Warum ist die lateinische Sprache eigentlich ausgestorben?

Also ist "Germanische Sprache" falsch, es müsste "Germanische Spachen" heißen, genau wie "Romanische Sprachen", da es nur ein Überbegriff für eine Sprachfamilie ist.
 
Also ist "Germanische Sprache" falsch, es müsste "Germanische Spachen" heißen
Öhm... kommt drauf an. Was den heutigen Zustand betrifft, hast du Recht. Allerdings lassen sich diese m.W. auf eine germ. "Ursprache", welche durch die (erste) Lautverschiebung entstand, zurückführen.

genau wie "Romanische Sprachen"
...genau wie die zu den rom. Sprachen gehörende "Ursprache" eben Latein ist (bzw. war). :)
 
Öhm... kommt drauf an. Was den heutigen Zustand betrifft, hast du Recht. Allerdings lassen sich diese m.W. auf eine germ. "Ursprache", welche durch die (erste) Lautverschiebung entstand, zurückführen.


...genau wie die zu den rom. Sprachen gehörende "Ursprache" eben Latein ist (bzw. war). :)

Ich habe mal gelesen, ich weiß natürlich nicht mehr wo:pfeif:, dass zur Zeit der Frankenreiche 6.-9. Jahrhundert in Urkunden über Verhandlungen mit Slawen ständig von Dolmetschern die Rede sei, bei solchen mit Dänen, Schweden usw. nie.
Woraus der Verfasser schloss, dass die damaligen Germanen sich noch untereinander problemlos unterhalten konnten.

Kann man das so sehen?
 
Kann man das so sehen?

Ich weiß jetzt nicht, wann west- und nordgerm. Sprachen auseinanderdrifteten bzw. in wie fern. Jede Gruppe für sich bildet m.W. noch immer ein Dialektkontinuum.
Der "Bruch" zw. Nieder- und Oberdeutschen Mundarten ist ja durch die (zweite) Lautverschiebung erklärt. Was ich mich jetzt aber frage, ist, wann, wie und warum ein solcher Bruch zw. West- und Nordgermanisch war... :confused:
Hyo ist ja noch nicht on?!? :pfeif:

Wobei wir hiermit vielleicht etwas zu sehr offtopic werden. Lohnt ein eigener Thread?
 
Also ist "Germanische Sprache" falsch, es müsste "Germanische Spachen" heißen, genau wie "Romanische Sprachen", da es nur ein Überbegriff für eine Sprachfamilie ist.

Wenn die usprünglichen indoeuropäischen Sprachen gemeint sind, kann man die Termini "Germanische Sprache" und "Romanische Sprachen" nicht gleichsetzen.

Die romanischen Sprachen sind aus den "italischen Sprachen" hervorgegegangen, unter denen Latein als bedeutendste herausragt. Hiervon spalteten sich etwa 2000 Jahre später die romanischen Sprachen - Spanisch, Französisch usw. - ab. Vergleichbar damit wären die deutsche oder schwedische Sprache, die sich aus dem Germanischen entwickelten.
 
