Wann wurde das Steuerrad erfunden?

Gegenkaiser

Gesperrt
Hi,

also wie immer in diesem Unterforum, da die Redax immer noch nicht die Notwendigkeit eines Diskussionsbereichs über Technikgeschichte sieht...

Wer hat eigentlich das Steuerrad erfunden? Das Rad, das man immer bei Piratenfilmen wie mit Johnny Depp sieht, und das jeder Autofahrer schon mal in der Hand gehalten haben sollte. Klar ist, das ein Steuerrad eine Rotationsbewegung in eine Hin- und Herbewegung umwandelt (und umgekehrt). Also ohne Zweifel eine Erfindung ersten Ranges, aber leider total übersehen in der Technikgeschichte.

Spurensuche: Ich habe gerade eine mittelalterliche Illustration aus dem 15. Jh. gesehen, bei der Arbeiter einen Kran mit einer Seilwinde und eben solch einem Steuerrad, wie man es von Segelschiifen kennt, antreiben. Die Frage ist, wann das Steuerrad die Pinne ersetzt hat. Vermutlich im Zeitalter der Entdeckungsfahrten? Aber wer weiß was Genaues? Literaturangaben würde ich sehr willkommen heissen.

Wiki ist leider auch nicht hilfreich: Handrad - Wikipedia

Gruß
 
Ergebnis meiner Spurensuche:

Seit dem 18. Jahrhundert sind - gegenüber dem Heckruder in der Antike und dem Seitenruder im Mittelalter - komplexere Vorrichtungen zum Bewegen des Ruders und zum Fixieren, z.B. Steuerrad und Trommel, bekannt.
...
Die moderne Steuerung entstand aus der Kraftmaschinensteuerung von James Watt, die über eine Drosselklappe (Flyball Governor) und einen Fliehkraftregler als indirekte Regelung verfügt. Franz Anton Egells entwickelte die Steuerung in seiner Maschinenbauanstalt in Berlin weiter. Sie wurde dann in den 1870er-Jahren durch Großreedereien wie die HAPAG verbreitet.

Bereits 1880 entwickelte der Autor F. Lincke in seinem technischen Fachbuch "Das mechanische Relais" eine Technikperspektive von der mechanischen Steuerung zur automatischen Steuerung, die letztlich zu einem hochtechnisierten Servomechanismus führte.

H-Soz-u-Kult / Tagungsberichte / Von der Hanse zum globalen Warenverkehr
 
Danke. Habe mal einen Ebrief losgeschickt mit Bitte um Einssicht in den Vortrag. Wenn ich genug Materialien zusammenhätte, würde ich den Artikel bei WP erweitern.
 
Das erste archäologisch gesicherte Beispiel eines Steuerrades ist dasjenige der HMS Stirling Castle, eines Linienschiffs dritter Klasse der Royal Navy, mit 70 Kanonen.
Die HMS Stirling Castle wurde 1697 gebaut und ging bei dem Großen Sturm von 1703, am 20. November, verloren. Dieser Sturm, über den auch Daniel Defoe berichtet hat, tötete an Land 123 Menschen und zerstörte über 400 Windmühlen.
Auf See sollen hunderte von Fahrzeugen mit über 8.000 Mann Besatzung verloren gegangen sein.
Die Stirling Castle ist heute ein gesetzlich geschütztes Wrack, das archäologisch erforscht ist.
Ob sie das erste Schiff mit Steuerruder war, muss wohl offen bleiben. Meines Wissens gibt es hierzu noch keine gesicherte Erkenntnis.
 
Die Frage ist, wann das Steuerrad die Pinne ersetzt hat.


Im Propyläenlexikon für Technikgeschichte wird die Einführung des Steuerrads auf Schiffen für etwa 1704 genannt, erstmals erwähnt in einer englischen Konstruktionszeichnung.

