Übergang von den Merowingern auf die Karolinger

Wie Barbarossa richtig anmerkte, war der Übergang fließend a la "unfreie Dienstmannen -> Dienstadel -> Adel". Soweit ich es in den Texten auf den verlinkten Seiten verstanden habe, läßt sich für das Frankenreich während der Merowingerzeit aber zumindest seit den Reichsteilungen nach 600 mindestens ein dienstadliger Stand annehmen.
 
Wie Barbarossa richtig anmerkte, war der Übergang fließend a la "unfreie Dienstmannen -> Dienstadel -> Adel". Soweit ich es in den Texten auf den verlinkten Seiten verstanden habe, läßt sich für das Frankenreich während der Merowingerzeit aber zumindest seit den Reichsteilungen nach 600 mindestens ein dienstadliger Stand annehmen.
Wobei es bei den Franken jener Zeit nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, ob man adlig war oder nicht. Wer zur Gefolgschaft des Königs gehörte, war ein "gemachter Mann".
S. 3 schrieb:
Ihr Staatsverständnis baute auf gegenseitigen Personenbeziehungen auf, die mit den Begriffen „Herrschaft“ und „Gefolgschaft“ gekennzeichnet werden. Gegenseitige Treueschwüre des Herrschers und seiner Gefolgsleute waren für die noch dem Sippensystem verhafteten Germanen das Instrument, um ihre Herrschaft auf nicht
Blutsverwandte auszudehnen.​

 
Hallo Ihr,

adlig hin oder her, ich glaube, dass es den Hausmeiern nicht so wichtig war, wichtiger war ihnen, dass sie die Macht innehatten und die hatten sie ohne Zweifel.

Tschüß...
 
Hallo Ihr,

adlig hin oder her, ich glaube, dass es den Hausmeiern nicht so wichtig war, wichtiger war ihnen, dass sie die Macht innehatten und die hatten sie ohne Zweifel.

Tschüß...
Das sehe ich genau so. Sie strebten stark nach der Macht im Reich und in dem Maße, in dem die Hausmeier an Macht gewannen, verloren die Merowinger Stück für Stück an Macht, bis hin zur völligen Bedeutungslosigkeit.
 
Sie strebten stark nach der Macht im Reich und in dem Maße, in dem die Hausmeier an Macht gewannen, verloren die Merowinger Stück für Stück an Macht, bis hin zur völligen Bedeutungslosigkeit.

Unbestritten, und darüber dürften wir uns auch einig sein.
Nur lautete die Eingangsfrage bekanntlich:
Waren die Hausmeier eigentlich adlig?

Ob ihnen das selbst wichtig war, steht auf einem anderen Blatt.
 
Spätestens Karl der Große hat damit ein Problem gehabt, es war ihm sehr wichtig.
Seine Vorfahren waren nicht adelig, er hat aber alles getan um seinen Adel zu unterstreichen und sein „Königsheil“ somit zu begründen.
Deswegen der Bund mit der kath. Kirche.
Heiratspolitik mit diversen Adeligen von KdG und seinen Vorfahren.
Verunglimpfung der Merowinger in diversen Jahrbüchern und Texten.
Sein Nickname ist David, was Seinen göttlichen Adel unterstreichen sollte.
 
Spätestens Karl der Große hat damit ein Problem gehabt, es war ihm sehr wichtig.
Seine Vorfahren waren nicht adelig, er hat aber alles getan um seinen Adel zu unterstreichen und sein „Königsheil“ somit zu begründen.
Deswegen der Bund mit der kath. Kirche.

Zu den Stammvätern der Karolinger gehörten auch die Pippiniden deren Macht sich vor allem auf ihren umfangreichen Grundbesitz (Allod) in Austrasien beruhte. Damit gehörten sie und ihre Nachkommen zweifelsohne zum höchsten Adel der Franken.
Das Karl der Große Probleme damit hatte seine Herrschaft Aufgrund mangelnden Adels zu begründen ist mir neu. Er folgte gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann problemlos seinem Vater Pippin dem Kurzen auf den Thron.
Des Großen Großvater Karl Martell musste sich jedoch im Kampf um die Herrschaft gegen seine Stiefmutter Plektrud durchsetzen da diese ihn, als Sohn einer Friedelfrau, von dieser ausschließen wollte.

