2008 Habsburger Gedenkjahr

Walther von Eschenbach hatte sich 1308 an der Ermordung vom König Albrecht beteiligt. Er konnte dem Rachefeldzug der Habsburger entkommen. Das Städtchen Eschenbach wurde jedoch bis auf den Grund zerstört und später nie mehr aufgebaut.

Die Zerstörung Eschenbach ist ein kleiner Teil der Blutrache der Habsburger, aber es wäre eigentlich schon traurig genug, um nächstes Jahr dieser Ereignisse zu gedenken.

Malefix, der Habsburgerfeind

Ich bin gerade einwenig irritiert. :confused:

Denn im Historischen Lexikon der Schweiz steht dies:

Eschenbach (LU)


Polit. Gem. LU, Amt Hochdorf, auf der glazial geprägten Geländeschwelle zwischen Reuss- und Seetal gelegen. 924 Eskinpah und Essinpahc. Um 1695 ca. 400 Einw.; 1798 1'097; 1816 790; 1850 1'229; 1900 1'204; 1950 1'656; 2000 2'966.

Ende des 13. Jh. erscheint der mit einer Eigenkirche versehene Hof E. als Teil der Herrschaft der Frh. von E. An der Reuss, wahrscheinlich an einem Flussübergang, entstand vermutlich kurz vor 1250 die 1292/96 stat ze Eschibach genannte Kleinstadt mit einem Megalithturm, heute Unter- oder Alt-E. (Gem. Inwil) genannt. Ein Flussübergang existierte bis in die Neuzeit. Um 1407 befand sich in Unter-E. ein Beginenhaus, um 1600 lebten dort Eremiten. Vom 11. Jh. bis um 1200 existierte in der Nähe eine weitere Siedlung. Um 1285 stifteten die Freiherren an der Reuss ein Augustinerinnenkloster. 1296 wird ein Zöllner erwähnt. Der Hof und das Dorf E., die 1309 von den Habsburgern beim Feldzug gegen die Mörder Kg. Albrechts zerstört wurden, entwickelte sich zur kleinen Stadt Obereschenbach.

Die Pfarrei wird erstmals 1226/62 erwähnt, evtl. bereits 1108. 1302 verkauften die Freiherren dem Kloster den Hof und den Kirchensatz von Obereschenbach, 1324 erfolgte die Inkorporation. Vor 1309 verlegte der Konvent seinen Sitz vom Reussufer nach Obereschenbach; an das verlassene Kloster erinnert die Kapelle St. Kathrinen. 1309 konfiszierten die Habsburger Twing- und Vogteirechte von E. als Besitz des geächteten Königsmörders; 1330 schenkten sie diese dem Stift. Die Klosterkirche war zugleich Pfarrkirche; nach dem Bau der neuen Klosterkirche 1911 wurde die alte zur Pfarrkirche umgestaltet. Im Bauernkrieg von 1653 erscheint ein Einwohner unter den aufständ. Führern des Amtes. Im 2. Villmergerkrieg profilierte sich die dörfl. Oberschicht führend im bäuerl. Aufstand. Mit der Auflösung der Landvogtei Rothenburg kam E. zunächst zum Gerichtsdistrikt Hochdorf, bildete 1803-14 ein eigenes Gemeindegericht und gehörte dann bis 1913 zum Bezirksgericht Rothenburg. 1807-12 wurden die Pfarreigrenzen stark verändert; E. erhielt Zuwachs von der Pfarrei Hochdorf. 1834-1907 lag die Kollatur beim Kanton.

1394 werden zwei Mühlen genannt, eine klösterliche und eine freie; bis um 1900 bestanden drei bis vier Mühlen nebeneinander, wovon zwei dem Kloster gehörten. Seit dem SpätMA stehen in E. zwei Tavernen; 1471 wird eine Badstube erwähnt. Der Luzerner Rat nahm die Verleihung der klösterl. Ehaften im 16. Jh. an sich. Ab dem 17. Jh. erteilten u.a. Kaplane regelmässig Unterricht. Seit 1869 besteht in E. eine Bezirks- und Sekundarschule. E. und seine Einzelhöfe bildeten eine Schwellenregion mit Feldgrasbau und Zelgensystem. 1883 erfolgte der Anschluss an die Seetalbahn. Seit dem 19. Jh. wird in E. Torfgewinnung und kommunaler Kiesabbau betrieben. Ende des 19. Jh. gab es eine Kirschdestillerie. Mit der Industrialisierung in Hochdorf, Emmenbrücke und Perlen entwickelte sich E. zusehends zur Wohngemeinde. Seit den 1950er und 60er Jahren finden sich auch Gemüse- und Tabakkulturen, Schweine- und Rindermast. Im 20. Jh. wurden Fabriken angesiedelt, die Maschinen, Chemie- und Kunststoffprodukte herstellen. Seit 1941 befindet sich im Unterwerk Mettlen eine schweiz. Transformatorenstation.

