unter Bezug auf Wallach fortfährt:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Während nun Fritz Fischer umfangreiche Kriegsziele bei Bethmann Hollweg zu erkennen glaubte, sprach Wallach 1970 davon, dass Deutschland an sich "ohne einen umfassenden Kriegsplan" in den Krieg eingetreten sei. ...
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Das Verhängnis eines Bethmann Hollweg, der durchaus einen kurzen Krieg einkalkulierte lag darin, "seine legitime Stellung als Reichskanzler bedingungslos aufgegeben und sich dem Diktat des Generalstabs unterworfen" zu haben, einer "kleineren Gruppen", die den Krieg wollte, die glaubte, ihn durch den Schlieffenplan gewinnen zu können.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Es ist immer wieder erstaunlich, das sich so schwerwiegende Aussagen anscheinend weniger auf Fakten, sondern mehr auf Interpretationen, wobei wohl jeweils der Wunsch der Vater des Gedankes ist, stützen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Dazu Clausewitz in seinem Vorwort [1] :[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Ihres unwissenschaftlichen Geist gar nicht zu gedenken, strotzen sie in dem Bestreben nach dem Zusammenhang und der Vollständigkeit des Systems von Alltäglichkeiten, Gemeinsprüchen und Salbadereien aller Art. Will man ein treffendes Bild davon, so lese man Lichtenbergs Auszug aus einer Feuerverordnung: ...
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif](OT: Die zitierte Feuerverordnung ist in [1] zu finden und ein wahres Bravourstück der Formulierung.)[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]In Bezug auf das achte Buch (Kriegsplan) schreibt er:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Sollte mich ein früher Tod in dieser Arbeit unterbrechen, so wird das, was sich vorfindet, freilich nur eine unförmliche Gedankenmasse genannt werden können, die, unaufhörlichen Mißverständnissen ausgesetzt, zu einer Menge unreifer Kritiken Veranlassung geben wird; denn in diesen Dingen glaubt jeder das, was ihm einfällt, indem er die Feder ergreift, eben gut genug, um gesagt und gedruckt zu werden, und hält es für ebenso unbezweifelhaft, als daß zwei mal zwei vier ist. Wollte er sich die Mühe geben wie ich, jahrelang über den Gegenstand nachzudenken und ihn immer mit der Kriegsgeschichte zu vergleichen, so würde er freilich mit der Kritik behutsamer sein.
[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]In der extremen Form findet man dann das militärische Verständnis von Außenpolitik bei Ludendorff, der die Politiker im wesentlichen als die ansieht, die das "verspielen", was die Militärs erobert haben.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Und in diesem Selbstverständnis kommt die vollkommene Verselbständigung des Militärs gegenüber der Poltik, auch in der Konzeption der Rolle des "Totalen Kriegs" deutlich zum Ausdruck.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Womit man sich in voller Übereinstimmung mit Clausewitz befand:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Um einen ganzen Krieg oder seine größten Akte, die wir Feldzüge nennen, zu einem glänzenden Ziel zu führen, dazu gehört eine große Einsicht in die höheren Staatsverhältnisse.
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Kriegführung und Politik fallen hier zusammen, und aus dem Feldherrn wird zugleich der Staatsmann....Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif](Hervorhebung d. Verf.)[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]
Eine Regierung also, die nach verlorener Hauptschlacht nur daran denkt, das Volk schnell in das Bette des Friedens steigen zu lassen und übermannt von dem Gefühl einer großen fehlgeschlagenen Hoffnung, nicht mehr den Mut und die Lust in sich fühlt, alle Kräfte anzuspornen, begeht in jedem Fall aus Schwäche eine große Inkonsequenz und zeigt, daß sie des Sieges nicht würdig und eben deswegen vielleicht auch
gar nicht fähig war.
(Hervorhebung d. Verf.)
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Wehe dem Kabinett, das mit einer halben Politik und gefesselten Kriegskunst auf einen Gegner trifft, der wie das rohe Element keine anderen Gesetze kennt als die seiner innewohnenden Kraft! Dann wird jeder Mangel an Tätigkeit und Anstrengung ein Gewicht in der Waagschale des Gegners; es ist dann nicht so leicht, die Fechterstellung in die eines Athleten zu verwandeln, und ein geringer Stoß reicht oft hin, das Ganze zu Boden zu werfen.