Im 16. und 17. Jahrhundert benutzten die großen Segelschiffe einen Kolderstock zum steuern, also einen nach unten laufenden Stab, der mit der Pinne verbunden ist. Den Kolderstock kann man dann wie einen Joystick nach links und rechts steuern. Kam wohl ursprünglich von der Kogge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, ich hätte eigentlich gedacht, dass es bereits im 16. Jh. zum Übergang zum Steuerrad gekommen ist. Dann wurden ja die ganzen Entdeckungsfahrten noch mit Pinne unternommen.

kwschaefer,

wo hast du denn deine Erkenntnisse her?


Louis Le Grand,

merci. ich habe mir dank deines Tippes die ganze Reihe jetzt zugelegt. Echtes Schnäpchen bei Ebay, für alle 5 Bände nur 50 Euro. :)
 
kwschaefer,
wo hast du denn deine Erkenntnisse her?

Sehr empfehlenswert:
Brian Lavery The Ship of the Line: Development of the Battlefleet, 1650-1850 Vol 1 London 1984
John Harland Seamanship in the Age of Sail: An Account of the Shiphandling of the Sailing Man-of-war, 1600-1860 London 1984

R. Ensor, "The loss of the Stirling Castle in the great storm of 1703" Mariner's Mirror, vol. 90 no 1, Februar 2004.
John Harland, "The Early History of the Steering Wheel" Mariner's Mirror, vol. 58 no 1, Februar 1972.

Aber wenn du etwas googlest, auf englischen oder amerikanischen Seiten natürlich, findest du auch im Web eine Menge, z.B.
'Stirling Castle' wreck reveals wealth of maritime history at risk : English Heritage : English Heritage
http://www.shipwreck.net/AbridgedSussexProjectPlan.pdf
 
Wenn man die doch schon zum Teil recht großen Schiffe des 16. und 17. Jahrhunderts betrachtet, fällt es einem schwer zu glauben, dass diese Kästen noch mit Pinne gesteuert wurden.
Aber es scheint wirklich so gewesen zu sein.

Aber beim Nachlesen ist mir folgendes interessante Detail begegnet, das Hecksteuer wurde in Europa im 13. Jahrhundert eingeführt. Die Chinesen jedoch kannten anscheinend gar nie etwas anderes. Die haben ihre Schiffe niemals seitlich gesteuert.
 
..Im 16. und 17. Jahrhundert benutzten die großen Segelschiffe einen Kolderstock zum steuern, also einen nach unten laufenden Stab, der mit der Pinne verbunden ist. Den Kolderstock kann man dann wie einen Joystick nach links und rechts steuern. Kam wohl ursprünglich von der Kogge.

Das nannte man auch "Ruderschwengel" :red:
 
"Ruderschwengel" für "Kolderstock". Interessant, das habe ich bisher noch nicht gehört. Auf alle Fälle fortschrittlicher als mit Pinne zu steuern. Und das seit dem Spätmittelalter. ;)
 
Sehr empfehlenswert:
Brian Lavery The Ship of the Line: Development of the Battlefleet, 1650-1850 Vol 1 London 1984

Ich zitiere mal aus: Brian Lavery, The Arming and Fitting of English Ships of War 1600-1815 (S. 19):

