Einfach aus deiner Quelle, "alle überlebenden Soldaten nach Konstaninopel verschifft, Frauen neu verheiratet", wenn das so einfach wäre, ich nehme eher an, dass Vandalen und Westgoten bereits in einem tiefen Romanisierungsprozess steckten und falls noch Arianer, ihnen die Annahme des islamischen Bekenntnisses im Zuge der islamischen Eroberung nicht zu schwer gefallen sein dürfte. Daher stimme ich zu, sie sind wohl im Genpool Nordafrikas aufgegangen, aber eher nicht der Rest, sondern die Masse.
@Islamisierung: Hier überspringst Du aber Jahrhunderte.
Also, zunächst einmal überliefert Prokop, dass die vandalischen Krieger nach ihrer Niederlage nach Kleinasien verschifft wurden, ein Teil aber meuterte und sich zurück nach Afrika verschiffen ließ, wo dieser Teil sich ins Gebirge zurückzog. Dass
alle nach Kleinasien gekommen wäre, davon war nie die Rede!
"Deftige antike Übertreibung" oder nicht, Prokop ist jedenfalls keiner, dem man vorwerfen kann, Geschichtsschreibung im Sinne der
casa regia (oder vielleicht passender des
oikos basileos) zu betreiben. Die Ansiedlung vandalischer Krieger im Osten Anatoliens entspricht jedenfalls römischer Politik seit Cäsar, Germanen als Hilfstruppen anzuwerben und der römischen Politik schon vor Cäsar, besiegte Feinde - z.B. gegen den Erlass von Tributen - als Hilfstruppen unter die eigenen Streitkräfte zu subsumieren.
Man darf aber wohl davon ausgehen, dass der Aufstand der arianischen Soldaten in Nordafrika, der nach der offiziellen Vertreibung der Vandalen aus Nordafrika gegen das Kaiserhaus und seinen General Belisar stattfand, in erster Linie von Vandalen getragen wurde, was zeigen dürfte, das große Teile der Vandalen noch immer vor Ort waren.
Romanisierungsprozess? Auf sprachlicher und kultureller Ebene dürfte er weitgehend vollzogen gewesen sein, obwohl es gerade der
Pseudo-Augustinus ist (ein Verfasser, der sich als Augustinus ausgibt und den Briefwechsel des Augustinus mit seiner Geliebten fingiert), der der Nachwelt den einzigen Fetzen vandalischen Sprachguts (außer Eigennamen) überliefert hat. Religiös unterschieden sich sich die Vandalen aber als Arianer von ihrem katholischen, donatistischem und manichäischem Umfeld. Insofern waren sie nicht assimiliert.
Kommen wir nun zu den Mengen der nach Kleinasien deportierten Vandalen:
Belisar soll laut Prokop gegen die Vandalen 5000 Reiter ins Feld geführt haben. Das ist eine durchaus realistische Mengenagabe. Die Vandalen waren Reiterkrieger, insofern ist davon auszugehen, dass die Hauptstreitmacht der Vandalen eher über weniger Reiter verfügte, weitere Krieger dürften sich insbesondere auf den Insen Korsika und Sardinien aufgehalten haben und natürlich über Nordafrika verteilt, aber gesplittet.
Diese wohl
≤ 5000 Reiter der vandalischen Hauptstreitmacht sind durch die Schlachten zwischen Gelimer und Belisar zunächst dezimiert worden, ein Teil davon wurde deportiert, ein Teil flüchtete in die Berge, es ist also durchaus glaubwürdig, dass die größeren Teile der vandalischen Hauptstreitmacht deportiert wurden.