Sascha schrieb:
Heiratspolitik mit diversen Adeligen von KdG und seinen Vorfahren.
Verunglimpfung der Merowinger in diversen Jahrbüchern und Texten.
Sein Nickname ist David, was Seinen göttlichen Adel unterstreichen sollte.

Das Zusammengehen der Karolinger mit der römischen Kirche (pippinische Schenkung) sollte deren Thronbesteigung im Frankenreich und die damit einhergehende Absetzung der Merowinger legalisieren ("Königsheil").
 
Joinville, klar Pippiniden, aber der Prozess der „Adeligkeit“ ist noch im Gange.
Er reichte nicht zur Königswürde, was wohl ein Mitgrund war, dass diverse pippinidische Versuche den König zu stürzen gescheitert sind.
Stattdessen hat man die Merowinger als Marionetten benutzt, wie andere Hausmeierfam.
Sonst hätte man sich wahrscheinlich ein, zwei Generationen vorher zum Königtum aufgeschwungen.
Jedenfalls nach einigen Autoren, die sich mit dem Thema befassten.
 
Joinville, klar Pippiniden, aber der Prozess der „Adeligkeit“ ist noch im Gange.
Er reichte nicht zur Königswürde, was wohl ein Mitgrund war, dass diverse pippinidische Versuche den König zu stürzen gescheitert sind.
...

Man muss dabei aber auch die unterschiedlichen politischen Gegebenheiten anschauen unter denen die Pippiniden/Karolinger die Königswürde an sich bringen wollten.
Pippin der Kurze war 751 bereits der de facto Herrscher des gesamten Frankenreichs und die Herrschaft lag bereits seit zwei Generationen fest in der Familie.
Hundert Jahre zuvor hatte Grimoald der Ältere lediglich Austrasien (das Stammland der Sippe) unter seine Kontrolle gebracht wo er seinen eigenen Sohn als König instalieren konnte. Dies tat er vor allem zum eigenen Machterhalt da sonst Austrasien mit Neustrien vereint worden wäre und er somit um seine Position als Hausmaier bangen musste. Dennoch musste er sich allerdings noch mit dem neustrischen Hausmaier Ebroin und dessen König Chlotar II. auseinander setzen und unterlag.
 
Klar, neben der faktischen Kontrolle von Gebieten, fehlte ihm die “Würde” sich einzusetzen,
einen ehemaligen Hausmeier wird man nicht als König anerkennen, solange er nicht alles kontrollieren kann, deshalb setzt die (schwächere?) Konkurrenz Ebroin auf den würdigen Chlotar II, dieser ist faktisch ohne Macht (außer ein paar Zoll und Steuereinkünften).
Ist zwar alles heutige Auslegungssache, aber ich denke die Theorien sind nicht schlecht.
Sobald eine Hausmeierfamilie so viel Macht und Kontrolle in der Hand hatte , dass die restlichen fränkischen Häuser, keine Gefahr mehr darstellten, konnte man sich die Königswürde nehmen.
Danach ging es auf die fränkischen Satellitenstaaten. Friesland, Sachsen, Bayern…danach Langobaden, Italien etc…
 