El-Quijote schrieb:
Was mal wieder beweist: Nicht jeder der ein Buch schreibt hat auch Recht! Zeugnisse des Vulgärlateinischen bzw. die Zeugnisse der 'Sprachpfleger' - den Verein zur Erhaltung der deutschen Sprache gab es eben auch schon im alten Rom - gibt es ja eben. Namentlich im Appendix Probi. Es war also eine gebildete Oberschicht, die auf dem klass. Latein pochte, aber Sprache wird ja nicht nur von einem Teil der Sprachgemeinschaft gemacht sondern von ihrem ganzen. So mag das klass. Latein ein Soziolekt der Bildungsschichten gewesen sein, einen Alleinvertretungsanspruch, wie in diesem Ausschnitt postuliert, hatte es nicht.
In den heutigen Bildungsschichten gilt es weitgehend als schicklich, die eigenen Belange herunter zu reden, um eine Lanze für ungebildete Schichten zu brechen. Die Frage ist nur: wer von uns wollte sich das Vulgärlatein reinziehen? Das war doch wohl kaum anregender als das heutige Vulgärteutonesisch:
"Ich geh ma' em' um'me Egge nach Aldi, Bier hol'n und denn fein ein' saufen."
Oder wenn ich in der Straßenbahn zuhöre, was gewisse Backfische so von sich geben:
"Has' neue Schuhe? Echt voll geil!"
Und erst die lauthals nacherzählten Beziehungsdramen, die jeder Fahrgast problemlos mitschreiben könnte:
"Und dann hat er gesagt ... und dann hab ich gesagt ... und dann hat er gesagt ... und dann hab ich gesagt ..." ect.
Wer wollte denn über dererlei Sprechblasen sein Lebenswerk verfassen? Ist es nicht viel besser, an Unterrichtswerken zu schreiben, die das Ziel haben, diesen Menschen Sprachcompetenz so zu vermitteln, daß sie Geschmack daran fänden, sich sprachlich zu verbessern. Mein Wunsch ist nicht, bildungsferne Schichten zu belassen - sie in ihrem gegenwärtigen Sprachgebrauch zu bestärken. Das Idealziehl sollte doch eigentlich darin bestehen, diese Schichten abzuschaffen, um emancipierte Menschen daraus werden zu lassen. Diese Problemschichten können sich kaum helfen, wenn es etwa um Mietrecht geht. Aus meiner Wohnanlage ist weit über 50% der Urbevölkerung von den Heuschrecken verdrängt worden. Meine 'oberschlauen' Hilfsangebote (Mietrecht) wollten die gar nicht hören. Als dieser Sommer zuende ging, war ich die Modernisierungsgewinnerin schlechthin (sagt eine Dame vom Becirk). Und warum all die Verlierer? Weil sie das Interlectuelle verachten. Belassen kann man das so nicht ...
Ich selbst achte immer darauf, daß ich ein Mindestniveau consumiere. Man wird schließlich von dem, was man consumiert geprägt! Wenn ich täglich einfältige Reden höre und lese, wird mein Inteligenzquotient gnadenlos sinken. Im Gegenteil arbeite ich daran, daß mein Niveau möglichst weiter steigt :: Bildung emancipiert. Es geht nicht darum, sich großzutun, oder besser als andere zu wähnen : es geht schlicht darum, daß man nicht verarscht werden kann (auch von der Werbung). Und das ist sehr-sehr wichtig im Leben. Weshalb ich mich auch für Vulgärlatein eben kaum interessiere.
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Vulgärlatein schnupperte ich vor 4 Jahren. Damals belegte ich Lateinseminare bei der VHS und unsere Docentin wollte, bei Keksen und Marcipan, etwas Heiteres darbieten: In der Tat gibt es heute noch überlieferte Wandschmierereien von den alten Römern, was uns aber bekannt vorkömmen dürfte ... "Quintilius ist doof" - "Marcus liebt Magdalena" ect. - An den exacten Wortlaut kann ich mich nicht mehr erinnern, aber genau in der Art klang es tatsächlich.
Vulgärlatein - in der letzten Lateinstunde vor Weihnachten - nur so zum Schmunzeln; das finde eigentlich angemessen.
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Professor Stroh liebt offensichtlich das perfecte Cicero-Latein über alles und das kann ich verstehen. Es ist wie mit den Graphiti-Sprayereien: Gern übersieht man die zigtausenden von ungeschickten Vulgärkrakeleien (oder ärgert sich drüber), um dann schließlich vor einem einzigen Werk fasciniert stehen zu bleiben :: Welch ein Künstler! Der eine oder andere Schulleiter hat den Meister wahrscheinlich schon gebeten, eine kahle Wand zu verschönern. Warum sollte er die Vulgärsprayer beauftragen? Nein, er bittet den begnadeten jungen Meister, zur Ergötzung aller Augen. Bis auf die der Vulgärsprayer, welche -leider!- neidisch drüber krakeln.
 
Du unterliegst einem Missverständnis, was mich sehr wundert. Du verwendest den umgangssprachlichen Begriff von vulgär, der sich aber von der wissenschaftlichen Betrachtungsweise, die idealerweise beschreibend und nicht wertend ist. Vulgär kommt von vulgus, heißt 'zum Volke gehörig'. Deine Begriffsvorstellung von vulgär ist dagegen negativ konnotiert und bedeutet 'unkultiviert'. Das sind aber zwei zu trennende Dinge. Man konnte auch im klassischen Latein Dinge sagen, die sehr vulgär im Sinne von 'unkultiviert' waren, während man umgekehrt im Vulgärlatein durchaus kultivierte Gespräche führen konnte. Ein deutsches Hochglanzpolitmagazin hat im Übrigen ein vulgärlateinisches Wort als Titel. Nicht das klassische ignis.

Warum sich aber Worte wie vulgär - 'zum Volke gehörig' - oder ordinär - 'gewöhnlich' so gewandelt haben, dass aus wertneutralen Worten negativ konnotierte Worte wurden, ist eine andere Geschichte.
 
