Richtig, wobei ich das vielleicht etwas präzisieren muss. Natürlich kam es auch in den verhältnismäßig ruhigen Jahren immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen. Nur waren die, was Regelmäßigkeit und Intensität angeht qualitativ mMn nicht mit dem vergleichbar, was sich in der Früh-, der Endphase der Weimarer Republik und im Krisenjahr 1923 abspielte.
Gewalt gehörte natürlich zum politischen Alltag der Weimarer Republik. Das konnte, nachdem (und das sollte man mMn hier nicht vergessen), Teile des Landes bis Ende der 1920er Jahre unter französischer Besatzung standen, mit der alleine es immer weider zu Reibereien kam, auch gar nicht anders sein.
Um das hier nicht falsch verstanden wissen zu wollen, ich möchte hier nicht mitnichten jetzt die Verantwortung auf die pösen pösen Franzosen abschieben, nur ergab sich, neben dem notorischen Motiv für die politische Rechte dagegen zu trommeln und jede Regierung, die das hinnahm massiv anzugreifen, dadurch ja auch der Umstand, dass der Staat als solcher, wenn auch nur auf Zeit, nicht umhin kam, auf die Ausübung der Staatsgewalt im eigenen Land faktisch zu verzichten und sich damit für, mindestens in Teilen wehrlos zu erklären.
Wenn aber die Staatsmacht selbst offenkundig so schwach ist, dass sie sich außerstande sieht, Umständen, die jedenfalls weitgehend als offensichtliches Unrecht betrachtet werden, Einhalt zu gebieten, nimmt es nicht Wunder, wenn Teile der politisch mobilisierten Bevölkerung die Sache selbst in die Hand nehmen.
Gleichsam auf der Seite der politischen Linken, die von Seiten der Reichswehr, wie sich in den ersten Jahren der Republik zeite, keine der Rechten gleichwertige Behandlung zu erwarten hatte.
Ist vielleicht eine etwas steile These, aber ich würde meinen, dass ein Land, mit einem eindeutig rechtslastigen Militär und Verwaltungsappaarat, dass sich in Teilen unter Fremdbesatzung befindet, mit der es immer wieder zu Problemen kommt, mit einer Regierung, die das hinnimmt, weil sie übrhaupt keine andere Wahl hat, wird es kaum möglich gewesen sein, die Gewalt als solche aus dem politischen Leben überhaupt zu entfernen.
Dazu hätte es einer Staatsmacht bedurft, die stark genug gewesen wäre, ihren Machtanspruch in jedem Winkel des eigenen Territoriums auch durchzusetzen und von der wirklich alle Bewohner des Landes auch gleiche Behandlung zu erwarten hatten.
Insofern sehe ich die politische Gewalt, auch abseits der größeren Zusammenstöße sicherlich als Faktor in der Geschichte der Weimarer Zeit, aber weder als rein kulturspezifische Problematik, noch als Grundsätzlich mit den größeren Ausschreitungen zu vergleichendes Phänomen, sondern weitgehend als die Konsequenz nicht im hinreichend vorhandener und hinreichend regulierter und weltanschaulich neutraler Staatsmacht.
Darauf wiederrum lassen sich Phänomene wie die Aufstandsbewegungen zu Beginn oder die Straßenschlachten zum Ende der Weimarer Republik nicht reduzieren.
Die verfolgten darüber hinausgehend einen positiven Zweck unter Ausnutzung dieser strukturellen Schwächen.
Das wiederrum sehe ich bei den kleineren Zwischenfällen in den ruhigeren Jahren so nicht gegeben. Da sehe ich die Motivation eher darin, mindestens in Teilen, einen Ersatz für die nicht vorhandene Schutzmacht des Staates durch den Einsatz persönlicher Gewalt zu erreichen, nicht den Staat herauszufordern oder den politischen Gegner dezidiert physisch vernichten zu wollen.
So ähnlich sehe ich das auch.
Nur mit dem Unterschied das sich in den "ruhigeren" Jahren die Grundstrukturen der , ich nenne sie mal paramilitärische Verbände von links bis rechts, verfestigten und auch fanatisierten. Auf genau diesen Grundstrukturen baute man dann ab 1929 richtige schlagkräftige Abteilungen auf die vielfach an Massenbewegungen erinnern.
Was ich bisher in Sachen aktiver Gewalt nicht fand ist das Reichsbanner schwarz-rot-gold. Die sozialdemokratisch bestimmte Bewegung hat sich da glücklicherweise, bestimmt auch wegen diverser Regierungsbeteiligungen in den Ländern, meines Erachtens zurückgehalten.
logo