Ich kann Folgendes berichten:
Mein Freund arbeitet neuerdings in der schönen Stadt in der ich lebe, bzw. in der Nachbargemeinde. Nach zwei Tagen in der Firma kam er fluchend nach Hause. Ich fragte ihn natürlich, warum und er erzählte mir, dass gut die Hälfte seiner kollegen Russen sind, ein Viertel Türken und das letzte Viertel teilten sich sechs Bayern und ca 50 Ostdeutsche.
Letztere Gruppe stellt - leider Gottes - die Führungsriege in der Produktion. Mein Freund erzählte mir, dass es Gang und Gebe sei, dass die "Kapos" die ausländischen Arbeitnehmer dunklerer Hauttönung gerne mal mit "Dachpappe" ansprechen. Es gab wohl noch ein paar mehr Vorfälle. Schön waren angeblich auch die Toiletten, die mit rassistischen und faschistischen Sprüchen sowie einem Sammelsurium von Hakenkreuzen und anderen "braunlastigen" Symbolen von oben bis unten vollgeschmiert seien.
Vor drei Wochen allerdings gab es - natürlich ganz zufällig - eine Beschwerde über einen der Kapos, der sich mehr als üblich diskriminierend äußerte... der Mensch wurde sofort für drei Wochen in den Urlaub geschickt (der Betriebsrat legte es ihm nahe, die Alternative wäre das letzte Arbeitszeugnis gewesen).. jetzt läuft er auch nur noch im schwarzen Tshirt rum, statt im gelben
Bei mir auf der Arbeit habe ich auch ein oder zwei KollegInnen, deren politische Meinung definitiv nicht meine ist, schon gar nicht, wenns zu sehr ins rechte Eck schwappt. Allerdings, das muss ich zugeben, gibt es bei uns keine Diskriminierung und die entsprechenden Kollegen benehmen sich unseren ausländischen Mitarbeitern gegenüber genauso wie allen Anderen.
Ich finde, man sollte bei solchen Sprüchen einmalig klarstellen, was man davon hält. Solche Leute von der eigenen Meinung zu überzeugen, ist im besten Fall schwierig, im Normalfall fast unmöglich.
Du könntest, statt dich in eventuelle Debatten zu verstricken, einmal klarstellen, dass du findest, ihre Ansichten zu dem Thema seien erstens nicht die deinen und zweitens deiner Ansicht nach mehr als daneben, und dass du soetwas nicht nochmal hören möchtest. Wenn du nicht gleich einen Streit anzetteln willst, kannst du ja hinzufügen, dass sie ja denken können, was sie wollen, solange sie dich nicht damit belasten/belästigen.
In einem ruhigen, sachlichen Ton gesprochen, wird es dann mit Sicherheit die Arbeitsruhe nicht beeinträchtigen, dich aber im Gegenzug vor zukünftigen Sprüchen der Art verschonen.
Es ist so: die Arbeit ist imho nicht der Ort, um solche Diskussionen zu führen. Man kann die Leute nicht bekehren, zumindest nicht auf kurze Zeit, schon gar nicht, wenn man ständig in die Arbeit eingespannt ist. Das Arbeitsklima ist sehr wichtig, vor allem, wenn man gezwungen ist, auf engstem Raum über mehrere Tage aufeinander zu hocken, wie das in deinem Fall ist.
Wenn du auch privat mit den Leuten zu tun hast, kannst du ja dann ein entsprechendes Gespräch suchen. Aber auf Arbeit hat das nichts zu suchen. Das hat auch nichts mit Feigheit zu tun, sondern mit Sozialverhalten. Wenn du klarstellst, dass du diese Meinung nicht teilst und sowas nicht mehr hören willst, hast du deine Schuldigkeit getan.
Im Falle meines Freundes ist das ein Bisschen anders, denn da muss sich der Arbeitgeber darum kümmern, dass die Führungskräfte die Arbeitnehmer nicht diskriminieren. Darum auch der Gang zum Betriebsrat. Zumal es dort im schlimmsten Fall auch noch die Möglichkeit gibt, sich in eine andere Schicht verlegen zu lassen.
Diese Möglichkeit ist aber z.B. mir oder eben auch dir nicht geboten... dir nicht, weil du ja nur zeitweise zu bestimmten Studien unterwegs bist und mir nicht, weil der Betrieb, in dem ich arbeite, einfach zu klein ist. Uns beiden bleibt nur, uns zu verbitten, mit sowas belästigt zu werden und zu hoffen, dass die Anderen sich daran halten.