[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Die "vollkommene Verselbstständigung des Militärs" schreibt diesem ja geradezu tranzendente Fähigkeiten zu und ist genausowenig hilfreich wie die Formulierung "Totaler Krieg", die mit dem clausewitzschen "Absoluten Krieg" nichts gemein hat. "Das Absolute" ist für ihn "das sogenannte Mathematische", das aber in den Berechnungen der Kriegskunst nirgendwo einen festen Grund findet. Dem gegenüber steht der wirkliche Krieg mit all seinen Friktionen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Und in dieser Sichtweise eines auf die Spitze getriebenen Militarismus im DR kommt die komplette Ignoranz gegenüber den Vorstellungen von Clausewitz am deutlichsten zum Ausdruck.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Das Militär ist das verlängert Instrument der Politik und hat dieser zu dienen und nicht andersherum![/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Dieser Abschnitt, unbeachtlich der Implikationen für spätere Kriege, die sich aus dem letzten Satz ergeben, ist ein Statement – ein Statement der Missinterpretation von Clausewitz.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Es beginnt damit, dass im Gegensatz zu C. Militär und Politik gegenübergestellt werden. C. spricht aber vom Kriege und der Politik. Militär ist der Kontrapunkt zu Zivil, Teil des Politischen sind beide. Dass "Gut gemeint" nicht automatisch "Gut gemacht" bedeutet stellt C. am Anfang seiner Werke klar:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muß man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten.
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Der Krieg ist nach C. "Ein Akt menschlichen Verkehrs", den er weder bei den Künsten noch bei den Wissenschaften verortet, sondern im "Gebiet des gesellschaftlichen Lebens".[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Er ist ein Konflikt großer Interessen, der sich blutig löst, und nur darin ist er von den anderen verschieden. Besser als mit irgendeiner Kunst ließe er sich mit dem Handel vergleichen, der auch ein Konflikt menschlicher Interessen und Tätigkeiten ist, und viel näher steht ihm die Politik, die ihrerseits wieder als eine Art Handel in größerem Maßstabe angesehen werden kann. Außerdem ist sie der Schoß, in welchem sich der Krieg entwickelt; in ihr liegen die Lineamente [= Umrisse] deselben schon verborgen angedeutet wie die Eigenschaften der lebenden Geschöpfe in ihren Keimen.
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Diese Einheit nun ist der Begriff, daß der Krieg nur ein Teil des politischen Verkehrs sei, also durchaus nichts Selbständiges...Er hat freilich seine eigene Grammatik, aber nicht seine eigene Logik. Hiernach kann der Krieg niemals von dem politischen Verkehr getrennt werden, und wenn dies in der Betrachtung irgendwo geschieht, werden gewissermaßen die Fäden des Verhältnisses zerrissen, und es entsteht ein sinnund zweckloses Ding.
[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Die Politik ist in C. Denken also das Ganze und der Krieg ein Teil von ihr. Daraus ergibt sich für ihn zwingend, das die Kriegskunst (Militär?) gar nicht der dominierende Teil sein kann:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]
Daß die Politik alle Interessen der inneren Verwaltung, auch die der Menschlichkeit, und was sonst der philosophische Verstand zur Sprache bringen könnte, in sich vereinigt und ausgleicht, wird vorausgesetzt; denn die Politik ist ja nichts an sich, sondern ein bloßer Sachwalter aller dieser Interessen gegen andere Staaten. Daß sie eine falsche Richtung haben, dem Ehrgeiz, dem Privatinteresse, der Eitelkeit der Regierenden vorzugsweise dienen kann, gehört nicht hierher; denn in keinem Fall ist es die Kriegskunst, welche als ihr Präzeptor [= Lehrer, Erzieher] betrachtet werden kann, und wir können hier die Politik nur als Repräsentanten aller Interessen der ganzen Gesellschaft betrachten.
(Hervorhebung d. Verf.)
[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]
Die Frage bleibt also nur, ob bei Kriegsentwürfen der politische Standpunkt dem rein militärischen (wenn ein solcher überhaupt denkbar wäre) weichen, d. h. ganz verschwinden oder sich ihm unterordnen, oder ob er der herrschende bleiben und der militärische ihm untergeordnet werden müsse.
[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]
Daß der politische Gesichtspunkt mit dem Kriege ganz aufhören sollte, würde nur denkbar sein, wenn die Kriege aus bloßer Feindschaft Kämpfe auf Leben und Tod wären; wie sie sind, sind sie nichts als Äußerungen der Politik selbst, wie wir oben gezeigt haben. Das Unterordnen des politischen Gesichtspunktes unter den militärischen wäre widersinnig, denn die Politik hat den Krieg erzeugt; sie ist die Intelligenz, der Krieg aber bloß das Instrument, und nicht umgekehrt. Es bleibt also nur das Unterordnen des militärischen Gesichtspunktes unter den politischen möglich.
[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Dass deutsche Militärs quasi nebenberuflich Politiker wurden, ist weniger ihrer Stärke oder ihrem Willen zuzuschreiben, als vielmehr der Schwäche der Politiker, die ihre Rolle nicht ausfüllten und damit ein machtpolitisches Vakuum schufen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]PS: Die 1913 geforderte Vermehrung des Heeres um 300.000 Mann reduzierte der damalige Kriegsminister von Heeringen, der auch Militär war, aber auch Politiker, auf 117.000 Mann.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif][1] http://www.clausewitz-gesellschaft.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/VomKriege-ebook.pdf[/FONT]