[FONT=&quot]The Date of the Wheel [/FONT]It [FONT=&quot]has often been remarked that th e wheel cam e su rp risingly late in the development of the ship, and that the inefficient whip[/FONT][FONT=&quot]staffwas [/FONT][FONT=&quot]retained for a long time. But, as we have seen, [/FONT]it [FONT=&quot]had onl y just been discovered, or redi scovered, how to operate the tiller through a wide angle, an d th e wheel followed this de velopment remarkably quickly. Though the in vention of the whe el is rightly credited to the British Na vy, no trace of any order to introduce it has ever been found , despite ex tensive searches in the archives. This suggests that it was developed by sea officer s and the artisans in the dockyards, rather than by the central admi nistration. Much of our evidence about the early wheel comes from two models in the Nationa l Maritime Museum at Greenwich.' The earliest of these, already mentioned, shows a windlass with its barrel running athwartships. The other (above, right) shows a ship fitted with a full y developed stee ring wheel, but still with th e rowle for th e whipstaff fitt ed below. Both th ese models are considered [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]date from about 1703, though the evidence for this is based almos t entirely on their deco rations . It is conventionally believed that de corati on was gre atly restricted by an order of 1703, and that ships built aft er that year were much pl ainer. Both these model s have dimensions which suggest a later date than 1703, but decorations which , according to this theory, can onl y have come from before that year. Therefore they are dated as '1702' and 'circa 1703'. All these theorie s are based on rather flim sy premises . Many orders were issued [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]restrict carved works in the late years of the seventeenth century, and the early years of the eighteenth. Most were almost comp lete ly igno red by the ma ster sh ipwr ights , an d there is no reason to believe that the orders of 1703 alone were effective. [/FONT]It [FONT=&quot]is more likely that the orders had a cumulative effect over the years, and it is rathe r dangerous to single out 1703 for exclusive menti on . Moreover, it is believed that the second of these models, the one with the full y developed wheel, was made for or by th e Master Shipw right of Plymouth, and was not an The Steering Wheel [/FONT][FONT=&quot]The olden known model ofa fully developed [/FONT]SUtn"ng [FONT=&quot]wheel, on another model at the [/FONT][FONT=&quot]National [/FONT][FONT=&quot]Marit ime Museum. [/FONT][FONT=&quot]Author's photograph, courtesy of NMM.. [/FONT][FONT=&quot]official Navy Board model. T o decorat e his home, he might well have requested a model with carvings which were no longer fitted [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]real ships. The other model is also very unconventional in sty le, and does not have the look of a true Navy Board model. Nevertheless, both models do date from th e early years of the eighteenth century, as one bears th e cypher of Queen Anne, who reigned from 1702 [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]1714, and the othe r has a partly obscure d dat e wh ich reads ' 170-' . More precise dates can be found from other sources. It is clear from her contrac t th at the [/FONT][FONT=&quot]Russell, [/FONT][FONT=&quot]an 80 -gun sh ip begun in 1707, was intended [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]carry a wh ips taff. ' On th e othe r han d a plan of the Ossory , a 90 ·gun ship launched in 1711 shows a 's teering rowIe' in exac tly the right position for a steering wheel. Another ship of the same date, the 50-gun Gloucester, had a companion for the whi pstaff.? All this evidence tends to suggest that th e wheel was invented a little later than usually believed, nearer to 1710 th an to 1703, and th at it was applied first [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]larger ships. T his is no surprise, for larger ships suffered worst from the disadvantage s of the whipstaff, its bad location and relative weakness. No F irs t and Second Rates were used between 1697 and 1702 because the y were rarely employe d in peacetime. On the other hand, the y saw heavy service in the early years of the War. of Span ish Succession , whi ch began in 1702. It was probably dunng these years that the whee l was developed, on active service. Its use spread fairl y ra pidly [/FONT][FONT=&quot]after [/FONT][FONT=&quot]1711, and it seems [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]have been a standa rd fitting on warsh ips by 1715.[/FONT]
Das Steuerrad wurde also erst relativ spät erfunden, wie ich finde (1703-1710), aber hat sich schnell durchgesetzt in der englischen Marine (ab 1715 "Standard"). Jetzt würde mich interessieren, ob das Steuer im Auto genealogisch auch vom Schiffssteuerrad abstammt? Müßte doch eigentlich sein, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmals, mit Absätzen:

The Date of the Wheel

It has often been remarked that th e wheel cam e su rp risingly late in the development of the ship, and that the inefficient whipstaffwas retained for a long time. But, as we have seen, it had onl y just been discovered, or redi scovered, how to operate the tiller through a wide angle, an d th e wheel followed this de velopment remarkably quickly. Though the in vention of the whe el is rightly credited to the British Na vy, no trace of any order to introduce it has ever been found , despite ex tensive searches in the archives. This suggests that it was developed by sea officer s and the artisans in the dockyards, rather than by the central admi nistration.