Du unterliegst einem Missverständnis, was mich sehr wundert. Du verwendest den umgangssprachlichen Begriff von vulgär, der sich aber von der wissenschaftlichen Betrachtungsweise, die idealerweise beschreibend und nicht wertend ist. Vulgär kommt von vulgus, heißt 'zum Volke gehörig'. Deine Begriffsvorstellung von vulgär ist dagegen negativ konnotiert und bedeutet 'unkultiviert'. Das sind aber zwei zu trennende Dinge. Man konnte auch im klassischen Latein Dinge sagen, die sehr vulgär im Sinne von 'unkultiviert' waren, während man umgekehrt im Vulgärlatein durchaus kultivierte Gespräche führen konnte. Ein deutsches Hochglanzpolitmagazin hat im Übrigen ein vulgärlateinisches Wort als Titel. Nicht das klassische ignis.
Warum sich aber Worte wie vulgär - 'zum Volke gehörig' - oder ordinär - 'gewöhnlich' so gewandelt haben, dass aus wertneutralen Worten negativ konnotierte Worte wurden, ist eine andere Geschichte.

Ich gebe gern zu, daß ich über das Vulgärlatein so gut wie nichts weiß. Mit der Urbedeutung des Begriffes vulgär habe ich mich auch noch nicht gar so tief auseinander gesetzt, was ich heute Abend nachholen werde ...
Es ist ja ganz ähnlich, wie mit POPVLVS : daß man nämlich den Pöbel heute negativ verwendet. Aus dem 17./18.Jahrhundert kenne ich die Varianten Pöpel, Popul, Pöbel und das war auch nicht unbedingt negativ gemeint. Madame d'Orleans (von der Pfaltz) schrieb einmal, sie hätte den Pöbel von Paris recht lieb, weil er sich für sie eingesetzt hätte. Und es schaute ja auch nicht jeder Landesfürst auf seine Untertanen herab - es gab ja genug Regierende, die ihr Volk wirklich liebten und achteten.
In dieser Richtung hat sich so einiges negativ verändert: "Das finde ich gemein!" - "Hundsgemein" ... - Gemein bedeutet in vordemocratischer Zeit eigentlich das Gleiche wie vulgär. Positive Varianten gibt es immerhin noch: Denken wir an den "gemeinen Soldaten" (Officier, Unterofficier, Gemeiner). Oder denken wir an die Gemein(d)e, kirchlich wie weltlich (man liest um 1700 öfters die Gegenüberstellung "der Priester <-> die Gemeine" ("die Gemeine als Nominativ", um dann etwa im Genitiv "der Gesang der Gemeinen" zu declinieren; man könnte in der Tat streiten, ob im Plural wirklich immer ein n stehen muß).
Im übrigen wurde im Deutschen sehr viel negativisiert (merkwürdig, absonderlich, sonderbar ect. ...), was eigentlich eher positiv gemeint gewesen war.

Das Wort ordinär ist doppelt interessant. An diesem Wort haben sich eingebildete Spießer und Zicken vieler Generationen versündigt. Heute kann sich kaum ein Mensch vorstellen, daß man vor der 68iger Revolution vielfach tief verletzt war, wenn einem die Eigenschaft "gewöhnlich" unterstellt wurde. Seit den 68ern galt es als schicklich, volksnah zu sein, sich mit den unteren Schichten zu solidarisieren. Ja, viele gaben sich sogar gern einen pseudoproletarischen Anstrich - gerade Interlectuelle. Bis dahin war das aber eher nicht so gewesen. Ich erinnere mich an einen Ufa-Spielfilm der 1930er Jahre, worin eine Darstellerin zu einer anderen sagte: "Sie sind ja eine gewöhnliche Frau." Daß die so Angesprochene schwer gekränkt reagierte und ihre Verletztheit gar so tief zeigte, hat mich als Jugendliche damals sehr beschäftigt. Ich gehörte ja der sogenannten 78er-Generation an, für die ein solches Empfinden überhaupt nicht mehr nachvollziehbar war. Früher wollten gerade Frauen etwas besonderes, ja höheres, als den Durchschnitt verkörpern. Und im gleichen Maße wurde eben auch das Wort Ordinär mißbraucht. So sehr, daß man es heute ja geradezu mit Unflätigkeiten verbindet. - Nun ist Ordinär verdeutschtes Französisch - aus dem 17./18.Jahrundert kenne ich eigentlich nur verteutschte Lateinvarianten wie etwa "das ordinari spaciren gehen" (gewöhnlich, wie jeden Tag), oder der Fürst läßt etwa "die ordinari Lotterey" (Lotterie) ausrufen, während er seine "ordinari Audientz" abhält und sich womöglich seine "ordinari Toback=Pfeiffe" darreichen läßt.
Es ist ja bekannt, daß gerade Neuadel und neureiche Personen zu besonders krasser Überheblichkeit neigen. Alte Fürstengeschlechter betrachteten die Umwelt hingegen eher mit nüchternden und wohlwollenderen Augen. So wundert es mich nicht, daß Überheblichkeiten offenbar mit dem Ausklingen des Ancien Regimes zunehmen, wo ja ein Gerangel um frei werdende Einflußmöglichkeiten zwangsläufig einsetzen muß. Und es ist ja auch bekannt, daß Aufsteiger nicht selten Bildungsdeficite aufweisen. Darüber ist Sprache regelrecht verlottert.

