Wenn man sich aber die Zahlen der getöteten Tiere ,unter Titus oder Trajan anschaut, so war man da nicht knauserig. Tiger waren sicher mit das Teuerste, was man aufbieten konnte aber die waren wohl auch nicht so häufig vertreten. Da die meisten Spiele ohnehin mit Tierhetzen verbunden waren weiß ich nicht, weshalb man zwischen Löwen, die Verurteilte verspeisen und Löwen, die getötet werden sollten unterschieden haben soll.
Dass manche Kampftiere individuelle Namen hatten, spricht eher dafür, dass sie mehrfach verwendet wurden. Für die venatores, die die Bestien erlegen sollten, machte es vermutlich schon einen großen Unterschied, ob es sich um Raubtiere handelte, die zum ersten Mal bewaffnetenJägern gegenüber standen, oder um Tiere, die bereits die scheu vor dem Menschen verloren hatten und ihn mit Beute assoziierten. Aus diesem Grund dürfen Kampfstiere nur einmal verwendet werden. Menschen anzugreifen, sie zu verschlingen, mussten den Tieren erst beigebracht werden, was sich aber bewerkstelligen ließ, wenn man ihnen einige Male Kadaver von Exekutierten vorsetzte und dann ein lebendes Objekt in den Käfig zu werfen.
Eine Schar von Arenabediensteten kümmerte sich um Pflege der Kampftiere, und ein ausgeklügeltes System von Seilwinden, Laufgängen, Aufzügen sorgte dafür, dass die Tiere schnell in die Arena gelangen konnten. Mit einem eingespielten Team hätte es eigentlich keine großen Probleme bereiten müssen, die überlebenden Kampftiere zurück in Käfigaufzüge zu treiben. Bei den Einweihungsspielen des Kolosseums oder den Veranstaltungen Trajans traten 5000. bzw 15.000 Raubtiere an. Es handelte sich dabei aber auch um Veranstaltungen mit über 100 Vorstellungen. Trajans Spiele anlässlich der Dakerkriege zogen sich über 150 Veranstaltungstage, die mit Unterbrechungen sich über fast 2 Jahre hinzogen. Augustus kam in seiner ganzen Regierungszeit von über 40 Jahren mit weniger aus.
In der Mittagspause liefen, fast wie bei RTL und SAT 1 Justizshows. Oft arrangierte man klassische Motive wobei die Römer das mit sarkastischem Galgenhumor garnierten, etwa so wie heute die lustigsten Zwangspfändungen. Ein Virtuose spielte wie Orpheus und betörte scheinbar zahme Tiere, darauf kam der Delinquent dran, der sich alsbald programmgemäß inmitten eines Knäuels ausgehungerter, unmzusikalischer Löwen wiederfand. Manchmal wurden Dramen vorgeführt, und wenn dann der Räuber Laureolus von einem Bären zerfleischt werden sollte, musste der Komparse ran:
Wie Prometheus am skythischen Felsen festgebunden, den adler unablässig an seiner mächtigen Brust nährte, so bot Laureolus
an einem echten Kreuz aufgehängt einem kaledonischen Bären sein nacktes Fleisch dar.
Noch lebten die die zerfretzten Glieder und trieften von Blut und am ganzen Körper sah man vom Körper nichts mehr.
Aber schließlich ertrug er eine gerechte Strafe.
Jener verbrecher hatte entweder die Kehle eines Verwandten oder seines Herrn durchbohrt, oder er hatte im Wahn die tempel beraubt oder an dich, göttliche Roma Feuer gelegt.
Der Täter hatte die Verbrecher der alten Sagen übertroffen.
An ihm wurde eine Strafe vollzogen, die bisher Sage gewesen war."
(Martial Epigramma Spectacula 7)
Den heiligen Ignatius von Antiochia scheinen solche Justizshows sehr beeindruckt haben, wie er in einem brief an die Gemeinde in Rom schrieb:
"ich habe mich selbst schon im Kampf mit wilden Tieren gesehen, zu Lande und zu Wasser, bei Tag und bei Nacht angekettet an zehn Leoparden (Wachen), die immmer unverschämter werden und immer höhere Bestechung fordern. ... Wie sehr ich mich auf die echten Löwen freue. ich hoffenur, dass sie flink sein mögen, ich werde mich ihnen anbieten, damit sie mich, anders als bei den armen Geschöpfen, bei denen sie zu lahm im Angriff waren, schnell verschlingen. Und wenn sie unwillig sind, müsste ich Gewqalt auf sie ausüben. feuer, Kreuz, Tierkampf, Zerstückeln und Vierteilen, Zersplittern von Knochen und Verstümmeln von Gliedmaßen, sogar die Pulverisierung meines gesamten Körpers- lass jede scheußliche und teuflische Qual über mich kommen, vorausgesetzt nur, dass ich meinen Weg zu Christus finde!"
Eusebius, Historia Ecclesiastica, 3, 36