Much of our evidence about the early wheel comes from two models in the Nationa l Maritime Museum at Greenwich.' The earliest of these, already mentioned, shows a windlass with its barrel running athwartships. The other (above, right) shows a ship fitted with a full y developed stee ring wheel, but still with th e rowle for th e whipstaff fitt ed below. Both th ese models are considered to date from about 1703, though the evidence for this is based almos t entirely on their deco rations . It is conventionally believed that de corati on was gre atly restricted by an order of 1703, and that ships built aft er that year were much pl ainer. Both these model s have dimensions which suggest a later date than 1703, but decorations which , according to this theory, can onl y have come from before that year. Therefore they are dated as '1702' and 'circa 1703'.

All these theorie s are based on rather flim sy premises . Many orders were issued to restrict carved works in the late years of the seventeenth century, and the early years of the eighteenth. Most were almost comp lete ly igno red by the ma ster sh ipwr ights , an d there is no reason to believe that the orders of 1703 alone were effective. It is more likely that the orders had a cumulative effect over the years, and it is rathe r dangerous to single out 1703 for exclusive menti on . Moreover, it is believed that the second of these models, the one with the full y developed wheel, was made for or by th e Master Shipw right of Plymouth, and was not an The Steering Wheel The olden known model ofa fully developed SUtn"ng wheel, on another model at the National Marit ime Museum. Author's photograph, courtesy of NMM.. official Navy Board model. T o decorat e his home, he might well have requested a model with carvings which were no longer fitted to real ships. The other model is also very unconventional in sty le, and does not have the look of a true Navy Board model. Nevertheless, both models do date from th e early years of the eighteenth century, as one bears th e cypher of Queen Anne, who reigned from 1702 to 1714, and the othe r has a partly obscure d dat e wh ich reads ' 170-' .

More precise dates can be found from other sources. It is clear from her contrac t th at the Russell, an 80 -gun sh ip begun in 1707, was intended to carry a wh ips taff. ' On th e othe r han d a plan of the Ossory , a 90 ·gun ship launched in 1711 shows a 's teering rowIe' in exac tly the right position for a steering wheel. Another ship of the same date, the 50-gun Gloucester, had a companion for the whi pstaff.?

[FONT=&quot]All this evidence tends to suggest that th e wheel was invented a little later than usually believed, nearer to 1710 th an to 1703, and th at it was applied first [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]larger ships. T his is no surprise, for larger ships suffered worst from the disadvantage s of the whipstaff, its bad location and relative weakness. No F irs t and Second Rates were used between 1697 and 1702 because the y were rarely employe d in peacetime. On the other hand, the y saw heavy service in the early years of the War. of Span ish Succession , whi ch began in 1702. It was probably dunng these years that the whee l was developed, on active service. Its use spread fairl y ra pidly [/FONT][FONT=&quot]after [/FONT][FONT=&quot]1711, and it seems [/FONT][FONT=&quot]to [/FONT][FONT=&quot]have been a standa rd fitting on warsh ips by 1715.[/FONT]
 
"Ruderschwengel" für "Kolderstock". Interessant, das habe ich bisher noch nicht gehört. Auf alle Fälle fortschrittlicher als mit Pinne zu steuern. Und das seit dem Spätmittelalter. ;)
Ist zwar schon ein alter Thread aber momentan werden einige davon weitergeführt.
Der Kolderstock war über lange Zeit , im 16. und 17. Jh. ,besonders in nordischen Ländern üblich. Im Mittelmeerraum war er eher nicht in Gebrauch. Auf meiner Skizze habe ich versucht die Funktionsweise zu zeigen. Die Pinne habe ich stark verkürzt dargestellt, die war nicht selten 10 bis 12 Meter lang. Die Hebelwirkung des Kolderstocks erlaubte nur relativ kleine Rudereinschläge, was zu großen Lenkwegen der Schiffe führte. Der Ruderstand war häufig vollkommen geschlossen und der Rudergänger schaute nur durch ein kleines Fenster nach vorn und lenkte mehr auf Zuruf.
Mir ist überhaupt kein Piratenfilm bekannt bei dem ein Kolderstock zu sehen war, obwohl der in der Zeit, in der diese Filme spielen üblich war. Die Rudergänger stehen immer an Steuerrädern, auch wenn es diese erst 100 Jahre später gab.:S
 

