US Navy - Seemacht aus dem Hintergrund

K

Köbis17

Gast
Hallo Zusammen,

als ein Zeichen starker Macht, politisch wie industriell, war das Vorhandensein einer starken Flotte im 19. Jahrhundert unabdingbar.
Vor allem in der zweiten Hälfte.
England, Frankreich, Russland und auch Italien bauten ihre Flotten immer mehr mit den neuen Panzerschiffen aus.
In den USA hatte man am Anfang des 19.Jh eine Reihe große und kleinere Kriegschiffe gebaut. Standart waren Linienschiffe mit ca.90 Kanonen und Fregatten mit ca. 60 Kanonen.
Als Mitte des 19.Jh in Europa dazu übergegangen wurde, die alten Segelkriegschiffe gegen neue gepanzerte Dampfschiffe auszutauschen, verpasste man in den USA diese Entwicklung.
Auch der amerikanische Bürgerkrieg brachte die Marine der USA nicht weiter.
Doch kamen die bekannten Seedoktrien jener Zeit aus Amerika.

Mit dem Ende des 1WK war die USA zur zweiten Seemacht, ja sogar zur gleichrangigen zur britischen, Aufgestiegen.

Was hielt Amerika so lang auf und wie konnten sie seemilitärisch so schnell aufholen?
 
In den USA hatte man am Anfang des 19.Jh eine Reihe große und kleinere Kriegschiffe gebaut. Standart waren Linienschiffe mit ca.90 Kanonen und Fregatten mit ca. 60 Kanonen.

Hallo , Köbis , kannst du Quellen zum Kriegsschiffbau in den USA etwa
1800 bis 1856 bitte aufzeigen ?

MW bauten die USA neben schnellen Schonern, insbesondere zu Kaperzwecken, später sehr grosse , schnelle und gutbewaffnete Fregatten.
Es gab ja Auseinandersetzungen mit den nordafrikanischen Fürsten ,
welche die Unverletzlichkeit neutraler USA- Händler missachtet hatten.
Dort kamen diese schweren Fregatten zum Einsatz.

Hier liegt möglicherweise auch die Wiege der späteren bekannten
Handels- Klipper , welche ja zu Berühmtheit kamen.
Über USA - Linienschiffe habe ich leider keinerlei Kenntnis.

Danke.
 
Zuletzt bearbeitet:
1. In den USA hatte man am Anfang des 19.Jh eine Reihe große und kleinere Kriegschiffe gebaut. Standart waren Linienschiffe mit ca.90 Kanonen und Fregatten mit ca. 60 Kanonen.

2. Was hielt Amerika so lang auf und wie konnten sie seemilitärisch so schnell aufholen?
1. Ich denke bei den ersten mächtigen Schiffen natürlich an diese Fahrzeuge wie die USS Constitution. Meines Wissens bauten die Amerikaner vor allem Fregatten und die berühmten Schiffe, die dann im Krieg von 1798 (USS Constellation) neben kleineren Schiffen gegen Frankreich zum Einsatz kamen und dann noch umfangreicher im 1812er-Krieg waren solche Fregatten, die ziemlich groß waren. Die Briten waren im 1812er Krieg natürlich auch noch eine ganze Weile durch den Krieg gegen Frankreich gebunden, welcher wie der Krieg gegen die USA 1814 endete.

2. Also ich sehe da kein Aufhalten. Kurz nachdem die USA durch den Frieden von Paris 1783 und den Verträgen mit verschiedenen europäischen Staaten wie Frankreich und Preußen eine bedeutende Etablierung in der Staatenwelt erfahren hatte, kam es schon zu dem ersten Kräftemessen der amerikanischen Kriegsflotte. Sowohl 1798 in dem kurzen Krieg gegen Frankreich als auch 1801-1805 im Krieg gegen die Barbareskenstaaten opperierten die Amerikaner schon recht erfolgreich. Dabei war dies wohl auch nötig, da die USA sogleich nach der Absicherung der Unabhängkeit also ab 1783 groß im Fernhandel einstiegen. Dabei musste durch die Erfordernisse in den südlichen Staaten der USA der Sklavenhandel eine wichtige Rolle einnehmen. Schon 1790 waren die USA, was den Transport an Sklaven anbelangt, auf dem dritten Platz unter den Seemächten.
Schon mehr als nur ein kleiner Beweis dessen, dass die USA durchaus bereit war, ihre Interessen zu verteidigen, indem ein mächtiges Geschwader ins Mittelmeer entsendet wurde, war der besagte Krieg gegen Tripolis: Amerikanisch-Tripolitanischer Krieg - Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo , Köbis , kannst du Quellen zum Kriegsschiffbau in den USA etwa
1800 bis 1856 bitte aufzeigen ?