In der Summe muß ich leider feststellen, daß die lateinische Sprache besonders stark unter diesen Bedeutungsverschiebungen gelitten hat. Ein junger Mensch muß diese Sprache heute zwangsläufig als 'sprachlich gegen die Logic' empfinden, wo ihm ja ganz andere - negative - Bedeutungen geläufig sind.
Ich bin schon lange davon überzeugt, daß in der deutschen Sprache endlich aufgeräumt werden muß. Daß der Inhalt des Dudens practisch 'democratisch' bestimmt wird, ist einfach contraproductiv. Wenn die Germanisten sich nach dem Volksmund richten, wird die Sprache zwangsläufig immer weniger eloquent. Daß man etwa Anglicismen aufnimmt, ist ja in Ordnung - ansonsten sollten in aller Regel die Urbedeutungen entscheidend sein - gerade im Lateinischen. Und darüber können nur Sprachwissenschaftler befinden.

Das Wort "Tempo" wird heute ebenfalls in einem ganz falschen Licht gesehen. Vor vielen Jahren wunderte ich mich über die Ausführungen meines verehrten Tanzmeisters Taubert. Er unterteilte Anno 1717 nämlich Bewegungsabläufe in Tempi: Im ersten Tempo die Kniebeuge, im zweiten Tempo das Erheben und in den weiteren Tempi die steifen Schritte. Ich verstand nichts als Bahnhof, weil ich immer mit Geschwindigkeit übersetzte. Dabei muß es ja Zeit(abschnitt) lauten.
Vielleicht versteht man mich jetzt ansatzweise, warum ich Teutsch hochhalte, um über den Duden die Nase zu rümpfen. Ich habe schlicht einen Horror vor dieser sprachlogischen Verblödung ...
Und darum danke ich auch ganz absonderlich, also extraordinari (in abgesonderter Weise, über das gewöhnliche Maß hinaus gehend) für den Hinweis auf die unselige Vulgär-Verdrehung.

Cicero ist nun ein Lateinniveau, das völlig über meinem Vermögen liegt. Aber ich darf dieses Ideallatein doch bewundern?
 
Ich bin schon lange davon überzeugt, daß in der deutschen Sprache endlich aufgeräumt werden muß. Daß der Inhalt des Dudens practisch 'democratisch' bestimmt wird, ist einfach contraproductiv. Wenn die Germanisten sich nach dem Volksmund richten, wird die Sprache zwangsläufig immer weniger eloquent. Daß man etwa Anglicismen aufnimmt, ist ja in Ordnung - ansonsten sollten in aller Regel die Urbedeutungen entscheidend sein - gerade im Lateinischen. Und darüber können nur Sprachwissenschaftler befinden.
Leider legt nicht der Duden den Inhalt der Sprache fest, sondern das Gesprochene den Inhalt des Dudens. Er darf nur die aktuelle Form festhalten und solange als Richtlinie gelten bis sich neues durchgesetzt hat. Bei eloquent denke ich an eine lebendige Sprache und Sprache lebt imho vom gesprochenen Wort. Dass manche ihr Vokabular klein halten und eine minimalistische Ausdrucksweise fröhnen (hach was für tolle Gespräche lassen sich nur mit den Worten "Punkrock", "ja" und "genau" oder einfach nur "Rammstein" führen), ist das kein Grund für Leute der hochtrabenden Formulierungen auf geistreiche Satzkonstruktionen zu verzichten.
Wenn man dann noch gezielt zwischen Sprachebenen wechselt und regionale Ausdrucksweisen einfließen lässt, dann kann das noch viel reivoller wirken. Willst du mir da nicht zustimmen, meine?
 
