Wohlstand der Schweiz

Wenn ich das einmal fragen darf, weil es mich gerade interessiert, wie steht es bei historischen schweizerischen Expasionsgedanken eigentlich mit der Problematik Mühlhausen?

Die Stadt bließ ja, wenn ich das richtig im Kopf habe bis zu den Revolutionskriegen und der Napoléonik teil der schweizerischen Eidgenossenschaft, war aber territorial vom restlichen schweizer Gebiet abgeschnitten.

Gab es denn mal schweizerische Bestrebungen das eigene Territorium ins südliche Elsass auszudehnen um einen auch territorialen Anschluss Mühlhausens an die Eidgenossenschaft zu ermöglichen?

Müsste ich tiefer nachlesen, hier mal das aus dem Historischen Lexikon der Schweiz. Vielleicht hilft es ja bei der Beantwortung deiner Frage.

Mülhausen
 
Dazu gibt es sicher historische Beispiele aus den beiden Weltkriegen. Oder noch weiter zurück der Dreissigjährige Krieg.

Ja, natürlich, es gibt aber eben auch reichlich Gegenbeispiele.
Gerade im Ersten Weltkrieg war das Problem ja das militärische Kräftegleichgewicht, dass den Krieg extrem in die Länge zog und damit exorbitant teuer machte.

Beim zweiten Weltkrieg kommt es schon sehr auf die Perspektive an.
Aus Sicht der Wirtschaft der Vereinigten Staaten war der 2. Weltkrieg letztendlich durch den rüstungswirtschaftlichen Boom, der half die Folgen der großen Depression endgültig zu überwinden, auch durch das Erbeuten diverser wissenschaftlicher Erkenntnisse und Patente, die dann auch der amerikanischen Wirtschaft zu gute kamen, möglicherweise eher ein Glücksfall als ein Problem.

Auf welche Kosten? - ich sag hier nur Verletzung von Menschenrechten, Verfolgung von Minderheiten etc.
Nun, ich möchte auch sicherlich nicht die Probleme kleinreden, die das mit sich brachte oder Werbung für ein solches Modell machen.

Ich würde nur anmerken wollen: Historisch betrachtet ist die Vorstellung, dass wirtschaftlicher Erfolg auch die Entwicklung komplexer Industrien Demokratie und/oder eine liberale Wirtschaftsverfassung voraussetzen würde offensichtlich nicht zutreffend.
 
Beim zweiten Weltkrieg kommt es schon sehr auf die Perspektive an.
Aus Sicht der Wirtschaft der Vereinigten Staaten war der 2. Weltkrieg letztendlich durch den rüstungswirtschaftlichen Boom, der half die Folgen der großen Depression endgültig zu überwinden, auch durch das Erbeuten diverser wissenschaftlicher Erkenntnisse und Patente, die dann auch der amerikanischen Wirtschaft zu gute kamen, möglicherweise eher ein Glücksfall als ein Problem.

Die USA waren natürlich in einer besonderen Situation, als sich die Kriegsschauplätze außer beim Angriff auf Pearl Harbor fast immer weit vom eigenen Land entfernt befanden und sie dadurch kaum Tote Zivilisten oder Kriegsschäden im eigenen Land hatten.

Dennoch möchte ich bezweifeln, ob der Krieg für die USA unter dem Strich finanziell wirklich von Vorteil war, denn immerhin war das teuer erkauft, z. B. mit einer extrem hohen Verschuldung und extrem hohen Steuersätzen, um den Krieg zu finanzieren und die Schulden zurück zu zahlen, mit Millionen von Soldaten, die jahrelang nicht als Arbeitskräfte zur Verfügung standen und nicht zuletzt 400.000 überwiegend jungen toten Soldaten und 670.000 Verwundeten.

Die Spitzensteuersätze der Einkommensteuer lagen während des Krieges zeitweise bei 94%. Auch nach dem Krieg sanken sie nur leicht und sanken erst Mitte der Sechziger Jahre unter 90%. Erst Anfang der Achtziger sanken sie unter 70%.

Amerikanische Verluste: Zweiter Weltkrieg | Statista
Historical_Income_Tax_Rates_and_brackets.png (12870×6753) (wikimedia.org)

Ähnliche Steuersätze gab es übrigens im UK, die von den Beatles in ihrem Lied Taxman thematisiert wurden ("There's one for you, nineteen for me").
 
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Die USA waren natürlich in der besonderen Situation, als sich die Kriegsschauplätze außer beim Angriff auf Pearl Harbor fast immer weit vom eigenen Land entfernt befanden und sie dadurch kaum Tote Zivilisten oder Kriegsschäden im eigenen Land hatten.

Natürlich, aber es legt doch nahe dass nicht Kriegführen an und für sich ein Problem für die wirtschaftliche Entwicklung ist, sondern, dass es auch sehr darauf ankommt, wo der Krieg geführt wird und wie lange er dauert.

Dennoch möchte ich bezweifeln, ob der Krieg für die USA unter dem Strich finanziell wirklich von Vorteil war, denn immerhin war das teuer erkauft, z. B. mit einer extrem hohen Verschuldung und extrem hohen Steuersätzen, um den Krieg zu finanzieren und die Schulden zurück zu zahlen, mit Millionen von Soldaten, die jahrelang nicht als Arbeitskräfte zur Verfügung standen und nicht zuletzt 400.000 überwiegend jungen toten Soldaten und 670.000 Verwundeten.