Joinville, klar Pippiniden, aber der Prozess der „Adeligkeit“ ist noch im Gange.
Er reichte nicht zur Königswürde, was wohl ein Mitgrund war, dass diverse pippinidische Versuche den König zu stürzen gescheitert sind.
Stattdessen hat man die Merowinger als Marionetten benutzt, wie andere Hausmeierfam.
Sonst hätte man sich wahrscheinlich ein, zwei Generationen vorher zum Königtum aufgeschwungen.
Jedenfalls nach einigen Autoren, die sich mit dem Thema befassten.
Nein. Eine "Nichtadligkeit" der Hausmeier war auf keinen Fall ein Hinderungsgrund, die Merowinger vom Thron zu "schubsen" und die Königswürde im Reich zu erreichen. Das ist mir als Begründung noch nie untergekommen.
Vielmehr lag es an der langen Tradition der Merowinger als Könige und an ihrer mythologischen "göttlichen Abstammung", die es den Karolingern erschwerte, die Merowinger auch in ihrer Königswürde abzulösen, weswegen sich die Karolinger vorher erst dem höchsten kirchlichen Segen versichern mußten. Deshalb gab es zwischen 737 - 743 auch einen nur kurzen und somit mißlungenen Versuch von Seiten der Karolinger, den Königsthron nicht mehr zu besetzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurze Zwischenanmerkung: ich habe das Thema ins Unterforum "Die Franken" verschoben, wohin es mE gehört.
Bzgl. der thematischen Diskussion später mehr...
 
Noch einige Textauszüge bzgl. Hausmeier und Adel...
Anm. dazu: Normalerweise begnüge ich mich mit Angabe der Links, aber ehe dort Dinge überlesen werden, möchte ich die entsprechenden Stellen hervorheben.

LexMA - Hausmeier (maior domus) schrieb:
Ursprünglich Vorsteher des Hausgesindes, dem besonders im frühfränkischen Reich ein außerordentlicher Aufstieg beschieden war: Er trat hier als Inhaber des bedeutendsten Hausamtes an die Spitze des fränkischen Adels, um schließlich bis an die Stufen des Königsthrones aufzusteigen. - Seine Anfänge wurzeln in der Unfreiheit. Noch in einer Version der Lex Salica (X, 6, MGH LNG IV, 1, 53f.) figuriert der maior (wie die maiorissa) als Leiter des unfreien Hausgesindes, in Entsprechung zum Seneschalk, dem »Altknecht«, dem der maior demnach als »Groß«- oder »Oberknecht« entspricht. In gehobener Stellung begegnet der maior domus an den Höfen der Könige in den germanischen Völkerwanderungs-Reichen, ohne daß diese Stellung jedoch bereits deutlicher erkennbar wird. Dies ist erst im Franken-Reich... der Fall, wo der Hausmeier offenbar zu jeder Hofhaltung gehört.
...
Mit den Reichsteilungen wächst die Bedeutung des Hausmeieramtes (Fredegar Cont. c. 4, 5), das jeweils für den genannten Reichsteil Neustrien, Austrien und Burgund zuständig ist: Der Hausmeier gewinnt Anteil an der Verwaltung des Königsgutes und tritt gleichzeitig an die Spitze der königlichen Gefolgschaft... Während er dabei zunächst im Auftrag des Königs fungiert, tritt nach 600 ein entscheidender Wechsel ein, als das Amt des Hausmeiers sich der Bindung an den König entzieht und stattdessen unter den Einfluß des Adels gerät... Weder in Neustrien noch in Burgund ist das Amt des Hausmeiers erblich geworden. Dagegen gewann die Tendenz zur Erblichkeit des Maiordomats seit dem ARNULFINGER Pippin I. in Austrien mehr und mehr an Boden.
Pippin I. vereinigte bereits die führende Stellung des austrasischen Adels mit dem Hausmeieramt, das er seinem Sohn Grimoald I. übergeben konnte...
Vom bereits verlinkten hausmeier

LexMA - KAROLINGER - DIE ANFÄNGE schrieb:
Die Geschichte der aus dem Maas-Mosel-Gebiet stammenden KAROLINGER läßt sich bis in das 7. Jh. zurückverfolgen, als Bischof Arnulf von Metz und der nördlich der Ardennen begüterte Adlige Pippin im Kampf des austrasischen Adels gegen die Königin Brunichild dem neustrischen König Chlothar II. zur Gesamtherrschaft im MEROWINGER-Reich verhalfen... Sie gewann fast ununterbrochen gegenüber dem Königshaus der MEROWINGER ebenso wie die anderen fränkischen Adelsfamilien an Einfluß bis zur Erlangung der Königswürde (751). Auf dem Weg dahin war neben dem infolge geschickter Heiratspolitik wachsenden Reichtum der Familie vor allem die Ausübung des austrasischen Hausmeieramts durch Pippin den Älteren (+ 640) und seinen Sohn Grimoald I. (+ um 662) maßgeblich...
Von karolinger