Die Sprachwissenschaft hat die Aufgabe die Sprache zu beschreiben, Sprachwandel (Historiolinguistik, Soziolinguistik) ist dabei für manch einen Philologen ein interessantes Gebiet, etwa Kanaksprak, Jugendsprache etc. Es ist nicht die Aufgabe der Sprachwissenschaft, den Sprachwandel zu korrigieren. Ich wiederhole gerne: die Wissenschaft ist idealerweise wertneutral (da der einzelne nicht wertneutral ist, kann natürlich auch der Wissenschaftler immer nur dem Ideal des Wertneutralen nacheifern und versuchen, es zu erreichen). Ob Sprachwandel "gut" oder "schlecht" ist, darüber hat der Sprachwissenschaftler nicht zu befinden.
 
Es ist ja ganz ähnlich, wie mit POPVLVS : daß man nämlich den Pöbel heute negativ verwendet. Aus dem 17./18.Jahrhundert kenne ich die Varianten Pöpel, Popul, Pöbel und das war auch nicht unbedingt negativ gemeint.

Das ist sehr weit hergeholt.
Der poble war im Altfranzösischen Dienerschaft, gemeine Leute.
Populus lat. hingegen heisst Volk. Im antiken Rom wurde das einfache Volk plebs lat. genannt und später hier für sogenannte niedere Stände benutzt.
Also von Plebejer.
Plebs ist also heute ein Schimpfwort. Wenn man bedenkt, dass Plebiszit (Volksabstimmung) von plebs herrührt ...

Was du meinst, hat mit gemeines Volk nichts zu tun. Die Popularen im antiken Rom waren spezielle politische Methodiker im Senat. Bekanntester Popular war Julius Cäsar. Der hat sich doch wohl nicht um die niedrigeren Stände solche Sorgen gemacht, dass er ihr Wortführer wurde?
 
Was du meinst, hat mit gemeines Volk nichts zu tun. Die Popularen im antiken Rom waren spezielle politische Methodiker im Senat. Bekanntester Popular war Julius Cäsar. Der hat sich doch wohl nicht um die niedrigeren Stände solche Sorgen gemacht, dass er ihr Wortführer wurde?

Du hast recht. Ich kenne aus der ersten Lateinstunde ja auch noch POPVLVS ROMANVS. Und das geht in eine ganz andere Richtung. In einer Republik wird das Volk ja höher bewertet, als in einer Aristocratie. Sobald ein System in eine Einpersonenherrschaft umkippt, wird der Gegensatz zwischen Volk und Regierung extremer und das Volk (das sind alle außer dem Herrscher) wird abgewertet. In der Tendenz hat das auch zu einem Bedeutungswandel geführt, der sich offensichtlich im Spätlatein niederschlägt.

Was das Altertum angeht, findet man bei mir durchaus Wissenslücken. Ich denke da recht aus der Perspective des Spätlateiners und trage wohl auch das eine oder andere Vorurteil der Nachgeborenen in mir. Bin aber stets dankbar, wenn man mich auf solche Fehlsichten hinweist.

Ich sehe daraus, daß ich in der Discussion die Perspective des Spätlatein nicht verlassen sollte, weil ich nur da zuhause bin. Bei lateinischen Urbedeutungen muß ich vorsichtiger überlegen, bevor ich was loslasse ...
 
Wobei die römische Republik keine Republik in unserem Sinne war. So gab es auch dort nur ein Klassenwahlrecht. Insofern ist der Plebejer schon damals aus aristokratischer Sicht keineswegs gleichwertig.
 
Ja, natürlich - wie leben ja auch nur in einer indirecten Democratia (unter dem gegenwärtigen Vorzeichen der Politikverdrossenheit ist die directe wohl kaum machbar).
 
Leider legt nicht der Duden den Inhalt der Sprache fest, sondern das Gesprochene den Inhalt des Dudens. Er darf nur die aktuelle Form festhalten und solange als Richtlinie gelten bis sich neues durchgesetzt hat. Bei eloquent denke ich an eine lebendige Sprache und Sprache lebt imho vom gesprochenen Wort.
Das ist hart für mich zu hören. Ich bin in dieser Frage strict gegen democratische Willensbildung und habe dem Duden längst abgeschworen. Folge ich halt einer Minderheitenposition. Unter der Fahne der Pluralismus ist dies nicht allein statthaft : es ist sogar hochnotwendig. Es wird ja - zurecht! darauf hingewiesen, daß es Abweichler geben muß. Man wird nicht viel gelobt deswegen, aber man muß dennoch durchhalten. Es muß Leute geben, die dagegen halten und das scheint mein Fluch zu sein ...
Leider kann ich unter diesem Vorzeichen die Eingangsfrage nicht positiv beantworten: Latein ist in der Breite ausgestorben, lebt aber immerhin noch als Minderheitensprache. Wo die Mehrheit aus der Zeit Geschwindigkeit macht, aus dem Volke den Mob ect., ect. : kann das Lateinische ihr nur fremdartig erscheinen.