Wann wurde denn dieses Eschenbach

Gemeinde CH-6274 Eschenbach

geabaut? :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin gerade einwenig irritiert. :confused:
Wann wurde denn dieses Eschenbach gebaut? :confused:

Noch vor 1309 verlegte das Augustinnerinnen-Kloster seinen Sitz vom Reussufer (Alt-Eschenbach, in der Gemeinde Rain gelegen) ins fünf Kilometer entfernte Obereschenbach (dem heutigen Eschenbach, bis 1309 Lehen der Freiherren von Eschenbach) und entging somit der Rache der Habsburger.

Das eigentliche Eschenbach, das so etwas wie ein Brückenkopf (ohne Brücke) des Nordsüdverkehrs war, wurde wie bereits gesagt total zerstört. Das gleiche Schicksal erlebten auch Burg und Städtchen Maschwanden und die Schabelburg bei Kappel am Albis, beide auch Besitztümer der Eschenbach.

Walther von Eschenbach soll bei der Ermordung Albrechts die Zügel des Pferdes gehalten haben, als der König niedergestochen wurde. Das war seine Rolle beim Königsmord und war der Grund wieso über die Eschenbach die Reichsacht gelegt wurde. Dass Albrecht selber eigentlich auch ein Königsmörder war, immerhin soll er Adolf von Nassau erschlagen haben, darf nicht unerwähnt bleiben.

Malefix, auf dem Weg zur Habsburg
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch vor 1309 verlegte das Augustinnerinnen-Kloster seinen Sitz vom Reussufer (Alt-Eschenbach, in der Gemeinde Rain gelegen) ins fünf Kilometer entfernte Obereschenbach (dem heutigen Eschenbach, bis 1309 Lehen der Freiherren von Eschenbach) und entging somit der Rache der Habsburger.

Das eigentliche Eschenbach, das so etwas wie ein Brückenkopf (ohne Brücke) des Nordsüdverkehrs war, wurde wie bereits gesagt total zerstört. Das gleiche Schicksal erlebten auch Burg und Städtchen Maschwanden und die Schabelburg bei Kappel am Albis, beide auch Besitztümer der Eschenbach.

Walther von Eschenbach soll bei der Ermordung Albrechts die Zügel des Pferdes gehalten haben, als der König niedergestochen wurde. Das war seine Rolle beim Königsmord und war der Grund wieso über die Eschenbach die Reichsacht gelegt wurde. Dass Albrecht selber eigentlich auch ein Königsmörder war, immerhin soll er Adolf von Nassau erschlagen haben, darf nicht unerwähnt bleiben.

Malefix, auf dem Weg zur Habsburg

Danke, jetzt ist alles klar.

Hast du Quellen dazu?


Viel Spass auf der Habsburg, man isst sehr gut dort.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht passt es in einem neuen Thread, vielleicht aber auch hierher:

Welcher Nachfolger war "rechtmäßiger"/"wäre gerechtfertigter":

Ferdinand I. oder Johann Zapolya?

Ich weiß, wieviel Propaganda damals geschrieben wurde, welche der Legitimität dienen sollte, ich weiß auch, dass vor allem deutsche Geschichtsschreiber vielfach diese damaligen "Argumentationen" kritiklos übernommen haben.

Doch wie sieht die aktuelle Sicht der Dinge aus, jenseits von Jubelchören und Verbrämungen?
 
Vielleicht passt es in einem neuen Thread, vielleicht aber auch hierher:

Welcher Nachfolger war "rechtmäßiger"/"wäre gerechtfertigter":

Ferdinand I. oder Johann Zapolya?

Zeitlich passt die Geschichte aus dem frühen 16. Jahrhundert ja nicht so recht hierher. Eher dann ins Umfeld der Belagerung Wiens (Steht schon wieder ein Gedenkjahr an? 2009: 480 Jahre seit der Türkenabwehr?)