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Wobei zu berücksichtigen ist, das der Werbel nur eine Art Lager, durch denn der Kolderstock durchgesteckt wurde. Die moderne Variante ist der Pinnenausleger, welcher auf Jollen, Kielbooten und Sportboote zum Teil heute gefahren werden. Dabei fällt der Werbel aber weg. Der Pinnenausleger ist heute aber auch wesentlich leichter als damals, da die Ruder wesentlich mehr Kraft Aufbauten als heute, da sie nicht vorbalannciert waren.
Bei dem Nachbau der Batavia sieht man das zusätzlich Taljen an der Pinne angebracht waren, so das die Pinne im Sturm oder auch für Reparaturen festgesetzt werden konnte. Eventuell das man auch zusätzliches Personal bei schwierigen Bedingungen an die Pinne gestellt hat.

Apvar
 
Bei dem Nachbau der Batavia sieht man das zusätzlich Taljen an der Pinne angebracht waren, so das die Pinne im Sturm oder auch für Reparaturen festgesetzt werden konnte. Eventuell das man auch zusätzliches Personal bei schwierigen Bedingungen an die Pinne gestellt hat.
Möglicherweise kamen die Taljen bei größeren Rudereinschlägen zum Einsatz.
Die Steuerräder funktionierten ja auch über Taljen (Flaschenzüge), die von der Pinne über Umlenkrollen zum Steuerrad führten . Als in der Schlacht von Trafalgar das Steuerrad der" Victory" zerstört wurde, mussten 20 Matrosen an die 9 Meter lange Pinne um das Schiff auf Zuruf zu steuern.
 
Mir ist überhaupt kein Piratenfilm bekannt bei dem ein Kolderstock zu sehen war, obwohl der in der Zeit, in der diese Filme spielen üblich war. Die Rudergänger stehen immer an Steuerrädern, auch wenn es diese erst 100 Jahre später gab.
In "Shogun" (1980) steht der Navigator am Anfang des Films an einem Kolderstock. Der Film spielt ja um 1600-1620.

Vielleicht sah der Kolderstock einfach nicht so "cool" aus. Überhaupt werden ja auch gern kleine Fahrzeuge in Filmen gern zu großen Schiffen gepimpt.

Ein Piratenschiff ohne für Filme typisches Steuerruder sieht man übrigens auch in "Piraten" von Polański. Allerdings handelt es sich dabei um eine kleine Brigg, die nur mit einem kleinen Geschütz (Drehbasse?) bewaffnet ist.
 
In "Shogun" (1980) steht der Navigator am Anfang des Films an einem Kolderstock. Der Film spielt ja um 1600-1620.
Stimmt, an Shogun hatte ich gar nicht gedacht. Allerdings war da der Kolderstock oben auf dem Achterdeck angebracht. Das war aber bei holländischen Schiffen nicht üblich. Der Ruderstand lag viel weiter unten und war auch nicht offen. Bei der "Wasa" sieht man ,dass der Ruderstand mitten im schiff lag und der Rudergänger fast keine Sicht nach draußen hatte. http://www.wasadream.com/photoswasa/17.jpg
Bei diesem Modellschnitt durch das Achterdeck, sieht man im rechten, oberen Teil den Ruderstand mit dem Kolderstock. Der Rudergänger hat überhaupt keinen Blick nach draußen und der Pilot hockt auf der Treppe um hinauszuschauen und die Kommandos an den Rudergänger weiterzugeben. https://media.holidaycheck.com/data/urlaubsbilder/images/165/1160720313.jpg

Ein Piratenschiff ohne für Filme typisches Steuerruder sieht man übrigens auch in "Piraten" von Polański. Allerdings handelt es sich dabei um eine kleine Brigg, die nur mit einem kleinen Geschütz (Drehbasse?) bewaffnet ist.
Dafür hatte das spanische Linienschiff, welches Polanski ,in Originalgröße bauen ließ, ein zeitunübliches Steuerrad. http://img169.imageshack.us/img169/8958/neptune5pd7.jpg . Das Schiff, die "Neptune" liegt heute noch im Hafen von Genua. Da es fahrtüchtig war, war es möglicherweise für die heutigen Seeleute, die es fuhren einfacher mit einem Rad zu steuern. Ich weiß aber nicht, ob das Steuerrad im Film zu sehen war.
 