Wenn man dann noch gezielt zwischen Sprachebenen wechselt und regionale Ausdrucksweisen einfließen lässt, dann kann das noch viel reivoller wirken. Willst du mir da nicht zustimmen, meine?
Also, ick quasle jerne ma druff los, aba det muß imma scheen im Rahmen bleeben: Den janzen Tach berlinan is meene Sache nich, dit is bei mir nur zum Jaudi.

Die Sprachwissenschaft hat die Aufgabe die Sprache zu beschreiben, Sprachwandel (Historiolinguistik, Soziolinguistik) ist dabei für manch einen Philologen ein interessantes Gebiet, etwa Kanaksprak, Jugendsprache etc.
In einer Ostberliner Nebenstraße hörte ich mal eine alte Frau über die "Juchend" schimpfen. Schleppt sich da durch die drückende Sommerhitze und poltert:
"Und wenn man sieht wie se rummloofen ... da kommt ei'm de Kacke hoch!"
Damals war ich gerade frisch aus der nordwestdeutschen Provinz zugezogen und konnte meine Ohren kaum glauben schenken. Solche Kraßheiten hätte ich einer Greisin niemals zugetraut. Ich war schockiert und beeindruckt zugleich.
Was in den Mauern des alten Rom alles so widerhallte - wer mag das ermessen? ...

Es ist nicht die Aufgabe der Sprachwissenschaft, den Sprachwandel zu korrigieren. Ich wiederhole gerne: die Wissenschaft ist idealerweise wertneutral (da der einzelne nicht wertneutral ist, kann natürlich auch der Wissenschaftler immer nur dem Ideal des Wertneutralen nacheifern und versuchen, es zu erreichen). Ob Sprachwandel "gut" oder "schlecht" ist, darüber hat der
Erst sichere ich das bisher Geschriebene ... geht gleich weiter ...Sprachwissenschaftler nicht zu befinden.
Ditte is eene Frache vonne Jehaltsklasse ...
In Sachen Facultätsplanstelle und academischer Grad gehöre ich der Gehaltsclasse Null an. Geld ist was feines, aber es macht bekanntlich auch unfrei. Ich genieße die Gnade der Vogelfreiheit. Im Mittelalter hätte man mich deswegen totgeschlagen, aber ich profitiere ja vom Pluralismus. Und als Gehaltsclasse Null darf ich meinen Idealen folgen. Und da steht die Erhaltung lateinischer Urbedeutungen ganz oben auf der Rechnung.
Ich weiß aber wo die Grenze ist halte mich oft zurück. Oftmals schreibe ich in meinen Beiträgen das deutonische D. Ich persönlich sage manchmal bissig: "Ich bin keine Deutsche!" - weil ich persönlich dem T den Vorzug gebe. Da ich einer Renaissance des Wortes "Teutsch" aber null Chancen gebe - leider! beiße ich in den sauren Apfel. Wenn ich manchmal Behördenformulare ausfülle, tut es mir weh, weil ich mich jedesmal verbiegen muß. Aber dieses Problem ist in Sachen Spracheloquenz nachrangig. Das Beispiel "Tempo" ist viel problematischer.
Naja, was ich da in meiner Unterzeile stehen habe, ist recht ironisch gemeint - hat bei mir aber einen tiefernsten Hintergrund:

Latein ist für unsere abendländische LOGICAM der entscheidende Factor. Ich war immer bemüht, meine Logikfähigkeiten fortzuentwickeln - auch jetzt noch, mit um die 50. Und Logik hat viel mit Sprache zu tun. Wenn gewisse Leute der Minimalsprache frönen, bedienen sie gleichzeitig Minimallogik. Da wende ich mich schlechterdings ab. Das darf es ja auch geben, aber es ist völlig gegen meine Ideale.
Minimallogiker lernte ich z.B. im trompetenforum.de kennen: Ich war damals gerade dabei, meine Blastechnik zu verändern - nicht mehr aggressiv, mit betont wenig Druck in der Höhe. Damals hatte ich medicinische US-Links, welche auf gewisse Gesundheitsrisiken hinwiesen. Dieses Thema war aber mit den meisten Trompetern nicht zu discutieren. Da waren etliche Machos, die mich ziemlich hart angingen, sowie eine große Mehrheit, die sich über meinen Aspect beschwerte. - Was würden die Hools wohl machen, wollte ich in einem Kickerforum auf den Effect von Stollenschuhen hinweisen. Die begünstigen nämlich das Zuschandendrehen der Kniegelenke. - Ich möchte dieses uncritische Niveau nicht bedienen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In einer Republik wird das Volk ja höher bewertet, als in einer Aristocratie.


