Danke
Luki, ich kriege das natürlich nicht so hin. Meine Vorbilder sind andere als Deine, aber kommen auch von mir nicht im Netz zur Geltung.
Das ist schon faszinierend, was uns Casanova liefert. Seine Geschichte seines Lebens ist alles, aber in erster Linie auch eine Seelenstriptease. Er hatte sich ja schon von anderen anhören können, wie dumm es war, Memoiren zu verfassen und diese gar zu veröffentlichen, wenn man zu Lebzeiten noch mit den Konsequenzen rechnen muss. So bleiben seine Memoiren unveröffentlicht bis fast alle seine Zeitgenossen unter der Erde liegen oder zumindest jene, welche er kompromitieren konnte. So buhlte er mit keinem anderen als dem berühmten Bernis um die Gunst einer Dame. Die Kritiker rückten in der Folge den erotischen Part der Memoiren in den Vordergrund und so entstanden geflügelte Wörter und Assoziationen, welche mit dem großen Casanova in Verbindung gebracht wurden.
Heinrich Heine macht da keine Ausnahme:
Der wahrhaft
große Casanova wurde als der
große Verführer Casanova missinterpretiert. Dabei liegt m.E. seine Größe für uns Heutige einfach in der Lebendigkeit seiner Schilderungen begründet. Er schenkt uns ein leuchtendes Bild seiner Zeit UND seines Lebens. Er verteidigt sich nicht und rächt sich, im Vergleich zu einem Barras oder Trenck, kaum in seinen Memoiren. Er gesteht ein und auch, wo ihn die Frau überwunden hatte und sich als die Klügere erwies. Auch Casanova hat seine Fehler, nicht bloß Pech auch manchmal hoch gesetzt und verloren. Lieben tut er mit Haut und Haaren, nicht als selbstironische bis sarkastische Liebesmaschine wie sie uns Mirabeau in seiner "Bekehrung" präsentiert. Wer Casanova nur dem Namen nach kennt, mag das glauben, aber wer nur die eine oder andere Passage las oder seine Hingabe, mit welcher er gutes Essen lobt und sogleich zu den anderen Freuden übergeht, der wird nicht umhin können ihn anders aufzufassen.
Vielleicht steckt ein bisschen Casanova in jedem oder in jedem Mann zumindest. Wenn man den Blick befreit hat, sieht man ihn und erkennt die Alltäglichkeit seines Kampfes und seiner Irrwege. Was treibt ihn? Ist es ein Schicksal, das ihn rastlos lange Jahre bleiben lässt, ist es der Zeitgeist? Dabei bleibt er immer Freidenker, verfolgt wie Trenck, aber weniger beschränkt in der Sichtweise. Vielleicht sieht er doch letztlich voll Abscheu auf sein Venedig zurück, dem Ort vieler Lieben.
Ich frage mich oft, ob Casanova ein Einzelfall war oder ob er ein Paradebeispiel nur ist für die Libertins ohne Halt, ohne Rast? War sein Weltbild und sein Bild von den Frauen, nach welchem er sich den Damen gegenüber letztlich auch verhielt, eine eigene Kreation von ihm und wir übertragen es auf sein "galantes" Jahrhundert? Oder wollen wir das gern glauben, da andere Helden der Romane seiner Zeit ihm so ähneln, dass es fast zu verführerisch wäre, ihn als einen Romanhelden zu sehen?