MW bauten die USA neben schnellen Schonern, insbesondere zu Kaperzwecken, später sehr grosse , schnelle und gutbewaffnete Fregatten.
Es gab ja Auseinandersetzungen mit den nordafrikanischen Fürsten ,
welche die Unverletzlichkeit neutraler USA- Händler missachtet hatten.
Dort kamen diese schweren Fregatten zum Einsatz.

Hier liegt möglicherweise auch die Wiege der späteren bekannten
Handels- Klipper , welche ja zu Berühmtheit kamen.
Über USA - Linienschiffe habe ich leider keinerlei Kenntnis.

Danke.

Klar, kein Problem:

Linienschiffe
Name/Stapellauf/Verdrängung ts/Kanonen Anzahl

Columbus/1819/2480/92
North Carolina/1820/2633/74ausgelegt, konnte aber bis 90
Ohio/1820/2757/90
Delaware/1820/2633/90
Pennsylvania/1837/3105/120

Es gab noch eine Reihe mehr, die so um den Zeitpunkt 1860 noch im Bau waren, aber nicht mehr fertiggestellt worden sind, oder nicht als Linienschiff fertiggebaut worden.

Quelle:
Kriegschiffe der Welt 1860-1905 Band 2
Segel-Kriegschiffe 1400-1860
Beide vom Bernard&Graefe Verlag
 
2. Also ich sehe da kein Aufhalten. Kurz nachdem die USA durch den Frieden von Paris 1783 und den Verträgen mit verschiedenen europäischen Staaten wie Frankreich und Preußen eine bedeutende Etablierung in der Staatenwelt erfahren hatte, kam es schon zu dem ersten Kräftemessen der amerikanischen Kriegsflotte.

Das Aufhalten war auch mehr im Bezug auf den Umschwung vom hölzernen Segelschiff zum eisernen Dampfschiff als Kriegsschiffegesehen. und da hinkte die USA sehr lange hinterher.
 
als ein Zeichen starker Macht, politisch wie industriell, war das Vorhandensein einer starken Flotte im 19. Jahrhundert unabdingbar.
Ist zwar nur ein einleitender Nebenaspekt - aber diesen damals üblichen Mythos sollte man schon hinterfragen.
Eigentlich brauchte ein Land eine solche Flotte nur, wenn es auch echte Überseeinteressen zu verteidigen hatte.

Das Beispiel Deutschland zeigt doch, daß ein Land, selbst eine Großmacht, auch ohne Flotte weit kommen konnte. Das späte Nachziehen mit eigenem Flottenbau war wohl unterm Strich überflüssig und kontraproduktiv.

Auch bei der russischen Flotte kann man sich fragen, ob die eigentlich nötig war - gebracht hat sie jedenfalls nichts.

Von Österreich-Ungarn ganz zu schweigen.
 
Ist zwar nur ein einleitender Nebenaspekt - aber diesen damals üblichen Mythos sollte man schon hinterfragen.
Eigentlich brauchte ein Land eine solche Flotte nur, wenn es auch echte Überseeinteressen zu verteidigen hatte.

Das Beispiel Deutschland zeigt doch, daß ein Land, selbst eine Großmacht, auch ohne Flotte weit kommen konnte. Das späte Nachziehen mit eigenem Flottenbau war wohl unterm Strich überflüssig und kontraproduktiv.

Auch bei der russischen Flotte kann man sich fragen, ob die eigentlich nötig war - gebracht hat sie jedenfalls nichts.

Von Österreich-Ungarn ganz zu schweigen.


Das Fazit nach vorne zu holen ist nicht gerade sinnvoll.