[FONT=Verdana, sans-serif][2] http://books.google.de/books?id=YXsgBXXk3pQC&pg=PA105&lpg=PA105&dq=das+dogma+der+vernichtungsschlacht&source=bl&ots=t6d0v9mP4Z&sig=g8Ptg-OLL7EwJkGNvPzdJAJ9Yo4&hl=de&sa=X&ei=YyjgUrLQKsLCtQatw4G4Ag&ved=0CDwQ6AEwAQ#v=onepage&q=das%20dogma%20der%20vernichtungsschlacht&f=false[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
[FONT=Verdana, sans-serif]Womit man sich in voller Übereinstimmung mit Clausewitz befand:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif](Hervorhebung d. Verf.)[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Zitat:[/FONT]
"Um einen ganzen Krieg oder seine größten Akte, die wir Feldzüge nennen, zu einem glänzenden Ziel zu führen, dazu gehört eine große Einsicht in die höheren Staatsverhältnisse."
[FONT=Verdana, sans-serif]Zitat:[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]"Kriegführung und Politik fallen hier zusammen, und aus dem Feldherrn wird zugleich der Staatsmann....Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen."[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif](Hervorhebung d. Verf.)[/FONT]

Hier glaube ich, sollte man andere Hervorhebungen machen:

[FONT=Verdana, sans-serif]"Kriegführung und Politik fallen hier zusammen, und aus dem Feldherrn wird zugleich der Staatsmann....Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen."[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif](Hervorhebung d. mich.)[/FONT]

Das ist m.E. nicht geleistet worden, weder vom dt. Militær noch von der dt. Politik.
Die Konklusion hætte dann anders aussehen muessen: Dass man den Krieg eben nicht bzw. nur mit Glueck gewinnen kønne, die Risiken die Chancen ueberwiegen.
Auf diese Konklusion kommt man zwar rueckwærts betrachtet einfacher, aber auch damals schon hætte man -realistisch gesehen- drauf kommen kønnen, nein muessen.

Gruss, muheijo
 
Auf diese Konklusion kommt man zwar rueckwærts betrachtet einfacher, aber auch damals schon hætte man -realistisch gesehen- drauf kommen kønnen, nein muessen.
Ich möchte dich nicht falsch verstehen, aber danach liegt die höhere Verantwortung beim potentiellen Verlierer. Der Versailler Vertrag wird am Ende zur zwingenden Logik (?).
 
stephan2 schrieb:
[FONT=Verdana, sans-serif]PS: Die 1913 geforderte Vermehrung des Heeres um 300.000 Mann reduzierte der damalige Kriegsminister von Heeringen, der auch Militär war, aber auch Politiker, auf 117.000 Mann.[/FONT]

Beim Kriegsminister stand ganz wesentlich der Qualitätsgedanke des Heeres, nicht die politischen Aspekte, im Vordergrund. Seiner Meinung nach nämlich war mit einer Vermehrung um 300.000 Mann keine vernünftige Ausbildung zu gewährleisten, da es u.a. an entsprechenden Ausbildungspersonal, Unterkünfte, Truppenübungsplätze, Bekleidung etc.etc. ganz für dieses Massen fehlte.
Von Heeringen hätte es sicher bevorzugt, statt einer personellen Aufrüstung eine technische Aufrüstung vorzunehmen.
 