Der Aufstieg der Hausmeier schrieb:
... später beginnt mit der Errichtung eines Unterkönigtums in Metz unter Chlothars Sohn Dagobert ein neues Element fränkischer "Staatsordnung": Da das Unterkönigtum auf Druck des austrasischen Adels zustandegekommen war, erhielt Dagobert auch Pippin den Älteren und den Bischof Arnulf von Metz als Leiter des königlichen Haushalts bzw. als wichtigen politischen Berater zur Seite gestellt. Die Hausmeier werden in der Folgezeit zum wichtigsten politischen Amt, wobei dieser Entwicklung der ausgeprägte politische Ehrgeiz Pippins und seines Sohnes Grimoald zugute kam.

Grimoalds Griff nach der Königsherrschaft scheiterte jedoch. 656 trat zwar sein Sohn als Adoptivsohn Sigiberts von Metz das Königtum in Austrasien an – als dieser jedoch 662 starb, traf Grimoald die Reaktion der neustrischen Merowingerfamilie: er wurde in einen Hinterhalt gelockt und ermordet.

In den Wirren der folgenden Jahre erwies sich das Hausmeieramt in der Hand des Adels als der entscheidende Hebel, um die Macht des Königtums politisch auszuhöhlen...
Von Der Aufstieg der Hausmeier

Leopold von Ranke: Die karolingische Zeit schrieb:
In diesen drei Ländern (Neustrien, Burgund, Austrien - Anm. von mir) hatten Adel und Kirche sich gewissermaßen gegen den König koalisiert. Ersterer hatte es unter den Merowingern dahin gebracht, daß die Hausmeier (Majores domus) die königliche Gewalt faktisch in der Hand hatten...
Von Aus Werk und Nachlass - Google Book Search



Anm. zur Problematik der Erlangung der Königswürde durch die Karolinger: Sie waren schlichtweg nicht von königlicher Herkunft wie die Merowinger, was jedoch wiederum nicht zwangsläufig auf nichtadligen Stand schließen läßt.
Dazu aus dem LexMA:
LexMA - Pippin III. schrieb:
Nach der Niederwerfung erneuter Aufstände Grifos und seiner Helfer in Sachsen, Bayern und Aquitanien ging Pippin der Jüngere daran, klare Verhältnisse zu schaffen. Das Problem, das es zu lösen galt, lag in dem Mißverhältnis, das zwischen dem machtlosen König und dem Inhaber der tatsächlichen Macht bestand, der keinem Königsgeschlecht angehörte. An diesem Mißverhältnis war 662 der Versuch des Hausmeiers Grimoald I., die MEROWINGER zu entthronen, gescheitert. Es kam darauf an, die fehlende Legitimität seines Geschlechts auf andere Weise zu ersetzen.
Vgl. auch pippin_3_der_kleine_frankenkoenig_+_768
 
Adel im Frankenreich

Man sollte vielleicht erst mal (er)klären, was im merowingischen Frankenreich unter "Adel" zu verstehen ist. Denn das unterscheidet sich doch erheblich von dem, was man etwa aus dem Hochmittelalter als "Adel" kennt.