In diesem Kontext wird ja häufig Johann Zapoyla erwähnt (Bündnis mit dem grossen abendländischen Feind Sultan Süleyman).

Vom Verhalten Ferdinands ist in diesem Zusammenhang jedoch kaum die Rede. Er glänzte während der Belagerung von Wien vor allem durch seine Abwesenheit. Ihm war offenbar wichtiger, dem Türken in Mitteleuropa (z.B. den Reformierten in der Schweiz) entgegen zu treten. Noch in Juni 1529 , als die Türken bereits im Anmarsch Richtung Wien waren, verbündete er sich mit den 5 katholischen Orten der Innerschweiz gegen die Neugläubigen Orte Zürich, Bern, Basel und Konstanz. Den Innerscheizern, den ehemaligen Erzfeinden, versprach er Hilfe; Wien liess er jedoch auf sich selbst gestellt.

Ja, diese Habsburger...

Malefix, der Habsburger-Kritiker
 
Zuletzt bearbeitet:
Bruno Meier schreibt ins seinem Buch folgendes zu den Königsmördern:

"Johann von Schwaben verschwindet an dem Mord rasch aus den Quellen. Er floh offenbar über die Alpen nach Norditalien. Wie und wo er verstarb lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

Rudolf von Wart und Walter von Eschenbach waren zusammen auf der Burg Alt-Falkenstein, dies ist nachweisbar. Walter von Eschenbach gibt am 2. Oktober 1308 zusammen mit seinem Onkel Lütold von Regensberg den Leuten des Klosters Wettingen und dem Dorf Dietikon eine Garantie, dass sie in den kommenden Auseinandersetzungen nicht zu Schaden kommen werden. Weiter ist bezeugt, dass Walter von Eschenbach Ende Februar 1309 auf der Schnabelburg am Albis war. Leopold I. war im Januar 1309 in Winterthur, er wird in dieser Zeit die Burgen von Rudolf und Jakob von Wart in der Nähe zerstört haben. Im Mai zog er zusammen mit seinem Bruder Friedrich vor die Burg Alt-Büron, das war der Sitz von Rudolf von Balm. Die Burg wurde gestürmt und die Besatzung hingerichtet. Rudolf von Balm war geflohen, er starb 1314 in Basel.

Am 2. August 1309 schlossen Friedrich und Leopold mit der Stadt Zürich einen Vertrag, damit sie bei der Verfolgung der Eschenbacher, es ging um die Belagerung der Schnabelburg, frei Hand hätte. In diesem Vertrag wurde auch Neutralität vereinbart, falls der Reichlandvogt Werner von Homberg oder die Waldstätte sich auf die Seite der Königsmörder stellen würden. Die späteren Chronisten haben daraus die Königsmörder und die Waldstätte zu natürlichen Verbündeten gemacht. Es gibt aber keinerlei Hinweise, dass solch ein Kontakt stattgefunden hat. Die Schnabelburg und anschliessend Eschenbach und Maschwanden wurden gebrochen und der habsburgischen Herrschaft einverleibt. Walter von Eschenbach konnte fliehen. Der Chronist Matthias von Neuenburg berichtet, dass er als Viehhirt in Württemberg gestorben sei.

Was wurde aus dem anderen Königsmörder:

Der Diener von Rudolf von Wart wurde in Ensisheim hingerichtet. Rudolf von Wart wurde auf ein Rad geflochten. Dies wird von den Chronisten berichtet. Damit war die Verfolgung abgeschlossen.

Ins Bewusstsein der Nachwelt hat sich das Bild der Chronisten aus dem 16. Jahrhundert eingeprägt. Diese haben aus dieser Blutrache die Geschichte der blutrünstigen und habgierigen Habsburgern entwickelt, die sich Jahrhunderte in die schweizerische Geschichtsschreibung halten konnte - zum Teil noch bis heute".