Welchen politischen Aspekt eine Flotte in jener Zeit hatte, zeigt gerade das einfaches Beispiel Deutschland. Denn nichts hat so mehr Deutschland in die politische Isolation gebracht, wie der Aufbau einer starken Flotte.
Und in Russland war es genau umgedreht, nach dem Verlust der Flotte im Russisch-Japanischen Krieg war Russland nicht nur aussenpolitsch stark angeschlagen.
Aber darum sollte es hier auch nicht gehen, wenn Du es allerdings in Frage stellst, dann eröffne doch ein entsprechendes Thema.
 
Ist zwar nur ein einleitender Nebenaspekt - aber diesen damals üblichen Mythos sollte man schon hinterfragen.
Eigentlich brauchte ein Land eine solche Flotte nur, wenn es auch echte Überseeinteressen zu verteidigen hatte.
Im Falle der USA waren allerdings diese Interessen vorhanden, da damit der Atlantikhandel in die befreundeten Staaten nach dem Kriegsende 1783 geschützt werden musste. Vielleicht hatte Großbritannien in den 1790ern das Aufblühen und die wachsende Konkurrenz durch die Wirtschaftsmacht der USA unterschätzt. Die Aktivitäten Großbritanniens gegen Frankreich in den Koalitionskriegen werden ja auch immer wieder als ein Wettkampf gegen das sich angeblich befreiende und auflebene Wirtschaftsbürgertum Frankreichs gewertet, welches zuvor in einer Art Lähmung durch die monarchische Bevormundung gefallen gewesen sei. Wenn es diesen Kampf auch der Wirtschaftsmächte Frankreich gegen England gab, dann waren wohl die USA der lachende Dritte, denn die USA hielten sich weitesgehend, bis auf den kurzen Konflikt mit Frankreich 1798/99 und den Probemen mit England wie der Chesapeak-Affäre aus dem europäischen Kräftemessen heraus.
 
Doch kamen die bekannten Seedoktrien jener Zeit aus Amerika.

Ich denke, dass dies eine Folge der Meuterei auf der „Somers“ ist. Vorher wurden Midshipmen sofort auf Schiffen eingesetzt, um ihr Handwerk dort zu lernen („learning by doing“). 1845 wurde danach die Naval Academy gegründet und jeder angehende Seeoffizier hatte dort ein vier-jähriges Studium zu absolvieren, wobei nur im Sommer zeitweise auf Schiffen trainiert wurde.

1884 wurde dann noch das Naval War College gegründet, das neben Ausbildungsaufgaben für die Seeoffiziere von Anfang an auch die Aufgabe hatte Strategien und Konzepte für die Seekriegsführung zu entwickeln.

Als Präsident des Naval War College hat Alfred Thayer Mahan ja auch sein berühmtes Werk „The Influence of Seapower upon History“ geschrieben.

Ich denke, die verwissenschaftliche Ausbildung der US-Seeoffiziere ist der Grund für die dort verbreitete Fähigkeit zu theoretischen Analysen und der Entwicklung seestrategischer Konzepte.
 
Ich denke, dass dies eine Folge der Meuterei auf der „Somers“ ist. Vorher wurden Midshipmen sofort auf Schiffen eingesetzt, um ihr Handwerk dort zu lernen („learning by doing“). 1845 wurde danach die Naval Academy gegründet und jeder angehende Seeoffizier hatte dort ein vier-jähriges Studium zu absolvieren, wobei nur im Sommer zeitweise auf Schiffen trainiert wurde.

1884 wurde dann noch das Naval War College gegründet, das neben Ausbildungsaufgaben für die Seeoffiziere von Anfang an auch die Aufgabe hatte Strategien und Konzepte für die Seekriegsführung zu entwickeln.

Als Präsident des Naval War College hat Alfred Thayer Mahan ja auch sein berühmtes Werk „The Influence of Seapower upon History“ geschrieben.

Ich denke, die verwissenschaftliche Ausbildung der US-Seeoffiziere ist der Grund für die dort verbreitete Fähigkeit zu theoretischen Analysen und der Entwicklung seestrategischer Konzepte.

Aber ohne technisches Material nutzt die beste Ausbildung der Offiziere und Mannschaften nichts.
Diese gute Schiffsmaterial gab es erst zum Ende des 1WK.