Stephan2 schrieb:
[FONT=Verdana, sans-serif]Dass deutsche Militärs quasi nebenberuflich Politiker wurden, ist weniger ihrer Stärke oder ihrem Willen zuzuschreiben, als vielmehr der Schwäche der Politiker, die ihre Rolle nicht ausfüllten und damit ein machtpolitisches Vakuum schufen.[/FONT]

Kann man das pauschal so verallgemeinern?

Wenn ich beispielsweise Wilhems Neigung seinen Laientruppe von Diplomaten, vorzugsweise die der Marineattaches, sein Ohr und Glauben zu schenken, dann kann das nicht zwangsläufig auf die Schwäche der Politiker des zivilen Teils der Reichsleitung zurückgeführt werden.

Ein gutes Beispiel ist der deutsche Marineattache in London Widemann, der häufig Berichte an den Kaiser sandte, die mit der Wirklichkeit wenig bis gar nichts zu tun hatten. Das konnte der deutsche Botschafte Metternich sich die Finger mit fundierten Berichten wund schreiben, es nützte nichts, geglaubt wurde Widemann. Wilhlem garnierte dessen Berichte dann noch mit so feinen Kommentaren wie "Quatsch", "unglaubliches Blech", "Hasenfuß" usw. usw..
 
Zuletzt bearbeitet:
Beim Kriegsminister stand ganz wesentlich der Qualitätsgedanke des Heeres, nicht die politischen Aspekte, im Vordergrund. Seiner Meinung nach nämlich war mit einer Vermehrung um 300.000 Mann keine vernünftige Ausbildung zu gewährleisten, da es u.a. an entsprechenden Ausbildungspersonal, Unterkünfte, Truppenübungsplätze, Bekleidung etc.etc. ganz für dieses Massen fehlte.
Von Heeringen hätte es sicher bevorzugt, statt einer personellen Aufrüstung eine technische Aufrüstung vorzunehmen.
Die Vergrößerung des Friedensheeres um 300.000 hätte innerhalb von zwei Jahren eine entsprechende Vermehrung an aktiven Offizieren benötigt, das war ein Problem. Hätte man die Dauer des Wehrdienstes von 24 auf 18 Monate verkürzt, dann hätten verstärkt Reserveoffiziere ausgebildet werden können und die Kosten für das stehende Heer wären nicht so stark gestiegen (es brauchte zur Finanzierung 1913 schon eines Wehrbeitrags, einer Einmalsteuer). Die 18 Monate hätten zur Ausbildung der Mannschaften sicher gereicht, bei den Einjährig-Freiwilligen ging es ja auch.
 
Hier glaube ich, sollte man andere Hervorhebungen machen:

[FONT=Verdana, sans-serif]"Kriegführung und Politik fallen hier zusammen, und aus dem Feldherrn wird zugleich der Staatsmann....Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen."[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif](Hervorhebung d. mich.)[/FONT]

Das ist m.E. nicht geleistet worden, weder vom dt. Militær noch von der dt. Politik.
Die Konklusion hætte dann anders aussehen muessen: Dass man den Krieg eben nicht bzw. nur mit Glueck gewinnen kønne, die Risiken die Chancen ueberwiegen.
Auf diese Konklusion kommt man zwar rueckwærts betrachtet einfacher, aber auch damals schon hætte man -realistisch gesehen- drauf kommen kønnen, nein muessen.

Gruss, muheijo

Das Zitat aus Clausewitz (Kap. Der kriegerische Genius) wurde als Widerlegung der zuvor getätigten Aussage:
In der extremen Form findet man dann das militärische Verständnis von Außenpolitik bei Ludendorff, der die Politiker im wesentlichen als die ansieht, die das "verspielen", was die Militärs erobert haben.

Und in diesem Selbstverständnis kommt die vollkommene Verselbständigung des Militärs gegenüber der Poltik, auch in der Konzeption der Rolle des "Totalen Kriegs" deutlich zum Ausdruck.