Die Spitzensteuersätze der Einkommensteuer lagen während des Krieges zeitweise bei 94%. Auch nach dem Krieg sanken sie nur leicht und sanken erst Mitte der Sechziger Jahre unter 90%. Erst Anfang der Achtziger sanken sie unter 70%.

Das geht meines Erachtens nach insofern etwas an den historische Bedingungen vorbei, dass es nicht berücksichtigt, aus welche Situation die USA kamen.

Die sehr hohen Steuersätze, waren zum Teil bereits Produkt des New-Deal-Programms also schon vor dem Krieg gegeben (und wer und wie viele Personen die Spitzensätze tatsächlich bezahlen musssten, ist demgegenüber noch einmal eine andere Frage).
Insofern bei Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg auch die Massenarbeitslosigkeit in den USA infolge der Weltwirtschaftskriese noch keineswegs wirklich befriedigend behoben war (teilweise wurde sie durch staatliche Beschäftigungsprogramme kaschiert, deren wirtschaftlicher Nutzen aber eher gering war), so das die Mobilisierung von Soldaten für den Krieg durchhaus nicht unbedingt dadurch bestritten werden musste der Wirtschaft die Arbeitskräfte zu entziehen, ein Großteil der nötigen Aushebungen konnte aus dem Pool der ohnehin Arbeitslosen oder künstlich beschäftigten Rekrutiert werden.

Der Zahl der Verwundeten und Toten, die die USA durch denn Krieg zu beklagen hatten, steht eine ansehnliche Zahl von gut ausgebildeten Flüchtlingen aus Europa gegenüber, die nach dem 2. Weltkrieg in die USA abwanderten, weil sie mit den Verhältnissen im zudem mittlerweile völlig zerstörten Europa fertig waren.


Der Krieg sorgte kurzfristig dafür das ein erheblicher Teil der Industriepotentiale Europas und Japans zerstört oder anderweitig außer Betrieb (zerstörte Transportnetze, Rohstoff- und Energiemangel) gesetzt wurden, so dass mindestens in den ersten Nachkriegsjahren der vergleichsweise starke Dollar dem amerikanischen Export nicht schadete, weil wegen der Notwendigkeit des Wiederaufbaus und dem darniederliegen der europäischen Industrien an amerikanischen Produkten mitunter kein Weg vorbeiführte.

Gleichzeitig führte die Absenkung des Lebensstandarts in Europa mittelfristig zu einer enormen Aufwertung der Kaufkraft amerikanischer Einkommen in US-Dollar auf dem sich wieder integrierenden Weltmarkt.

In Sachen und Kriegsbeute, holten die Amerikaner einiges an Technologien und Wissenschaftlern aus Europa heraus, was der Entwicklung der amerikanische Industriekonzerne eher förderlich als abträglich gewesen sein dürfte.
Durch den in Europa und Japan deutlich zurückgfallenen Lebensstandart und das Währungsgefälle hatten es die US-Unternehmen und der US-Amerikanische Forschungsbetrieb auch Jahrzehnte lang sehr leicht, von anderswo die gut ausgebildeten Bildungseliten abzuwerben, wenn sie Interesse daran hatten.

Auch von der endgültigen Ablösung des britischen Pfunds durch den US-Dollar als Weltleitwährung profitierten die USA in the long run durchaus bemerkbar.
 
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Gleichzeitig führte die Absenkung des Lebensstandarts in Europa mittelfristig zu einer enormen Aufwertung der Kaufkraft amerikanischer Einkommen in US-Dollar auf dem sich wieder integrierenden Weltmarkt.
Nur ein kleiner Hinweis hier: Aus ökonomischer Sicht ist eher davon auszugehen, dass es für die Wirtschaft eines Landes schlecht ist, wenn das Produktionspotenzial seiner Handelspartner sinkt.
 
Nur ein kleiner Hinweis hier: Aus ökonomischer Sicht ist eher davon auszugehen, dass es für die Wirtschaft eines Landes schlecht ist, wenn das Produktionspotenzial seiner Handelspartner sinkt.
Und waren weite Teile Europas und Japan in der letzten Zeit vor dem amerikanischen Kriegseintritt noch Handelspartner der USA?

Washington hatte seit 1940 durch Handelsembargo gegen Japan auf Metalle und Öl selbst den Handel zwischen beiden Staaten massiv herunter gefahren und mit dem von Deutschland besetzten Europa fand wegen der britischen Seeherrschaft im Atlantik auch kein Handel mehr statt.

Ich denke hier wird man argumentieren können, dass der Krieg durchaus zur Wiedererschließung dieser Märkte beitrug. Mindestens so lange sie nicht danach in die sowjetische Einflusszone fielen.
 
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Natürlich haben sämtliche Länder des Westens davon profitiert, dass in Folge des Weltkriegs eine politsche Ordnung entstand, in der die seit 1914 mehr oder weniger abgeschotteten Volkswirtschaften wieder zusammenwachsen konnten.
 
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