Als Beispiel: Während man in England oder Frankreich ab 1870 zum Panzerschiffbau überging und diese immer mehr verbessert wurden, ging man in den USA erst kurz vor 1900 dazu über.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aber ohne technisches Material nutzt die beste Ausbildung der Offiziere und Mannschaften nichts.
Diese gute Schiffsmaterial gab es erst zum Ende des 1WK.
Um was geht es Dir denn? Um die Geschichte der US-Marine der 2. Hälfte des 19.Jh. (Stichwort auch Bürgerkrieg und dortige U-Boot-Versuche, Metallschiffe usw.) oder um die Anfänge der US-Marinegeschichte?:grübel:
 
Um was geht es Dir denn? Um die Geschichte der US-Marine der 2. Hälfte des 19.Jh. (Stichwort auch Bürgerkrieg und dortige U-Boot-Versuche, Metallschiffe usw.) oder um die Anfänge der US-Marinegeschichte?:grübel:

Na steht doch alles im Thema.
Entwicklung der Seemacht USA, zum Vergleich europäischer Marinen, als der Flottenbau und Seemachtpositionen ein wichtiger Aspekt waren, also im 19.Jh bis ins 20.Jh.
 
Am Ende des Krieges zwischen den Staaten 1865 hatte die Unions-Marine 700 Schiffe im Einsatz. In den nächsten 5 Jahren ging diese Zahl auf 200 zurück, von denen nur 52 einsatzfähig waren. Alle waren im Vergleich zu den Schiffen der europäischen Marinen veraltet.

Der wesentlichste Grund für diesen Verfall der Flotte war, dass die USA nach den 700.000 Toten und den Zerstörungen des Krieges sich verständlicherweise auf den Wiederaufbau konzentrierten. Außerdem hatte gerade der Übergang zum Dampfantrieb das nationale Sicherheitsgefühl der USA gestärkt, da eine europäische Aggression nunmehr durch den Atlantik und das Fehlen von den für die Versorgung dampfgetriebener Geschwader unverzichtbaren entsprechend ausgerüsteten Versorgungsstützpunkten stark behindert schien. Aus dem Krieg hatte man eine ganze Anzahl von Monitoren behalten, die für die Küstenverteidigung zu reichen schienen. Die andere Seite amerikanischer Marinedoktrin, der Handelskrieg, hätte jedoch dampfgetriebene Kreuzer gefordert. Das Department of the Navy hielt jedoch aus Haushaltsgründen an dem billigeren Segelantrieb fest und finanzierte auch keine neuen Geschützentwicklungen. So war die US Navy in den 1880-ern auf einem absoluten Tiefpunkt.

1884 wurde dann das Naval War College gegründet, wie ich schon oben ausgeführt habe. Als Admiral Mahan deren Präsident wurde, vertrat er noch die Auffassung vom absoluten Vorrang des Kreuzerkrieges für die USA. Überseeische Gebiete der USA lehnte er ab, weil sie eine große Marine erfordern würden, deren Kosten man sich sparen könnte. Aber er hatte auch noch einen politischen Grund: Er fürchtete, dass eine große teure Flotte das Entstehen mächtiger militärischer Strukturen mit sich bringen würde, die auch politisch mächtig werden würden. Das lehnte er als Gefahr für den Staat ab.

Bei der Vorbereitung auf seine Vorlesungen stieß er auf den großen Einfluss, denn eine starke Flotte in der Geschichte insbesondere Großbritannien gehabt hatte, analysierte die Bedeutung der Flotte sehr detailliert und wandelte sich vom isolationistischen Anhänger einer Verteidigungsstrategie für die Marine zum Anhänger einer offensiven Strategie. Er meinte nun, die Flotte müsse die für die nationale Wirtschaft bedeutenden Handelswege beherrschen und einen Gegner von dort vertreiben. Wenn der Gegner aber über Schlachtschiffe verfüge, müsse man dies auch. Außerdem seien in Zeiten des Dampfantriebs überseeische Stützpunkte unumgänglich.

In seinen Büchern „The Influence of Seapower upon History 1660 – 1783”, “The Influence of Sea Power upon the French Revolution and Empire, 1793-1812” und
“Sea Power in Its Relations to the War of 1812” fasste er seine historischen Überlegungen zusammen und leitete daraus in “The Interest of America in Sea Power – Present and Future“ eine neue Marine-Doktrin für die USA ab.