Kleine Zwischenfrage: Warum schreibst Du das aus dem Lateinischen stammende "Republic" ("res publica") mit "k", das aus dem Griechischen stammende "Aristokratie" (αριστοκρατία = "aristokratia") hingegen mit "c"?

Gibt es da irgendein System?
 
Demoiselle schrieb:
Muß noch was zu einer Bewertung sagen:

Da wird unterstellt, mein Frühneuhochdeutsch sei eine Mixtur aus "heruntergekommenem Mittelhochdeutsch" und "haufenweise Romanismen".

Also, das ist Anachronismus pur: Vom Mittelhochdeutsch bin ich kaum beleckt, sondern von gewiß über 90% Quellen der Zeit um 1700. Letzteres ist dem Mittelhochdeutsch sprachlich überlegen, man muß also das Pferd hier nicht von hinten aufzäumen.
Man muß es aber auch nicht durch die gezwungen romanistische Brille sehen. Eine treffend Aussage wäre dagegen, daß frühneuzeitliche Sprache bei uns noch einen gewissen Pathos inne hatte. Nun, der Wilheminismus und der Nazionalsozialismus hat das Pathetische bis zum Erbrechen überdehnt - deshalb sind die Deutschen hier heute antipathisch. Bühnenprogramme werden ja gerne mit dem Prädicat "ganz ohne Pathos" gelobhudelt. Ich finde aber ein gewisses Maß an Pathos natürlich. Wir consumieren diesen Pathos heute nur aus fremden Nationen und Culturen. Gutes Beispiel : schwarze Soulmusik - diese schwarzen Künstler strotzen nur so von Pathos.

Die Begriffe, die ich da in meiner Bewertung gelesen habe, kann ich mir nur so erklären, daß kaum Kenntnisse über Frühneuhochdeutsch vorhanden sind und deshalb andere Maßstäbe zum Vergleich herangezogen werden.

Das geht aber am Kern vorbei.
Die Bewertung erfolgte zu diesem Thema hier. Nun kam ich nicht darauf, daß Lateinausdrücke ausgerechnet in diesem Threat verteufelt werden könnten. Um die handelt es sich nämlich, denn wie gesagt, überwiegen um 1700 noch Lateinvarianten (die bei uns längst französisiert sind) : wie z.B. militarisch (statt militärisch), criminal (statt kriminell), discuriren (statt discutieren) ect. ...
Und deshalb bekam ich den Ausdruck "romanismen" in den 1707er Hals, wo "romanisch" nichts anderes als "wie in den Romanen zu lesen" (die ja meist in vergangener Zeit spielen). Und da meine Correspondenten von Anno 2000 mehr zu "romantisch" tendieren (wahrscheinlich eine Ableitung von "romanisch"), dachte ich, man werfe mir romanhafte Klischees vor.

Es ist aber ja viel Ärger - denn dies ist ja ein Fall von Fremdwortfeindlichkeit (welche gar nicht so fern von der eigentlichen Fremdenfeindlichkeit ist). Beim Lateinischen ist es aber eigentlich ein Sägen am eingenen culturellen Ast. Denn wie ich ja bereits ausgeführt hatte:

Imperium Caroli Magni origo patriae teutonicae est, eo tempore autem linguae germanorum et lingua latina origi linguae teutonicae evadebant, ergoque lingua latina etiam lingua teutonorum est.
Latein ist eine abendländische Sprache und sie ist in besonderm Maße eine Sprache der Deutschen! Zumal wir dereinst die römische Kaiserkrone geerbt haben. Über Jahrhunderte gab es in Deutschland, neben dem Lateinischen, gar keine Einheitliche Sprache.

Was mir an den Angelsaxen gefällt, ist die Vielzahl noch erhaltener Originalformen lateinischer Ausdrücke. Und da muß ich den Neuteutonesen zum Vorwurf machen, daß sie ihre lateinischen Wurzeln caputt reformiert haben. Ich glaube, daß dies durchaus auch mit Pisa zu tun hat, wenn man Sprachlogik so mit Füßen tritt. Und ich glaube auch, daß das angelsäxische Bekenntnis zu den Wurzeln Roms (siehe das Capitol in den USA) ein großer Pluspunct ist.

Deshalb erkenne ich jetzt, daß meine Bewertungs-Critik gar nicht in die histor.Correspondenz gehörte, sondern hierher.