Generell hat Sascha nämlich völlig recht:
Macht, Einfluss und Kontrolle sind wichtige - und am Ende natürlich entscheidende - Faktoren, aber mit Adel haben sie nicht notwendigerweise etwas zu tun. Auch wenn sich möglicherweise einem uneingeweihten FMA-Gelegenheitsinteressierten das aufdrängen sollte. (Damit ist jetzt keiner der momentan aktiven Diskussionsteilnehmer gemeint, es geht mir nur darum zu zeigen, was eventuell von einem interessierten Laien falsch verstanden werden kann)

Die Franken definierten sich zuerst als einen Stammesverbund, der sich in den Wirren der Völkerwanderungszeit aus mehreren germanischen Stämmen bildete, welche einzeln wohl in dieser Zeit keine Chancen gehabt hätten, sich gegen andere Völkerschaften durchzusetzen.
Innerhalb dieser einzelnen Völker gab es keinen wirklichen "Adel". Es gab einen Anführer ("König" oder vergleichbare Bezeichnungen) und ansonsten eben mehr oder weniger freie Stammesangehörige. Dabei mit Sicherheit einflussreichere und weniger einflussreiche, aber das hat mit Adel nichts zu tun.
Im Stammesverbund der Franken musste es nun natürlich einen "Hauptkönig" geben, eben den "König der Franken". Nach welchen Kriterien dieser das Amt erhielt, ist an dieser Stelle nicht relevant.
Nun gab es natürlich neben diesem König auch die Geschlechter derer, die zwar in ihrem Stamm den Häuptling stellten, es aber im Frankenreich nicht zum König gebracht hatten. (Aus welchen Gründen auch immer)
Diese Familien stellten den "Fränkischen Adel" dar und ihre Obersten werden für gewöhnlich als "Herzöge" bezeichnet (Siehe später z.B. Herzog Tassilo etcetera)

Nun gilt es hervorzuheben, dass es einen breiten "niederen Adel" im Sinne von dem, was sich später einmal aus dem Dienstadel und/oder dem Ritterstand herausbilden sollte, noch nicht gab. Es gab den fränkischen König und die Herzöge (nach obiger Erläuterung jetzt mal als Arbeitsbegriff verwendet), aber noch nichts vergleichbares zu Grafen, Baronen, Rittern usw.

Für einen Hausmeier war es ursprünglich nicht Bedingung, diesem eng umrissenen fränkischen "Adel" anzugehören, wie man aus den Links von Thimotheus schön ersehen kann. Folglich taten die ersten Hausmeier es vermutlich auch nicht, sonst wäre eine explizite Erwähnung dieses feinen Details überflüssig.

Dass später Dienstposten des Königs/Kaisers erblich wurden und spätestens damit schleichend Adelsbedeutung erhielten, tut im frühen Frankenreich nichts zur Sache. Ab wann man nun den Posten des Hausmeiers effektiv als "Adelsposition" ansehen kann, ist Diskussionssache.

Ich betone aber nochmals, dass weder Einfluss noch Macht/Kontrolle oder auch großer Reichtum/Landbesitz ein Beweis für Adel sein müssen.

Gruß,

Panzerreiter
 
Nein. Eine "Nichtadligkeit" der Hausmeier war auf keinen Fall ein Hinderungsgrund, die Merowinger vom Thron zu "schubsen" und die Königswürde im Reich zu erreichen. Das ist mir als Begründung noch nie untergekommen. .

Es ist wie gesagt ein Prozess eine Familie Hausbedienstete steigt zur Macht auf, geht (Heirats-) Verbindungen ein und der wird mit jedem Schritt (Generation) adeliger, aber noch nicht Königswürdig.
Deswegen werden die letzen Merowinger gebraucht.
Der Adel zu der Zeit ist recht undefinierbar. Franken die eher aus dem militärischen Bereichen der Spätantike kommen und „echter“ romanischer Adel der vor allem in ehemaligen Gallien schon eine viel ältere Rolle inne hatte als jeder fränkische Edeling vermischen sich. Somit ist durchaus eine breite soziale Mobilität gegeben.

Vielmehr lag es an der langen Tradition der Merowinger als Könige und an ihrer mythologischen "göttlichen Abstammung", die es den Karolingern erschwerte, die Merowinger auch in ihrer Königswürde abzulösen, weswegen sich die Karolinger vorher erst dem höchsten kirchlichen Segen versichern mußten.

