Das dänische Beispiel war durchaus beeindruckend, man muss aber auch an die besondere Lage Dänemarks im Jahre 1943 denken. Die Wehrmacht und die SS haben da stark weggesehen. Am merkwürdigsten war das Verhalten von Werner Best, ein absolut geeichter Nazi. Offenbar war es ihm recht, wenn die Juden verschwanden, denn so konnte er Hitler Dänemark als "judenrein" präsentieren. Er informierte daher den Marineattache Duckwitz, wissend, dass der die Informationen weitergeben würde.
Die Präsentation Dänemarks hat Best am 2.10.1943 mit Telegramm an Ribbentrop vorgenommen:
"1. Die Judenaktion in Dänemark ist in der Nacht vom 1. zum 2.10.1943 ohne Zwischenfälle durchgeführt worden.
2. Vom heutigen Tage an kann Dänemark als entjudet bezeichnet werden, da sich hier kein Jude mehr legal aufhalten und betätigen kann.
3. Um die Erfassung derjenigen Juden, die nicht in der ersten Nacht festgenommen werden konnten, zu ermöglichen, erläßt der Befehlshaber der deutschen Truppen in Dänemark (Hanneken) als Inhaber der Vollziehenden Gewalt heute die folgende Verordnung: ..."
Später wurden Telegramme ausgetauscht, die zum Fehlschlag der Aktion Rechtfertigungen und Gründe aufführten.
ADAP E VII.
Schweden erklärte offiziell bezüglich der Transporte am 4.10.1943 gegenüber dem AA die Bereitschaft, allen Kindern die Einreise zu ermöglichen. Das AA befürchtete Rückwirkungen der Aktion auf Schweden, was wegen der Kriegslage unangenehm geworden wäre. Die schwedische Öffentlichkeit reagierte nämlich bereits sehr heftig auf die Aktion.
Am 18.10. meldete Best, es sei keine beachtliche Sabotage und Spionage vorgekommen, und kritisierte damit die Begründung für die Aktion vom 2.10. Zudem wies er auf die bisherige Zurückhaltung der dänischen Bevölkerung hin. Am 2.11. hatte er dann ein Gespräch mit Eichmann, der folgende Vorschläge an das RSHA übermitteln wollte: Freigabe für Alter über 60, sog. "Halbjuden" und Juden in "Mischehen", im übrigen Besuch der nach Theresienstadt bereits Deportierten durch das dänische RK.
Am 20.11. protestierte er gegen jede Art von "Sühnemaßnahmen" in Dänemark wegen der zunehmenden, aber geringsfügigen Anschläge und machte den Vorschlag, lediglich mit der Sipo (die erst seit 8 Wochen im Land tätig sei und der man Zeit lassen müsse) direkt gegen die Widerstandsgruppen vorzugehen.
Die Ereignismeldung vom 14.12.43 ist dann wenig spektakulär, die geringe Anzahl von Sabotageakten wird herausgestellt, und er wiederholt dieses am 1.4.44 mit Betonung der außerordentlichen landwirtschaftlichen Bedeutung Dänemarks und des "kriegswichtigen zivilen Bedarfs" durch Lieferungen von Dänemark. Hitler war von diesem Report so beeindruckt, dass er die Freigabe von notwendigen Lieferungen an Dänemark prüfen ließ.
Um die dänisch-schwedische Koppelung deutlicher zu machen, lohnt ein Blick auf die schwedischen Kriegslieferungen an das Deutsche Reich: Bereits vor dem Luftangriff auf Schweinfurt lieferte Schweden 60% der Kugellager, nach dem Angriff weit mehr. Ein Wegfall oder eine wesentliche Verminderung der Einfuhren hätte die Durchführung der Panzer- und flugzeugfertigungsprogramme für 1944 unmöglich gemacht. Daneben wurden rd. 10 Mio. to. hochwertigen Eisenerzes eingeführt, welches nur durch minderwertiges frz. oder deutsches Erz hätte ersetzt werden können. Dieses hätte eine Verdoppelung des Aufwandes an Kohle, Hochöfen und Arbeitskräften im Reich verursacht. Die Holzlieferungen waren entscheidend für die Inganghaltung der luftbeschädigten Gebiete, an Zellstoff wurden 50 % des zum Teil kriegswichtigen Bedarfs geliefert. Holzkohle-Roheisen und Edelstahl war unersetzlich für die militärischen Motoren- und Werkzeugmaschinenprogramme. Die Lieferungen im Wert von rd. 600 Mio. RM p.a. konnten ohnehin schon nicht bezahlt werden, Kreditierungen wurden von Schweden abgelehnt, weshalb sogar knappes Kriegsgerät angeboten wurde (10 % der Summe), um die Lieferungen zu sichern.