Quelle: Bruno Meier, Ein Königshaus aus der Schweiz, Die Habsburger, der Aargau und die Eidgenossenschaft im Mittelalter. Verlag: hier und jetzt, April 2008, S. 97 -100
 
Hmm, keiner der vieeeelen fleissigen HRR-Poster hier mal unterwegs?
Der Ferdinand I. ist leider nicht ganz meine Baustelle, außerdem scheint mir Deine Frage auf das Kaisertum selbst kaum Bezug zu haben.
Johann Zápolay (Du nimmst es doch sonst mit der Schreibung genauer. :devil:) passt meines Erachtens auch eher in das Osteuropa-UF statt nach Österreich/Schweiz:
http://www.geschichtsforum.de/f56/
oder vielleicht das: http://www.geschichtsforum.de/f287/ :grübel:

Ich denke mal grundsätzlich, dass in einem Wahlkönigtum irgendwelche Ansprüche aus Erbe etc. kaum bedeutend waren und die Hauptsache war, dass eine Mehrheit des Adels für den Kandidaten vortierte und dies legitimierte ihn vollauf.
 
Ins Bewusstsein der Nachwelt hat sich das Bild der Chronisten aus dem 16. Jahrhundert eingeprägt. Diese haben aus dieser Blutrache die Geschichte der blutrünstigen und habgierigen Habsburgern entwickelt,...

Diese Blutrachegeschichten geben ja den idealen Plot für eine Verfilmung. Macbeth lässt grüssen...

Malefix, der Habsburgerschreck


Nachzuliefern habe ich noch Quellenangaben zu Alt-Eschenbach:

- Walter Drack, Geschichte und Anlage der Burg und Stadt Alt-Eschenbach bei Inwil, in: Innerschweizerisches Jahrbuch für Heimatkunde 19/20, 1959, S. 31-157.
- Judith Rickenbach, Alt-Eschenbach. Eine spätmittelalterliche Stadtwüstung, Luzern 1995 (Archäologische Schriften Luzern 3).
- Jürg Manser, Alt-Eschenbach bei Inwil, in: Stadt- und Landmauern, Band 2, Zürich 1995, S. 168-169.
 
Heute vor 700 Jahren : König Albrecht I. im Aargau ermordet

1. Mai 1308

"Unter der Führung von Johann von Schwaben, der später den Beinamen parricida, Verwandtenmörder, erhielt, wurde der König beim Flussübergang von einer Gruppe von Adligen ermordet. Unter diesen Adligen befand sich auch Walther von Eschenbach, der nach der Legende die Zügel des Pferdes von Albrecht hielt. Dieses Ereignis wurde vom Kanton Aargau unter anderem als Anlass genommen, das Jahr 2008 zum Habsburger-Jahr zu erklären"

-Auszug-
vollständiger Artikel hier:
san ju » alt-eschenbach


Meine Anmerkung:
Wer bei einer Flußüberquerung auf einem Pferd sitzt und nicht selbst die Zügel hält, hat keine Ahnung von Reiten und noch weniger von Pferden !
:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Anmerkung:
Wer bei einer Flußüberquerung auf einem Pferd sitzt und nicht selbst die Zügel hält, hat keine Ahnung von Reiten und noch weniger von Pferden! :)
Es gab im Mittelalter den so genannten strator-Dienst. Dabei nahm ein Adeliger die Zügel des Pferdes des Königs, Kaisers oder Papstes und führte das Pferd. Das gehörte zu den Unterwerfungssymbolen beim Herrscheradventus, bei dem man dem Herrscher oder Gast durchaus einige km entgegen kommen konnte (Papst Leo III. soll Karl den Großen etwa 15 km vor den Toren Roms empfangen haben). Später änderte sich das Machtverhältnis Kaiser - Papst, so musste etwa Friedrich Barbarossa den strator-Dienst bei Papst Hadrian IV. machen. Es kann also durchaus sein, dass hier der strator-Dienst als formelles Zeichen der Unterwerfung ausgeführt wurde. Nur, dass man hier die symbolische Handlung ausnützte, um den König zu ermorden.
 
Nochmals zum 1. Mai 1308, Ermordung Albrecht I

König Albrecht I. (1255-1308)ist nicht zu verwechseln mit Albrecht dem Entarteten (1240-1314)

Trotz den ähnlichen Lebensdaten haben die beiden nur wenig miteinander gemein. Immerhin haben sowohl König Adolf von Nassau wie auch König Albrecht I. Anspruch auf die Lehen Albrechs von Meissen angemeldet.