Der wesentliche Unterschied der Göttlichkeit der Merowinger zu den Karolingern ist, dass die Merowinger eher germanisch mythologisch geadelt sind nicht vorrangig christlich.
Zu Ihrer späteren Zeit sind viele christliche Strömungen vorhanden, vor allem eine REGIONALE irisch fränkische Ausrichtung (Columban/heiliger Martin.)

Die Karolinger gehen andere Wege, sie setzen bewusst auf Rom und mit Bonifatius wird katholisch übermissionert, dies und Aktionen wie die Pippinische Schenkungen schaffen einen ideologischen Verbündeten, den Papst, der eine rhetorische Frage beantwortet.
Pippin bekommt die Adeligkeit spätestens mit der kirchlichen Salbung, somit auch seine Legitimation der Königswürde. Ein Merwoinger wurde NICHT kirchlich gesalbt, er hatte die Würde ererbt.
 
Ich denke, wir sind uns darüber einig, daß wir hier über eine zeitliche Entwicklung sprechen.
Daneben aber geht es mE auch um zwei Aspekte, welche im Zusammenhang Amt (Hausmeier) und soziale Stellung (Adel) hervorgehoben bzw. betrachtet werden müssen:
1. Amt gewinnt Adelsbedeutung oder Adelsstellung
2. Adel begleitet ein bestimmtes Amt

Meines Wissens bildet sich der Adel als Oberschicht über den Freien im frühen Frankenreich aus fränkischen Großgrundbesitzern ("hochstehende" fränkische Familien, welche Landschenkungen erhielten), hohen Königsbeamten und senatorischen Familien (gallo-romanische Familien). Die späteren Reichsteilungen führten dabei zu regionalen Adelsgruppierungen...
WICHTIG: Im Gegensatz zu späteren Zeiten (Hochmittelalter etc.) verfügte diese Oberschicht jedoch über keine konret fixierte Rechtsstellung - weswegen die Verwendung des Adelsbegriffs für das Frühmittelalter auch in der Fachwelt kontrovers diskutiert wird!

Werner Hechberger führt dies u.a. in seinem Buch Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter aus; ich möchte mich jedoch an der Stelle auf ein Zitat beschränken, wo die Entwicklungen des 7. Jh. für unser Diskussionsthema relevant werden:
Werner Hechberger schrieb:
614 wurde Clothar II. im Edikt von Paris darauf festgelegt, bei der Ernennung der Grafen Angehörige des regionalen Adels zu berücksichtigen. In der späten Merowingerzeit schwand die Integrationskraft des Königtums. Insbesondere an der Peripherie des Reiches verselbständigten sich Herrschaftsgebiete von faktisch autonomen duces und principes. Das für die Hof- und Reichsverwaltung zentrale Amt des Hausmeiers entwickelte sich zum repräsentierenden Organ des Adels; demgemäß war es Ziel der Kämpfe rivalisierender Adelsgruppen, ehe sich 687 die Karolinger durchsetzen konnten.
Von Adel, Ministerialität und Rittertum ... - Google Book Search
 
Ich denke, wir sind uns darüber einig, daß wir hier über eine zeitliche Entwicklung sprechen.
Daneben aber geht es mE auch um zwei Aspekte, welche im Zusammenhang Amt (Hausmeier) und soziale Stellung (Adel) hervorgehoben bzw. betrachtet werden müssen:
1. Amt gewinnt Adelsbedeutung oder Adelsstellung
2. Adel begleitet ein bestimmtes Amt

Meines Wissens bildet sich der Adel als Oberschicht über den Freien im frühen Frankenreich aus fränkischen Großgrundbesitzern ("hochstehende" fränkische Familien, welche Landschenkungen erhielten), hohen Königsbeamten und senatorischen Familien (gallo-romanische Familien). Die späteren Reichsteilungen führten dabei zu regionalen Adelsgruppierungen...

Eben darauf wollte ich hinaus.

timotheus schrieb:
WICHTIG: Im Gegensatz zu späteren Zeiten (Hochmittelalter etc.) verfügte diese Oberschicht jedoch über keine konret fixierte Rechtsstellung - weswegen die Verwendung des Adelsbegriffs für das Frühmittelalter auch in der Fachwelt kontrovers diskutiert wird!