Und in dieser Sichtweise eines auf die Spitze getriebenen Militarismus im DR kommt die komplette Ignoranz gegenüber den Vorstellungen von Clausewitz am deutlichsten zum Ausdruck.
die den Eindruck vermitteln könnte, dass Clausewitz sich gegen eine politische Betätigung von militärischen Befehlshabern ausgesprochen habe, angeführt. Für Clausewitz ist Krieg ein Mittel der Politik, diese ist damit letztlich zwar verantwortlich, aber noch keineswegs befähigt, deshalb lautet seine Empfehlung:

Soll ein Krieg ganz den Absichten der Politik entsprechen, und soll die Politik den Mitteln zum Kriege ganz angemessen sein, so bleibt, wo der Staatsmann und der Soldat nicht in einer Person vereinigt sind, nur ein gutes Mittel übrig, nämlich den obersten Feldherrn zum Mitglied des Kabinetts zu machen, damit dasselbe teil an den Hauptmomenten seines Handelns nehme. Dies ist aber wieder nur möglich, wenn das Kabinett, d. h. also die Regierung, selbst sich in der Nähe des Schauplatzes befindet, damit die Dinge ohne merklichen Zeitverlust abgemacht werden können.

So hat es der Kaiser von Österreich im Jahre 1809, und so haben es die verbündeten Monarchen in den Jahren 1813, 1814 und 1815 gemacht, und diese Einrichtung hat sich vollkommen bewährt.
Was die Einschätzung der damaligen Lage angeht, waren die Annahmen des Generalstabs weitaus realistischer, bspw. ging Moltke fest von einer Gegnerschaft Englands aus, als die Annahmen der Politik. Unter den damaligen Verhältnissen stellte die militärische Planung auf deutscher Seite nicht die Beste oder Wünschenswerteste aller Lösungen, sondern die am wenigsten schlechte dar.
 
Stephan2
[FONT=Verdana, sans-serif]Dass deutsche Militärs quasi nebenberuflich Politiker wurden, ist weniger ihrer Stärke oder ihrem Willen zuzuschreiben, als vielmehr der Schwäche der Politiker, die ihre Rolle nicht ausfüllten und damit ein machtpolitisches Vakuum schufen.[/FONT]
Kann man das pauschal so verallgemeinern?

...

Wie immer, wenn es um Politik geht, gilt eindeutig "im Prinzip ja" und "Ausnahmen bestätigen die Regel!". Es gibt nun mal keine Patentrezepte.
 
...
Der Schlieffenplan allein wäre Grund genug, von Anfang an eine politische Lösung zu suchen. Aber nein, man sah sich wegen dieses Schlieffenplans genötigt, unbedingt Frankreich den Krieg zu erklären, ansonsten hätte man ja nicht aufmarschieren können. Uhrwerklogik. Wehe, es kommt nur ein einziges Sandkorn dazwischen.
Finde ich sehr schön ausgedrückt.
Das Versagen eine politische Lösung, angesichts des Risikos und damit einhergehenden Konsequenzen, und zwar für das Wohlergehen der Bürger(!), ernsthaft anzustreben, kann nicht schuldlos sein.
Es ist wenigstens eine grobe Fahrlässigkeit und zeigt auch eine Verachtung der Menschen, deren persönliches Recht auf Leben und Unversehrtheit an das Handeln der Entscheidungsträger gebunden ist.

Sehr schön ist der Ausdruck "Uhrwerklogik".
Was ein Uhrwerk am aller wenigsten verträgt ist Reibung.
Hierzu Wallach Seite 152:
Es ist auffallend, dass man innerhalb dieses komplizierten Mechanismus' für das Clausewitz'sche Konzept der Friktion keinen Raum gelassen hatte.

Das unterstreicht noch ein Vabanquespiel,
auf dessen Spieltisch nicht weniger lag als das Schicksal der Untertanen,
denn keiner der Spieler war ja persönlich in Gefahr auf dem Schlachtfeld zu verbluten.
Und um gleich dagegen vorzubeugen, dass jemand sich über Einseitigkeit ärgert:
Ich behaupte nicht, dass nur in diesem Zusammenhang der gewissenlose Spieler zu erblicken ist.
 
Der Schlieffenplan allein wäre Grund genug, von Anfang an eine politische Lösung zu suchen. Aber nein, man sah sich wegen dieses Schlieffenplans genötigt, unbedingt Frankreich den Krieg zu erklären...

Das Versagen eine politische Lösung, angesichts des Risikos und damit einhergehenden Konsequenzen, und zwar für das Wohlergehen der Bürger(!), ernsthaft anzustreben, kann nicht schuldlos sein.

Das sind sehr brauchbare Thesen, um das Thema anhand der vorliegenden Literatur zusammen zu fassen.