Ebenso wenig kann König Albrecht nicht als entartet bezeichnet werden. höchstens dass er nicht so vorteilhaft auf die Umgebung gewirkt haben soll. Das behauptet wenigstens Ulrich Burkhart auf der Seite des Institutes für pfälzische Geschichte und Volkskunde:
"Im Gegensatz zu seinem Vater Rudolf besaß Albrecht offenbar nie volkstümliche Popularität. Möglicherweise hing dies mit seiner unvorteilhaften äußeren Erscheinung zusammen, die ein bayerischer Chronist wie folgt beschreibt: "Er was ein gepaurischer man an der persone und het neur ain auge und gar einen unwirdichen anplich." Tatsächlich hatte Albrecht im Jahre 1295 ein Auge eingebüßt, als er plötzlich ohne erkennbaren Grund erkrankte und man vermutete, er sei Opfer eines Giftattentats geworden. Die damalige Medizin sah als Therapie vor, den Patienten mit dem Kopf nach unten aufzuhängen, um auf diese Weise das Gift aus dem Körper abfließen zu lassen. Albrecht überlebte diesen rustikalen Heilprozess, büßte aber durch den Blutstau auf einem Auge die Sehkraft ein. Wahrscheinlich als Folge hiervon musste es später entfernt werden. Nach Meinung vieler Zeitgenossen besaß Albrecht neben seinem wenig vorteilhaften Aussehen einen schroffen, unverbindlichen Charakter, der sich zwar durch Energie, Tatkraft und Durchsetzungsvermögen auszeichnete, aber offenbar kaum Freundlichkeit ausstrahlte. Bei der Verfolgung seiner Ziele sagte man Albrecht Habgier, Verschlagenheit und Skrupellosigkeit nach, wobei ihn der steirische Reimchronist - obgleich den Habsburgern nahestehend - als einen Tyrannen apostrophierte."
http://www.bezirksverband-pfalz.de/04.kultur/04.InstitutGV/96.Schlaglicht2005/95.AlbrechtIvonHabsburg/
Malefix, am ersten Mai
 
Welcher bayerische Chronist hat sich denn da so geäußert, Aventin?

Leider gibt Herr Burkhart, der Autor des zitierten Aufsatzes, seine Quelle nicht an. Interessant finde ich jedoch, dass offenbar in Bayern und in der Pfalz eine ähnlich anti-habsburgische Stimmung auszumachen ist, wie in der Eidgenossenschaft.

Malefix, am Tag danach

PS: Ich werde versuchen, Herrn Burkhart anzuschreiben und ihn nach der Quelle zu fragen.
 
Leider gibt Herr Burkhart, der Autor des zitierten Aufsatzes, seine Quelle nicht an. Interessant finde ich jedoch, dass offenbar in Bayern und in der Pfalz eine ähnlich anti-habsburgische Stimmung auszumachen ist, wie in der Eidgenossenschaft.

Malefix, am Tag danach

PS: Ich werde versuchen, Herrn Burkhart anzuschreiben und ihn nach der Quelle zu fragen.

Im Buch von Karl-Friedrich Krieger findet man diese Ausage ebenfalls. Der Wortlaut ist fast der Gleiche. Ich zitiere:

"Dies hin vielleicht bereits mit seiner äusseren Erscheinung zusammen, von der uns ein bayerischer Chronist ein wenig schmeichelhaftes Bild überliefert hat: "Er was ein gepaurischer man an der persone und het neur ain auge und gar einen unwirdichen anplich." Der hier angesprochene Verlust eines Auges trat im Jahre 1295 ein, (...)"

Karl-Friedrich Krieger, Die Habsburger im Mittelalter, Von Rudlof I. bis Friedrich III. Kohlhammer Urban, 2. Auflage 2004. S. 75

Leider gibt auch Krieger den Chronist nicht an.
 
Leider gibt Herr Burkhart, der Autor des zitierten Aufsatzes, seine Quelle nicht an. Interessant finde ich jedoch, dass offenbar in Bayern und in der Pfalz eine ähnlich anti-habsburgische Stimmung auszumachen ist, wie in der Eidgenossenschaft.


...und noch interessanter wäre es, wenn wir wüssten, in welche Zeit der Geschichtsschreiber fällt. Ich vermute aber stark, dass es sich um ein Werk handelt, das um 1500 entstanden ist, also von einem der Historiographen, die für Albrecht IV. von Bayern gearbeitet haben. Ich bin erst am Montag wieder an der Uni und weiß nicht, ob ich Zeit finde, nachszulesen. Vielleicht ist bis dahin aber schon die Antwort von Herrn Burkhart da.