Die Ideen Mahans hatten gewaltigen Einfluss weit über die USA hinaus. In den USA unterstützten sie den Wiederaufbau der Marine, der schon begonnen hatte, aber durch die politische Führung beschränkt wurde auf zur Küstenverteidigung besonders geeignete Schiffe. So musste bei der Bewilligung von Panzerschiffsneubauten immer die Bezeichnung „Coastal“ vorgesetzt sein, wenn sie durch den Kongress sollten. Marinepolitik war noch immer eher zufällig und kurzfristig, so wie es gerade die politische Landschaft zu erfordern schien.

Nachdem der Krieg gegen Spanien bei allen letztlichen Erfolgen auch zahlreiche Mängel der Marine hatte offenbar werden lassen, begann sich unter dem Eindruck der zunehmenden Flottenrüstung in Europa auch in den USA die politische Landschaft zu wandeln. Man baute nun in erster Linie Großkampfschiffe, wobei sich die technische Unsicherheit in ständigen Variationen der Bewaffnung nach Kalibern und Geschützaufstellung zeigte. Aber mit der 14-monatigen Weltumrundung eines Geschwaders von 16 Linienschiffen unter Konteradmiral Evans 1907/08 zeigte Theodore Roosevelt den anderen Mächten, dass nun jeder mit den USA als Seemacht rechnen musste.
 
Wenn man sich die Kriegschiffe der USA genauer anschaut, die ab den 1880iger Jahren gebaut worden sind, kann man auch den Trend hinsichtlich der taktischen Strategie ersehen. So ging man vor den 80igern den Weg der Kreuzer und Unterstrich damit die Ansicht der "Jeune Ecole". Nicht zuletzt auch aus kostenpolitischen Gründen.
Doch mit der Zeit der großen Flottenbauprogrammen in den 90igern, wurde auch hier der starken Flotte der vorrang gegeben. Und das so stark, das man sich kaum den Bau von Kreuzern widmete. Erst zu Beginn des 1WK ging man wieder dazu über, gute Konstruktionen von Kreuzern zu bauen. Nicht zuletzt ging hier auch der schwere Kreuzer hervor. Das war dann aber nach dem 1WK.
Auch den Bau von Schlachtkreuzern ging die amerikanische Marine nicht mit. Geplant waren sie für die Zeit von 1916/17, wurden aber nie gebaut.
Doch die starke Flotte war strategisch auch erst möglich mit dem Panamakanal, da hier das selbe Problem bestand, wie seiner Zeit bei der russischen Marine. Küstenstreifen die sehr weit von einander entfernt waren. Das machte normalerweise den Bau von zwei Flotten notwendig.
Der Kanal verband aber den Pazifik mit dem Atlantik und eine schnelle Verlegung von Flottenteilen war möglich.
 
Nach dem Ende des Civil War besaß die Navy 700 Kriegsschiffe (davon 65 mit Panzerung – „ironclads“) mit über 5000 Kanonen. Innerhalb von 5 Jahren verschwanden 2/3 dieser Flotte, auch durch Verkäufe. Die Monitor-Flotte des Krieges ließ man verrotten. 4 sollten 1874 überholt werden, die Arbeiten wurden erst nach 1885 abgeschlossen. 1880 besaß die Navy schließlich noch 48 bewaffnete Schiffe, die Flottengröße war hinter der von Dänemark, Chile und China abgesunken.

Alden/Westcott führen die Gründe auf die Konzentration auf das inneramerikanische Wachstum zurück. Die industriellen Ressourcen wurden auf die Entwicklung der Verkehrswege (Eisenbahnen etc.) gerichtet, da sich auch die Bevölkerung von 30 auf 60 Mio. bis 1890 verdoppelte, während sich die Industrieproduktion verfünffachte. Das verfügbare Kapital der Ostküste wanderte in den Aufbau des Westens, es wurden keine Ressourcen für die Marinerüstung bereitgestellt. Ein weiterer Grund für die Marinerüstung entfiel, weil die zu schützende US-Handelsflotte stetig abnahm. Bereits während des Civil War sank die verfügbare Tonnage von 2,5 Mio. (1860) auf 1,5 Mio. Tonnen ab. Nach dem Krieg wurden nur 9 % des amerikanischen Außenhandels von US-Schiffen abgewickelt, der Rest vorwiegend über GB. Eine außenpolitische Bedrohung, die auf Seerüstung abgestellt war, wurde nicht wahrgenommen.