Dafür hatte das spanische Linienschiff, welches Polanski ,in Originalgröße bauen ließ, ein zeitunübliches Steuerrad. http://img169.imageshack.us/img169/8958/neptune5pd7.jpg . Das Schiff, die "Neptune" liegt heute noch im Hafen von Genua. Da es fahrtüchtig war, war es möglicherweise für die heutigen Seeleute, die es fuhren einfacher mit einem Rad zu steuern. Ich weiß aber nicht, ob das Steuerrad im Film zu sehen war.
Im Film war es zu sehen, als die Meuterer in die Kajüten der Offiziere eindrangen. Immerhin ist es eine Seltenheit, dass das Steuerrad nicht wie in den 50er- oder 60er-Jahre-Filmen einfach auf dem Kapitänsdeck stand, sondern überdacht war. "Piraten" spielt bei allen Qualitäten hinsichtlich der Ausstattung eh in einer nicht näher zu greifenden Zeit.
Einmal wird der Pyrenäenfrieden von 1659 als relevantes Ereignis erwähnt. Demzufolge sei laut Aussage des Kapitäns zu seinem 1. Offizier der Krieg vorüber. Der Krieg zwischen Frankreich und Spanien entbrannte allerdings 1667 erneut und wurde durch den Frieden von Aachen beendigt. Die Kleidung der Darsteller sehen aber nicht zuletzt durch den großen Dreispitz von Captain Red eher nach 1690ern oder etwas in dem Zeitschnitt aus.
Das Schiff, die "Neptun", wird gegen Ende des Films einmal als Galeone und eine der schnellsten der königlichen Flotte bezeichnet.
In welche Zeit passt denn das Schiff vom äußerlichen Erscheinungsbild her?

In den üblichen Piratenfilmen steht ja auch der Kapitän am Steuerrad und die Angebetete des Seeräubers, wie in "Der Seeräuber" (1942) Maureen O'Hara, begegnet ihm dort. Vielleicht ist es halt dieses Bild des selber sein Schiff und sein Schicksal steuernden Kapitäns, das sich in die Köpfe der Filmemacher eingebrannt hat.

In "Der Pirat der Sieben Meere" (1962) mit Rod Taylor gibt es auch schon im späten 16. Jh. das klassische Steuerrad.
 
@Brissotin,
die Neptune könnte schon noch als Galeone bezeichnet werden. Sie waren bis weit in das 17. Jh. hinein üblich.
Die offenen Steuerräder gab es durchaus, aber später (im 19.Jh.), als bei Segelschiffen (Fregatten, Sloops, Corvetten, Klipper...) die Achterdecks nicht mehr hoch aufragten ,wie es bei diesem Modell des Klippers "Cutty sark" ,ganz hinten zu sehen ist http://www.modelships.de/Cutty-Sark/vIMG_4019.jpg.
 
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Die offenen Steuerräder gab es durchaus, aber später (im 19.Jh.), als bei Segelschiffen (Fregatten, Sloops, Corvetten, Klipper...) die Achterdecks nicht mehr hoch aufragten ,wie es bei diesem Modell des Klippers "Cutty sark" ,ganz hinten zu sehen ist http://www.modelships.de/Cutty-Sark/vIMG_4019.jpg.


Ich war vor einiger Zeit auf dem Ekuatorianischen Schulschiff Guayas zu besuch. Da gab es einen kleinen geschlossenen Steuerstand mit einem kleinem Steuerrad. Auf dem Heck, in der selben Anordung wie bei dem Modell der Cutty Sark, war noch ein offen stehendes großes Rad. Man erklärte mir, dass dieses nur benutzt wurde wenn das vordere Ausfiel und es wurden mehrere Mann benötigt um es zu bedienen.

Bei einem älteren argentinischen Segelschiff, der Corbeta Uruguay, befand sich dagegen dieses zweite Steuerrad unter Deck.
 
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