Ansonsten muß ich davon ausgehen, hier jemand in die Truhe mittelhochdeutschen Halbwissens gegriffen hat, um da nahe-Null-Wissen über frühneuhochdeutsch zu compensieren. Das Mittelhochdeutsch ist aber ja bereits eine Mischung aus Deutsch und Französisch!! Dies entnahm ich vor Jahren einem Mhdt-Lehrbuch mit Erstaunen, daß das höfisch-Französische in der Gotik bereits einmal Mode unter deutschen Edelleuten gewesen ist.

Das Gelehrten-Teutsch um 1700 ist wenig mit Französischen Ausdrücken gespickt, sondern von lateinischen, welche keine Mode waren, sondern uralte Teutsche Geistestradition!!!

P.S.: Wo jemand einen meiner Beiträge als "ätzend" bezeichnet, belastet mich das gar nicht. Solche sachlichen Verdrehungen, wie ich sie hier ansprach, gehen mir dagegen ziemlich auf den Magen. Äpfel und Birnen durcheinander zu schmeißen, kann eigentlich ganz wohlmundend sein. Bei hehren geistigen Belangen vergeht mir dagegen der Appetit.
 
Nun kam ich nicht darauf, daß Lateinausdrücke ausgerechnet in diesem Threat verteufelt werden könnten. Um die handelt es sich nämlich, denn wie gesagt, überwiegen um 1700 noch Lateinvarianten (die bei uns längst französisiert sind) : wie z.B. militarisch (statt militärisch), criminal (statt kriminell), discuriren (statt discutieren) ect. ...


Lateinkundige schreiben das Wort "discurri(e)ren" mit zwei r. Mit einem r wäre es eine Ableitung von "curare"/"kurieren".

Das Wort "diskutieren" ist keine französisierte Form, sondern kommt ebenfalls direkt aus dem Lateinischen "discutere" und war im Deutschen bereits im 16. Jahrhundert gebräuchlich.

Das heutige Deutsch kennt sowohl das Wort "kriminal" als auch das Wort "kriminell"; beide Wörter haben durchaus unterschiedliche Bedeutungsnuancen und sollten nicht miteinander verwechselt werden.

Merke: Der Räuber ist ein "Krimineller", der Gendarm ein "Kriminaler".



Und da muß ich den Neuteutonesen zum Vorwurf machen, daß sie ihre lateinischen Wurzeln caputt reformiert haben. Ich glaube, daß dies durchaus auch mit Pisa zu tun hat, wenn man Sprachlogik so mit Füßen tritt.


Wer ernstzunehmende Vorwürfe erheben will, sollte sich einigermaßen ernsthaft mit der Sache befaßt haben...


Ansonsten muß ich davon ausgehen, hier jemand in die Truhe mittelhochdeutschen Halbwissens gegriffen hat, um da nahe-Null-Wissen über frühneuhochdeutsch zu compensieren.


Zum Stichwort "Halbwissen" fällt mir nur dieser Spruch ein:

Populanten von Domizilien mit fragiler, transparenter Außenstruktur sollten sich von der Umfunktionierung diverser gegen Deformation resistenter Materialien in Wurfprojektile distanzieren.



Übrigens hatte ich noch eine kleine Zwischenfrage: Warum schreibst Du das aus dem Lateinischen stammende "Republic" ("res publica") mit "k", das aus dem Griechischen stammende "Aristokratie" (αριστοκρατία = "aristokratia") hingegen mit "c"?

Gibt es da irgendein System?

 
Ich denke, dass auch der Anteil von Wörtern aus dem Lateinischen in unserer Sprache so reichhaltig ist, dass man durchaus nicht leugnen kann, dass das Lateinische noch weiterlebt. Wie schon einige Vorredner unterstrichen, alle Sprachen haben sich weiterentwickelt, bekamen Wörter aus anderen Sprachen hinzu und veränderten sich also. Ob nun manches Wort lateinischen Ursprungs über den Umweg des Französischen nach England oder Deutschland gelangt ist, erscheint mir eigentlich gleich. Dass sowohl aus dem Lateinischen als auch aus dem Französischen gern mal ganze Floskeln im Alltag, passiert mir zumindest, zitiert werden, belegt doch, dass diese Sprache für eine angeblich so tote Sprache, noch sehr beliebt zu sein scheint.

Wenn man allerdings fragt: Warum ist die lateinische Sprache ausgestorben und die romanischen Sprachen nicht als Produkt einer adäquaten Fortentwicklung des Lateinischen, welche ja von an deren Sprachen, positiv ausgedrückt, befruchtet wurde, so könnte man ebenso das Deutsche für ausgestorben erklären, da es nicht mehr den sprachlichen Zeugnissen des Frühmittelalters entspricht.
 
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