In seiner Zusammenfassung formuliert Clark (The Sleepwalkers, S. 555), dass die raschen zwischenstaatlichen Veränderungen, nicht zuletzt auf dem Balkan, die Problemlösungskapazität der Großmächte überfordert hat. Und diese zu allem Überfluss zu einer Politik des hohen Risikos, des geringen Vertrauens und geringer Transparenz Zuflucht nahmen. Und definiert es als gemeinsame politische Kultur (ebd. S. 561). Dennoch ist Fritz Fischers Kritik auch Recht zu geben, der die kriegsorientierte und imperialistische Haltung der Eliten des DR kritisiert.

Zu dieser Sichtweise von Clark ergeben sich Befunde, die bestimmte Erklärungen als nicht ausreichend tragfähig erweisen. So resümiert Herwig (The Marne 1914, S. 10ff), 1. dass Deutschland nicht die „Weltherrschaft“ anstrebte, sondern eher defensiv den Status Quo von 1871 verteidigen wollte. Dass die definitive Entscheidung für den Krieg nicht auf dem Kriegsrat im Dezember 1912 gefallen ist und dass es keine ökonomischen Pläne für einen Krieg gab.

Folgt man zudem J. Snyder (Myths of Empire, S. 70ff) dann ergaben sich keine gravierenden Zwänge aus ökonomischer deutscher Sicht für einen Waffengang gegen einen seiner wichtigsten Handelspartner, das britische Empire.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie man das Versagen der Entscheidungsträger im DR in 1914 erklären kann.

Dazu bieten sich zwei unterschiedliche Sichtweisen an.
Die intentionale Sichtweise, die auf der Ebene einzelner Akteure die Gründe für die Herbeiführung erkennt. Ein wichtiger Exponent ist dabei Röhl und seine These vom „persönlichen Regiment“ bzw. der Wirksamkeit von „Königsmechanismen“ (Röhl, Der Weg in den Abgrund, oder auch Wilhelm II). Eine Reihe von Autoren sind dieser Sichtweise gefolgt, wie beispielsweise Nipperdey (DG, Bd. II, Machtstaat vor der Demokratie)

Die strukturelle Sicht, die vor allem von W. Mommsen (Der Erste Weltkrieg, oder War der Kaiser an allem Schuld) oder von Wehler (DGG 1849-1914) vertreten wird, greifen vor allem die sich zuspitzenden innenpolitischen Widersprüche eines semi-absolutistischen Systems und der raschen wirtschaftlichen Entwicklung des DR als Erklärungsmuster auf.

Ohne auf die „Sonderweg-These“ einzugehen, haben sich im DR eine Reihe von Faktoren herausgebildet, die die Berechtigung sowohl der intentionalen wie auch der strukturellen Sichtweise als Erklärung für den Anteil des DR am Ausbrechen des WW1 plausibel erscheinen läßt.

Für die Eliten des DR lassen sich für die Entscheidungsfindung in 1914 sicherlich eine Reihe von Annahmen formulieren, die eine spezifische politische Kultur in Berlin und auch teilweise in Wien erzeugt haben. So betont W. Mommsen (Der Erste Weltkrieg, S.10) oder auch Berghahn die universelle Erwartung in die Unausweichlichkeit des Krieges, als eine fatalistische Haltung. Ergänzt durch die Vorstellung eins ebenso unausweichlichen Konflikts mit den Slawen. Das erklärt zumindest auch teilweise die "schlafwandlerische" Art der Entscheidungsfindung, die lediglich sporadisch versuchte den Prozess zur Mobilisierung zu durchbrechen.

Als weiteren Aspekt nahm das Militär in Deutschland, nicht zuletzt aufgrund seiner Anbindung an Preußen, eine besondere Stellung ein, wie beispielsweise bei Deist (Militär, Staat und Gesellschaft, S. 19ff) beschrieben und bei Wette mit besonderer Betonung des Militarismus (Militarismus in Deutschland) ausformuliert.

In diesem historischen Kontext ist das „persönliche Regiment“ von Röhl verankert, das beispielsweise Messerschmidt in „Die politische Geschichte der preußischen Armee, in Deutsche Militärgeschichte, 2/IV, S. 166) vor allem in der „Kommandogewalt“ des Königs / Kaisers darstellte. Auf diesen Aspekt baut vor allem Nipperdey (Deutsche Geschichte, Bd.2, S. 201-250) seine Darstellung der politischen und militärischen Entscheidungsstränge im Deutschen Reich auf. Eine sehr lesenswerte Darstellung!!!!!!