Die anti-habsburgische Stimmung verwundert mich hingegen nicht. Man darf nicht vergessen, dass es während des Spätmittelalters im HRR nur drei königsfähige Dynastiene gab: Habsburger, Wittelsbacher und Luxemburger. Da herrschte natürlich ein großer Konkurrenzkampf und gerade um 1500, als Habsburg durch viele glückliche Fügungen im Prinzip den Kampf für sich entschieden hatte, waren die Bayern natürlich neidisch. Wer hätte schon ahnen können, dass Matthias Corvinius plötzlich der Schlag trifft und die Habsburger nach der Doppelhochzeit von 1496 zu einer Weltmacht werden. Die frühe Politik Albrechts IV. jedoch kann man mit der Verhängung der Reichsacht über ihn 1492 als gescheitert betrachten und er musste wieder komplett von vorne anfangen. Auch der Landshuter Erbfolgekrieg schürte die Feindschaft mit Habsburg weiter, denn die pfälzer Wittelsbacher wurden ja von Maximilian I. bekriegt und den bayerischen Wittelsbachern wurden die Gebiete um Kitzbühl und Rattenberg weggenommen und außerdem schuf der König Pfalz-Neuburg, was auch wieder erhebliche Gebietsverluste brachte.
 
...und noch interessanter wäre es, wenn wir wüssten, in welche Zeit der Geschichtsschreiber fällt. Ich vermute aber stark, dass es sich um ein Werk handelt, das um 1500 entstanden ist, also von einem der Historiographen, die für Albrecht IV. von Bayern gearbeitet haben. Ich bin erst am Montag wieder an der Uni und weiß nicht, ob ich Zeit finde, nachszulesen. Vielleicht ist bis dahin aber schon die Antwort von Herrn Burkhart da.

Ich denke du liegst mit deiner Vermutung richtig. Am letzten Habsburgerseminar wurde berichtet, dass die Chronisten erst im 16. Jahrhundert die frühen Habsburger beschrieben.
 
Leider gibt auch Krieger den Chronist nicht an.

Darf man Historikern trauen oder wie genau müssen es Historiker nehmen?

Da wird ein Zitat ohne Quellenangaben von mehreren Autoren immer weiter kolportiert, ohne dass offenbar jemand den ominösen bayrischen Chronisten kennt und das gilt trotzdem als seriöse Geschichtsschreibung. Es gibt zweierlei Massstäbe für Plagiate; der eine wird angewendet, wenn es um Schülerarbeiten geht und der andere wenn sich Fachleute in anderen Werken bedienen, ohne den Quellen wirklich nachzugehen.

Etwas ähnliches ist vermutlich auch dem hier mehrmals zitierten Bruno Meier unterlaufen. Er schreibt in seinem Aufsatz zum Habsburgerjahr, dass Joseph II. im Jahr 1777 die Habsburgergruft in Königsfelden besucht habe. Wie heute ein Leserbriefschreiber in der NZZ (der Historiker Peter Genner, am 6.5.2008)) richtig stellte, habe man dies im Aargau gehofft und in Bern befürchtet. Der "empereur philosophe" sei jedoch direkt von Bern nach Basel gereist, ohne sich "für seine Vorfahren mütterlicherseits noch für Geschichte überhaupt" interessiert zu haben .

Malefix
 
Die anti-habsburgische Stimmung verwundert mich hingegen nicht. Man darf nicht vergessen, dass es während des Spätmittelalters im HRR nur drei königsfähige Dynastiene gab: Habsburger, Wittelsbacher und Luxemburger. Da herrschte natürlich ein großer Konkurrenzkampf und gerade um 1500, als Habsburg durch viele glückliche Fügungen im Prinzip den Kampf für sich entschieden hatte, waren die Bayern natürlich neidisch.
Was war mit den Wettinern, waren die nicht vor der Teilung in den 1480ern auch "königsfähig"? Was willst du damit genau aussagen? Meinst Du, dass nur bei den Luxemburgern (Karl IV. usw.), Wittelsbachern (Ludwig der Bayer) und Habsburgern die machtpolitische Basis für den Griff zur Kaiser- bzw. Königskrone stimmte oder besser gesagt genügte. Ich meine gut, anhand der tatsächlich in die Position des Römischen Kaisers gelangten Vertreter dieser Häuser kann man wie Du argumentieren. Aber schließt dies aus, dass nicht auch die Wettiner z.B. das nötig Potenzial hatten?:grübel:
 
Zurück
Oben