Panzerreiter schrieb:
Nun gilt es hervorzuheben, dass es einen breiten "niederen Adel" im Sinne von dem, was sich später einmal aus dem Dienstadel und/oder dem Ritterstand herausbilden sollte, noch nicht gab. Es gab den fränkischen König und die Herzöge (nach obiger Erläuterung jetzt mal als Arbeitsbegriff verwendet), aber noch nichts vergleichbares zu Grafen, Baronen, Rittern usw.

Auch hier stimme ich zu.
Königliche Ämter wie Grafen (Comes), Herzöge (Dux) aber auch Hausmeier waren zur Zeit der Merowinger keine erblichen Würden zu deren Erlangen eine adlige Herrkunft zwingend war, allerdings konnten diese Ämter dem Inhaber Aufgrund seiner Königsnähe und durch Landschenkungen durch den König in eine solche soziale Position bringen oder den Einfluss eines Adligen erweitern.

Ein erblicher Amtsadel (Lehnsadel) entwickelte sich erst vielmehr unter den karolingischen Königen und erst durch die von Karl dem Kahlen erlassenen Kapitularien von Quierzy 877 erlangte er rechtliche Gültigkeit.

Panzerreiter schrieb:
Nun gab es natürlich neben diesem König auch die Geschlechter derer, die zwar in ihrem Stamm den Häuptling stellten, es aber im Frankenreich nicht zum König gebracht hatten. (Aus welchen Gründen auch immer)
Diese Familien stellten den "Fränkischen Adel" dar und ihre Obersten werden für gewöhnlich als "Herzöge" bezeichnet (Siehe später z.B. Herzog Tassilo etcetera)

Ich würde allerdings die bairischen oder allemanischen Herzöge nicht gerade als "fränkischen Adel" einordnen. Dies waren vielmehr germannische Stammesoberhäupter die in Abhängikeit zum fränischen Reich gerieten.

Sascha schrieb:
Pippin bekommt die Adeligkeit spätestens mit der kirchlichen Salbung, somit auch seine Legitimation der Königswürde. Ein Merwoinger wurde NICHT kirchlich gesalbt, er hatte die Würde ererbt.

Pippin erlangte seine Adeligkeit nicht durch die Salbung durch den Papst.
Dies diente der Legitimierung des karolingischen Königtums im Gegensatz zum Geblütsrecht der Merowinger.
Man musste kein König sein um adlig zu sein.

Auch das die karolingischen Hausmeier die Merowingerkönige gebrauchten um ihren Adel zu erweitern bezweifle ich, so hatten die Karolinger z.B. keinerlei familiäre Verbindung zu den Merowingern.
Sie dienten den Karolingern vielmehr als Marionetten um ihre Position als Hausmeier formal zu legalisieren. Karl Martell hat es lange Zeit noch nicht einmal für nötig gehalten einen König einzusetzen, wie Barbarossa schon schrieb.
 
Du hast vollkommen Recht, so habe ich es versucht zu erklären, die Salbung ist die Legitimation als König. Meiner Meinung nach aber auch eine Zeremonie welche die ZUVOR erworbene Adeligkeit als Akt festigt. Dazu denke ich, dass ein König auch ein Teil des Adels ist, nur ein höherer.
Der Fall Childebertus adoptivus zeigt doch sehr gut wie die Hausmeier schon Mitte des 7. Jahrhunderts versuchten Königswürde zu erlangen mit Hilfe der Merowinger, leider gelang das nur in Austrasien.
 
Joinville:
Ich würde allerdings die bairischen oder allemanischen Herzöge nicht gerade als "fränkischen Adel" einordnen. Dies waren vielmehr germannische Stammesoberhäupter die in Abhängikeit zum fränischen Reich gerieten.
Das ist natürlich völlig korrekt; ich hatte ein bisschen zu stark didaktisch reduziert, um eventuellen Mitlesern die Problematik der Basissituation ("fränkischer Adel") verständlich zu machen.:red:

Panzerreiter
 
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