Einen ersten diplomatischen Schlag gab es durch die Virginius-Affäre (Kaperung durch ein spanisches Kanonenboot 1873).
http://en.wikipedia.org/wiki/Virginius_Affair
Dennoch dauerte es bis 1881, als dem Kongress die Marine-Pläne vorgelegt wurden. 38 neue gepanzerte Kreuzer und 25 Kanonenboote sollten gebaut werden, übrig blieben u.a. die 4 ungepanzerten Kreuzer Atlanta, Boston, Chicago und das Kanonenboot Dolphin (die sog. ABCDs: White Squadron). In der gleichen Phase wurden die Reparaturbudgets auf 30%, später 20% der Anschaffungskosten für Kriegsschiffe reduziert, was die Geringschätzung der Marine zeigte. Das änderte sich dann: 1885 – 1889 unter Präsident Cleveland (einem ehemaligen Sheriff) wurde dann ein 100.000-Tonnen-Programm aufgelegt. Passend dazu wurde 1887 die Washingtoner Fabrik für Schiffsgeschütze errichtet, die Bethlehem Steel Company hatte die Panzerungen zu produzieren. Schiffe aus dieser Zeit Ende der 80er, die dann später das Rückgrat im Krieg mit Spanien bildeten:
Kreuzer Charleston und Panzerkreuzer Maine,
geschützte Kreuzer Baltimore/Olympia
sowie die 1890 freigegebenen Linienschiffe Indiana, Massachusetts und Oregon,
dann aus 1892 die schnellen Panzerkreuzer New York und Brooklyn sowie Linienschiff Iowa.
Zielrichtung für die Marinepolitik waren nun der Pazifik und die Karibik.
 
Als Besonderheit ist mir untergekommen, dass in den USA die einhelligste Unterstützungsgruppe des Schlachtflottenbaus die Landwirtschaft war.
 
Hallo,

wie Leistungsfähig die US-amerikanische Wirtschaft im letzten drittel des 19.Jh war, zeigt ein Vergleich der Stahlgewinnung mit Großbritannien und Deutschland. So wurden 1880 in USA 3,84 Mio t Stahl gewonnen, in GB 7,75 Mio t und in Deutschland 2,69 Mio t.
Schon 1900 lagen die Zahlen bei 13,79 Mio t in den USA, in GB 9,92 Moi t und in Deutschland 12,67 Mio t.
Diese Erhöhung in den USA ist aber weniger auf eine starke Flottenrüstung zurückzuführen sondern mehr auf das Ausbauen eines guten Eisenbahnnetzes, denke ich.

In den USA gab es keine Flottenbauprogramme auf länger Zeit. Fast jedes Jahr ab 1883 wurde der Etat in Ermächtigungsgesetzen festgelegt, der nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1899 natürlich einen Schub bekam, so waren von 1883 -1896 11 Panzerschiffe/Linienschiffe (2 davon waren Panzerschiffe 2.Klasse) bewillgt worden. In der Zeit von 1898-1903 waren es schon 15 Linienschiffe.

Aber auch solchen neuen Techniken, wie z.B.: den Torpedo, führte man bei der US-Marine erst nach 1890 ein.
 
Eigentlich recht naheliegend, daß mangels Bedarf die Marinerüstung zurückgefahren wurde.

Aber das verstehe ich nicht:
Ein weiterer Grund für die Marinerüstung entfiel, weil die zu schützende US-Handelsflotte stetig abnahm.
Die USA hatten von Anfang an eine profitable Handelsflotte, alle Möglichkeiten zum weiteren Ausbau waren da, die Märkte wachsen - wieso in Teufels Namen verzichten die Amis auf ihre Handelsmarine?

Ich könnte ja noch verstehen, daß ihr Marktanteil zurückgeht, weil z. B. britische Konkurrenz attraktiver anbietet.
Aber die absoluten Tonnagezahlen? D.h. da gehen wirklich massenhaft amerikanische Reeder aus dem Geschäft?
 
Zurück
Oben