Aus der Sicht von Nipperdey resultierte die besondere Rolle des Militärs aus dem Fakt, dass es außerhalb der Verfassung stand und wurde durch die „Kommandogewalt“, als verlängerter Akteur des Kaiser, zu einem Faktum, das sich weitgehend einer konstitutionellen Kontrolle entzog. Und hält fest: „Dass die Kommandogewalt nicht nur die zivilen obersten Reichsorgane von militärischen und militärpolitischen Entscheidungen ausschloss, …., sondern dem Militär gar ein Eingriffsrecht in das öffentliche Leben zusprach…(ebd. S. 204).

Aufgrund der wertebedingten Nähe des „militärischen Hofes“ , dem „Potsdamer Kasino“ (ebd. S. 205) inklusive der sehr machtvollen Chef der Militär- und Marinekabinette prägte dieser ausgeprägte militaristische Stil die Sichtweise von KW II und ergänzte sich durch die Ablehnung von als „weich“ eingeschätzten „Zivilisten“.

In dieser Situation, so konstatiert Nipperdey (ebd. S. 210), kam es nicht selten vor, dass die Kommandogewalt und ihre militärischen Instanzen nicht nur im Gegensatz zum Parlament standen, sondern auch teilweise gegen die eigene politische Regierung. Und bedeutete konkret in der Ausgestaltung der Planungen des DR vor 1912, dass es keine einheitliche Verteidigungs- oder Rüstungspolitik im DR gab.

Und an diesem Punkt wird die direkte Überforderung der eigentlichen Koordination und Entscheidung durch das „persönliche Regiment“ von KW II besonders deutlich, der dieses nicht ausreichend geleistet hatte. Es gab kein „oberstes Beratungs- und Entscheidungsgremium“. „Kurz, die Art wie Entscheidungen zustande kamen, blieb zwischen Kaiser, Militärs und Kanzler/Staatssekretäre ungeklärt und offen. “ (Nipperdey, S. 212).

Begünstigt durch dieses Planungschaos und völlig unklare Entscheidungsprozesse, verstärkt durch die Möglichkeit von ca. 40 Militärs zu Immediatsvorträgen beim Kaiser, plante der Generalstab und auch die Marineleitung ihre „Kriege“. Und durch diese Planungen wurden Szenarien geschaffen, die von der Politik teilweise sehr deutlich abgelehnt wurden. Wie beispielsweise sich Bismarck sehr deutlich gegen jede Form von Präventivkriegen ausgesprochen hatte. Dabei hatte sich das Kriegsbild seit Moltke d.Ä. deutlich verändert und war nicht mehr begrenzter Kabinettskrieg, sondern ein unbegrenzter Nationalkrieg. Und bedeutete für die Militärplaner, so die Sichtweise, dass der zukünftige Krieg ohne jegliche Rücksicht auf politische Überlegungen geführt werden solle. Im Prinzip die mentale Vorwegnahme der Ludendorffschen Idee des „Totalen Kriegs“.

In der konkreten Ausgestaltung der Kriegsplanungen im Rahmen des modifizierten Schlieffen-Planes, so Nipperdey (ebd. S.213), „war [es] die Umkehr des klassischen Modells, Politik wurde in den Dienst der Kriegsführung gestellt“ (Nipperdey, ebd, S. 213).

Durch Nicht-Widerspruch von Bethmann Hollweg wurde diese Planung zum Automatismus, der Uhrwerklogik, der deutschen Mobilisierungsplanungen. Dennoch ist auch anzumerken, dass Jagow Anfang 1913 auf eine Änderung der Planungen für den Westaufmarsch drängte, um die militärischen Planungen mit den politischen Vorstellungen zu synchronisieren (Hillgruber: Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege, S. 42).

Wobei Holstein deutlich gemacht hat, dass kein Politiker einen Plan ablehnen konnte, der vom „höchsten deutschen militärischen Sachverstand, dem Generalsstab“ erdacht worden ist. Es war der Systemzwang eines semi-absolutistischen Staates, der die Überlegenheit des Militärischen propagierte und im Rahmen seines Militarismus inszenierte.

Somit waren es auch die strukturellen militaristischen Strukturen des wilhelminischen Deutschlands, die eine rationale Diskussion der Militärplanung verhinderten, obwohl sowohl der Tirpitz-Plan als auch der Schlieffen-Plan im Kern die Ausweitung des Krieges im Westen fast zwangsläufig nach sich gezogen haben. Ohne nach den politischen Folgen zu fragen.

Und die Moral der Geschichte ist: Lass niemals Militärs etwas entscheiden, was auch nur ansatzweise mit Krieg oder Frieden zu tun hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu bieten sich zwei unterschiedliche Sichtweisen an.
Die intentionale Sichtweise, die auf der Ebene einzelner Akteure die Gründe für die Herbeiführung erkennt. ...

Die strukturelle Sicht, die vor allem von W. Mommsen (Der Erste Weltkrieg, oder War der Kaiser an allem Schuld) oder von Wehler (DGG 1849-1914) vertreten wird, greifen vor allem die sich zuspitzenden innenpolitischen Widersprüche eines semi-absolutistischen Systems und der raschen wirtschaftlichen Entwicklung des DR als Erklärungsmuster auf.

...
Und die Moral der Geschichte ist: Lass niemals Militärs etwas entscheiden, was auch nur ansatzweise mit Krieg oder Frieden zu tun hat.

Wenn man die Sichtweise nicht nur auf die Spätphase der Krise bezieht, sollte die politische Risikostrategie des Außenamtes und des Reichskanzlers einbezogen werden, um das "Uhrwerk" überhaupt in Gang zu setzen. Dieses war in zweierlei Hinsicht "unprofessionell" (was man mit "schlafwandlerisch" übersetzen mag):

1. zum einen war es Bethmann-Hollweg selbst, der anläßlich der Rüstungsspirale und der Heeresvermehrung nach dem Kriegsrat 1912 davor warnte, dass (zudem noch im Kontext der "short-war-illusion" und des "cult of offensive") die politischen Reaktionsmöglichkeiten in dieser Spirale verkürzt würden und das Kriegsrisiko steigen würde. Glaser, Rational Theory of International Politics - The Logic of Competition and Cooperation, Kapitel: Applying the Theory to Arms Races; Testing It with Counterfactuals, S. 246).

2. Zum anderen lag der "Risikostrategie" keine belastbare Lageanalyse zugrunde, da deutscherseits drei Prämissen aufeinandertürmt wurden, deren Wahrscheinlichkeit keiner Bewertung unterzogen wurde (Rußland würde bei Serbien abseits stehen - wenn es nicht abseits steht, würde Frankreich keinen Beistand leisten - Großbritannien würde nicht in den Krieg eintreten) und deren Wahrscheinlichkeiten sogar konträr (GB!) zu den militärischen Planungen standen: Selbstmord aus Angst vor dem Tod - Committing Sucide for Fear of Death. Zum Beispiel bzw. grundlegend Jarausch: The Illusion of Limited War: Chancellor Bethmann Hollweg’s Calculated Risk, July 1914, auf den sich spätere Publikationen (zB Herwig) bezogen haben.

Dem Schlußsatz zu dieser außenpolitisch vorsätzlich betriebenen Risikospirale im Zitat von thanepower kann man daher nur zustimmen. Die letzten Tage der Krise wurden, unter Hinweis auf Thanepowers Schwächeanalyse der Politik, von den Mobilmachungsplänen dominiert: Trachtenberg, The Meaning of Mobilization in 1914, International Security 1991 bzw. derselbe, History and Strategy.
 
Zu der Plandiskussion weiter oben:

Es gab keine fest ausgearbeitete Operationsplanung außerhalb der Rahmenüberlegungen von Schlieffen und Moltke, lediglich die jährlichen "Kriegsspiele". Auf diese griffen die Akteure, wie zB von Kluck, nach eigenen Erfahrungen zu, hatten aber keine "Blaupause" zur Hand.

Zur Kenntnisnahme und zu den festen Vorstellungen der Militärs gibt das Memo von Moltke an Bethmann-Hollweg Aufschluss, siehe Mombauer, German Warplans 1914 in Hamilton/Herwig, War Plans 1914:

"... Moltke was of the same opinion. In December 1912 he explained to the chancellor how an offensive against France and a defensive stance against Russia were to be conducted:

'In order to be on the offensive against France it will be necessary to violate Belgian neutrality. Only by advancing through Belgian territory can we hope to attack the French army in the open [im freien Felde] and defeat it. This way we will face the English Expeditionary Corps and – if we do not manage to come to an agreement with Belgium – also Belgian troops. However, this operation is more promising than a frontal attack against the fortified French eastern front.' "

Das war Fakt für Bethmann-Hollweg, und in die Kalkulationen der Risikostrategie einzubeziehen.
 
Zurück
Oben